Mit Alexander Wurz tritt einer der sympathischsten Fahrer des aktuellen F1-Fahrerfeldes ab. Spionage, Teamorder und Konsorten: Die Saison 2007 hat eindrucksvoll gezeigt, dass es in der Formel-1 um Politik geht, um Egoismus, jeder schaut nur auf sich selbst. Das passt gar nicht zu Wurz, der nur eine Eigenschaft aufweist, die ihn in die aktuelle Epoche der Formel-1 einordnen lässt: Sein unglaubliches Verständnis für Technik. Lange war der Österreicher, geboren am 15. Februar 1974 in Waidhofen an der Thaya im österreichischem Bundesland Niederösterreich, Edeltestfahrer bei McLaren Mercedes. Dort reifte Wurz, dort wurde Wurz zu einem anderen Wurz, wie noch in den Benetton-Jahren.
Wurz nur auf 2 Rädern Weltmeister
Doch bevor Alexander Wurz an Benetton, McLaren oder Williams denken konnte, fuhr Wurz noch mit 2 Rädern. Es gibt in John Surtees nur einen einzigen Fahrer, der bislang auf 2 und auf 4 Rädern Weltmeister wurde: Der Brite holte sich den F1-Weltmeisterschaftstitel, sowie den Titel in der Motorrad-WM, und das mehrmals. Wurz wurde nur auf 2 Rädern Weltmeister, hat aber mit Motorrädern nichts am Hut. Im Prinzip fuhr Wurz Fahrrad, aber nicht etwa Radrennen wie die Tour de France, nein, Wurz wurde 1986 BMX-Weltmeister. Auch nach dem er seine Leidenschaft für den Motorsport entdeckte, blieb er dem Radsport treu. Zusammen mit Markus Rainer, einem Mountainbike-Fahrer, gründete er ein eigenes Radsportteam. Zusammen mit anderen Partnern entwickelte er die Fahrradmarke Katarga.
Dass Alexander Wurz den Weg in den Rennsport fand, ist nicht weiter verwunderlich, denn er stammte praktisch aus einer Rennfahrerfamilie. Bereits sein Opa, Franz Wurz senior, war Motorsportler und fuhr in den 50er Jahren mit einem BMW einige Rennen in Österreich. Franz Wurz Junior, der Vater von Alex, war noch ein bekannterer Rennfahrer. Mit einem Opel fuhr Franz Wurz 1967 seine ersten Rennen – zunächst lokale Rallyes in Österreich. Später wurde Franz Wurz zu einer bekannten Größe im Autocross und Rallyecross-Bereich. 3-mal sicherte er sich dabei den Rallyecross-EM-Titel: 1974 auf einem VW, 1976 mit einem Lancia und 1982 mit einem Audi. Mit 3 Titeln ist er auch der beste österreichische Fahrer dieser Motorsportkategorie, gefolgt von Herbert Grünsteidl, Andy Bentza und Manfred Beck, mit je einem Titel. Damit ist Österreich mit 6 Titeln die 4. erfolgreichste Nation, nur die Skandinavien-Länder Schweden (27), Norwegen (16) und Finnland (8) sind erfolgreicher. Aber auch bei normalen Rallye-Rennen war Franz Wurz nicht schlecht: 1983 siegte er bei der Rallye Argentinien auf einem Audi in seiner A-Wertung und 1984 holte er sich den Gesamtsieg der Rallye Türkei. Wurz fungierte zeitweise auch als Co-Pilot des Schweden Björn Waldegård, der 1979 mit einem Ford erster offizieller Rallye-Weltmeister wurde.
Alexander Wurz folgte der Familientradition und begann 1989 mit dem Kartsport. Dabei sicherte er sich gleich in der ersten Saison den Vizetitel in der österreichischen Kartmeisterschaft. Richtig bekannt wurde Alexander Wurz 1992, als er für Walter Lechner die deutsche Formel-Ford, sowie die österreichische Formel-Ford Meisterschaft gewann. Nebenher fuhr er auch eine halbe Saison in der Formel-Opel (Gesamt-4. in Österreich) und war auch bei den Sportwagen aktiv. Mit einem Porsche holte er sich einen Gruppensieg beim 24 Stundenrennen am Nürburgring.
