Zunächst mal muß man ja sagen, dass der "Jugendwahn" Teil unserer Gesellschaft ist. Rhianna und Tokio Hotel bestimmen die Charts wie früher gestandene Musiker wie Scorpions, Stones usw. Wer schon mal Bewerbungsanforderungen gelesen hat findet da meist die Suche nach möglichst 20jährigen mit Hochschulabschluß und 10 Jahren Berufserfahrung. Und den großen Sport der alten weißen Männer mischt ein junger Schwarzer auf...
Es gibt aber auch Gegenbeispiele - ein junger Deutscher gewann vor langer, langer Zeit mit 17 in Wimbledon. Und auch in der F1 dauerte es 30 Jahre bis Alonso Fittipaldi als jüngsten WM ablöste und der jüngste Fahrer vor Alguesuari war glaube ich Thackwell, auch schon ewig her...
Aber zurück zum Thema - früher gabs da ne schöne Leiter. Mit 12 fängst Du mit Kart an, verläßt mit 15 die Junioren und gehörst zu den Erwachsenen, mit 18 denkst Du übers Formel-Fahren nach. Senna, Schneider, Schumacher, alles klassische Karrieren. Irgendwann kam mal einer auf die Idee, das Einstiegsalter für Formelklassen auf 16 abzusenken (immerhin - ein 16jähriger ohne Führerschein mit 230 im Formel Renault...). Dazu erfand man die nationale "Bambini"-Klasse. Werdegang heute: Mit 8 Bambini. Mit 11 wird das langweilig, also trainiert man 1 Jahr professionell für den großen Schritt zu den Junioren. Dort fährt man dann international auf höchstem Level für 150000 im Jahr 20 Rennen und sitzt 4-5 Tage pro Woche im Kart. Mit 14/15 der Wechsel raus aus den Junioren, dann noch 1, max. 2 Jahre international Kart. Manche (wie z.B. Vettel) streichen das schon und konzentrieren sich auf ein komplettes Jahr Formel-Tests. Mit 16 1 (Hülkenberg, der dafür 1 Jahr länger Kart) max. 2 Jahre (der Rest) Nachwuchsformel (BMW/ADAC/Renault), mit nem Titel ab in die F3, nach 2 Jahren GP2 im Durchmarsch gewinnen (Hamilton, Hülkenberg) oder gleich auslassen (Vettel) und mit 19 in der Formel 1. Und nach 2 Jahren wieder draußen oder nach 15 müde - also mit max. 35...
Dieser Wahn, mit 14 schon im Auto sitzen zu müssen ist besonders unter reichen deutschen Möchtegern-Talenten sehr verbreitet. Trulli/Raikkönen/Button fuhren übrigens etwas länger professionell Kart und sparten sich dann die Geldvernichtung Nachwuchsformel, weil sie es mit 1,5-2 Jahren in die F1 schafften...
Mit Talentförderung hat das übrigens wenig zu tun - da ist vor allem die väterliche Brieftasche förderlich... Aber das ist mal so grob aufgezeichnet der Fahrplan unserer nächsten F1-Stars...
"Wir sind beide tolle Fahrer, nur dass der eine mehr Glück hatte, so lange Zeit in einem so guten Auto zu sitzen."
"I'm just trying to race and this sport these days is more about penalties than about racing. "