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Das A.T.S. Team

Das Formel 1 Forum früherer Tage...
Beitrag Donnerstag, 01. Juni 2006

Beiträge: 45812
Das italienische Team hatte eine kurze Formel-1 Karriere. Beim Belgien GP 1963 stieg das Team in die Formel-1 WM ein. Mit vollem Namen heißt A.T.S. Turismo e Sport. Hinter dem Projekt stand unter anderem der ehemalige Konstrukteur von Ferrari, Carlo Chiti. Als Geldgeber treten der Großindustrielle Dr. Billi und Jaime Ortiz Patino in Aktion. Das zierliche Auto vom Typ 100 wird von einem V8-Motor im Winkel von 90' angetrieben. Das Aggregat besitzt ein Alu-Gehäuse und hat 4 oben liegende Nockenwellen. Mit einer Querschnittsfläche von lediglich 0,34 M2 wird sogar der revolutionäre Lotus 25 (0,37 M2) unterboten. Das Team aus Bologna verpflichtet Jack Fairman als Testfahrer. Anschließend unterschreiben mit Phil Hill und Giancarlo Baghetti 2 namhafte Piloten. Das Debüt des A.T.S wird mit Spannung erwartet.

Doch beim Auftakt in Monaco fehlen die Neulinge. Erst in Spa tauchen sie auf - enttäuschen aber auf ganzer Linie. Wegen Problemen mit dem Getriebe und der Kraftübertragung fallen beide Autos aus. Auch in Zandvoort kommt kein A.T.S 100 ins Ziel. Daraufhin verordnet sich Chiti eine Denkpause – A.T.S fehlt in Reims und Silverstone. Auf dem Nürburgring wollen die Italiener zuschlagen. Aber Hill und Baghetti warten zunächst vergeblich auf ihre Autos. Der Truck-Chauffeur schlief während der Anreise übermüdet ein und landete im Straßengraben. Mit Verspätung wird der Schrott angeliefert. Verzweifelt versucht man, nach dem Motto "Aus zwei mach eins" wenigstens einen A.T.S 100 startklar zu machen. Ober Nacht legen sogar Chiti und Hill mit Hand an. Vergeblich. In Monza klappt's besser. Hill wird 11., Baghetti 15. - aber auf Sieger Clark fehlen im Ziel 7 bzw. 23 Runden. Weder in Watkins Glen noch in Mexiko kommt ein A.T.S ins Ziel. Noch vor dem Finale in Südafrika drehen Dr. Billi und Patino den Geldhahn zu.

In den 5 Rennen war Rang 13 die beste Startposition. Außer den 5 WM Rennen fuhr A.T.S keinen weiteren GP außerhalb der Formel-1 WM. Später in der Formel-1 Geschichte gab es neuerlich ein Team namens ATS. Das Team war vom Deutschen Günther Schmid und hatte mit dem A.T.S. Team von 1963 nichts zu tun.

Bilder/Ergänzungen/Infos/Diskussionen etc. sind erwünscht.

Beitrag Donnerstag, 01. Juni 2006

Beiträge: 0
Ich hab e hier ein Bild gefunden. Könnte das einer dieser A.T.S. sein ?

Bild

Beitrag Donnerstag, 01. Juni 2006

Beiträge: 3303
benutzerkonto hat geschrieben:
Ich hab e hier ein Bild gefunden. Könnte das einer dieser A.T.S. sein ?

Bild



Also ich kenne nur Bilder vom T 100 wo er eine hohe Motorverkleidung ( Höhe Überrollbügel ) hat . die Cockpitverkleidung habe ich auch anders in Erinnerung !

Aber hatten wir das Thema A.T.S. nicht erst neulich irgendwo hier ?

Micha du hast beim Namen das A wie Automobile vergessen :-)
Ursprünglich wollten die Ferrari Abtrünnigen Chiti und Tavoni das Team ja Scuderia Serenissima nennen aber dann scheuten sie wohl den offen Konflikt mit Enzo der eh schon stocksauer auf die Truppe samt ihrem Fahrer Ph.Hill war .
Was aus den T100 geworden ist ( Derrington-Francis ) haben wir auch schon mal hier abgehandelt . Ich find es nur gerade mal nicht !

Um die Sache nur ein wneig verwirrter zu machen .Es gab auch noch ein französisches ATS Team ,allerdings nicht in der F1 sondern 1992 in der F3

Beitrag Donnerstag, 01. Juni 2006

Beiträge: 28
Also falls ihr es vom ATS von G. Schmidt habt, hier meine Meinung:

1983 hatten die ein richtig schnelles Auto, nur halb lackiert, alles schwarze
blieb in Kohlefaser pur, nur gelbe Stellen waren lackiert. Sah gut aus.

Manfred Winkelhock war in den Trainings und zu Rennbeginn oft unter
den TopTen.