1993 wechselte Wurz in die Formel-3. Dabei gewann er den Titel in Österreich, wurde in Deutschland Gesamt-13. Wurz fuhr für das Team von Helmut Marko, der früher ebenfalls Formel-1 Fahrer war, viel bekannter jedoch durch seine Funktion als Nachwuchsförderer von Red Bull wurde. Aktuell ist er als Berater für das Red Bull Team tätig, sowie noch immer für den Nachwuchsfahrer des Getränkeherstellers verantwortlich. Das brach Wurz auch das Genick, denn mit Marko verkrachte er sich, zudem hatte er auch keinen guten Draht zu Gerhard Berger, nachdem Wurz diesen bei Benetton in F1-Rente schickte. Berger ist Teilhaber beim Red Bull B-Team Toro Rosso Ferrari, hat jedoch in der Red Bull F1-Familie eine hohe Stimme, hat so zu sagen neben Red Bull Boss Dietrich Mateschitz und Marko das Sagen, noch vor Red Bull Renault Teamchef Christian Horner, dem auch das GP2-Team Arden gehört. Dass sich Wurz mit Marko und Berger verkrachte brach ihm insofern das Genick, als dass er bei Red Bull nie wirklich als Fahrer ins Gespräch kam. Beim Red Bull Vorgängerteam Jaguar Ford war Wurz ja immer wieder ein Thema.
Wurz war jedoch schon immer eigenständig, ließ höchstens noch Förderer und Manager Peter Cramer über seine Motorsportlaufbahn entscheiden. Das ließ Wurz auch bei Benetton in Ungnade fallen, weil er keinen Managervertrag von Benetton-Teamchef Flavio Briatore annahm. Briatore nahm dies aber auch noch anderen Fahrern wie nur Wurz übel, zum Beispiel Sébastien Bourdais oder Jarno Trulli ein paar Jahre später. Komischerweise ließ dann meist auch die Performance der Fahrer spürbar nach. Auch wenn Wurz 1999 und 2000 bei Benetton in der Formel-1 teils katastrophale Leistungen brachte, Wurz selbst schiebt die Schuld auch auf Briatore, wie er nach seinem Rücktritt vor dem Brasilien GP 2007 auch offiziell kund tat: „Ich wurde als Spielball verwendet und das schlug sich im 2. und 3. Jahr auf die Rennperformance nieder. Ich wurde teilweise erpresst. Ich fühlte mich, als wären Messer an mich angesetzt.“ Das einzige, was er bei Benetton gut fand: Seine heutige Ehefrau Julia, mit der er mittlerweile 3 Kinder hat, war damals Pressedame bei Benetton.
Erfolge in der deutschen Formel-3
Bis es so weit kam, musste sich Alexander Wurz jedoch erst einmal durch sämtliche Nachwuchsserien durchbeißen. 1994 fuhr er für G&M Motorsport in der Formel-3 einen Dallara Opel. Dabei war er stark unterwegs. Er beeindruckte mit einer unglaublichen Konstanz: Von den 19 Rennen beendete er 12 auf dem Podest, feierte 3 Siege. Für den WM-Titel reichte es nicht knapp. Wurz wäre nach dem späteren F1-Fahrer (Mit Leyton House, March, Sauber) Karl Wendlinger der 2. Fahrer aus Österreich gewesen, der die deutsche F3 gewonnen hätte. Wendlinger wurde 1989 mit einem Ralt Alfa Romeo des RSM Marko Team Meister. Ironie des Rennsports: Auch 1994 kam der Meister aus diesem Team, nämlich Jörg Müller. Der Deutsche brachte es zu Testfahrten für Ligier, Arrows, Sauber und BMW Williams.
Alle Siege in der deutschen F3 von Alexander Wurz
Hockenheim 1994: Vor Pedro Couceiro (Sical; Dallara Opel)
Hockenheim 1994: Vor Pedro Couceiro (Sical; Dallara Opel)
Hockenheim 1994: Vor Sascha Maassen (WTS; Dallara Opel)
1995 ging es für Wurz bergab. Um nicht zu versauern, wechselte Wurz 1996 vom Formel-Sport in den Touren- und Sportwagensport. Dabei fuhr er in der DTM-Vorgängerserie ITCC. Dabei war sein bestes Ergebnis mit seinem Opel vom Joest-Team Rang 4 in Silverstone, hinter Sieger Gabriele Tarquini (Alfa Romeo), JJ Lehto (Opel, eingesetzt vom Team Rosberg) und Jason Watt, der wie Tarquini einen JAS Alfa Romeo steuerte.
