Ernesto und Vittorio Brambilla
Von den Italienern ist Ernesto der ältere Bruder (6 Jahre älter), aber erfolglosere. Vittorio Brambilla fuhr erst später in der Formel-1, als Ernesto. Ernesto schaffte es aber nie richtig in die Formel-1. Beim Italien GP 1963 fuhr er für die Scuderia Centro Sud einen Cooper Maserati T53. Mit exakt 13 Sekunden Rückstand auf den Pole Setter John Surtees (Ferrari) verpasste er die Qualifikation und konnte schließlich beim Rennen nicht starten. Seine beiden Teamkollegen machten es besser: Maurice Trintignant (allerdings auf einem BRM) schaffte immerhin Startplatz 19 und Mario Araujo de Cabral, der einen Cooper Climax T60 für die Scuderia Centro Sud fuhr, war immerhin fast 6 Sekunden schneller als Ernesto Brambilla, auch wenn dies ebenfalls nicht zur Teilnahme am Rennen reichte.
Danach fuhr er lange nicht mehr in der Formel-1. Er versuchte sich zwischenzeitlich in der Formel-2. 1968 beispielsweise fuhr er eine starke Formel-2 Saison. Er startete erst am dem 5. EM Rennen im österreichischen Trulln, das er in einem Brabham Cosworth BT23 des Scuderia Picchio Rossa Team 6. wurde. Später fuhr er auch für das Spa Ferrari SEFAC Team, das den Ferrari Dino 166 mit V6 Motor einsetzte. Damit siegte er bei den letzten beiden Rennen in Hockenheim und Vallelunga (hier vor seinem Teamkollegen Andrea de Adamich). So wurde er am Ende in der Tabelle hinter Jean Pierre Beltoise und Henri Pescarolo (beide Matra Cosworth) 3.
Auch 1969 fuhr er Formel-2. Doch mit dem gleichen Ferrari im gleichen Team gab es deutlich weniger zu holen als im Vorjahr. In Thruxton und Jarama wurde er jeweils 6. Beim Italien GP bekam er im Ferrari Werksteam sogar eine Chance in der Formel-1. Dabei steuerte er den Ferrari 312/68/69. Er durfte allerdings letztlich beim Rennen nicht starten, weil er das Auto von Pedro Rodriguez fuhr. Damit war seine kurze Formel-1 Karriere von 2 Nichtqualifikationen auch schon beendet. Danach fuhr er wieder Formel-2. 1972 fuhr er in Hockenheim mit seinem eigenen Team und March Chassis auf Rang 6.
Zu diesem Zeitpunkt fuhr auch schon sein jüngerer Bruder Vittorio Brambilla Formel-2. Nach einem 4. Platz in der Tabelle 1973 in der Formel-2 für March BMW, kam Vittorio 1974 in die Formel-1. Beim March Team bekam er ein Stammcockpit. Er fuhr die gesamte Saison mit dem March Ford 741. Beim Debüt von Vittorio Brambilla beim Südafrika GP wurde er 10. Beim Spanien GP hatte er dann bereits seinen ersten Crash in der Formel-1, blieb aber unverletzt und fuhr in Belgien auf Rang 9. In Monaco und Schweden gab es 2 Ausfälle in Folge: Nach einem Unfall in Monte Carlo folgte in Anderstorp ein Motorschaden. Rennen 6 (Holland) und Rennen 7 (Frankreich) beendete er als 10. bzw. 11. Beim Großbritannien GP schied er wieder aus. Bevor er beim Deutschland GP mit Rang 6 den ersten WM Punkt an Land gezogen hat, wurde er beim Österreich GP 13. Beim Italien GP hatte er neuerlich einen Unfall. In Kanada verpasste er sogar die Qualifikation! Beim Abschlussrennen zum USA GP fiel er nochmal aus. Mit einem Punkt beendete er die WM als 18.
