MichaelZ hat geschrieben:
Bobby Unser startete auch einen Versuch in der Formel-1; der Schuss ging aber eher nach hinten los: 1968 führte er einige Gespräche mit BRM, in Monza kam es zu einem Test und für den Italien GP wurde Bobby Unser auch als Teamkollege von Pedro Rodriguez. Er hatte allerdings ein anderes Rennen und so startete er nicht. Beim USA GP fuhr er dann aber endlich für BRM auch ein WM Rennen in der Formel-1. Er qualifizierte sich für den 19. Startplatz und schied mit Motorschaden aus. Beim Questor GP, einem GP außerhalb der WM auf amerikanischen Boden, wurde Bobby Unser auf einem Lola Chevrolet 12. Damit war’s das dann schon mit der Formel-1.
Dazu noch ein paar Worte von mir:
Bobby Unser war eine der großen Nummern im US-Rennsportgeschäft, als er Ende 1968 einen F1-Versuch unternahm. Auf Drängen von Goodyear sollte er die letzten drei Rennen der Saison (Monza, Kanada, USA - Mexiko war NICHT geplant) fahren. Man wählte das BRM-Team aus - obwohl das 1968 sehr unorganisiert und nicht auf der Höhe ihrer Leistungsfähigkeit war.
Ich nehme mir die drei Rennen einfach der Reihe nach vor - ist nämlich ganz witzig und unterhaltsam was dem Bobby da alles passiert ist:
1. MONZA
Bobby Unser in Monza '68 - welchen BRM er nun genau in welchem Rennen fuhr ist auch mir noch nicht ganz klar, da BRM 1968 einen wilden Mix aus den Modellen 126, 133 und 138 fuhr...
In Monza durfte er, obwohl qualifiziert, auf Grund der (lokalen?!) 24-Stunden-Regel nicht starten.
Was war passiert? Unser & Landsmann Andretti (für Lotus) hatten für das Rennen gemeldet, wollten sich aber gleichzeitig das Hoosier 100 in Indianapolis am Tag davor (Samstag) nicht entgehen lassen. Beide drehten also einige Eingewöhnungsrunden am Mittwoch und Donnerstag, am Freitag blieb ihnen nur eine gute halbe Stunde um sich zu qualifizieren um dann rechtzeitig wieder für Quali und Rennen in die USA zurück zu fliegen. Klingt hektisch, war es auch, doch beide packten es tatsächlich ziemlich locker in Feld (wobei Augenzeugen berichten dass Teamkollege Pedro Rodriguez Unser bei einigen schnellen Runden im Windschatten schleppte, bis ihm der Motor einging).
Leider war die Trainings-Schlappe gegen Teamkollege Pedro Rodriguez, der über zwei Sekunden schneller war, ziemlich deftig - obwohl Monza nun wirklich keine großen fahrerischen Ansprüche stellte. Für Unser, der sich bis dahin für den schnellsten Fahrer der Welt hielt, eine unbegreifliche Sache. Andretti war deutlich schneller, obwohl auch er von Hill deutlich gebüglet wurde und Oliver um lediglich 2 Zehntel schlagen konnte.
Doch zurück zum eigentlichen Thema: Kaum waren die beiden in den USA, trat der Veranstalter auf den Plan - und wollten den beiden die Teilnahme untersagen, weil es in Monza eine Regel gab, wonach kein Fahrer binnen 24 Stunden an einem weiteren Rennen teilnehmen durfte.
Natürlich gab's noch Diskussionen wie diese Regel anzuwenden sei; das Rennen in den USA fand am Samstag um 12 Uhr statt, der italienische GP am Sonntag um 15 Uhr - es waren also gar keine 24 Stunden Unterschied! Wenn man allerdings die 6 Stunden Zeitdifferenz zu den USA wegrechnet wäre das Rennen in Indianapolis am Samtag um 18 Uhr gewesen.
Es gab ziemlich Knatsch deswegen, aber letztlich wurde im Interesse der Sicherheit Beiden der Start verboten und ihre Zeiten gestrichen.
