Bin kein Fachmann für die BMW-F2-Modelle, aber soweit ich weiss, haben sich der 269 und der 270 nur in kleinen Details unterschieden, die auf Anhieb nicht sichtbar sind, deshalb sei mir die Identifikation des 269/2 als 270 verziehen.
Nicht richtig ist allerdings, dass Ickx in der Saison 1970 zwingend einen 270er hätte fahren müssen. Die beiden 269er wurden parallel zu den beiden neuen 270ern während der ganzen Saison eingesetzt.
30.03.1970 - B.A.R.C. "200" Thruxton:
Siffert (# 27, 270), Qester (# 29, 269), Ickx (# 30, 270), Hahne (# 32, 269)
05.04.1970 - Grand Prix Automobile de Pau:
Siffert (# 20, 270) - DNA
12.04.1970 - Jim-Clark-Gedächtnisrennen Hockenheim:
Hahne (# 6, 269), Qester (?)
26.04.1970 - Gran Premio de Barcelona:
Qester (# 3, 269), Hahne (# 2, 269), Ickx (# 1, 270) - DNA
03.05.1970 - ADAC-Eifelrennen Nürburgring:
Qester (# 5, 269), Hahne (# 4, 269), Ahrens (# 3, 270, ursprünglich für Ickx genannt)
25.05.1970 - Grote Prijs van Limburg Zolder:
Siffert (# 5, 270), Ickx (# 4, 270)
14.06.1970 - Rhein-Pokalrennen Hockenheim:
Hahne (# 3, 269), Qester (# 4, 269)
28.06.1970 - Grand Prix de Rouen :
Siffert (# 6, 270), Ickx (# 5, 270), Hahne (# 24, 269), Qester (# 25, 269)
26.07.1970 - Trophée de France Formule 2 Paul Ricard :
Ickx (# 5, 270), Siffert (# 6, 270)
02.08.1970 - Preis von Deutschland Nürburgring:
2 x 270 genannt, ohne Fahrer, DNA
23.08.1970 - Gran Premio del Mediterraneo Enna:
Ickx (# 6, 270), Siffert (# 4, 270), Hahne (# 8, 269), Qester (# 10, 269)
30.08.1970 - Festspielpreis der Stadt Salzburg Salzburgring:
Ickx (# 19, 270), Qester (# 3, 270), Siffert (# 21, 270)
13.09.1970 - Flugplatzrennen Tulln-Langenlebarn:
Ickx (# 9, 270), Siffert (# 8, 270), Qester (# 10, 269), Hahne (# 11, 269)
27.09.1970 - Gran Premio Città di Imola:
Ickx (# 6, 270), Siffert (# 4, 270), Qester (# 2, 269), Basche (# 8, 269 Testauto, DNS)
11.10.1970 - Preis von Baden-Württemberg und Hessen Hockenheim:
Qester (# 1, 270), Bell (# 2, 270), Basche (# 3, 270)
25.10.1970 - Flughafenrennen München-Neubiberg:
Qester (# 423, 270), Basche (# 422, 270)
Auffallend ist, dass am 13.9. auf dem Salzburgring 3 270er auftauchen, während 2 Wochen später in Tulln-Langenlebarn wieder 2 x 270 und 2 x 269 genannt werden. Ich gehe davon aus, dass es von beiden Typen jeweils nur 2 Exemplare gab, und die beiden 269er im Laufe der Saison den 270ern angepasst wurden, und dann teilweise auch als „270“ bezeichnet wurden.
Was aber Jackie Ickx und den 269/2 mit der # 1 angeht, so ist das wirklich mysteriös. Startnummer 1 hatte Ickx nur in Barcelona, und das war zum einen ein 270er (hatte ich vielleicht doch Recht?), und zum anderen ein „No-Show“. Wie John richtig schreibt fuhr Ickx 1969 nicht für BMW, und in 1970 hätte er sich als Nummer-1-Fahrer wahrscheinlich nicht mit einem 269er zufrieden gegeben. Die Frage wird sicherlich sein, ob das besichtigte Fahrzeug „269/2“ auch wirklich identisch ist mit dem auf den zeitgenössigen Photos, muss ja nicht so sein.
