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Chuck Rodeghier

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Beitrag Sonntag, 23. September 2007

Beiträge: 45812
Die Formel-1 Historiker schütteln bereits mit dem Kopf, wenn die Indy 500 Fahrer von 1950 bis 1960 als Formel-1 Fahrer bezeichnet werden. Damals zählte das Rennen, das eigentlich ein Rennen der Vorgängerserie der heutigen ChampCar/IRL Serie war, zur Formel-1 Weltmeisterschaft, Formel-1 Fahrer traten damals aber so gut wie nicht an. Dennoch gab es für den Sieger wie auch bei allen anderen F1 WM Rennen 9 Punkte, für die dahinter 6-4-3-2-1. Noch mehr mit dem Kopf schütteln dürften die Historiker aber bei Chuck Rodeghier. Der US-Amerikaner, geboren als Charles Rodeghier (später aber immer Chuck Rodee genannt) am 8. September 1927 in Dixmoor, im US-Bundesstaat Illinois, versuchte sich 1959 mit einem Kuzma Offenhauser von Central Excavating und 1960 für Dunn Engineering (Dunn Offenhauser) für ein Indy 500 Rennen zu qualifizieren, scheiterte jedoch. ’59 scheiterte auch sein Teamkollege Dempsey Wilson an der Quali. In seiner späteren Karriere brachte es Rodeghier noch zu 2 Starts beim Indy 500, allerdings 1962 und 1965, als das 500 Meilenrennen von Indianapolis längst kein WM-Rennen mehr war. Die Indy 500 wurden auch zum Schicksaal für Rodeghier, denn 1966 verstarb er beim Quali zum berühmtesten Autorennen der Welt.

Einen Namen machte sich Chuck Rodeghier 1955, als er den Fort Wayne Indoor Midget Titel gewann (den Erfolg konnte er 1957 und 1958 wiederholen). Mitget-Rennen sind für die Amerikaner sehr populär, in Europa vergleichbar mit Formel-3. Praktisch jeder Nascar oder IndyCar Fahrer zur damaligen Zeit fuhr zuvor Midgetrennen. 1956 wurde Rodeghier sogar Vizemeister in der amerikanischen Midgetmeisterschaft. Ein Jahr später fuhr er seine ersten Rennen in der ChampCar Vorgängerserie USAC. Bis 1965 war er bei insgesamt 16 Meisterschaftsläufen der Serie am Start, größere Erfolge sind vergeblich zu suchen. Rang 5 in Atlanta 1965 stellt sein bestes Resultat da. Damals fuhr er einen Halibrand Offenhauser für Wally Weir Mobilgas.

Die Todesstunde Rodeghiers kam 1966 beim Qualifying zum Indy 500. Mit dem Rennwagen (Watson Ford) verpasste Roger Ward 1965 bereits die Qualifikation zum Rennen und mit dem gleichen Rennwagen hatte Johnny Rutherford einen Unfall in der Box, bei dem 2 Menschen verletzt wurden. Besitzer war Bob Wilke. Der Unfall passierte in der 2. Aufwärmrunde. Er verlor die Kontrolle über seinen Renner und krachte in Kurve 1 (also jene Kurve, welche die letzte Kurve beim Formel-1 Rennen 2000-2007 in Indianapolis war) rückwärts in die Mauer, ähnlich wie Ralf Schumacher bei seinem Crash 2004 im BMW Williams beim USA GP 2004 in Indianapolis, wie aber bereits erwähnt von der anderen Seite. Dabei war der Rennwagen von Rodeghier kaum zerstört und zunächst funkte er auch noch zu seinem Chefmechaniker Grant King (King ist einer der besten Indy 500 Renner Designer. Mit seinen Autos konnten bereits Mario Andretti, Formel-1 Weltmeister 1978, Art Pollard, Billy Foster und Al Unser in Indy siegen). Dabei beschrieb er, dass er die Kontrolle über seinen Watson Ford verlor, weil ihm ein Stück Papier ins Gesicht flog. Obschon der Unfall nicht zu heftig war, erlitt er schwere Kopfverletzungen, die ihn kurz nach dem Funkspruch in ein Koma versetzten. Wenige Stunden nach dem Unfall starb er. Vor seinem Unfall war er nach 2 Siegen Meisterschaftsführender bei den Midgets. Hätte man Aussagen seines Doktors geglaubt, wäre er 1966 gar nicht mehr gefahren, denn bereits nach einem Armbruch 1958 prophezeiten ihm die Ärzte das Karriereende.