1975 blieb er bei March und fuhr den March Ford 751. Er war kaum konkurrenzfähiger und fiel häufig aus, aber es gab auch eine deftige Überraschung durch Brambilla in der Saison 1975. Dazu gleich. Beim Auftakt in Argentinien wurde er aber zunächst 9. Danach gab es in Brasilien (Motorschaden) und Südafrika (Schaden am Ölkühler) 2 Ausfälle. Mit Rang 5 fuhr er beim Spanien GP sein bisher bestes Resultat in der Formel-1 ein. Beim Monaco GP verunfallte er mit dem Shadow Ford Pilot Tom Pryce. In Belgien stoppte Brambilla ein Bremsdefekt. In Schweden stellte er seinen March aber sensationell auf Pole Position! Diese Sensation war aber noch nicht die derbe Überraschung, die noch folgte, aber nicht in Schweden, denn dort fiel er wegen defekter Kraftübertragung aus. Auch beim Holland GP, wo er mit Tyrrell Ford Fahrer Patrick Depailler kollidierte, und beim Frankreich GP, wo es Schäden an den hinteren Dämpfern gab, konnte er jeweils das Rennen nicht beenden. Den 3. Punkt, und das war weit unter dem eigentlichen Speed, den March mit Brambilla 1975 zeigte, holte sich Vittorio dann beim Großbritannien GP, wo der Italiener auf Rang 6 einlief. Beim Deutschland GP schied Brambilla mit Aufhängungsschaden aus. Danach kam aber die Überraschung: Von Startplatz 8 aus, siegte er beim Österreich GP völlig unerwartet. Doch auch das Siegen muss gelernt sein: Nach dem er beide Hände vor Freude in die Luft riss crashte er in die Mauer! Die Ehrenrunde musste er mit einem geschroteten March zu Ende fahren! Nach einem Aus wegen einem Kupplungsschaden in Italien, wurde Brambilla in den USA zum Saisonfinale noch 7. Damit ging eine vom Speed sehr gute, aber von der Zuverlässigkeit mangelhafte Saison zu Ende. WM Rang 11 waren im Anbetracht des Speeds, der sich vor allem bei einer Pole und einem Rennsieg zeigte, viel zu wenig.
1976 hatte er mit dem March Ford 761 des March Teams wieder einen äußerst unzuverlässigen und von der Geschwindigkeit her schlechteren Rennwagen als im Vorjahr, eine deutlich verschlechterte Ausgangsbasis. In den Resultaten schlug sich dies folgendermaßen nieder: Ölleck in Brasilien, Rang 8 in Südafrika, Kollision mit Brabham Alfa Romeo Pilot Carlos Reutemann beim USA West GP, Aufhängungsschaden in Spanien, Defekt in Belgien, Aufhängungsschaden in Monaco, Rang 10 in Schweden, Defekt in Frankreich, Kollision mit Teamkollege Ronnie Peterson in Großbritannien, Unfall nach Bremsdefekt in Deutschland, Crash mit Copersucar Ford Pilot Emerson Fittipaldi beim GP von Österreich, Rang 6 in Holland (und damit der einzige WM Punkt in der Saison 1976 für Vittorio Brambilla), Platz 7 in Italien, 14. Rang in Kanada, Reifenschaden beim USA GP und ein Motorschaden beim Saisonabschluss in Japan.