Einiges Kopfzerbrechen hat mir allerdings der jeweilige Motor gemacht. Hier eine Liste der eingesetzten Aggregate:
M10 - 1,6-4-Ventiler-Apfelbeck, Lola F2, 210 PS, Lucas-Einspritzung - 1967
M12 - 1,6 4-Ventiler, F2, diametral, 230 PS, Lucas-I., Dreifach-Zündung - 1968
M12/1 - 1,6-4-Ventiler, diametral, F2, 235 PS, Kugelfischer-Einspritzung - 1969
M12/2 - 1,6 Ltr.-Parallelventiler, 242 PS, Kufi-Einspr., F2 - 1970
Was also ist „radial“ und was ist „diametral“? Hierzu ein Ausschnitt aus einem Motor-Klassik-Artikel
http://www.motor-classic.de/motor/magazin/bmwrennsport/bmw_rennsport.html:
„Versuche, entsprechende Leistungssteigerungen zunächst auf Basis der Zweiliter-Vierzylinder-Serienmotoren zu erzielen, waren nicht von Erfolg gekrönt. Apfelbeck schlug daher eine komplette Neukonstruktion für einen Vierventil-Zylinderkopf vor. Dabei griff er sein bereits 1935 zum Patent angemeldetes Vierventil-Konzept mit radial-diametral angeordneten Ventilen wieder auf. Ein- und Auslassventile lagen sich hier kreuzweise (diametral) gegenüber, die radiale Anordnung in der Kugelkalotte des Brennraums ermöglichte größere Ventilquerschnitte, eine gleichmäßigere Kühlung und einen bis zu 40% höheren Luftdurchsatz mit entsprechend höherer Leistungsausbeute.“
Weitere Auszüge aus dem (vollständigen) Artikel aus Motor-Klassik No. 5/2000:
„Am 13. Oktober 1968 in Hockenheim treten Jo Siffert und Hubert Hahne mit dem neuen Lola-BMW 102 an, dessen M12-Triebwerk ohne Apfelbeck-Kopf mit diametral angeordneten Ventilen 230 PS bei 10200/min leistet“.
Und weiter:
„Jacky Ickx steuert 2 Siege auf dem Salzburgring und beim Flugplatzrennen in Tulln-Langenlebarn (1970) bei. Es ist eine erfolgreiche Premiere für das neue M12/2-Triebwerk mit parallelen Ventilen, dass 242 PS bei 10300/min mobilisiert.“
Dass es sich in allen Fällen, auch bei der „parallelen“ Anordnung, um Vierventiler handelt, ist klar. Ich bin bisher davon ausgegangen, dass „radial“ so aussieht (x = Einlass, O = Auslass, oben = vorne).
O O
X X
und diametral:
O X
X O
Parallel ist klar:
O X
O X
Sowohl bei der diametralen als auch der radialen Anordnung liegen Ein- und Auslassventile auf beiden Seiten des Zylinderkopfes, es gibt also rechts wie links jeweils 4 Ansaugtrichter und 4 Auspuffkrümmer, so dass diese Motoren auf den ersten Blick wie ein V8 aussehen.
Die Photos des 269/270 (Ausnahme die letzten Rennen in 1970, parallele Anordnung) lassen eindeitig erkennen, dass es sich um einen Motor mit Ein- und Auslassventilen auf beiden Seiten handelt, also entweder radiale oder diametrale Anordnung.
In dem Motor-Klassik-Text oben wird aber vom Apfelbeck-Motor als „radial-diametral“ gesprochen, in meinen Augen ein Paradoxon. Ich vermute, dass der ursprüngliche Apfelbeck-Motor radial war, der Motor ab Ende 1968 diametral, und der finale Rosche-Motor ab Ende 1970 dann natürlich parallel. Wer kann Aufklärung in die Begriffe „radial“ und „diametral“ bringen??