Am 2. November feiert ein Weltmeister seinen 60. Geburtstag: Alan Jones. Grund genug auf seine bewegte Karriere zurückzublicken: Geboren wurde Jones also am 2. November 1946 in Melbourne, im australischen Bundesstaat Victoria. In Melbourne findet seit 1996 der Australien GP statt, Jones fuhr im Albert Park in Melbourne keine GP-Rennen mehr. Bereits der Vater von Alan Jones, Stan Jones, fuhr bereits erfolgreich im Motorsport, vor allem im Sportwagenbereich, brachte es sogar auf Testfahrten im BRM und Ferrari in der Formel-1. Das öffnete natürlich Alan Jones die Türe in den Motorsport, dennoch musste er auch Leistung bringen, schließlich kamen die Jones an einem Punkt, an dem Vater dem Sohn nicht mehr helfen konnte, das war Ende der 60er Jahre. Zuvor fuhr Jones Kartrennen und fuhr auch mit einem Cooper, der im Besitz von Stan Jones war.
Stan Jones und Harry Stiller als Wegweiser
1967 machte sich Alan Jones nach Großbritannien auf, um dort seine Karriere voranzutreiben. Der Australier scheiterte, musste zurück in sein Heimatland. Erst 1972 taucht Jones wieder bei einem größeren Rennen auf: Bei einem Formel-Libre Rennen fuhr er für das Multiglide GRD Team einen GRD Ford, allerdings auch nicht mit Erfolg gesegnet. Damit fuhr Jones de facto mit einem Formel-2 Auto, denn das GRS Team trat mit dem GRD Ford 272, den Jones bei dem F-Libre Rennen fuhr, auch bei einigen Formel-2 EM Rennen an. Beste Platzierung war Rang 6 in Pau durch den Schweden Reine Wisell, der allerdings nicht punktberechtigt war, weil er bereits nebenbei das 3. Jahr Formel-1 fuhr.
1973 überzeugte er in der Formel-3 mit seinem GRD Ford, als er hinter Tony Brise Vizemeister in der britischen Formel-3 wurde. So nahm ihn Harry Stiller unter Vertrag. Mit Stiller ist Jones bei einer Topp-Adresse gelandet: Stiller selbst fuhr von 1958 bis 1969 Rennen, schaffte es zu 2 Titeln in der britischen Formel-3 (1966 und ’67), gewann so viele Rennen in einer Saison wie danach nur Ayrton Senna, und fuhr Formel-2 für die Werksteams von Cooper, Lola und Merlyn. Der letzte Schritt, die Formel-1, blieb aus – zumindest als Fahrer. Denn er holte diesen Schritt nach: 1975 kam er mit seinem Harry Stiller Racing Team in die Formel-1, nach dem das Team bereits in der Formel-3, Formel-Atlantik und Formel-5000 auftauchte. Und genau für dieses Team durfte Jones fahren, zunächst 1974 mit einem March Renner in der Formel-Atlantik. Andere Fahrer, die für das Team von Harry Stiller fuhren waren unter anderem Keith St. John, Tony Trimmer, Bev Bond, Tony Lanfranchi und David Morgan.
Nach der Saison 1974 stieg also Harry Stiller Racing in die Formel-1 ein – mit Alan Jones als Fahrer. Dabei erwarb Stiller für Jones einen Hesketh Ford 308B, also den baugleichen Hesketh GP-Renner, den auch der Party-Boy James Hunt im Hesketh Werksteam einsetzte. Meist war Hund jedoch schneller als Jones, zumindest was das Qualifying anbelangt, was ja am aussagekräftigsten ist. Jones debütierte mit seinem Team auch erst zum Auftakt der Europasaison, man ließ also die Überseerennen noch aus. Das Debüt hieß der Spanien GP. Jones qualifizierte sich für Startplatz 20, Penske Pilot Mark Donohue veranlasste allerdings bereits nach der 6. Runde einen verfrühten Feierabend für Jones. Erst beim Schweden GP kam Jones als 11. erstmals ins Ziel.
