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Alfonso de Portago

Das Formel 1 Forum früherer Tage...
Beitrag Dienstag, 09. Mai 2006

Beiträge: 8060
Eigentlich wollte ich bereits ein paar Worte über Alfonso de Portago, kurz 'Fon' - oder komplett ausgeschrieben Grande Alfonso Cabeza de Vaca y Leighton, Caryajal y Are, 13. Conte de la Mejordida, 17. Marquis de Portago (manche schreiben das auch etwas anders) - im Thread über die schlechtesten Rennfahrer verlieren, aber ich habe mich entschlossen etwas ausführlicher über ihn zu schreiben, denn hier haben wir ja den vor Alonso 'erfolgreichste' spanischen F1-Fahrer.

Bild
©Hartmut Lehbrink - Droge Rennsport - Die Sucht der Nüchternen, Porträts der Formel 1; Heel 2002

Nicht dass Portago nun ein sooooooooooo schlechter Rennfahrer gewesen wäre (das kann ich anhand seiner Ergebnisse schlecht beurteilen, obwohl sie nicht berauschend sind) und er fuhr auch nur sehr kurze Zeit (1954 bis Anfang 1957) - aber was ich kürzlich in einer Biografie über ihn gelesen habe war schon krass. Ich habe es in kurzen Zügen für Euch zusammengestellt.

Über seinen tödlichen Unfall sollten wir vielleicht noch mal getrennt diskutieren - das würde auch mich sehr interessieren.

Kindheit in der Fürstensuite

Aufgewachsen in der Fürstensuite eine New Yorker Nobelhotels (zumindest einige Jahre) führte er Zeitlebens das Leben eines Playboys, der nur seinen Hobbys (er nannte es eher Berufung) frönte - besonders alle Arten von Sport hatten es ihm angetan: Schwimmen, Rennreiten, Ski, Wasserski, Polo, Jai Alai, Skeleton, Bob und Fliegen - wobei er bereits mit 17 durch leichtfertige Aktionen auffiel, als er in Florida unter einem sechs Meter hohen Steg zwischen zwei Dämmen hindurch flog - was ihm prompt die frisch erworbene amerikanische Lizenz kostete. Dafür gewann er 500 Dollar aus einer Wette und praktizierte Ähnliches prompt mit seiner britischen Flugerlaubnis! Dieser Leichtsinn sollte ihn auch bei seiner Rennsport-Karriere stets begleiten...

1956 finden wir ihn auch noch in einer ganz anderen sportlichen Statistik: da wurde er bei den olympischen Spielen Vierter im Vierer-Bob (ich glaube er war sogar Lenker des Schlittens) - wobei man den damaligen Wettbewerb sportlich sicher nicht mit den heutigen Leistungen vergleichen kann.

Aber ich will natürlich nicht über seine vielseitigen sportlichen Aktivitäten reden - hier geht's um den Rennfahrer Portago - und um den Mann. Er war ein Lebemann und Selbstdarsteller - den Größenwahn muss er gleich literweise gefressen haben, er selbst sah sich als Held - und das ist auch jedes zweite Wort auf der von ihm besprochenen Schallplatten.

Portagos Audio-Tagebuch

'Schallplatten' werden jetzt manche fragen...? 1957 brachte er tatsächlich eine Schallplatte mit bescheidenen Titel 'The Marquis de Portago, the story of racing's most colorful driver' auf den Markt, in der er über seine Motorsportkarriere und den Rennsport im allgemeinen schwadronierte. Die meisten meiner Zitate in dem Bericht stammen aus dieser Platte.

Da lässt er z.B. folgende Sätze vom Stapel: 'Hätte ich vor 700 Jahren gelebt, wäre es meine Aufgabe gewesen, Mägdlein in Not zu retten, zum Beispiel aus der Gewalt von Drachen'. Oder etwa 'Mit 35 erkläre ich meinen Rücktritt - wenn ich Weltmeister werde schon früher. Dann gehe ich in die Regierung, werde vielleicht Außenminister meines Landes.'

Als ob sich irgendjemand für einen Rücktritt Portagos interessiert hätte...

Co-Pilot bei Chinetti

Auch wie er zum Rennsport kam findet auf seiner Schallplatte gebührende Würdigung: '1953 machte ich ein paar Wochen Pause - nach einem Reitunfall (beim Grand National in Aintree). Plötzlich hatte ich 14 Kilo Übergewicht. Sie ließen sich durch nichts in der Welt heruntertrimmen. Also nahm ich ein Angebot von Luigi Chinetti an, der mich als zweiten Pilot bei der Carrera Panamericana mitfahren lassen wollte. Erst später fand ich heraus, dass er mich lediglich als Ballast benötigte - ich fuhr nicht einen einzigen Meter!'

'Ich war starr vor Angst - es war das erste Mal dass ich in einem Rennwagen saß. Chinetti galt in Motorsportkreisen als vorsichtiger und umsichtiger Mann - aber wenn das ein vorsichtiger Rennfahrer war, was war dann ein Draufgänger?! Aber die Sache hatte einen eigentümlichen Reiz auf mich. Ich beschloss sie zu meinem Beruf zu machen.'