Wurz jüngster Le Mans Sieger
1996 gewann Alexander Wurz auch das 24 Stundenrennen von Le Mans. Dabei fuhr er gemeinsam mit dem US-Amerikaner Davy Jones und dem Deutschen Manuel Reuter einen TWR Porsche von Joest Racing. Man konnte also quasi mit einem Kundenporsche die Werks-Armada des deutschen Automobilgiganten besiegen, denn auf Platz 2 und 3 folgten jeweils Werks-Porsche. Wurz ging dabei in die Geschichte als jüngster Sieger des Sportwagenklassikers ein. Er übernahm damit den Rekord von Luis Fontès, der als bisher einziger Spanier gewinnen konnte. Fontès gewann zusammen mit dem Briten Johnny Hindmarsh. Alexander Wurz ist übrigens der erst 3. Österreicher, der das Rennen gewinnen konnte. Außer ihm schafften es noch Rindt 1965 und Helmut Marko 1971.
24 Stunden von Le Mans: Die 10 jüngsten Sieger
1996 Alexander Wurz (AUT), Joest Racing; TWR Porsche: 22 Jahre + 118 Tage
1935 Luis Fontès (ESP), Arthur W.Fox/Charles Nichol ; Lagonda Rapide : 22 Jahre + 172 Tage
1966 Chris Amon (NZ), Shelby American ; Ford: 22 Jahre + 334 Tage
1965 Jochen Rindt (AUT), NART; Ferrari: 23 Jahre + 63 Tage
1985 Paolo Barilla (ITA), Joest Racing; Porsche: 24 Jahre + 57 Tage
1969 Jacky Ickx (BEL), John Wyer; Ford: 24 Jahre + 165 Tage
1950 Jean Louis Rosier (FRA), Louis Rosier ; Talbot Lago : 25 Jahre + 11 Tage
1932 Raymond Sommer (FRA), Raymond Sommer; Alfa Romeo: 25 Jahre + 293 Tage
1955 Mike Hawthorn (GBR), Jaguar; Jaguar: 26 Jahre, 63 Tage
1992 Mark Blundell (GBR), Peugeot Talbot; Peugeot: 26 Jahre + 74 Tage
Der Erfolg in Le Mans führte dazu, dass Wurz seine ersten Zehen in die Formel-1 setzte. Auf dem A1-Ring in Österreich fuhr Wurz in einem Sauber Ford erste Demorunden. Im Winter folgte ein Test für Benetton Renault. Wurz war flott unterwegs und so empfahl er sich als Testfahrer für die Saison 1997, wie auch Jarno Trulli, der heute bei Toyota in der Formel-1 unterwegs ist. Während Trulli persönlich von Teamchef Flavio Briatore gefördert wurde, kam Wurz wegen dem österreichischen Sponsor Mobil A1, ein Kommunikationskonzern. Der Bonus für Wurz: Trulli wollte unbedingt Rennen fahren, also lieh ihn Briatore an Minardi Hart aus. Briatore hielt damals Anteile am Minardi-Team. Trulli war also nicht immer verfügbar für Benetton, auch nicht, als Gerhard Berger plötzlich länger krank wurde. Berger musste sich 2 Operationen unterziehen, Wurz sprang so als Ersatzfahrer ein.