Formel-1 Debüt 1975
Doch nach dem Rennen verschwand das Team, Jones stand ohne Cockpit da. Cockpitlos mitten in der Saison, wünscht sich kein Formel-1 Fahrer. Doch Jones fiel mit Leistung auf, zumindest suchte Graham Hill für sein Embassy Hill Team einen gescheiten Ersatz für den Deutschen Rolf Stommelen, der nach dem üblen Unfall in Spanien ausgeknockt war. Die bisherigen Ersatzpiloten, die mit dem Hill Lola Ford fuhren, Francois Migault und Vern Schuppan taugten nichts. Im Hill-Team stieß Jones auf einen alten bekannten: Brise, gegen den Jones das Titelrennen in der britischen F3 zwei Jahre zuvor verloren hat, war nun Teamkollege von Jones und machte auch die bessere Figur. Deswegen blieb Jones auch nur für 4 Rennen, denn als der Deutsche Stommelen wieder fitt war, gab es keinen Grund mehr an Jones festzuhalten. Bis dahin fuhr der Aussi Jones immerhin auf Rang 5 beim Deutschland GP, das Ergebnis bedeuteten 2 WM Punkte, das wiederum WM-Rang 17.
Für die Saison 1976 fand Jones nochmals ein Formel-1 Cockpit, bei Surtees Ford, dem Team des Motorrad- und Formel-1 Weltmeister John Surtees. Dabei dominierte er erstmals in der Saison auch seinen Teamkollegen, nämlich Brett Lunger. Lunger wurde sogar 2 Rennen ausgewechselt, in Holland fuhr nach einem Unfall von Lunger zuvor in Österreich der Schwede Conny Andersson und beim Saisonfinale in Japan der Lokalmatador Noritake Takahara. Jones fiel ’76 dreimal aus, kam ein weiteres Mal nicht in die Wertung, weil er beim USA West GP nicht 90 Prozent der Renndistanz abspulte, beendete allerdings alle weiteren Rennen. Noch viel wichtiger: Sooft Alan Jones ausfiel, so oft fuhr er auch in die Punkte. Dabei verbesserte er sein persönlich bestes Resultat noch nach oben: Rang 4 beim Japan GP, die Herren am Podest hießen Mario Andretti (Lotus Ford), Patrick Depailler (Tyrrell Ford) und James Hunt (McLaren Ford). Ebenfalls ein Erfolg war Rang 2 beim Nicht zur WM zählenden Formel-1 Rennen Race of Champions – hinter Hunt. Insgesamt sammelte Jones 7 Punkte, wurde WM-15.
Der Wechsel zu Williams
Zunächst fuhr Jones 1977 nicht mehr Formel-1, er unterschrieb einen Vertrag mit Teddy Yip. Yip hatte in Amerika sowohl ein Formel-5000 Team, als auch ein ChampCar Team. Doch Jones fuhr dennoch wieder GP-Rennen: Nach dem bei Shadow der Brite Tom Pryce beim Südafrika GP durch einen schrecklichen Unfall ums Leben kam, verpflichtete Shadow Jones als Ersatz für den 2. Shadow Ford neben Renzo Zorzi. Zorzi wurde bald ausgewechselt, vorzugsweise gegen Riccardo Patrese, aber auch gegen andere Fahrer. Jones machte 2-mal auf sich aufmerksam, vor allem freilich beim Grand Prix von Österreich: Beim Regenrennen siegte er vor Ferrari Pilot und späteren Weltmeister Niki Lauda und Hand Joachim Stuck, der mit einem Brabham Alfa Romeo unterwegs war! Stark auch sein 3. Platz beim Italien GP, hinter Lotus Ford Pilot Mario Andretti und Lauda. Er wurde WM-7. und Williams Ford Pilot für die Saison 1978. In jenem Jahr befand sich Williams noch im Aufbau, mehr als Rang 2 beim USA GP in Watkins Glen hinter Ferrari Pilot Carlos Reutemann war nicht drin. Nebenher gewann er auf einem Jim Hall Lola noch die CanAm Meisterschaft!
1979 ging es mit Williams aufwärts, doch nicht Jones war für den ersten Williams-Sieg der GP-Geschichte verantwortlich, sondern der Teamkollege, Clay Regazzoni. Der Schweizer siegte beim Großbritannien GP, von Pole Position gestartet jedoch ist Jones. Jones war der Bessere der beiden Williams-Fahrer, sowohl was das Rennen in England betrifft, als auch über die gesamte Saison. Der Grund, warum der Sieg in die Hände Regazzonis rutschte ist eine defekte Wasserpumpe am Williams Ford von Jones. Doch danach drehte Jones auf: In den folgenden 3 Rennen gewann er alles, in den nach dem Großbritannien GP folgenden 5 WM Rennen, gewann er 4. Im Prinzip gewann er auch ein Formel-1 Rennen in Großbritannien, allerdings nur das Race of Champions – und das zählte leider nicht zur Weltmeisterschaft dazu. In der Weltmeisterschaft wurde Jones 3. Mit einem BMW fuhr Jones noch fallweise Procar Rennen, auch 1980 konnte er seine Finger von Tourenwagenrennen nicht lassen, dann aber mit einem Chevrolet.