1954 fuhr er sein erstes Rennen - im zarten Alter von 25 Jahren! Harry Schell (ein ähnlicher Charakter wie Portago - nur fahrerisch begabter) meldete ihn als zweiten Mann beim 1000 km Rennen in Buenos Aires - aber Schell hatte wohl ebenso wenig Vertrauen in Portagos Fähigkeiten wie Chinetti und wollte das Rennen von vorne bis hinten alleine fahren. Nach 700 km und deutlichen Ermüdungserscheinungen überließ er Portago notgedrungen das Steuer - nur um nach zwei Runden wie ein Verrückter auf die Piste zu laufen und Portago durch schwenken einer roten Fahne zum Fahren in die Box zu bewegen - damit er wieder das Auto übernehmen konnte!

Wo zum Teufel liegt Nassau?

Da half also alles nichts - es mussten eigene Autos her, wenn ihn schon niemand ans Steuer lassen wollte. Und das mussten die besten - sprich Ferrari - sein. Im Herbst des Jahres gewann er damit zwei drittklassige Veranstaltung bei der Nassau Speed Week. Er fand nun sei er reif sich bei Ferrari persönlich wegen eines Platzes im Werksaufgebot vorzustellen - mit zwei Ferrari-Siegen in der Tasche sollte das doch klappen!

Aber Enzo Ferrari wusste nicht mal wo Nassau lag - und ließ ihn abblitzen!

Doch er hatte nicht mit der Hartnäckigkeit Portagos gerechnet, der weiterfuhr, weiter Ferraris kaufte und weiter bei Ferrari vorsprach; und Mitte 1956 schaffte er es tatsächlich ins Ferrari-Werksteam (zahlfreudige Kunden sah man dort immer gern), wo es seine Aufgabe war den dritten Wagen zu fahren, wenn die Spitzenleute Collins oder Fangio ein Auto zum Wechseln brauchten. Irgendwie war es wie zu Beginn seiner Karriere bei Chinetti und Schell - nur diesmal halt in der Formel 1: bei seinen 5 GPs stellte er den einmaligen Rekord auf 4x das Auto gewechselt zu haben. Dabei fielen - o Wunder - sogar zwei Mal WM-Punkte für ihn ab.

Aber Auftritte im Rennwagen waren eigentlich nie das Interessanteste an Portago.

Der schwarze Ritter

Sein damaliger Teamkollege Fangio - der immer auf ein gepflegtes Auftreten auf allen Pisten der Welt Wert legte - erinnerte sich an seine Auftritte bei Ferrari. 'Meist rückte er ganz in schwarz an, liderlich, schmuddelig und unrasiert, eine tote Zigarette im Mundwinkel - er sah aus als hätte er im Graben übernachtet - offenbar wollte er uns zeigen wie er sich einen 'harten' Rennfahrer, der ständig auf Achse lebt, vorstellte. Dabei hätte er sich nicht nur ein gutes Hotel leisten können, er hätte es sogar kaufen können! Und wir hatten keine Ahnung wo er die ganze Nacht gewesen war.'

Portago schien sein Metier und seine Berufung gefunden zu haben. Der tödliche Unfall seines Teamkollegen Castellotti bei Testfahrten in Modena brachten ihn nur kurz zum Nachdenken - noch hatte er die Lust an seinem neuen Hobby nicht verloren.

Unrühmliches Ende im Graben

Sein Ende fand er 1957 bei der Mille Miglia. Es liegt eine gewisse Ironie in der Tatsache dass ausgerechnet der leichtsinnigste Rennfahrer seiner Zeit einen derart folgenschweren Unfall fabrizierte. Eigentlich hätte eher ein Tod zu ihm gepasst wie der seines Vaters, der eines Tages tot vom Pferd fiel.

Ob es nun ein Fahrfehler war oder ein Materialschaden war, wer will das wissen. Ferrari drehte seinen zahlungskräftigen aber ahnungslosen Kunden ja gerne B-Material an - das war nichts neues - und wenn es so war, dann muss er diesen Unfall wohl mit seinem Gewissen ausmachen.

Portagos Reifenplatzer war, so hab mal gehört, vorprogrammiert. Man wollte nicht durch einen Reifenwechsel Zeit verlieren und schickte ihn mit alten, verschlissenen Pneus wieder los. Tatsache ist das Portago, seiner Beifahrer Ed Nelson und zehn Zuschauer dabei ums Leben kamen - DAS Rennen (schlechthin), die Mille Miglia, wurde nie wieder ausgetragen.

Ferrari (und nicht nur der) hatte in der Folge einen gewaltigen Prozess am Hals, der die Schuld dann Englebert zusprach, die sich von diesem Image-Schaden niemals mehr erholt haben. Eines der dunkelsten Kapitel des Motorsports.

Alonso ist nicht Alfonso!

Und Portago? Eigentlich hätte er ja beim kometenhaften Aufstieg des Fernando Alonso eine kleine Renaissance verdient - aber beide haben wohl außer der Nationalität und der Tatsache dass sie Rennen fuhren, nicht wirklich etwas gemeinsam. Glücklicherweise gab es nicht viele solcher Rennfahrer wie Portago - die Formel 1 wäre vielleicht längst als Veranstaltung von sportlichem Wert zugrunde gegangen. Ein äußerst schillernder Charakter aber war er - der Marquis de Portago - und als solcher wird er uns in Erinnerung bleiben - weniger wegen seiner fahrerischen Leistungen...

