Wo waren die Gründe für die Cosworth-Einheitsformel?
Von Holger initiiert - hier der Thread: Anregungen, Erklärungen, Erinnerungen, Berichte, Kritik, u.s.w. gewünscht.
Ein paar Bemerkungen von mir vorneweg: der Motor war mit Sicherheit ein ganz großer Wurf - sonst hätte er sich nicht über einen solch langen Zeitraum (17 Jahre, 12 Weltmeister) siegreich halten können. Und es ist ganz erstaunlich, daß der Ford Cosworth DFV über die vielen Jahre seines erfolgreichen Einsatzes kaum nennenswerte Änderungen erfahren hat. Die etwa 100 PS, die man dem Motor über die Jahre mehr entlocken konnte, wurden ausschließlich durch Feinarbeiten an den Steuerzeiten, der Verdichtung und am Ansaug- bzw. Auspuffsystem erreicht. Auch das zeigt, welch großer Wurf der Motor war. Die Mehrleistung die Ferrari, Matra & Alfa Romeo brachten wurde durch mehr Gewicht, mehr Sprit, mangelhafte Entwicklung, u.s.w. wieder mehr als ausgeglichen. Außerdem war der Leistungsunterschied nicht so gravierend. Sein Verbrauch war konkurrenzlos niedrig - das brachte Vorteile beim Rennen (Auto leichter) und Vorteile bei der Konstruktion (Tankvolumen kleiner).
Der große Trick war sicherlich den Motor frei käuflich zu machen - das half Entwicklungskosten sparen - die vielen Teams die ihn verwendeten deckten die Schwächen in Krisenzeiten schnell auf - und viele Krisen waren's eh nicht. Aus den beiden Krisen die den Cosworth heimsuchten (1970 und 1977) konnte die Konkurrenz keinen Profit schlagen, weil sich die Konkurrenz selbst Auszeiten gönnte und dann die Ground-Effect Ära die heile Welt der Motorenbauer komplett auf den Kopf stellte. Witzigerweise passte der Cosworth (genauso wie der reaktivierte Matra V12, dem auch noch ein paar Siege gelingen sollten) im Gegensatz zum Ferraris und Alfas Flachmotoren hier prima ins Konzept und brachte dem 'alten Eisen' noch 4(!) Weltmeisterschaften, als er eigentlich schon erledigt schien.
Und noch eine Besonderheit zeichnete die Cosworth-Konstruktion aus: die Motoren, egal ob DFV oder DFY, waren Handelsware. Es waren Maschinen, die zu funktionieren und möglichst immer dieselbe Leistung abzugeben hatten. Aufgrund der langen Reifezeit und der großen Verbreitung konnte man diese übergeordnete Funktion auch erwarten. War ein Fahrzeug mit dem Ford Cosworth-Motor irgendwo bei Testfahrten oder in einem Training oder auch Rennen zu langsam, wurde der Motor als mögliche Ursache fast immer ausgeschlossen. So kam es auch nie vor, daß an ihm herumexperimentiert wurde. Langwieriges Einstellen des Zündzeitpunktes oder der Einspritzanlage, Versuche mit anderen Nockenwellen oder anderen Ansaug- und Auspuffanlagen fanden nur höchst selten statt. Der Motor wurde nicht so behandelt wie etwa bei Ferrari, wo ein nicht unerheblicher Teil der ganzen Liebe, Sorgfalt und Pflege auch dem Motor galt. Wenn ein Ford Cosworth-Motor tatsächlich einmal nicht funktionierte, wurde nicht etwa lange nach Ursachen gesucht, sondern das Triebwerk einfach ausgetauscht. Mit dem Motor hielt man sich nicht lange auf, nicht zuletzt deshalb, weil das Auswechseln aufgrund der sehr einfachen Einbauverhältnisse rasch erledigt werden konnte. Ein kompletter Wechsel nahm ca. 1,5 Stunden in Anspruch. Einzige Einstellarbeit nach getaner Arbeit war hin und wieder ein geringfügiges Fetterstellen der Einspritzpumpe, wenn der Motor im Schubbetrieb nachpatschte. Aufgrund der sehr ausgereiften Konstruktion verloren die Cosworth-Motoren während eines Rennens wenig an Leistung - maximal 11 PS, also erheblich weniger als z.B. die Ferrari-Motoren. Die Ford Cosworth-Motoren wurden nicht nur von Cosworth selber, sondern auch von anderen Firmen (z.B. Nicolsen) gewartet, überholt und auf den Prüfstand gebremst.
Hinzu kam das prima Harmonieren mit den damals gebräuchlichen Hewland-Getrieben. Kurz gesagt: man nahm einen Cosworth-Motor und ein Hewland-Getriebe und hatte die ideal Basis für eine F1-Eigenkonstruktion!
Und wie könnte man diesen Thread besser beginnen als mit der eindrucksvollen Liste alle Ford-Cosworth Kunden bis 1984 (als erstmals seit seinem Debüt 1967 kein Cosworth an den Start rollte)
Amon (1974)
Arrows (1979-1983)
ATS (1977-1982)
Bellasi (1970-1971)
Brabham (1969-1975, 1979-1982)
Connew (1972)
deTomaso (1970)
Eifelland (1972)
Ensign (1973-1982)
Fittipaldi (1975-1982)
Hesketh (1973-1978)
Hill (1973-1975)
Kauhsen (1979)
Kojima (1976-1977)
LEC (1973-1977)
Ligier (1979-1980, 1983)
Lotus (1967-1983)
Lyncar (1974-1975)
Maki (1974-1976)
March (1970-1977)
Martini (1978)
Matra (1968-1969)
McLaren (1968-1983)
Merzario (1976-1979)
Minardi (1985)
Onyx (1982)
Osella (1980-1983)
Parnelli (1974-1986)
Penske (1974-1976)
RAM (1976-1983)
Rebaque (1978-1979)
Shadow (1973-1980)
Spirit (1984)
Surtees (1970-1978)
Theodore (1981-1983)
Token (1974)
Trojan (1974)
Tyrrell (1970-1985)
Williams (1973-1983)
Wolf (1977-1979)