Formel-1 Debüt in Kanada 1997
Wurz sprang also beim Kanada GP für Berger ein und feierte damit sein Formel-1 Debüt. Obwohl der Einstand nicht überragend war und mit einem Ausfall endete, stand Berger nach dem Kanada GP bereits bei mehreren anderen Teams auf dem Wunschzettel, allen voran bei Sauber Petronas (für Sauber testete er ja bereits 1996 in Österreich), die nach einem Ersatz für Norberto Fontana suchten. Der Argentinier sprang ein, nach dem sich Gianni Morbidelli bei einem Crash den rechten Arm gebrochen hatte, erwies sich jedoch als hilflos. Für den Großbritannien GP wollte Sauber sogar Martin Brundle zu einem GP-Comeback überreden. Der Brite jedoch lehnte dankend ab. Er wolle nur als Vollzeitpilot zurück, nicht für nur ein Rennen. Ferner missfiel ihm auch, dass er kaum Vorbereitung für das Rennen gehabt hätte. Wurz konnte man nicht haben, weil Bergers Comeback sich zog und so Wurz weiterhin bei Benetton Renault gebraucht wurde.
Und zwar für 2 weitere Rennen wurde Wurz gebraucht, und in diesen ließ der Österreicher sein Talent aufblitzen. Wurz besiegte Teamkollege Jean Alesi in beiden Qualifyings (damit gewann Wurz das Duell gegen den Routenier 2:1!) und stand beim Großbritannien GP sensationell als 3. auf dem Podest, hinter Sieger Jacques Villeneuve (Williams Renault) und Teamkollege Alesi. Nach dem Wurz aufs Podium gerast war, dauerte es lange, bis Wurz das nächste Mal aufs vom ehemaligen österreichischen F1-Weltmeister Niki Lauda getaufte Trepperl steigen durfte. Erst beim Imola GP 2005 war es soweit. Er fuhr den Grand Prix für McLaren Mercedes an Stelle von Juan Pablo Montoya, der sich beim Tennisspielen zur Vorbereitung des Bahrain GP verletzt hat. Damals hielten sich hartnäckig Gerüchte, dass der Kolumbianer beim privaten Motocrossfahren gestürzt sei und sich deshalb verletzt habe. Sei es wie es sei, jedenfalls musste Montoya 2 Rennen paussieren. Wurz war damals bei McLaren Mercedes die eigentliche Nummer 3, also der offizielle Ersatzfahrer. Das Problem: Wurz ist sehr groß, der McLaren Mercedes war klein gebaut. Also fuhr in Bahrain zunächst der 2. Testfahrer, Pedro de La Rosa, der auch heute noch Testfahrer bei McLaren Mercedes ist. Für Imola konnte man den McLaren Mercedes jedoch umbauen, und so fuhr Wurz das Rennen.
Eigentlich kam er nur als 4. ins Ziel, jedoch wurde BAR Honda Pilot Jenson Button disqualifiziert. Der Grund war, dass BAR, heute ganz in Händen von Honda, damals ein illegales Tanksystem verwendet hatte. Im BAR Honda war nämlich eine zusätzliche Tankanlage, die mit Sprit befüllt wurde, um das Mindestgewicht von 605 Kilogramm zu erreichen. Im Rennen selbst war der Tank leer, somit waren die Rennautos von Button und Takuma Sato leichter. Die weitere Schlussfolgerung ist logisch: Je leichter ein Auto, desto schneller. Die Folge war nicht nur eine Disqualifikation der beiden Fahrer – BAR Honda wurde auch für die folgenden beiden Rennen gesperrt. Wurz stand also rein theoretisch gar nicht auf dem Podium, letztendlich geht jedoch in die Statistik ein, dass der Österreicher damals auf dem Podium stand. Zwischen Großbritannien 1997 und Imola 2005 vergingen 128 Rennen, so lange brauchte kein anderer Fahrer, nach einem Podest das nächste zu erklimmen. Wurz löste damit Mario Andretti ab. Der US-Amerikaner brauchte nach dem Südafrika GP 1971, den er für Ferrari gewann 77 Rennen, bis zum nächsten Podium: Beim Holland GP 1976 stand er als 3. mit seinem Lotus Ford wieder auf dem Podium. Ebenfalls 77 Rennen vergingen bis Eddie Cheever nach dem 3. Platz für Renault beim Italien GP 1983 in Italien 1988, ebenfalls als 3., im Arrows Megatron wieder aufs Podium kam. Wichtig zum Interpretieren der Statistik: Die 128 beziehungsweise 77 Rennen vergingen zwischen den jeweils beiden Podestplätze. Nicht zwingend muss der Fahrer bei diesen Rennen auch am Start gestanden sein. Wurz zum Beispiel brachte es in seiner gesamten Formel-1 Karriere ja nicht einmal auf 128 Rennen!