Beitrag Dienstag, 09. Mai 2006

Beiträge: 1862
sehr schön, kann ich nur sagen.
"When you're racing, it's life. Anything that happens before or after is just waiting."

Michael Delaney (Steve McQueen), Le Mans

Beitrag Dienstag, 09. Mai 2006

Beiträge: 45812
Vielen Dank, das ist sehr interessant! Sind auch immer interessante Fahrer, die du dir da immer aussuchst!

Kurz als Ergänzung nochmals zusammenfassend eine kleine Statistik zu De Portago, denn er erreichte mehr als wie von dir erwähnt 2 WM Punkte: Der Spanier fuhr also Formel-1 vom Frankreich GP 1956 bis Argentinien 1957 insgesamt 5 WM Rennen und erreichte dabei 4 WM Punkte. Dabei wurde er 5. in Argentinien und 2. (!) beim GP von Großbritannien 1956. Seinen Ferrari D50 wechselte er dort aber mit Teamkollege Peter Collins ab. Deshalb blieben von den ursprünglich 6 Punkten für einen 2. Platz nur noch die Hälfte, nämlich 3. Sieger war übrigens der Teamkollege Juan Manuel Fangio. Das brachte ihn jedenfalls auf WM Rang 15. 1957 wurde er mit einem Punkt WM-20. Außer seinen 5 WM Rennen, fuhr De Portago übrigens kein einziges GP Rennen außerhalb der WM, was für diese Zeit, in welcher es ja zig Nicht WM Rennen gab, schon sehr erstaunlich ist.

Beitrag Dienstag, 09. Mai 2006

Beiträge: 45812
denn hier haben wir ja den vor Alonso 'erfolgreichste' spanischen F1-Fahrer.

Naja da gab es schon noch erfolgreichere wie Pedro de La Rosa, Marc Gené oder Chico Gordia.

Beitrag Dienstag, 09. Mai 2006

Beiträge: 8060
@Michael; ich habe ja auch geschrieben 2x WM Punkte - insofern schon richtig - die WM-Punktzahl habe ich vernachlässigt.

Und natürlich gab es einige (wenn auch nicht viele) spanische F1-Faher - aber auf dem Podium war eben nur de Portago (auch wenn es eigentlich Collins war, der den Rang einfuhr).

Und ihr dürft auch gerne Wünsche nach einen Fahrer-Portrait äußern - mal sehen ob ich für die gewünschten Kandidaten genug Materail zusammenkriege. Und ein bisschen interessant sollten die Kandidaten auch sein...

Beitrag Dienstag, 09. Mai 2006

Beiträge: 1477
Es gibt Biografien die werden von Freunden geschrieben, andere von Feinden, und die wirklich guten sind neutral. Diese hier stammt wohl eher von einem "Feind".
Sicherlich, vieles davon stimmt schon, er war ein absoluter Egozentriker und Lebenskünstler, aber ein schlechter Fahrer war er sicherlich nicht.

Co-Pilot von Schell in Buenos Aires? Hmm, das Auto (Ferrari 250MM #0390MM) gehörte de Portago, warum sollte also Schell entscheiden wer wann fährt, und das bei der bekannten Selbsteinschätzung von de Portago? Und der 2. Platz bei einem Weltmeisterschaftslauf ist sicherlich nicht schlecht, vor allem wenn man berücksichtigt, dass die Sieger Farina / Maglioli einen 375er gefahren haben, also 4.5 Liter gegenüber 3 Liter des Tipo 250.

Und vergessen wurde auch, dass er danach kurzzeitig Werksfahrer bei Maserati war, bei den 24 Heures du Mans (Motorschaden) und beim Circuit de Metz, wo er den Klassensieg in der 2-Liter-Klasse einfuhr (zugegeben, gegen schwache Konkurrenz).

Nassau ein drittklassiges Rennen? Naja, das kann ich so nicht stehen lassen, vielleicht für die Europäer (obwohl Porsche dabei war), aber für die Amis war die Nassau Speed Week immer der krönende Saisonabschluss der Sportwagensaison. 3 Rennläufe, einmal 1. vor Masten Gregory, und zweimal 2. hinter Gregory, und das in einem 3-Liter-Ferrari gegen den 4.5-Liter von Gregory. Und wer sich in der Thematik auskennt, der weiss, dass Masten Gregory einer der besten Sportwagenfahrer der 50er Jahre war!

1956 dann zur Scuderia? Warum lässt der Verfasser das Jahr 1955 einfach aus? De Portago war bereits 1955 Fahrer der Scuderia, und zwar in der F1 und bei den Sportwagen.

13-03. Sebring 12 Hrs (USA). DNF - Ferrari 750 Monza [0428M]
27-03. GP de Valentino (I). DNF - Ferrari 625 [007].
11-04. GP de Pau (F). 8. - Ferrari 625 [007]
17-04. Coupes de Paris Montlhery. F. Libre.(F). 4. - Ferrari 375 GP
24-04. GP de Bourdeaux (F). DNF - Ferrari 625 [007]
07-05. International Trophy Silverstone (GB). DNF - Ferrari 625 [007]
24-09. Gold Cup Oulton Park (GB). DNF - Ferrari 625 [54-1]
06-11. GP de Venezuela Los Próceres (VEN). 2. - Ferrari 750 Monza [0496M]
09-12. Serienwagen (BAH). 4. - Ferrari 250 GT [0415GT]
09-12. Governor's Trophy (BAH). 1. - Ferrari 750 Monza [0496M]
10-12. Ascari Memorial Trophy (BAH). 1. - Ferrari 750 Monza [0496M]
11-12. Nassau Trophy (BAH). 2. - Ferrari 750 Monza [0496M]

