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Ausfälle kurz vor Rennende

Das Formel 1 Forum früherer Tage...
Beitrag Sonntag, 02. April 2006

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10 Meter: Das ist die Distanz, die dem Briten Jenson Button heute noch gefehlt haben, dann hätte er die volle Renndistanz von 307,574 Kilometer geschafft! Doch in der letzten Runde platzte Button sein Honda Motor. Direkt dahinter Giancarlo Fisichella im Renault. Durch die Zielkurve fährt der Italiener direkt hinter dem rauchenden und Feuer speienden Button Renner. Button, zu dem Zeitpunkt noch 5. , bleibt vor dem Zielstrich stehen, hüllte die ganze Boxengasse in Rauch und wurde am Ende als 10. gewertet. Doch Button blieb wohl absichtlich vor der Linie stehen. Da dieser Motorschaden als Ausfall zählt, bekommt er beim Imola GP einen neuen Honda Motor ins Heck, ohne 10 Startplätze Strafe zu kassieren. Wäre er nur 1 Meter über dem Zielstrich gefahren, wäre dies kein Ausfall mehr gewesen und er hätte 10 Plätze zurück gemusst in Imola wegen eines Motorwechsels. So verschenkte Button zwar 4 Punkte, aber hat dafür in Imola bessere Chancen auf mehr Punkte. In Bahrain 2006 hatte David Coulthard im Red Bull Ferrari so ein Erlebnis: Nach dem Rennen blieb er mit Motorschaden stehen und musste deshalb in Malaysia 10 Plätze weiter hinten, als er eigentlich durch das Quali könnte, starten. Das

Aus von Jenson Button war in Australien 2006 nicht so dramatisch wie viele andere Ausfälle kurz vor Rennende. Da brauchen wir gar nicht so weit in die Geschichte der Formel-1 gehen: beim Europa GP 2005 platzte aufgrund eines Bremsplattens dem McLaren Mercedes Pilot Kimi Räikkönen in Führung liegend die Aufhängung. Es siegte Fernando Alonso auf Renault. Beim Brasilien GP 2001 hatte der McLaren Mercedes Fahrer Mika Häkkinen in Führung liegend einen Motorschaden und musste den Sieg an Michael Schumacher (Ferrari) abtreten.

Oder Kanada 1991: Der Brite Nigel Mansell auf Williams Renault winkte weit in Führung liegend dem Publikum zu. Das Kuriose an der Sache war, dass Magic Mansell daraufhin der Motor abstarb, weil er vergessen hatte, runter zu schalten - er blieb 800 Meter vor dem Ziel stehen und wurde noch als 6. gewertet. Den Sieg erbte aber der Brasilianer Nelson Piquet im Benetton Ford. Blöd auch der Ungarn GP 1997 für den Führenden, damals Arrows Yamaha Pilot Damon Hill. Der Brite führte bis in die letzte Runde hinein völlig überraschend das Rennen an, bis er in der letzten Runde einen Hydraulikschaden erleidet und von Williams Renault Pilot Jacques Villeneuve noch überholt wird. Villeneuve überholt aber mit allen 4 Rädern neben der Strecke. Immerhin: Hill wird noch 2.

Doppeltes Pech beim Monaco GP 1982: Dem Führenden Alfa Romeo Pilot Andrea de Cesaris geht der Benzion aus, wie auch dem 2. Platzierten Ferrari Fahrer Didier Pironi. Den Sieg holte sich somit in der letzten Runde der Italiener Riccardo Patrese im Brabham Ford. Pironi wird vor De Cesaris als 2. gewertet.

Beim Großbritannien GP 1970 geht dem Brabham Ford Piloten Jack Brabham der Benzin in Führung liegend aus. Sein damaliger Mechaniker Ron Dennis, heute Teamchef bei McLaren Mercedes, füllte zu wenig ein. Gleiches passierte Jack Brabham auch beim USA GP in Sebring 1959. Der Österreicher Jochen Rindt im Lotus Ford schnappt sich den Sieg. Brabham schiebt den Wagen über die Ziellinie und wird 2. In Frankreich 1977 geht dem Alfa Romeo des Brabhams von John Watson das Trinken aus. Er wird noch als 2. gewertet, den Sieg holt sich aber der US Amerikaner Mario Andretti im Lotus Ford.