Die größten Lücken zwischen 2 Podestplätzen
Alexander Wurz (128) zwischen Großbritannien 1997 (3., Benetton Renault) und Imola 2005 (3., McLaren Mercedes)
Mario Andretti (77) zwischen Südafrika 1971 (1., Ferrari) und Holland 1976 (3., Lotus Ford)
Eddie Cheever (77) zwischen Italien 1983 (3., Renault) und Italien 1988 (3., Arrows Megatron)
Jean Pierre Jarier (74) zwischen Monaco 1974 (3., Shadow Ford) und Südafrika 1979 (3., Tyrrell Ford)
Nick Heidfeld (66) zwischen Brasilien 2001 (3., Sauber Petronas) und Malaysia 2005 (3., BMW Williams)
Jarno Trulli (64) zwischen Europa 1999 (2., Prost Peugeot) und Deutschland 2003 (3., Renault)
Jackie Oliver (60) zwischen Mexiko 1968 (3., Lotus Ford) und Kanada 1973 (3., Shadow Ford)
Andrea de Cesaris (50) zwischen Südafrika 1983 (2., Alfa Romeo) und Belgien 1987 (3., Brabham BMW)
Heinz-Harald Frentzen (50) zwischen USA 2000 (3., Jordan Mugen Honda) und USA 2003 (3., Sauber Petronas)
Teo Fabi (49) zwischen USA 1984 (3., Brabham BMW) und Österreich 1987 (3., Benetton Ford)
Für den Deutschland GP kam Berger erst wieder zurück, aber auch dann lehnte Wurz das Sauber-Angebot ab, weil er hoffte, dass er 1998 bei Benetton ein Stammcockpit bekommen würde. Dies bekam er dann auch. Dabei lief das Jahr derart gut, dass er sogar als Ersatz für Michael Schumacher bei Ferrari im Gespräch war, sollte dieser zu McLaren Mercedes wechseln. Mit Schumacher lieferte er sich auch einen beeindruckenden Kampf in den Leitplankenschluchten von Monaco. Rundenlang duellierten sie sich Rad an Rad, und das nur wenige Millimeter von Mauer, Reifenstapel und Leitplanken entfernt! Den meisten Zuschauern stockte der Atem, schließlich kollidierten beide sogar mehrmals. Ein weiterer Höhepunkt der Saison 1998, in der auch Teamkollege Giancarlo Fisichella unter Kontrolle hatte, war der Brasilien GP, als Wurz mit einem tollen Überholmanöver gegen Williams Mecachrome Fahrer Heinz-Harald Frentzen lange auf Rang 3 fuhr, jedoch einen kleinen Patzer hatte und auf Rang 4 zurückrutschte.
Ganze 5-mal schrammte Alexander Wurz als 4. nur knapp am Podest vorbei. Darunter auch beim Kanada GP. Dort sorgte Wurz für Aufregung, weil er sich am Start spektakulär überschlagen hatte. Die Legende besagt: Bereits während des atemberaubenden Unfalls soll Wurz zur Benetton-Box gefunkt haben, dass die Mechaniker den Ersatzwagen für den Neustart bereitstellen sollen. Das Rennen wurde nach dem Crash abgebrochen und neu gestartet, mit Wurz. Und am Ende sprang ein ordentlicher 4. Platz dabei heraus. Für Wurz war es einer der heftigsten Unfälle in der Formel-1. Lebensbedrohlich war auch der Unfall beim Australien GP 2007. Bei dem Crash flog David Coulthard über den Williams Toyota von Wurz. Bei dem hässlichen Unfall wurde Wurz fast von dem Red Bull Renault von Coulthard geköpft. Am Ende sammelte er mit seinem Benetton Playlife 17 WM-Punkte und wurde somit WM-8. (mit der schnellsten Rennrunde beim Grand Prix in Argentinien), so stark sollte er in seiner Karriere jedoch nicht mehr sein.