Die Nennung zur Nassau Speed Week war zwar privat, aber 0496M war ein Werkswagen. The "Governor's Trophy" gewann de Portago vor seinem Teamkollegen Phil Hill in einem identischen Auto, auch bei der "Ascari Memorial Trophy" blieb Hill nur Zweiter, obwohl er hier sogar einen 857S fuhr. Nur bei der Nassau Trophy blieb de Portago 2. hinter Hill. Die US-Sportwagen-Asse Masten Gregory und Jack McAfee hatten trotz teilweise überlegenem Material nie eine Chance!

1956:

24-03. Sebring 12 H (USA). DNF - Ferrari 857S [0578M]
27-05. Nürburgring 1000 Km (D). 4. - Ferrari 290 MM [0626M] / Ferrari 860 Monza [0628M]
10-06. 1000 Km de Paris Montlhery (F). 5. - Ferrari 857S [0584M/0578M]
17-06. GP de Oporto Boavista (P). 1. - Ferrari 250GT [0415 GT]
24-06. 1000 Km di Monza (I). 4. -Ferrari 500TR [0644 MDTR]
01-07. GP del A.C.F.. Reims (F). DNF - Ferrari D50 [0007]
08-07. GP de Rouen (F). 9º - Ferrari 290MM [0626 M]
14-07. British GP Silverstone (GB). 2. - Ferrari D50 [0007] with Collins / 10. - Ferrari D50 [0009] with Castellotti.
29-07. 24 Heures du Mans (F). DNF - Ferrari 625 LM [0642LM]
05-08. German GP Nürburgring (D). DNF - Ferrari D50 [0007]
12-08. Sverige GP Kristianstad (S). 3. - Ferrari 860 Monza [0602M]
02-09. GP d’Italia. Monza (I). DNF - Ferrari D50 [0007]
23-09. Tour de France (F). 1. - Ferrari 250 [0557 GT]
07-10. Coupes du Salon Montlhery (F). (GT/T +1,3). 1. - Ferrari 250 GT [0557GT]
21-10. GP de Roma Catelfussano (I).( GT+2,0). 1. -Ferrari 250 GT [0557GT]
04-11. GP de Venezuela Caracas (Ven). DNF - Ferrari 857S [0584M/0578M]
07-12. Nassau Preliminary (BAH). 7. - Ferrari 860 Monza [0602M]
07-12. Grovenor's Trophy (BAH). 2. - Ferrari 860 Monza [0602M]
07-12. Ferrari Race (BAH). 2. - Ferrari 857S [0584M/0578M]
09-12. Nassau Trophy (BAH). 3. - Ferrari 860 Monza [0602M]
??-??. Caracas (VEN). 3. - Ferrari 857S [0602M]

1957:

13-01. GP de Argentina Buenos Aires (RA). 5. - Ferrari 801 [0006] - with González.
20-01. 1000 Km de Buenos Aires Costaneva Norte (RA). 3. - Ferrari 290 MM [0628M]
24-02. GP de Cuba Habana (CUB). 3. - Ferrari 857S [0584M/0578M]
23-03. Sebring 12 Hrs (USA). 7. - Ferrari 315S [0676]
07-04. Coupes dell USA. Montlhery (F). 1. - Ferrari 250 GT [0557GT]
12-05. Mille Miglia (I) - Ferrari 335S [0676]

Fon de Portago war sicherlich ein zweitklassiger Formelfahrer, aber ein begnadeter Sportwagenpilot. Ich halte deshalb die zitierte Biografie für - sorry - ausgemachten Schwachsinn bzw. eine gezielte Schwarzmalerei. Bemerkungen wie "zahlfreudige Kunden" in Verbindung mit dem Werksteam sind unsinnig, genauso wie auch die Aussage über das "Schell-Auto" in Buenos Aires. Und der Gipfel des Unsinns ist sicherlich die Aussage, dass de Portago erst Mitte 1956 den Sprung in die Scuderia schaffte.

Hier hat entweder jemand extrem schlecht recherchiert, oder bewusst Falschinformationen verbreitet. Mich würde der Autor dieser "Biografie" wirklich einmal interessieren...! Und Alfalfa sollte vielleicht nicht immer alles glauben was irgendwo geschrieben steht.

Fon de Portago war ein Rennfahrer wie der alte Commendatore sie haben wollte, für mich auf einer Stufe mit Guy Moll, Lorenzo Bandini und Gilles Villeneuve. Ob Sportwagen oder Monoposto, das ist eher zweitrangig.

Beitrag Dienstag, 09. Mai 2006

Beiträge: 3303
Klasse ,mehr und öfter bitte :D)
Gibt so viele Paradiesvögel aus der guten alten Zeit und kaum gute Infos drüber da macht es dann auch nichts wen n die nicht 100 % neutral sind :D)

Beitrag Dienstag, 09. Mai 2006

Beiträge: 8060
@Michael: Erst mal danke für die Ergänzungen - ist immer gut zu lesen dass sich jemand kritisch mit Posts auseinandersetzt. Sieht ja jast so aus als hättest Du eine komplette Statisik über Portago... :D)

Zu Deinen Anmerkungen:

1. Wie ich schon in der Einleitung geschrieben habe - ich kann es nicht beurteilen wie gut Portago war. Meine Verwunderung enstand auch eher aus der Schilderung seiner Charaktereigenschaften. Die Biografie (eigentlich ist es keine Biografie, es ist nur ein Bericht) stammt übrigens von Hartmut Lehbrink.