Die Botschaft erreichte Unser und Andretti während des Rennens in Indianapolis - so blieb ihnen wenigstens der überflüssig Flug nach Monza erspart.
So sind sie, die Amis! Fahren lieber im Dreck als in Monza! Hier der Start der Hoosier 100: #2 ist Mario Andretti (auf Pole) im 'Overseas National Airway' Kuzma-Offy, daneben mit #5 Al Unser im Retzloff Chemical Dunlop-Offy, gleich dahinter der andere Monza Flüchtling Bobby Unser mit #3. Gewonnen hat dann übrigens A.J. Foyt.
2. ST. JOVITE
In Kanada stand Unser als #17 auf der Meldeliste, er zog es jedoch vor an diesem Wochenende ein USAC-Rennen auf dem 1-Meilen-Oval von Trenton zu fahren. Schließlich ging es für ihn zu dem Zeitpunkt noch um die USAC-Meisterschaft (die er schließlich auch gewann).
3. WATKINS GLEN
Nachdem nun schon zwei Versuche daneben gegangen waren überhaupt zu einem Start zu kommen, kam es beim dritten Mal noch schlimmer!
Am Abend vor dem ersten Training in Watkins Glen brach er sich bei einem Benefiz Basketball-Spiel zwischen Rennfahrern und Journalisten den rechten Knöchel. Er sagte Louis Stanley (dem damaligen BRM-Boss) dass er nicht fahren könne. Der fiel aus allen Wolken und nötigte Unser den Start mit allen Mitteln ab; von ihm aus könne er nach einigen Runden aufgeben, aber er habe geschäftliche Verpflichtungen, die an einen Start von Unser geknüpft wären. Irrsinnig vieeeeeel Geld stehe auf dem Spiel, und so weiter und so fort... tra-la-la...
Okay, Unser ging zum Doktor um sich Schmerzmittel verschreiben zu lassen (er erwähnt in einem Interview dass er bei früheren Unfällen gute Erfahrung mit 'Novocain' gemacht hatte - und wollte das auch diesmal wieder haben, aber der Arzt gab ihm große, weiße Pillen ('Darvon', oder so ähnlich), die Unser vor dem Training einwarf.
Kaum war er auf der Strecke, hatte er schon einen gewaltigen Unfall - und wusste gar nicht wie es dazu gekommen war - die Pillen hatten seinen Verstand völlig benebelt. Und das beste - er verspürte nicht die geringsten Schmerzen! Das Auto war totaler Schott, Benzin lief aus und Unser konnte von Glück sagen dass kein Brand ausbrach, da er nur mühsam aus dem Fahrzeug kam.
Es folgte eine weitere Diskussion mit Stanley, der weiterhin auf den Start bestand.
Unser orderte also das Ersatzfahrzeug von Rodriguez (man musste zuerst einen passenden Sitz für ihn 'bauen') - und war überrascht. Das Ding ging wesentlich besser als die Karre die man ihm in Monza und bis zu seinem Unfall in Watkins Glen fahren ließ. Hier wurde wohl ein 'namenloser' Mexikaner bevorzugt!
Leider musste er nun auf die 'gefährlichen' Schmerzkiller verzichten und konnte kaum einen Meter ohne starke Schmerzen fahren. Dabei fuhr er dann auch noch eine Maschine kaputt und konnte sich nur als Vorletzter fürs Rennen qualifizieren. Im Rennen hatte er sich bereits 8 Autos geschnappt und lag auf Platz 10 als das Getriebe kaputt ging und er den Motor ruinierte. Es war ein frustrierendes Wochenende für Unser - und ein teueres für BRM
Ziemlich bedient steigt Bobby Unser nach dem Ausfall aus dem BRM - das war's mit der F1-Karriere...
Nach dem Rennen sah Bobby Unser dann ein dass es wohl besser war es in der F1 bleiben zu lassen. 1971 fuhr er zwar noch mal beim Questor GP in Ontario einen F5000 in dem gemischten F1/F5000-Rennen, aber mit den schweren Stock-Block-Motoren hatten die 5000er nicht die geringste Chance gegen die F1.
End of the story...