Der Abstieg 1999 und 2000
Nach dem mehr als erfreulichem Jahr 1998 wurde Wurz hoch gelobt. Die österreichische Presse überschlug sich mit Superlativen, verglich Wurz bereits mit dem wesentlich erfolgreicheren Landsmann Niki Lauda, dem bisher erfolgreichsten F1-Fahrer aus Österreich. Doch Wurz konnte an der Saison 1998 nicht mehr anknüpfen. 1999 holte er sich nur 3 Punkte, immerhin auch durch einen 5. Platz zu Hause beim Österreich GP. Beim Europa GP auf dem Nürburgring war er in einem schweren Unfall verwickelt: Wurz wich Damon Hill, dem Formel-1 Champion von 1996 mit Williams Renault aus, dessen Jordan Mugen Honda langsamer wurde. Beim Ausweichmanöver touchierte Wurz jedoch den Sauber Petronas von Pedro Diniz. Der Brasilianer überschlug sich in Folge dessen und blieb auf dem Dach liegen. Da der Überrollbügel des späteren Teilhabers beim Prost F1-Team brach, befürchtete man das Schlimmste. Zum Glück blieb Diniz, der für Forti Ford, Ligier Mugen Honda, Arrows Yamaha und Sauber Petronas insgesamt 98 Formel-1 WM-Rennen bestritt, unverletzt.
Fast noch schlechter war die Saison 2000 für Wurz, als er nur 2 Punkte durch Rang 5 beim GP von Italien am Konto verbuchen konnte. Die gesamte Saison über musste sich Wurz jedoch mit Gerüchten rumplagen, dass er noch während der Saison ausgewechselt werden würde, vor allem weil ihm Teamkollege Fisichella seit Anfang der Saison 1999 den Rang abgelaufen war. Als Ersatzfahrer wurde unter anderem der Australier Mark Webber gehandelt. Webber war eigentlich Testfahrer bei Arrows. Außenseiterchancen auf den Platz hatte auch Antonio Pizzonia, der später bei Jaguar Ford und BMW Williams einige F1-Rennen bestritt. Für Webber sprach, dass der Australier, aktuell bei Red Bull Renault unter Vertrag, von der Größe her, Wurz sehr ähnelte. Außerdem war er bei Arrows kaum eingesetzt worden. Ironie: Für die Saison 2007 ersetzte Wurz Webber bei Williams Toyota, aber erst nach der Saison 2006. Webber wechselte ja bekanntlich zu Red Bull.
Einer der Fürsprecher für einen Wurz-Rauswurf war damals Flavio Briatore, der wieder frisch als neuer und alter Teamchef an Bord war. Briatore war jedoch auch jene Person, die sämtliche Spekulationen um Wurz beendeten: „Alex wird auf jeden Fall die Saison für uns zu Ende fahren.“ Das Dementi kam zu einem guten Zeitpunkt, denn nur wenige Tage zuvor beeindruckten Pizzonia und der später Jordan Ford Stammfahrer Giorgio Pantano bei Testfahrten für Benetton Supertec. Eines jedenfalls war klar: Über die Saison 2000 hinaus würde Wurz nicht mehr bei Benetton fahren. Benetton führte mit sämtlichen Fahrern Gespräche, wie Jacques Villeneuve, Jarno Trulli, Webber, Jenson Button oder Olivier Panis. Doch die Probleme von Wurz waren damit noch nicht genug: Bei Testfahrten in Valencia zur Vorbereitung auf den Ungarn GP verunfallte Wurz schwer. Dabei verletzte er sich am rechten Bein. Sein Einsatz war gefährdet, Pizzonia stand als Ersatz bereits in den Startlöchern. Doch letztlich biss Wurz die Zähne zusammen und startete dennoch. Das Rennen konnte er als 11. beenden.