Die Zitate von Portago - das nehme ich jedenfalls an - sollten schon echt sein.

2. Erst Mitte 1956 im Ferrari-Werksteam ist natürlich Quatsch (da fuhr er ja schon munter GPs) - da hast Du recht - ist ein Tippfehler und muss Mitte 1955 heissen. Sorry.

3. Das Rennen in Buenos Aires 1954 wird genau so von Lehbrink geschildert - das ist auch die einzige Schilderung die ich kenne, obwohl ich noch mal nachgeforscht habe. Aber wer schreibt auch schon viel über solch ein Rennen. Wem das Auto gehört wird in Lehbrinks Bericht nicht erwähnt - sollte ich mich mißverständlich ausgedrückt haben, stelle ich es hiermit richtig. Soweit ich weiss war es aber schon Harry Schell, der ihn überzeugte einen Ferrari zu erstehen und mit ihm zusammen bei Sportwagenrennen zu starten. Das Auto wurde in den USA bei Luigi Chinetti gekauft. Und immerhin soll es ja Portagos erstes Rennen gewesen sein - daher wäre ein Kurzeinsatz relativ plausibel. Aber ob er wirklich nur - wie geschildert - zwei Runden fuhr?!

In Buenos Aires 1954 gab es übrigens auch jenen schlimmen Unfall von Forrest Greene, den ich schon mal im Unfall-Thread erwähnen wollte, aber irgendwie fand sich nie die passende Gelegenheit. Es gibt von diesem Unfall ein schlimmes Video dass den in Flammen stehenden Piloten zeigt, wie er sich aus dem überschlagenen Auto befreit und auf das Publikum zurennt - aber die meisten flohen in Panik vor ihm! Erst ein paar Polizisten gelang es nach einiger Zeit mit ihren Uniformmänteln das Feuer zu ersticken. Der unglückliche Pilot starb aber trotzdem einen Tag später...

Beitrag Dienstag, 09. Mai 2006

Beiträge: 8060
Noch mal zu Buenos Aires 1954: habe noch etwas nachgeforscht und finde widersprüchliche Angaben. Manche Quellen schreiben davon dass das Auto Schell und Portago zusammen gekauft hatten - andere Quellen geben eine andere Chassis-Nr (0332MM) an - was aber keine entscheidene Rolle spielen würde - der gehörte ja auch Portago.

Beitrag Dienstag, 09. Mai 2006

Beiträge: 1477
Die Zitate und die Charakterisierung zweifele ich auch nicht an, nur seine Abqualifizierung als Fahrer. Hier hat sich Lehbrink einen Bärendienst erwiesen, wie gesagt, entweder schlecht recherchiert oder bewusst gemacht. Lehbrink ist aber auch jemand, der sehr stark F1-orientiert ist (wie ihr eigentlich alle hier), also quasi mit Scheuklappen durch die Materie läuft. Wenn man de Portago nur nach den F1-Statistiken beurteilt, dann kommt man eben so einer solchen Einschätzung.

Damals sind die Rennfahrer oft parallel Formel und Sportwagen gefahren, aber obwohl die Autos sich - im Vergleich zu heute - recht ähnlich waren, gab es nur wenige die in beiden Kategorien gleich gut (oder schlecht) waren. Fangio z.B. war ein riener Monopostofahrer, während Moss sich im Sportwagen wohler fühlte.

Die in einigen Quellen angeführte #0332M für den Buenos-Aires-Ferrari halte ich übrigens für falsch, das Auto war zu der Zeit in portugiesischem Besitz.

Beitrag Mittwoch, 10. Mai 2006

Beiträge: 8060
Michael_Mueller hat geschrieben:
Lehbrink ist aber auch jemand, der sehr stark F1-orientiert ist (wie ihr eigentlich alle hier), also quasi mit Scheuklappen durch die Materie läuft.

Ja, ich geb's zu. Meine große Zeit der Begeisterung für den Motorsport fiel (zufälligerweise) mit dem Niedergang der Prototypen/Gruppe C zusammen, die von vielen als 'ernster' Motorsport angezweifelt wurde, bzw. als Motorsport 2. Klasse angesehen wurde. Und irgendwie stimmt das auch teilweise für mich - ich will EINEN Sieger sehen und nicht zwei oder drei oder gar vier Fahrer auf dem Podium. Außerdem sind viele Fahrer dort gefahren, die es in der F1 nicht mehr oder überhaupt nicht gepackt haben. Das hat dem Image dieser Sportserie nicht geholfen. Insofern - da hast Du schon recht - bin ich ziemlich geprägt und auf's Monoposto fixiert... :wink:

Mal eine Frage: führst Du eigentlich über jeden Fahrer eine Statistik? Ich wundere mich dass diese umfangreiche Statistik wie aus der Pistole geschossen kam. Ich hätte für so was 1-2 Tage gebraucht - mindestens...!