Die Sache hatte nur einen Haken:
Mit der Haltbarkeit der 4-Zylinder-Turbomotoren von BMW hatte man sehr zu kämpfen und Schmidt sparte leider am falschen Fleck:
Verreckte der Turbo, wurde dieser alleine gewechselt. Das Ende vom Lied
war immer abzusehen: Kapitaler Motorschaden.
Es ging aber auch anders herum: Motor hin, Wechsel ohne Turbe:
es folgte der Turboschaden...
Bei Brabham wurde immer die ganze Einheit gewechselt.
So ging das eigentlich die ganze Saison.
Schade dass damals kein größeres Budget vorhanden war, bzw. nicht ganz so professionell gearbeitet wurde.
----------------------------------------------
Kann mir mal einer den Fliegendreck vom Seitenfenster wegwischen?

Beitrag Donnerstag, 01. Juni 2006

Beiträge: 3303
Strietzel hat geschrieben:
Also falls ihr es vom ATS von G. Schmidt habt, hier meine Meinung:

1983 hatten die ein richtig schnelles Auto, nur halb lackiert, alles schwarze
blieb in Kohlefaser pur, nur gelbe Stellen waren lackiert. Sah gut aus.

Manfred Winkelhock war in den Trainings und zu Rennbeginn oft unter
den TopTen.

Die Sache hatte nur einen Haken:
Mit der Haltbarkeit der 4-Zylinder-Turbomotoren von BMW hatte man sehr zu kämpfen und Schmidt sparte leider am falschen Fleck:
Verreckte der Turbo, wurde dieser alleine gewechselt. Das Ende vom Lied
war immer abzusehen: Kapitaler Motorschaden.
Es ging aber auch anders herum: Motor hin, Wechsel ohne Turbe:
es folgte der Turboschaden...
Bei Brabham wurde immer die ganze Einheit gewechselt.
So ging das eigentlich die ganze Saison.
Schade dass damals kein größeres Budget vorhanden war, bzw. nicht ganz so professionell gearbeitet wurde.
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Kann mir mal einer den Fliegendreck vom Seitenfenster wegwischen?


Normalerweise ging es um das italienische A.T.S. Team das mit Schmidts ATS Team nichts zu tun hatte .
Aber zum Thema Günther Schmidt kann man Romane schreiben und in keiner einzigen Seite käme er einigermaßen gut weg :-)
Egal ob bei seinem Team ATS oder Jahre später bei seinem RIAL Team war er eigentlich immer das erste "Sicherheits-Risiko " .Der hat schon mal in Wut seine eigenen Autos kaputt getreten oder Enscheidungen getroffen wo selbst die unbedarften Team Gäste ( heute VIPs genannt) den Kopf schüttelten .Schmidt hätte wohl selbst mit dem Budget das toyota heute hat ,damals nicht gewonnen :D)

Beitrag Donnerstag, 01. Juni 2006

Beiträge: 45812
@LotusFan: Danke für deine Ergänzungen!

Beitrag Donnerstag, 01. Juni 2006

Beiträge: 8060
Ein bisschen Allgemeinwissen zu ATS, nachdem ja hier schon auf die Rennaktivitäten eingegangen wurde:

Die Gründung der Marke ATS hatte ihren Ursprung in einem der bei Ferrarl in den fünfziger und sechziger Jahren regelmäßig auftretenden Hauskräche: So verließen im Herbst 1961 der Konstrukteur Carlo Chiti, Rennleiter Romolo Tavoni und der kaufmännische Direktor Girolamo Gardini im Streit Maranello. Sie wurden sofort von Graf Volpi für die Scuderia Serenissima engagiert. Mit einem Kapital von rund 60 Millionen Lire, das von dem italienischen Industriellen Giorgio Billi und dem argentinischen Zinkmagnaten Jaime Ortiz Patino kam, gründete man im Februar 1962 die ATS Serenissima.

Hauptziel der neuen Firma war der Bau eines Formel-1-Wagens sowie einer modernen Sportwagenfabrik, für die man zehn Kilometer vor Bologna ein 50.000 qm großes Gelände erwarb. Zur Grundsteinlegung des Gebäudes, in dem Werkstätten, Montageband, eine eigene Gießerei, Rennabteilung und Büros untergebracht werden sollten, kam sogar Juan Fangio. Das Projekt schien vielversprechend.

Bild
Der ATS bei seinem Debüt 1963 in Spa - viel Arbeit sollte noch nötig sein - die Resultate blieben mager.

In kürzester Zeit realisierte Chiti einen neuen V8-Motor mit 1.494-ccm und 190 PS, der in dem zierlichen ATS-Monoposto bereits Ende 1962 vorgestellt wurde. Als Fahrer waren Phil Hill und Glancarlo Baghetti vorgesehen. Schon zu diesem Zeitpunkt trennte sich Graf Volpi nach Differenzen mit den Kapitaleignern von der Marke, um unter der Bezeichnung Serenissima eigene Fahrzeuge zu bauen. Der Firmenname des jungen Unternehmens wurde daraufhin in ATS - Automobili Turismo Sport geändert.