McLaren Mercedes als Auffangbecken für Wurz
Die Cockpitsuche für 2001 gestaltete sich für Alexander Wurz schwierig, trotz des Pluspunktes, dass er einen zahlungskräftigen Sponsor in Form von D2 Mannesmann im Rücken hatte. Zunächst führte er Gespräche mit Jaguar Ford, aber dort war die Liste der Bewerber lang: Giancarlo Fisichella, Nick Heidfeld, Luciano Burti, Oliver Panis um nur 4 zu nennen. Bald kam deshalb die Variante auf, dass Wurz bei McLaren Mercedes Testfahrer werden soll. McLaren Mercedes war auf der Suche nach einem Tester, nachdem Olivier Panis bei BAR Honda unterschrieb und Ricardo Zonta ersetzen sollte. Zonta war nun Wurz Rivale um den Platz bei McLaren Mercedes. Andere Optionen hatte Wurz nicht. Zwar waren noch Cockpits bei Minardi, Arrows und Prost verfügbar, doch auch wenn Wurz’ Manager Peter Cramer immer wieder betonte, dass Wurz auch im Gespräch für ein Stammcockpit für 2001 wäre, wirklich eine Chance hatte er nicht.
Als Testfahrer hätte Wurz auch noch bei BMW Williams anheuern können, was er letztlich erst 2006 machte. 2001 war der Testjob bei Williams nicht wirklich attraktiv, weil es kaum eine Chance auf eine Beförderung gab. Juan Pablo Montoya und Ralf Schumacher hatten Verträge, zudem hatte Williams auch eine Option auf Jenson Button, also jenem britischen Fahrer, der Wurz das Cockpit bei Benetton wegschnappte. Außerdem hatte Wurz bei Williams gefährliche Konkurrenz in Person von Giorgio Pantano. Der Italiener wurde von Peter Collins gemanagt, der als ehemalige Teammanager von Williams natürlich hervorragende Kontakte hatte. Mangels Alternativen unterschrieb Wurz also bei McLaren Mercedes als offizieller Test- und Ersatzfahrer. Bevor die Tests begannen, unterzog sich Wurz noch einer Knieoperation. Was das Ziel war, als Wurz den McLaren Mercedes Testfahrervertrag mit seiner Unterschrift gültig machte ist klar: „Ich sitze jetzt im besten Formel-1 Auto“, so Wurz, „ich kann mich jetzt mit guten Testzeiten bei Teams ins Gespräch bringen und wieder ein Stammcockpit bekommen, wie mein Vorgänger Olivier Panis.“
Leichter gesagt als getan. Denn so schnell kam Alexander Wurz nicht mehr zu einem Renncomeback. Und das obwohl es schien, dass alles für Wurz laufen würde: Wurz knallte bei fast jeder Testfahrt die Bestzeit auf den Asphalt. Und am Ende der Saison verkündete Mika Häkkinen den Rücktritt vom aktiven Rennfahrerleben. Ein Cockpit bei McLaren Mercedes wurde also frei. Ein Vertrag für Wurz war schon unterschriftsreif, doch in einer Blitzaktion verpflichtete man Häkkinens Landsmann Kimi Räikkönen. Wie Wurz, fühlte sich auch Nick Heidfeld übergangen. Der Deutsche stand eigentlich auch bei McLaren Mercedes unter Vertrag, wurde jedoch erst zu Prost Peugeot und dann zu Sauber Petronas verliehen. Bei Sauber schlug er seinen Teamkollegen Kimi Räikkönen regelmäßig. Trotzdem: McLaren Mercedes kaufte Räikkönen aus dem Sauber-Vertrag. Im Nachhinein die goldrichtige Entscheidung. Für Wurz hieß das jedoch: Weiterhin Testfahrer.
Pech für Wurz: Als Prost Acer den eher erfolglosen Gaston Mazzacane nach nur wenigen Rennen in der Saison 2001 los haben wollte, gab man ein Angebot an Alexander Wurz raus, das Cockpit des Argentiniers zu übernehmen. Wurz lehnte aus Loyalität zu McLaren Mercedes ab, auch weil er die Chance sah, 2002 Stammfahrer bei McLaren Mercedes zu werden. Der Ruf von Alexander Wurz wurde bei McLaren Mercedes immer besser. Immerhin war der Österreicher nicht nur flott unterwegs, er überzeugte auch durch technisches Verständnis. Das machte ihn vor allem für Mittelfeldteams interessant. 2003 zeigte Jaguar Ford Interesse, Wurz zu verpflichten. Doch Wurz stand noch bei McLaren Mercedes unter Vertrag und McLaren Mercedes ließ Wurz auch nicht ziehen. Eine hohe Ablöse wollte Jaguar nicht zahlen. Viel lieber nahm Jaguar die hohen Sponsorengelder in Form von Red Bull an und verpflichtete einen anderen Österreicher, nämlich Christian Klien. Lose Gespräche führte Wurz, der ja in Imola 2005, wie bereits erwähnt, doch noch zu seinem Rennen für McLaren kam, in der Zeit der Testerei für McLaren Mercedes auch mit Teams wie Toyota oder BAR Honda.
