AWE hat geschrieben:
Dort finznazierte sich Chiron sein teueres Autohobby durch diverse Dienstleistungen in und ausserhalb der Tanzschuppen der damligen Zeit
Wenn ich mich nicht täusche, dann war es Neubauer, der in seinem Buch diese Geschichte aufbrachte. Fakt ist dass sie so nicht stimmt. Chirons Vater hatte ein Hotel in Monte Carlo, und der Herr Sohn hatte es sicherlich nicht nötig, sich als Gigolo zu verdingen. Dass er das andere Geschlecht nicht verachtete ist allerdings nicht abzustreiten.
Papa finanzierte auch den ersten Bugatti, einen veralteten T22, mit dem Louis bei lokalen Rennen einige respektable Erfolge erzielte. Alfred Hoffmann war nicht nur rennsportbegeistert, sondern fuhr auch privat diverse Bugattis. Er war auch Teilhaber der Marseiller Bugatti-Vertretung Giraud & Hoffmann, die zusammen mit Ernest Friderich in Nizza den wichtigen Markt an der Cote d'Azur abdeckten. Von 1926 bis 1928 sponsorte Hoffmann Chiron indem er ihm immer wieder Autos zur Verfügung stellte. Eines, ein T35T (#4817), war definitiv auf NERKA zugelassen, die anderen (T35 in 1926, T35C 1927/28, T35B 1927/28) waren wohl "Vorführautos" von G&H, die nach einem erfolgreichen Einsatz gewinnbringend verkauft wurden.
Nicht nur Hoffmann fiel das Talent Chirons auf, sondern auch dem Patron in Molsheim, der ihn in der Saison 1927 bei den WM-Rennen als Werksfahrer einsetzte, und auch noch sporadisch bei einigen Rennen in 1928. Um das zu erklären muss man doch auf den Begriff "Werksfahrer" bei Bugatti näher eingehen. Von wenigen Ausnahmen abgesehen waren das immer nur sporadische Vereinbarungen, oftmals sogar nur für einzelne Rennen. Gehälter oder Gagen gab es in der Regel nicht, die Fahrer durften das Preisgeld - oder einen Teil davon - behalten, oder sie bekamen das Einsatzauto nach dem Rennen zum Sonderpreis. Es gab keine festen Regeln, jede Vereinbarung sah anders aus. Von 1929 bis 1931 setzte Chiron diverse Bugattis ein, teilweise Werkswagen, teilweise eigene. Erst für 1932 kam dann so etwas wie ein echter Werksfahrervertrag zustande. Aus dieser Konstellation stammt auch die Sache mit dem Autohandel, da auch Grover-Williams ähnliche Vereinbarungen mit Bugatti hatte. Ein richtiger Handel war das nie, sondern man verkaufte immer wieder die eigenen Autos, oder die ex-Werkswagen, oder auch "Bonusautos". Es konnte nämlich passieren, dass ein Fahrer für einen Werkseinsatz keinen einzigen Franc bekam, sondern einen Rabatt auf einen oder mehrere Neuwagen. Die mussten dann natürlich an den Mann - oder die Frau - gebracht werden. Viele Kunden kauften ihr Auto lieber von einem bekannten Rennfahrer als von der offiziellen Vertretung, insbesondere wenn das Teil gerade einen Sieg herausgefahren hatte.
Die Reihenfolge Alice-Alfred stimmt so nicht. Nicht Alice hat ihren Lover ihrem Mann "untergejubelt", sondern die Affäre ergab sich aus dem gemeinsamen Zusammensein bei den Rennen.