Beitrag Mittwoch, 10. Mai 2006

Beiträge: 8060
Michael_Mueller hat geschrieben:
27-03. GP de Valentino (I). DNF - Ferrari 625 [007].
11-04. GP de Pau (F). 8. - Ferrari 625 [007]
24-04. GP de Bourdeaux (F). DNF - Ferrari 625 [007]
07-05. International Trophy Silverstone (GB). DNF - Ferrari 625 [007]

24-09. Gold Cup Oulton Park (GB). DNF - Ferrari 625 [54-1]

Tschuldigung wenn ich natürlich wieder auf den Monoposti herumreite, aber Du als Ferrari-Kenner kannst mir vielleicht etwas zu diesen beiden Autos bestätigen. Soweit ich weiss gehörten beide Portago - den erste verschrottete er bei der Int. Trophy (Bild unten) - das Auto taucht danach nicht mehr auf. Was wurde aus dem Auto?

Das Auto beim Gold Cup war nach meinen Infos ein 555 - kann aber eine unvöllständige Info sein und nur der Motor war ein 555 - 1955 baute Ferrari ja teilweise ziemlich heftig hin- und her...

Bild

Beitrag Mittwoch, 10. Mai 2006

Beiträge: 1477
Ich hab' zwar eine umfangreiche Datenbank, aber alles ist da auch nicht drin. Die Daten stammen aus einem TNF-Thread, den hatte ich allerdings in 5 Minuten gefunden. Ich wusste allerdings, dass de Portago kein Nasenbohrer war, vor allem nicht im Sportwagen.

Sicher, heute sind Sportwagenrennen eher zweit- oder drittrangig besetzt, aber früher war das anders. Es waren auch nicht alles Langstreckenrennen mit 2 Fahrern, man denke z.B. an die CanAm-Serie. Dort hat übrigens McLaren das Geld verdient um F1-Autos bauen und einsetzen zu können...! Und für Ferrari waren Le Mans und die Mille Miglia oftmals wichtiger als die Grand-Prix-Rennen, von der Sportwagen-WM gar nicht erst zu reden.

Alfonso de Portago war ein Hasardeur, Helm auf - Gehirn aus, genau die Art von Fahrern die Enzo immer bevorzugt hat, und die zu seinen Lieblingen gehörten. Sicherlich kann man sich darüber streiten, ob solche Fahrer "gut" sind, aber auch Gilles Villeneuve, Guy Moll, Stefan Bellof und Bernd Rosemeyer gehörten dazu. Naturtalente, die zum erstenmal in einem Rennwagen saßen, und auf Anhieb schnell waren. Sie haben sich nicht an die Grenzen herangearbeitet, sondern diese mehr oder weniger erahnt, intuitiv. Und alle haben sie irgendwann überschritten...!

Beitrag Mittwoch, 10. Mai 2006

Beiträge: 8060
Schöne Diskussion - so etwas rundet das Bild ab - und so soll es ja auch sein. Letztlich soll sich ja jeder sein Bild selbst machen. Und es ist auch schön mal über solche wenig genannten Fahrer zu diskutieren. Das sollte viel öfter geschehen...

So, jetzt bin ich aber rechtschaffen müde... :D)

Beitrag Mittwoch, 10. Mai 2006

Beiträge: 1477
Alfalfa hat geschrieben:
Michael_Mueller hat geschrieben:
27-03. GP de Valentino (I). DNF - Ferrari 625 [007].
11-04. GP de Pau (F). 8. - Ferrari 625 [007]
24-04. GP de Bourdeaux (F). DNF - Ferrari 625 [007]
07-05. International Trophy Silverstone (GB). DNF - Ferrari 625 [007]

24-09. Gold Cup Oulton Park (GB). DNF - Ferrari 625 [54-1]

Tschuldigung wenn ich natürlich wieder auf den Monoposti herumreite, aber Du als Ferrari-Kenner kannst mir vielleicht etwas zu diesen beiden Autos bestätigen. Soweit ich weiss gehörten beide Portago - den erste verschrottete er bei der Int. Trophy (Bild unten) - das Auto taucht danach nicht mehr auf. Was wurde aus dem Auto?

Das Auto beim Gold Cup war nach meinen Infos ein 555 - kann aber eine unvöllständige Info sein und nur der Motor war ein 555 - 1955 baute Ferrari ja teilweise ziemlich heftig hin- und her...

Bild

Die Ferrari-F1-Jahre ab 1954 habe ich noch nicht vollständig aufgearbeitet, es gibt daher noch grosse Lücken in meinem Wissensstand. Ich halte es aber eher für unwahrscheinlich, dass die Monoposto de Portago privat gehörten. Zum einen weil mit Sicherheit bei den Sportwagen bereits Werksfahrer war, und zum anderen weil "Privatwagen" eine 4-stellige Chassisnummer hatten. "007" und "54-1" sind Werksnummern, wenn ein Rennwagen verkauft wurde bekam er eine 4-stellige gerade Nummer.

Beitrag Mittwoch, 10. Mai 2006

Beiträge: 8060
Michael_Mueller hat geschrieben:
Co-Pilot von Schell in Buenos Aires? Hmm, das Auto (Ferrari 250MM #0390MM) gehörte de Portago, warum sollte also Schell entscheiden wer wann fährt, und das bei der bekannten Selbsteinschätzung von de Portago?