Zwar nicht in Führung, aber auch mehr als spektakulär: Alain Prost 1986 in Deutschland. Sein McLaren Porsche geht der Benzin aus: Er schiebt ihn aber noch auf Rang 6 ins Ziel. Vor ihm sein Teamkollege Keke Rosberg, der ebenfalls Treibstoffmangel hatte. Schieben musste aber auch Stirling Moss in Frankreich 1959: Nach einem Dreher würgte er seinen BRM Motor ab. Er schob das Auto über die Ziellinie (als 7.), wurde aber disqualifiziert. Oder auch Nigel Mansell beim USA GP in Dallas 1984. Nach dem er seinen Lotus Renault übers Ziel schon (als 6.) brach er zusammen.

Beim Belgien GP 1964 wechselte 4 Mal die Spitze in der letzten Runde: Zuerst geht dem Führenden Dan Gurney (Brabham Climax) das Benzin aus, fast gleichzeitig streikt die Benzinpumpe von Graham Hill (Brabham Climax). Dem neuen Führenden Bruce McLaren (Cooper Climax) stirbt in der Zielkurve der Motor ab. Gewonnen hat dann Jim Clark auf Lotus Climax.

Wisst ihr mehr?

Beitrag Sonntag, 02. April 2006

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Zu Spa 1964:

Mclaren ging auch der Sprit aus, genauso wie Clark, dem allerdings nach der Ziellienie :wink:

Beitrag Sonntag, 02. April 2006

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Ah Danke! Diese Info kann ich gut gebrauchen! Wer zu den oben genannten Vorkommnisse Bilder hat, das wäre echt cool!

Beitrag Sonntag, 02. April 2006

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Hier schon Mal Mansell 1984
Bild

Beitrag Sonntag, 02. April 2006

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Wie wär's mit dem Fall Moss, Monza 1956?!

In Runde 46 wurde der führende Maserati mit Moss plötzlich langsamer, immer langsamer, so langsam, dass Musso mühelos herankommen und überholen konnte. 'Das Benzin ging mir aus', so Moss. 'Mit einem Mal bekam der Maserati weiche Knie und brach im Steilwandteil endgültig unter mir zusammen - ich rutschte richtiggehend nach unten. Auf der zurückführenden Geraden ging dann der Motor aus, kein Benzin mehr! 'Ich sah Luigi Piotti, einen italienischen Privatfahrer bei Maserati, von hinten herankommen, und ich ruderte und gestikulierte heftig, er solle doch hinten an mich heranfahren und mich bis zu den Boxen schieben. Irgendwie verstand er sogar, was ich meinte. Ich hatte wohl noch so um die 190 km/h drauf, aber es gelang ihm, sozusagen sanft anzukoppeln. Er knallte nicht etwa in mich rein. Wenn es bei mir 190 km/h waren, dann waren es wohl bei ihm 193 oder so. Während er mich schob, fuhren wir nur noch um die 160 km/h. Das mag viel erscheinen, aber für einen Rennfahrer, der ganz andere Geschwindigkeiten gewohnt ist, ist das so viel auch wieder nicht. Und so schob Piotti mich die ganze Gerade hinunter bis in die Kurve hinein. Als wir halb durch die Kurve durch waren, liess er mich sausen und fuhr davon. Er hatte mir genug Schwung gegeben, um bis zu den Boxen auszurollen - technisch war das eine prima Aktion von ihm.' Moss liess 20 l Sprit einfüllen, was für die letzten fünf Runden ausreichen würde. Aber der Abstand zwischen ihm und Fangio war auf gerade noch 10 Sekunden zusammengeschrumpft. Sehr, sehr schnell kam Moss wieder aus den Boxen heraus.

Als Musso kurz vor Rennende ausfiel war der Weg zum Sieg von Moss frei. Aber es lauerte weiterer Ärger. Moss dazu: 'Nach dem Rennen kamen ein paar Funktionäre auf mich zu und sagten, ich sei disqualifiziert, weil ich mich hatte schieben lassen. Ich antwortete: 'Aber Piotti ist doch mein Teamkollege; er darf mich doch schieben. 'Genau genommen war Piotti eigentlich nicht mein Teamkollege, obwohl wir beide Maseratis fuhren, denn er war ja Privatfahrer. Dennoch meinten die Funktionäre: 'Ach so, na ja, dann ist das okay - nachgeschlagen hat keiner ob diese Aktion in Ordnung war - und so einen Fall wird's - wenn er denn nun als Präzedenzfall dient - auch so schnell nicht wieder geben.' Und genau aus diesem Grund wird Stirling Moss heute in allen Nachschlagewerken als Gewinner des GP von Italien vom 2. September 1956 geführt.