In der Formel-1 zeigte das Ende der Saison 1979 die Richtung: Williams wurde zum dominanten Team, Jones’ neuer Teamkollege Carlos Reutemann konnte dem Australier nicht das Wasser reichen, das Ergebnis: Weltmeister 1980! Mit 5 Rennen hatte Jones leichtes Spiel. Eigentlich gewann Jones sogar 6 Rennen, doch der Spanien GP wurde noch als Nicht-WM Rennen gezählt. Die Titelverteidigung 1981 verpasste er. Jones gewann nur 2 Rennen, beide in Amerika. Er wurde wieder WM-3. Ein Sieg der beiden war das Saisonfinale. Damit wollte Jones mit einem Höhepunkt aufhören: Er verkündete Ende 1981 das Ende seiner Formel-1 Karriere. Zunächst fuhr er dafür einige Sportwagenrennen in Australien
Comeback trotz Rücktritt
Jones wurde allerdings rückfällig: Als Arrows für den USA-Ost GP mit dem großen Geld winkte, ersetzte Jones für ein Rennen Chico Serra. Das Comeback nach eineinhalb Jahren war ein Desaster: Zwar qualifizierte sich der Teamkollege von Marc Surer mit seinem Arrows Ford auf einem respektablen 12. Platz, doch im Rennen musste Jones bereits nach 58 Runden mit physischer Erschöpfung aufgeben. Die Schlappe war Jones selber peinlich, also begann er wieder zu trainieren. Er trainierte auch für ein Ziel, das hieß GP-Comeback 1985. Er unterstützte Carl Haas bei seinem Formel-1 Projekt. Haas stellte bis zum Italien GP einen GP-Rennstall zusammen, seine Beziehungen zu Lola erleichterte die Suche nach einem Chassis: Wie in der ChampCar Serie, praktisch die amerikanische Formel-1, fuhr Haas mit einem Lola Chassis, sowohl im Formel-1 Lola, also auch im Lola in der ChampCar war ein Ford-Motor eingebaut. Fahrer für das Haas Team sollte natürlich Jones werden und wurde es auch, der zunächst für 1985 einzige Fahrer des Teams. Zum Einüben fuhr Jones ein ChampCar Rennen für das Haas Team, in der ChampCar genauer Newman Haas genannt. Hinter Jacques Villeneuve Sr., dem Bruder von Gilles Villeneuve, und Michael Andretti (beide auf einem March Ford, Villeneuve für das Canadian Tire Racing Team, Andretti für Kraco Racing) wurde er bei dem Rennen in Elkhart Lake 3.
Bei den 4 Rennen, die das Haas Team in der Formel-1 1985 noch bestritt, konnte Jones keines beenden. 3-mal ließ ihn die Technik im Stich, beim Südafrika war Jones erkrankt, an einen Rennstart war nicht zu denken. 1986 fuhr Haas dann die ganze Saison und dieses Mal sogar mit 2 Autos, das 2. besetzte Patrick Tambay. Zuverlässiger wurde der Lola Ford deswegen nicht: Nur 4-mal kam Jones, der im Qualifying Teamkollege Tambay meist unterlegen war ins Ziel. Der entscheidende Grand Prix jedoch war der Österreich GP und den beendete Jones als 4. vor Tambay. Außerdem wurde er beim GP von Italien noch 6., insgesamt wurde er WM-12. Nach der Saison beendete er endgültig seine GP-Karriere, auch das Haas Team konzentrierte sich wieder auf die ChampCar. 116 Formel-1 Rennen fuhr Jones in der WM, 12 davon konnte er gewinnen, 6 startete er von der Pole. 206 WM Punkte standen am Ende auf seinem Konto.
Ganz gewesen ist es das noch nicht im Motorsport: In den späten 80er Jahren, sowie 1991 und 1997 tauchte Jones in der australischen Tourenwagenserie auf. 1991 wurde er dabei mit einem BMW von Tony Longhurst Racing Gesamt-4., 1997 gewann er immerhin noch ein Rennen und fuhr 3-mal auf das Podium. Danach wurde Jones Kommentator von Formel-1 Rennen. 2005 wollte Jones neuerlich in den Formelsport zurückkehren. Allerdings war seine Figur für die Formel-Renner nicht mehr perfekt passend. Fahren wollte Jones in der Formel-1 Opa Serie Grand Prix Master Serie, in denen alte Formel-1 Fahrer über 45 Jahre fahren dürfen und Rennwagen einsetzen, die es mit GP2 Rennern, also der 2. Liga des GP-Sports durchaus aufnehmen können.