Rodeghier in der ChampCar bzw. USAC
1957: 1 Rennen; USAC-Debüt in Trenton mit einem Kurtis Offenhauser (Team Pete Wales)
1958: 1 Rennen; Erste Punkte (50) in Trenton mit einem Kurtis Offenhauser
1960: 2 Rennen für Dunn Engineering auf einem Dunn Offenhauser
1962: 3 Rennen mit 3 verschiedenen Rennern (Christiansen-, Watson und Kuzma Offenhauser)
1963: 2 Rennen (Watson Offenhauser und Burnett Chevrolet)
1964: 2 Rennen (Epperly Offenhauser, Gerhardt Offenhauser)
1965: 5 Rennen; Rang 5 in Atlanta als bestes Karriereergebnis (250 Punkte)

http://s3.amazonaws.com/findagrave/phot ... echuck.jpg

Beitrag Montag, 24. September 2007

Beiträge: 1477
MichaelZ hat geschrieben:
Damals zählte das Rennen, das eigentlich ein Rennen der Vorgängerserie der heutigen ChampCar/IRL Serie war, zur Formel-1 Weltmeisterschaft

Ich weiss nicht, wie oft ich es schon geschrieben habe - damals gab es keine F1-Weltmeisterschaft, sondern eine Fahrer-Weltmeisterschaft...!!

Beitrag Donnerstag, 27. September 2007

Beiträge: 317
Ich fürchte, es ist genauso aussichtslos, manchen Lesern den Unterschied zwischen der Fahrer-WM und der Formel-1-WM zu vermitteln wie denjenigen zwischen einem mehrfachen und einem mehrmaligen Weltmeister.

Michael Schumacher ist 7-maliger, aber nicht 7-facher Weltmeister.

Um den Unterschied zu verdeutlichen, darf ich eine Anleihe beim Motorradrennsport machen. Dort wurde Freddie Spencer 1983 500-ccm-Weltmeister und gewann 1985 die Titel sowohl in der 500-ccm- wie auch in der 250-ccm-Klasse.

Daher ist Spencer ein 3-maliger Weltmeister, weil er in seiner Karriere 3 WM-Titel holte. Im Jahre 1985 war er sogar 2-facher Weltmeister, weil er gleichzeitig 2 WM-Titel in seinem Besitz hatte.

Einen derartigen Doppel-Weltmeister kann es in der Formel 1 schon deshalb nicht geben, weil es halt immer nur einen Titel zur Zeit zu gewinnen gibt. Aber was rede ich...
Zuletzt geändert von Scheibenwischer am Donnerstag, 27. September 2007, insgesamt 1-mal geändert.

Beitrag Donnerstag, 27. September 2007

Beiträge: 1477
Scheibenwischer hat geschrieben:
Ich fürchte, es ist genauso aussichtslos, manchern Lesern den Unterschied zwischen der Fahrer-WM und der Formel-1-WM zu vermitteln, wie denjenigen zwischen einem mehrfachen und einem mehrmaligen Weltmeister.

Nun ja, das ist durchaus höhere Germanistik, und im normalen Sprachgebrauch zu entschuldigen.

Viele in diesem Forum machen den Fehler, dass sie die heutige Situation versuchen in die Vergangenheit umzusetzen. Sie gehen 10 Jahre zurück und stellen fest, dass sich seitdem nicht viel geändert hat. Also muss es 50 Jahre zurück eben auch nicht viel anders gewesen sein. Hinzu kommt die Fixierung auf die Statistiken, die in der Regel nur WM-Daten enthalten.

Ein typisches Beispiel hierfür ist Hans Stuck:
* Zu Grands Prix gemeldet - 5
* Grands Prix gefahren - 3
* Siege - 0
* Pole-Positionen - 0
* Schnellste Rennrunden - 0
* Angeführte Rennen - 0
* Punkte (alle/nur Meisterschaft) - 0 / 0
Ein typischer Hinterbänkler also, der das Hinterherfahren auch mal probieren wollte, und dann mangels Können oder Sponsorunterstützung wieder in der Versenkung verschwand?

Dass Stuck aber bei der Einführung der WM bereits 50 Jahre alt war, dass er bereits seit Ende der 20er Jahre Rennen fuhr, und in den 30ern neben Caracciola der absolute Superstar in Deutschland war, das wissen die wenigsten.

Geschichte funktioniert nicht von hinten nach vorne, das haben wir doch alle bereits in der Schule gemerkt. Angefangen hat es in der Sexta mit der Steinzeit, und in der Oberprima waren wir dann bei der Weimarer Republik. Zu "dem danach" war dann keine Zeit mehr, aber das liegt bei mir nun auch bereits 40 Jahre zurück...

Genauso ist es mit dem Motorsport, wer sich wirklich für dessen Geschichte interessiert, der muss eben in der Steinzeit anfangen, sprich bei den Stadt-zu-Stadt-Rennen am Ende des 19. Jahrhunderts. Und sich dann Periode für Periode nach "oben" arbeiten. Und nicht nur anhand von Statistiken, sondern auch von "normaler" Literatur.
Zuletzt geändert von Michael_Mueller am Donnerstag, 27. September 2007, insgesamt 1-mal geändert.

Beitrag Donnerstag, 27. September 2007

Beiträge: 40
Michael, Du sprichst mir aus dem Herzen ... !!


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