Längst kann niemand mehr daran rütteln. Seine Leistung ist in den Chroniken folgendermassen festgehalten: 50 Runden, 2 Stunden 23 Minuten 41,3 Sekunden, Durchschnittstempo 208,787 km/h. Das Anschieben taucht natürlich nirgends auf...
Zuletzt geändert von Alfalfa am Sonntag, 02. April 2006, insgesamt 1-mal geändert.

Beitrag Sonntag, 02. April 2006

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Wahnsinns Story. Da wäre natürlich jetzt ein Bild wirklich genial!

Beitrag Sonntag, 02. April 2006

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Bitte schön: hier ein Bild vom Zug... :wink:

Bild

Beitrag Sonntag, 02. April 2006

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Danke! Echt klasse! Vergleichbares wird es wohl sonst nie gegeben haben, oder?

Beitrag Sonntag, 02. April 2006

Beiträge: 8060
Jean hat geschrieben:
Zu Spa 1964: Mclaren ging auch der Sprit aus, genauso wie Clark, dem allerdings nach der Ziellienie :wink:

Zu Clark fällt mir noch eine lustige Geschichte ein, denn Clark bekam seinen Sieg gar nicht mit, weil der Veranstalter vesehentlich Ginther und Arundell als Sieger abwinkte - und NICHT Clark. Clark fuhr also durchs Ziel, der Sprit ging ihm aus und er stellte sein Auto enttäuscht neben der Piste ab; genau an der Stelle wo auch schon Gurney stand und die beiden trösteten sich dann gegenseitig (gibt sogar ein paar nette Bilder davon) - bevor ein Auto des Rennveranstalters vorbei kam und Clark über seinen Sieg aufklärte...!

Beitrag Sonntag, 02. April 2006

Beiträge: 45834
(gibt sogar ein paar nette Bilder davon)

Lass sehen! Is voll lustig!

Beitrag Sonntag, 02. April 2006

Beiträge: 8060
Ich habe auf die Schnelle jetzt nur dieses Bild gefunden - es gibt aber eine ganze Sequenz davon (ich glaube aus dem Buch TRACK RECORD). Spa 1964 wird ja allgemein als einer der größten GP aller Zeiten angesehen:

Bild

Beitrag Sonntag, 02. April 2006

Beiträge: 1862
im juli 1969 wurde der österreichring mit einem sportwagen-rennen eröffnet. in der letzten runde geht bei dem mit einer runde vorsprung führenden masten gregory (908 spyder) der motor hoch. zum glück tauchte hinter ihn der schwede bröström auf, der besitzer von gregorys porsche. er schob ihn mindestens einen halben kilometer, die bergab-zielkurve fuhr gregory dann wieder alleine im leerlauf.

nach einigem hin und her wurden beide nach dem rennen disqualifiziert und de adamich (alfa) zum sieger erklärt.

bilder hab ich leider keine :(
"When you're racing, it's life. Anything that happens before or after is just waiting."

Michael Delaney (Steve McQueen), Le Mans

Beitrag Sonntag, 02. April 2006

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Wie heißt denn Böström mit Vorname?

Beitrag Sonntag, 02. April 2006

Beiträge: 1862
weiß nicht :?
"When you're racing, it's life. Anything that happens before or after is just waiting."

Michael Delaney (Steve McQueen), Le Mans

Beitrag Sonntag, 02. April 2006

Beiträge: 91
MichaelZ hat geschrieben:
Beim Brasilien GP 2001 hatte der McLaren Mercedes Fahrer Mika Häkkinen in Führung liegend einen Motorschaden und musste den Sieg an Michael Schumacher (Ferrari) abtreten.


Das war in Spanien.

Beitrag Sonntag, 02. April 2006

Beiträge: 45834
Oh ja sorry! In Barcelona!

Beitrag Sonntag, 02. April 2006

Beiträge: 1862
ich glaube, korrekt schreibt sich der fahrer richard broström
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Michael Delaney (Steve McQueen), Le Mans

Beitrag Sonntag, 02. April 2006

Beiträge: 8060
MichaelZ hat geschrieben:
Wie heißt denn Böström mit Vorname?

