Unfallhergang, ebenfalls von
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Gewagtes Manöver führt zum Tod
München - Spa-Francorchamps, 1. September 1985. Auf dem Programm steht das klassische 1000-km-Rennen, der siebte Lauf der Saison zur Endurance-WM. Die Fans freuen sich auf einen Dreikampf zwischen Lancia, Porsche und Jaguar. Um 12.37 Uhr wird gestartet.
Zunächst übernimmt Riccardo Patrese, der sich seinen Lancia mit Alessandro Nannini teilt, die Führung vor den beiden Werks-Porsche 962C von Derek Bell/Hans Stuck und Jochen Mass/Jacky Ickx. Aber das Rennen ist noch lang.
Nach 50 Runden zeichnet sich ab, dass nur noch fünf Teams für den Sieg in Frage kommen: Der Brun-Porsche 956, an dessen Steuer sich Thierry Boutsen und Stefan Bellof abwechseln, die Werksporsche von Bell/Stuck und Mass/Ickx, der inzwischen durch Patrese verstärkte Lancia des Duos Bob Wollek/Mauro Baldi und der von Klaus Ludwig und Paolo Barilla gefahrene Joest-Porsche 956.
Um 15.25 Uhr beginnt sich die Lage zuzuspitzen: Jacky Ickx, der 40-jährige Belgier, und der 27-jährige amtierende Langstrecken-Champion Stefan Bellof kämpfen um die Führung.
Eigentlich ist es ein ungleicher Kampf. Ickx, der sich aufgrund seiner Routine in Spa als "Hausherr" fühlen muss, fährt das Werks-Auto jüngster Bauart.
Die Fahrzeuge kurz vor dem Aufprall in die Leitplanke - Bellof hat sich bereits einmal komplett gedreht Bellof hingegen pilotiert den alten Typ 956 des Teams Brun. Fünf Runden lang liegt das Duo im Infight. Jürgen Lässig, der von den beiden Führenden überrundet wird, erinnert sich später, dass ihm der Gedanke - "hoffentlich geht das gut" - durch den Kopf schoss.
Dann greift Bellof an. Augenzeuge Peter Reinisch, Manager des Teams Brun, wird später aussagen: "Stefan scherte (bei der Anfahrt zur Kurve Eau Rouge) erst in Höhe des neuen Start/Ziel-Gebäudes aus. Dann berührten sich die beiden Autos."
Die zwei Rennwagen drehen sich. Der Bolide von Ickx schlägt mit dem Heck gegen die Leitplanken, der von Bellof knallt frontal gegen die Planke, die unmittelbar vor dem Betonfundament einer Tribüne steht.
Reinisch: "Als ich sah, dass er nicht rauskletterte, war mir sofort klar, wie schlimm es aussah." Tatsächlich wird Bellof, so die Ärzte, beim Aufprall getötet. Ickx kommt mit Prellungen davon.
43 Minuten lang wird das Rennen neutralisiert. Als Dreiviertel der Renndistanz zurückgelegt sind, gibt die Rennleitung den Tod von Stefan Bellof bekannt.
Sofort ziehen Porsche, Jaguar und Lancia ihre Werks-Autos zurück. Jetzt reagieren auch die Funktionäre: Um 17.20 Uhr, nach 122 von 145 Runden, wird das Rennen abgewinkt.
Das Wrack des Boliden von Stefan Bellof, nachdem er frontal gegen eine Leitplanke geknallt ist Drei Wochen ist es zu diesem Zeitpunkt her, dass Manfred Winkelhock am Steuer eines Porsche-Sportwagens im kanadischen Mosport sein Leben verlor.
Die erneute Tragödie ist für den Moderator einer abendlichen TV-Sportsendung der ARD Grund genug für ein Späßchen am Rande. Der Mann mit dem Gemüt eines Fleischerhundes begrüßt die Zuschauer mit einem "Rätsel".
Was, fragt er, haben deutsche Rennfahrer und Kartoffeln gemeinsam? Die Antwort bleibt er nicht schuldig. Der beste Teil, verrät er grinsend, sei stets unter der Erde - heute sei Stefan Bellof tödlich verunglückt.
Quelle: Achim Schlang für Sport 1