Für die Saison 1977 wechselte Vittorio Brambilla das Cockpit. Er wechselte in das Team von John Surtees (Surtees Team) und fuhr dort einen Surtees Ford TS19. Den 19. Platz in der Fahrerwertung 1976 konnte er damit auf jeden Fall verbessern. Mit Rang 7 verpasste er bereits beim Auftakt in Argentinien Punkte nur ganz knapp. Dabei kam er nach einem Defekt kurz vor Rennende nicht einmal ins Ziel! Beim Brasilien GP schied er schon deutlich vorher mit einem Unfall aus. Danach folgte aber neuerlich ein 7. Platz beim Südafrika GP. Danach hatte er 2 Kollisionen: Beim USA West GP mit dem deutschen McLaren Ford Fahrer Jochen Mass und beim Spanien GP mit dem Ensign Ford von Clay Regazzoni. Nach einem 8. Platz in Monaco fuhr er aber dann beim Belgien GP auf Rang 4. Dieses Ergebnis blieb nach seinem Sieg in Österreich 1975 das 2. beste Ergebnis seiner Formel-1 Karriere! Es gab noch ein paar weitere Punkte, auch in der Saison 1977, aber zunächst ging es mit einem Motorschaden in Schweden, einem 13. Rang in Frankreich und dem Großbritannien GP, den er als 8. beendete, deutlich schlechter weiter. Danach beim Deutschland GP verbesserte er seinen Punktestand 1977 aber mit Rang 5 auf 5 Punkte. In Österreich und Holland verhinderte seine eigene Dummheit (Dreher jeweils kurz vor Rennende, er wurde jeweils noch in die Wertung mit aufgenommen; legte also mehr als 90% der Renndistanz zurück!) mehr Punkte. Beim Italien GP wurde er von Brabham Alfa Romeo Pilot John Watson aus dem Rennen gekickt. Danach beim USA GP wurde er 19. Beim Kanada GP schließlich verunfallte er auf einer Ölspur, wurde aber noch als 6. gewertet – damit bekam er noch einen WM Punkt. Mit einem 8. Rang in Japan schloss er die Saison 1977, welche er als WM-16. beendete, ab.
Auch 1978 blieb er bei Surtees und fuhr dort den Surtees Ford TS20. In den ersten 4 Rennen (erreichte dabei als beste Platzierung Rang 12 und konnte sich einmal sogar nicht qualifizieren!) setzte er noch den Vorjahres- Surtees TS19 ein. Das Debüt von Brambilla mit dem TS20 endete mit einer Nichtqualifikation in Monaco. Nach einem 13.Rang (obschon mit Motorschaden kurz vor Beendigung des Rennens) in Belgien, verpasste er als 7. in Spanien knapp einen weiteren WM Punkt. Nach einer Kollision mit Tyrrell Ford Fahrer Didier Pironi war in Schweden das Rennen bald beendet. In Frankreich drehte er sich kurz vor dem Schluss des Rennens noch ins Aus, wurde aber als 13. ins Klassement mit aufgenommen. Zwischen den vielen Pannen wurde er in Großbritannien nach einem pannenfreien Wochenende 9. In Deutschland aber schied er bereits wegen einem defekten Kraftstoffsystem aus. Beim Österreich GP erreichte er als 6. noch einmal einen WM Punkt, der einzigste 1978 und der letzte in seiner Karriere als Formel-1 Pilot! Beim Holland GP wurde er nach einem Dreher angeschoben; das bedeutete die Disqualifikation. Nach dem Startunfall beim Italien GP konnte er beim Neustart nicht mehr starten. Durch diesen Unfall konnte er auch bei den letzten Rennen in Übersee nicht starten. Er wurde WM-19. Im Grunde war danach seine Formel-1 Laufbahn zu Ende.
1979 und 1980 kehrte er jeweils kurz bei Alfa Romeo als Formel-1 Pilot zurück. Beim Italien GP 1970 fuhr er den Alfa Romeo 177 auf Rang 12, in Kanada und in den USA schnitt er aber mit dem 179 bereits schlecht ab: Ausfall in Kanada und beim USA GP konnte er sich für das Rennen nicht qualifizieren. Mit dem Alfa Romeo 179 fuhr er auch 1980 beim Holland- und Italien GP für das GP Team von Alfa Romeo. In Holland verunfallte er aber mit Ensign Ford Pilot Geoff Lees und in Italien drehte er sich ins Aus. Dann war nach 74 Rennen, einem Sieg, einer Pole Position und 15,5 Punkten seine Karriere als Formel-1 Fahrer aber definitiv gelaufen.