Die Story ist ja noch vieeeeeel witziger, denn Gregory wurde lange nach Rennende disqualifiziert - Team (und Siegerpokal) waren längst entschwunden.

Die Sportkommisare hatten das Schiebemanöver Gregory/Broström (Richard mit Vorname, ihm gehörte übrigens auch das Auto, das Gregory fuhr) zwar gesehen, da Gregory aber über eine Runde Vorsprung hatte, wäre diese letzte Runde sowieso nicht mehr von Belang gewesen, denn de Adamich hätte ihn in der verbleibenden Distanz EIGENTLICH nie mehr einholen können. Was tun? Man entschied dass die letzte Runde nicht Punkt 17 der Ausschreibung entsprach, deshalb wertete man Gregory mit 39 Runden - ein wahrhaft salomonisches Urteil.

Carlo Chiti, damals Chef des Alfa-Werksteams legte nach dem Rennen dagegen Protest ein. Was ihn empörte war die Entscheidung der Jury aus einem 40 Runden-Rennen einfach ein 39 Runden-Rennen gemacht zu haben. Er bekam Recht. Trotzdem - eine saudumme Entscheidung!

Bild
Das Sieger(?!)-Fahrzeug mit de Adamich.

Beitrag Montag, 03. April 2006

Beiträge: 29
und häkkinen ist auch 1996 in spanien nicht 2001.

war doch der erste schumi ferrari-sieg, oder nicht?

Beitrag Montag, 03. April 2006

Beiträge: 45834
Nein, das war schon Spanien 2001 was ich meine. 1996 gewann Schumacher in Spanien den ersten Sieg für Ferrari das ist richtig. War ein Regenrennen.

Beitrag Montag, 03. April 2006

Beiträge: 6675
gabs nicht auch mal einen arrows in führung in ungarn oder so, der auch ausgefallen ist, hill???
Kimi Raikkonen

Beitrag Montag, 03. April 2006

Beiträge: 224
Das war in Ungarn 1997, wurde auf der vorangehenden Seite schon angesprochen.

Aber Arrows ist natürlich ein gutes Stichwort. Ich erinnere an Südafrika '78, als man gleich im zweiten Rennen mit Patrese das halbe Rennen lang führte, bis der Ford Motor den Geist aufgab. Jackie Olivier hat nach dem Rennen gesagt: "Wartet ab, in ein paar Jahren hat Arrows so viele GPs gewonnen, das keiner mehr nach diesem Rennen fragt."
Als Prophet taugt er nicht viel.
Der Mensch hat sogar die Wüsten zum Blühen gebracht. Die einzige Wüste, die ihm noch Widerstand leistet, befindet sich in seinem Kopf.
(Ephraim Kishon)

Beitrag Montag, 03. April 2006

Beiträge: 3560
ich hab da mal ne frage, weil ja oben gestanden ist, das Mansell zB. seinen Wagen noch ins Ziel geschoben hat- wäre das heute noch erlaubt, oder würde man disqualifiziert werden?

und wenn- hätte Button dann zB. den Wagen alleine schieben müssen, oder wäre Helfer erlaubt (weil 500 kg is doch a bissl schwer für einen allein) :?:
"I have no idols. I admire work, dedication and competence"
Ayrton Senna

2009, das Rennen von Singapur, es regnet in Strömen, von der ganzen Gischt erkennt man keine Autos mehr. Dann: der Red Bull Funkverkehr:
Box: "Sebastian, how are the conditions?"
Vettel: "There is water on the track!"

Beitrag Montag, 03. April 2006

Beiträge: 8060
Auf die Schieberei der Auto ist man wohl schon lange etwas allergisch (besonders seit dem Beltoise/Giunti Zwischenfall 1971) - das ist RICHTIGERWEISE inzwischen grundsätzlich verboten...

Beitrag Montag, 03. April 2006

Beiträge: 190
Alfalfa hat geschrieben:
Auf die Schieberei der Auto ist man wohl schon lange etwas allergisch (besonders seit dem Beltoise/Giunti Zwischenfall 1971) - das ist RICHTIGERWEISE inzwischen grundsätzlich verboten...



Der Beltoise hat den Giunti doch über den Haufen gefahren, oder?
Wie lief denn der Unfall genau ab?
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