Formel-1 Ende mit Williams
Ende 2005 hatte Alexander Wurz jedoch genug: Er sah keine Chance auf eine Beförderung bei McLaren Mercedes, also wechselte er zu Williams Cosworth, wurde dort zunächst ebenfalls nur Testfahrer. Auch bei Williams genoss er eine große Beliebtheit aufgrund seines technischen Verständnisses. Als sich abzeichnete, dass Mark Webber das Team Richtung Red Bull verlassen würde, war für Williams klar, Wurz in der Saison 2007 ein Stammcockpit zu geben.
Bei Williams Toyota hatte Wurz eine demotivierende Saison. Sein Teamkollege, der Deutsche Nico Rosberg, Sohn von Keke Rosberg (F1-Weltmeister 1982 im Williams Ford), versägte Wurz regelmäßig. Besonders schwach war Wurz im Qualifying. Das Teamduell gegen Rosberg verlor Wurz mit satten 1:15! Seine Rennperformance war nicht allzu schlecht, aber meist schied Wurz schon im ersten Qualidrittel aus, qualifizierte sich also um Platz 16 bis 18 herum. Von dort aus konnte natürlich kein Blumentopf mehr gewonnen werden. Meist kam dann im Rennen auch noch Pech dazu: In Australien gab es die bereits erwähnte Kollision mit Coulthard, in Spanien stieg er im Startgetümmel über das Heck von Toyota-Pilot Ralf Schumacher auf und auch sonst gab es die eine oder andere Schwierigkeit.
Bei 2 der zahlreichen Chaosrennen der Saison 2007 war Wurz jedoch als Abstauber zur Stelle: Beim Kanada GP holte er sich mit Rang 3 noch einmal eine Podiumsplatzierung! Es war ein chaotisches Rennen, in dem Robert Kubica mit seinem BMW Sauber einen Horrorcrash nahezu unverletzt überstand, oder in dem Lewis Hamilton seinen ersten F1-Sieg feierte, und zwar in jenem Auto, dass Wurz als Testfahrer jahrelang weiterentwickelte – in einem McLaren Mercedes. Ebenfalls vor Wurz platziert war BMW Sauber Fahrer Nick Heidfeld. Auch beim Europa GP, bei dem zeitweise monsunartiger Regen einsetzte, überzeugte Wurz mit einem 4. Platz. Und so sicherte er sich am Ende 13 Punkte, was Rang 11 in der Weltmeisterschaftwertung bedeutete.
Das Treppchen in Kanada soll laut Wurz jedoch auch der Zeitpunkt gewesen sein, in dem er für sich entschied, nach der Saison 2007 den Helm an den Nagel zu hängen. Und das tat er nun sogar ein Rennen vor Saisonende, um Williams Toyota Kazuki Nakajima für 2008 zu testen, unter Rennbedingungen. Williams und Wurz gingen als Freunde auseinander. Die Zukunft von Wurz ist noch unklar: Durchaus möglich, dass er 2008 wieder beim 24 Stundenrennen von Le Mans an den Start geht. Aber auch in der Formel-1 könnte er wieder auftauchen, im Managementbereich oder als Techniker. Beziehungen zu Williams sind nach wie vor vorhanden.
Formel-1 WM Statistik: Alexander Wurz
69 Rennen (Rang 86)
45 WM-Punkte (Rang 89)
8-mal knapp außerhalb der Punkteränge (Rang 18)
3 Podestplätze (Rang 94)
1 Schnellste Rennrunde (Rang 72)
Durchschnittliche Startposition: 12,159 (Rang 160)
Durchschnittlicher Rückstand auf Pole Position: 2,018% (Rang 41)
Ausfallquote: 30,435% (Rang 56)