Also zu dem Rennen von Portago in BA musste ich jetzt doch noch mal nachschauen - gestern habe ich einem Kollegen das Heft, in dem der Bericht drinnen steht, mal ausgeliehen. Der hat sich mächtig gewundert dass ich es heute schon wieder haben wollte! Aber ich konnte ja auch nicht rechnen dass eine größere Diskussion ausbricht.

Lehbrink schildert Portagos erstes Rennen noch ein bisschen ausführlicher. Ich tippe jetzt nicht den ganzen Bericht ab (habe momentan nicht die Möglichkeit zu OCRen - oder wie man das nennt), hier die wichtigen Punkte, die LEHBRINK schreibt:

Das Auto war ein Ferrari 250 MM Vignale Spyder

Der Besitzer des Wagen war Harry Schell

Harry Schell meldete den Wagen fürs Rennen in BA

Das Auto hatte offenbar ein defektes oder fehlerhaftes Getriebe - und Portago wusste davon nichts - entsprechend bescheiden waren seine Leistungen als er das Auto im Rennen von Schell übernahm. Deshalb winkte ihn Schell nach bereits zwei Runden wieder raus. Das Zitat mit der Roten Flagge, die Schell mitten auf der Piste geschwänkt hat, stammt aus Portagos Memoiren. Das also sollte zumindest stimmen.

Beitrag Mittwoch, 10. Mai 2006

Beiträge: 1477
Habe in Sachen #0390MM jetzt doch noch mal nachgeschaut.
Neuzulassung am 28.5.53 auf Alfonso de Portago in Bologna (BO29433), dann am 16.12.53 Pariser Zulassung auf Harry Schell. Das muss kurz vor der Verschiffung nach Südamerika passiert sein. Dieser "Verkauf" erscheint mir unsinnig, es sei denn es hätte bürokratische Gründe gegeben. Dazu fallen mir offhands 2 ein:
- De Portago hatte keine Bewerberlizenz, die von der FIA für die WM-Läufe vorgeschrieben war,
- Es gab Probleme bei der Ausfuhrverzollung, wenn man über Frankreich verschifft hat konnte ein Fahrzeug mit italienischer Zulassung dort nicht zollabgefertigt werden, es wäre dann erst eine offizielle Einfuhr nach Frankreich notwendig gewesen.

Das Auto wurde von den beiden dann noch in Sebring (7.3.54) eingesetzt, und dann nach Florida verkauft.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass Schell nur papiermässiger Eigentümer war. Die Sache mit der roten Flagge mag ja stimmen, aber daraus die Schlussfolgerung zu ziehen de Portago wäre unfähig gewesen ist wohl etwas sehr weit hergeholt.

Beitrag Mittwoch, 10. Mai 2006

Beiträge: 8060
Michael_Mueller hat geschrieben:
Und vergessen wurde auch, dass er danach kurzzeitig Werksfahrer bei Maserati war, bei den 24 Heures du Mans (Motorschaden) und beim Circuit de Metz, wo er einen Klassensieg in der 2-Liter-Klasse einfuhr (zugegeben, gegen schwache Konkurrenz).

Lehbrink (jetzt wo ich den Bericht noch mal vor mir habe erzähle ich das gleich zu Ende) geht noch weiter in seiner Schilderung der ersten Rennen von Portago mit Chinetti und Schell. Auch das Rennen in Sebring muss nicht erfreulich für ihn gewesen sein - das Auto fiel früh aus und Portago fuhr abermals nicht. Er sah sich von Schell nicht ernst genommen und wechselte danach zu Maserati, bzw. Osca, wo ihn Louis Chiron eine - wie er es nennt - 'Blitz-Ausbildung zum Rennfahrer' gab...

Beitrag Mittwoch, 10. Mai 2006

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Michael_Mueller hat geschrieben:
Co-Pilot von Schell in Buenos Aires? Hmm, das Auto (Ferrari 250MM #0390MM) gehörte de Portago, warum sollte also Schell entscheiden wer wann fährt, und das bei der bekannten Selbsteinschätzung von de Portago? Und der 2. Platz bei einem Weltmeisterschaftslauf ist sicherlich nicht schlecht, vor allem wenn man berücksichtigt, dass die Sieger Farina / Maglioli einen 375er gefahren haben, also 4.5 Liter gegenüber 3 Liter des Tipo 250.

@Michael: sorry wenn ich Dich jetzt nerven muss, aber wenn ich jetzt schon dabei bin Lehbrinks Bericht 'aufzuarbeiten' dann doch genau. Er schreibt etwas über einen Ferrari 375 F1 (also einem Monoposto!) mit eine Spezialkarosserie beim Rennen in BA 1954 - das war NICHT das Siegerauto. Kann das sein? Hast Du Infos über dieses Auto...?

Beitrag Mittwoch, 10. Mai 2006

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Ja, das war die alte Karre von Louis Rosier, nachdem es die Temporada als Formula Libre nicht mehr gab konnte man mit dem 4.5-Liter-F1 nichts mehr anfangen, also wurde er in einen Sportwagen umgebaut. Allerdings immer noch als zentraler Einsitzer, wobei es sich meiner Kenntnis entzieht, wie Rosier die Vorschrift in Sachen 2. Sitzplatz gelöst hat.