Auf dem Genfer Salon im März 1963 präsentierte man bereits den ersten Gran-Turismo-Wagen, den 2500 GT mit Allemano-Karosserie. Der V8 mit 2.467-ccm und 220 PS (anfangs wurden 210 PS genannt) bei 7.700 U/min war als Mittelmotor angeordnet und besaß zwei obenliegende Nockenwellen. Das 5-Gang-Getriebe der Zahnradfabrik Friedrichshafen war mit der Hinterachse verblockt, die Coupé-Karosse hatte man auf einem Rohrrahmen mit Einzelradaufhöngung aufgebaut. Gleichzeitig wurde eine leistungsfähigere Version 2500 GTS mit 245 PS angekündigt, die über vier obenliegende Nockenwellen verfügte. Der GTS sollte im Gegensatz zur Stahlblechkarosserie der Normalversion eine ultraleichte Haut aus Aluminium erhalten und über 250 km/h schnell sein!

Der Formel-1-Rennwagen wurde erstmals beim Großen Preis von Belgien am 9. Juni 1963 eingesetzt, Hill und Baghetti kamen allerdings nicht ins Ziel. Der Wechsel von Weber-Vergasern zur Lucas-Benzineinspritzung brachte aber auch keine besseren Resultate - in Holland, USA und Mexiko fielen die schlanken Monoposti aus. Lediglich in Monza konnten sich Phil Hill auf dem 11. und Baghetti auf dem 15. Platz klassieren. Das Ende des Projektes. Sportliche Einsätze gab es aber weiterhin: 1964 traten zwei ATS 2500 am Start zur Targa Florio an - die Teams Zeccoli/Gardi und Bandini/Frescobaldi fielen hier jedoch ebenso aus wie der Portugiese Cabral beim letzten Formel-1-Start der Marke in Monza - der Einsatz lief allerdings bereits unter der Leitung von Alf Francis (übrigens ein Presudonym - Francis war tatsächlich ein Pole mit Namen Kovaleski), wobei das eh schon kleine Auto noch mal um 15 cm im Radstand gekürzt wurde - muss verheerende Fahreigenschaften in Monza an den Tag gelegt haben...

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The end of the line: der letzte 'offizielle' Einsatz eines ATS 1963 in Mexiko - in den wenigen Rennen in denen diese Autos gefahren wurden machte sie eine erstaunliche Metamorphose durch.

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Das ATS, bzw. Derrington-Francis Team 1964 in Monza - da haben wir ja alle wichtigen Leute: Links der dicke Carlo Chiti, im Auto hockt der legendäre Alf Francis himself und hinter dem Auto steht Pilot Mario Cabral.

1964, nach Beendigung der offiziellen Rennaktivitäten des Hauses ATS, übernahm der langjähriger Chef-Meckaniker von Stirling Moss und Rob Walker (und bereits für einige F1-Konstruktionen verantwortlich) gemeinsam mit der Tuningfirma Vic Derrington das Formel-1-Projekt. Später versuchte Francis den 298 PS starken ATS-Motor in der 3-Liter-Formel 1 einzusetzen, der Cooper-Formel-1 von 1965 mit Derrington-Francis-Motor wurde für den Schweizer Fritz Baumann gebaut. Einsätze mit Roberto Bussinello 1966 und Silvio Moser 1967 brachten indessen keine einzige Plazierung, Jo Bonnier hatte den Wagen 1966 in Reims ebenfalls erprobt, startete dann aber lieber mit seinem Brabham. Auf dem Genfer Salon 1969 stand der GB-ATS 1000 von Giacomo Bianco - der kleine Rennsportwagen war mit einem 1.000-ccm-V8 (kein Witz!!) mit 142 PS bei 10.500 U/min ausgerüstet. Das war der Schwanengesang dieser mit viel Optimismus gegründeten Marke. Die Reste der liquidierten Firma ATS übernahm 1970 Moreno Baldi - ein trauriges Ende für ein mit interessanten Entwürfen und großen Ambitionen angegangenes Projekt.

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Silvio Mosers gestrippter Cooper-ATS, 1967 beim GP von England - der wenige bekannte Schwanengesang für ATS...

Beitrag Donnerstag, 01. Juni 2006

Beiträge: 8060
...und so sah der Straßensportwagen von ATS aus; nicht ganz überzeugend, aber es wurden ja sowieso nur ganz wenige gebaut - also was soll's...

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Beitrag Freitag, 02. Juni 2006

Beiträge: 45812
Sehr interessant, Alfalfa! Vielen Dank!


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