Beitrag Mittwoch, 10. Mai 2006

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@Michael; das war die Lösung - Rosier war das Stichwort - jetzt habe ich die Karre auch gefunden. Hier ein Bild - falls Du es nicht schon kennst. Allerdings sieht man auch hier nicht wie das mit dem 2. Platz gelöst wurde...

Bild

Beitrag Mittwoch, 10. Mai 2006

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@Michael; nachdem ich nun etwas Zeit hatte die Kritik an meinem, von Lehbrink inspirierten Artikel über Portago zu überdenken - hier doch ein paar Worte von mir dazu (die bin ich Dir wohl auch schuldig: Ich schätze Dich nämlich als direkten und fachkundigen Motorsport-Historiker in diversen historischen Motorsport-Foren - und freue mich um so mehr dass Du Yesterday treu geblieben bist):

Der Bericht von Lehbrink über Portago hat mich zu gleichen Teilen fasziniert und abgestoßen (ich kann es anders kaum ausdrücken) - das wollte ich in meiner Kurz-Zusammenfassung rüber bringen. Es ist mir wohl nicht so ganz gelungen. Deshalb noch mal - so gut ich es ausdrücken kann - meine Eindrücke beim Lesen seines Artikels: Bei Lehbrink spührte ich einen Spagat zwischen Verachtung und Bewunderung für Portago: Verachtung für einen Mann der leichtfertig und Dank eines dicken Geldbeutels - UND auch aus Langeweile - dieses Hobby ergriffen hat; Bewunderung für Elan, Begeisterung und der Dreistigkeit mit der er an dieses Projekt heranging und zu einer (besonders für einen Amateur) erstaunlichen Reife brachte. Die fahrerischen Eigenschaften die Du Portago zuschreibst (den Vergleich mit Moll, Villeneuve, u.s.w. finde ich sehr gut und passend) - finde ich bei Lehbrink nicht - und das war wohl auch nie Absicht seines Berichts.

Beitrag Mittwoch, 10. Mai 2006

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Alfalfa hat geschrieben:
Bei Lehbrink spührte ich einen Spagat zwischen Verachtung und Bewunderung für Portago: Verachtung für einen Mann der leichtfertig und Dank eines dicken Geldbeutels - UND auch aus Langeweile - dieses Hobby ergriffen hat; Bewunderung für Elan, Begeisterung und der Dreistigkeit mit der er an dieses Projekt heranging und zu einer (besonders für einen Amateur) erstaunlichen Reife brachte.

Die Verachtung kann ich nicht nachvollziehen, und auch die Dreistigkeit nicht wirklich. Der dicke Geldbeutel, ja, von Beruf war er eben Sohn und Ehemann, aber warum neidisch sein? Er hat eben Sport und Parties zu seinem Lebensinhalt gemacht, und beides offenbar auf einem hohen Niveau. Ist es dreist, wenn jemand genug Geld und Talent hat, um etwas zu machen was er gerne machen möchte?

Er war einer der letzten "Herrenfahrer", der aber so gut war, dass er es zum Werksfahrer in dem damals führenden Rennstall brachte. Und eben diese Herrenfahrer waren es, die den legendären Ruf von Bugatti, Ferrari & Co. überhaupt erst möglich machten. Pierre de Vizcaya, Aymo Maggi, Achille Varzi, Raymond Sommer, Earl Howe, Tim Birkin, Louis Chiron, Joachim von Morgen, Bruno Sterzi, die Marzotto-Brüder, und unzählige andere die mir im Moment nicht einfallen. Gut waren sie alle, einige sogar sehr gut. Manche schafften den Sprung zum Werksfahrer, anderen wiederum war ihre Unabhängigkeit lieber.

Ohne die reichen Hobbyfahrer hätte der Motorsport wohl die Hürde ins 20. Jahrhundert nicht geschafft, und auch in den 20er und 40er Jahren waren es die begüterten Privatiers, die dem Motorsport das Überleben sicherten.

Heute führen die Rennfahrer dank ihrer Sponsoren mit ihren Einkünften aus der Rennerei ein luxuriöses Leben, früher war das eben umgekehrt. Wenn überhaupt das Wort "Verachtung" fallen sollte, dann wohl eher für mittelmässige Fahrer, die sich dank guter Sponsorenkontakte ihren "Arbeitsplatz" kaufen....!

Beitrag Mittwoch, 10. Mai 2006

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@Michael; guter Einwand. Das ist genau der Punkt an dem ich Lehbrink nicht verstehe - und auf der anderen Seite auch verstehe. Er wirft Portago vor die 'Zeichen der Zeit' nicht erkannt zu haben und zu einer Zeit den Herrenfahrer gespielt zu haben, da die Zeit dafür schon längst vorbei war.. Aber letztlich kann ich das nicht wirklich beurteilen.

Komisch - irgendwie sind wir plötzlich wieder bei der Diskussion unter uns - ist ja beinahe wie früher... :D)

Beitrag Donnerstag, 11. Mai 2006

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Ich verfolge eure Diskussion sehr wohl und interessiert. Aber ich kann dazu nichts schreiben, ich kenne den Fahrer nur vom Namen und der Statistik. Ich habe noch nie ein Video von ihm gesehen geschweige ihn fahren gesehen, geht ja auch schlecht. Deshalb halte ich mich lieber zurück! Aber interessant ist eure Diskussion wirklich!

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