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30. Jahrestag des Lauda Unfalls

Das Formel 1 Forum früherer Tage...

Beitrag Dienstag, 01. August 2006

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Folgender kurzer Abschnitt über die Unfall-Analyse stand in der Lauda Biografie von Peter Lanz von 1984:

Kurz nach dem Unfall fingen Techniker auf dem Nürburgring damit an, das Wrack des Ferrari 312 T2 mit der Typennummer 028 zu untersuchen. Ein späterer Bericht des AvD-Mitarbeiters Börries von Breitenbuch lautete folgendermaßen: "Der Wagen von Niki Lauda wurde von Ing. grad. Eberhard Morr, dem Vorsitzenden des technischen Ausschusses der ONS untersucht. Dabei wurden an den Aufhängungen nur Gewaltbrüche, sogenannte weiße Brüche festgestellt. Das schließt einen technischen Defekt vor dem Unfall fast hundertprozentig aus. Alle Räder waren ordnungsgemäß angeschraubt gewesen. Die Zelle des Monocoques war nicht deformiert, obwohl der Wagen äußerlich restlos demoliert war. Ich muß Ferrari bestätigen, dass für die passive Sicherheit optimal viel getan wurde, wenngleich der empfohlene automatische Bordfeuerlöscher fehlte. Ich kann allderings nicht verstehen, warum die Löschanlage von außen nicht manuell ausgelöst worden ist. Empfehlenswert wäre ein zentraler Griff hinter dem Kopf des Fahrers, der das Life-Support-System und den Bordlöscher auslöst und zugleich die Gurte öffnet. Dieses System wurde vor drei Jahren von mir angeregt, bei Autoflug realisiert und in einem Kaiman von Kurt Bergmann eingebaut. Es hatte seinerzeit bei einigen Formel-1-Konstrukteuren Kopfschütteln ausgelöst. Man sagte mir, die Wagen würden gebaut, um Rennen zu gewinnen, und da könne man keine zusätzliche Fehlerquelle gebrauchen." Soweit der offizielle Bericht, der zu dem Schluß kam, dass Niki Lauda den Unfall durch einen Fahrfehler verursacht haben mußte. Auch der Rennleiter bei Ferrari, Audetto, bestätigte dies: "Wahrscheinlich ein Fahrfehler von Niki."

Soweit ich weiss hat Niki Lauda stehts bekundet sich an den Unfall nicht erinnern zu können. Und er wäre ja wohl der einzige der es restlos aufklären könnte.
Zuletzt geändert von Alfalfa am Dienstag, 01. August 2006, insgesamt 1-mal geändert.

Beitrag Dienstag, 01. August 2006

Beiträge: 45878
Vielen Dank für den interessanten Bericht!

Beitrag Dienstag, 01. August 2006

Beiträge: 8060
Peterson78 hat geschrieben:
Bevor einige Journalisten von Lauda mit einem Fiat um die Strecke chauffiert wurden, schenkte ihm ein "Fan" nach einem Autogramm ein Foto mit dem Grab von Jochen Rindt mit den Worten: "Das ist für Sie, Herr Lauda". Lauda und die Anwesenden waren völlig konsterniert.

Über diesen Abschnitt bin ich vorhin beim Durchlesen noch mal gestolpert, weil Peter Lanz in seiner Lauda Biografie diesen Zwischenfall auch erwähnt - ihn aber etwas anders schildert. Bei ihm klingt es - zum Glück - nicht ganz so fatal:

Um 17 Uhr 30 war er mit zwei Reportern des Wiener Kurier verabredet, mit Alois Rottensteiner und Helmut Zwickl. Lauda stieg aus, ging zu seinen Mechanikern, unterhielt sich eine Weile mit ihnen und begrüßte dann die Reporter. Zu dritt fuhren sie durch den Tunnel hoch zur Strecke. Es herrschte schon ziemlich viel Betrieb und plötzlich klopfte ein kleiner Junge gegen das Autofenster. Er hielt Lauda ein Foto entgegen: "Bitte, geben Sie mir ein Autogramm, Herr Lauda." Lauda schrieb seinen Namen auf das Foto, unterbewußt, wie hunderttausend Mal zuvor. Autogrammschreiben ist ein Teil seines Jobs, es gehört zum Rennfahrer, obwohl er nicht begreifen wollte, was Leute mit den Unterschriften eines anderen anfangen konnten. Er selber hat noch nie jemand um ein Autogramm gebeten. Es ist ein Stück Papier, mehr nicht. Der Junge bedankte sich, dann steckte er Lauda rasch ein Bild zu: "Hier, ich schenke es Ihnen. Es ist ein Foto vom Grab von Jochen Rindt." Lauda schwieg, tat das Bild ins Handschuhfach und Helmut Zwickl notierte: "Wir waren ziemlich perplex. Was denkt sich wohl ein Mensch, der Niki Lauda ein Foto schenkt, auf dem der Grabstein von Jochen Rindt zu sehen ist?"

Komisch, ich wusste gar nicht dass ich ein Buch über Lauda habe, vorhin ist es dem Regal gefallen - sozusagen! Nachdem ich wieder etwas drin gelesen habe muss ich leider sagen: nicht besonders gut. Ist eher wie ein Roman aufgebaut, in dem dann manchmal nüchternen Zweck-Abschnitte (wie vorhin erwähnt) eingeschoben sind. Daher wirkt das Buch weder einheiltlich noch schlüssig. Ich weiss auch gar nicht ob das Buch (immerhin 22 Jahre alt) noch im Handel ist - sollte sich wirklich jemand dafür interessieren.

Beitrag Dienstag, 01. August 2006

Beiträge: 146
PetersonCC hat geschrieben:

Die Amateurfilme zum Unfall sehen nicht nach einem Fahrfehler aus, was für ein Fehler soll das auch gewesen sein ?


Fahrfehler: schon lange meine Spekulation, da ich solche Unfälle oft im Oval beobachtet habe.

Vermutung (Beweisen lässt sich das sicher nicht...): Lauda lenkt in die Linkskurve ein das Heck kommt leicht, und er lenkt gegen, wegen einer Bodenwelle oder einer Roll bewegung, stopt die Rutschbewegung und das Fahrzeuge hat Grip in die Richtung der Vorderräder (jetzt in Gegeneinschlag) und das Auto biegt rechts ab. Lauda bremst noch schlägt in die Felswand ein, dem ein Zaun vorgelagert ist an dem er seinen Helm (den bekannten mit den markaten Ecken), dadurch werden seine Verletzungen der Lunge so schwer.

Noch eine Anmerkung: wahrscheinlich hat der Einschlag der Nachfolgenden Wagen das Feuer soweit reduziert das eine Rettung möglich war. Im Prinzip wurde das Auto aus der großen Lache geschoben.

Für mich war es immer ein Fahrfehler so hart das auch klingt, trotzdem war Niki Lauda einer der aller Größten dieses Sportsund zu Recht 3x Weltmeister.

MZ
MZ (=EmZet) nicht verwandt und nicht verschwägert mit MichaelZ
www.v8thunder.com

Beitrag Dienstag, 01. August 2006

Beiträge: 759
Ich bin Österreicher, aber rückblickend finde ich Jochen Rindt viel interessanter. Wenn man Lauda jetzt so sieht (unter anderem bei RTL) kommt er mir eher wie ein Biedermännchen vor, es fehlt ihm irgendwie der gewisse Style, den ich an Rennfahrern früherer Jahre bewundere.

Fahrerisch war er Mitte der 70er eindeutig der Beste, da gibt es nichts zu rütteln. Bereits 1974 erzielte er neun Pole-Positions, fuhr grandiose Rennen und viel oft unglücklich aus. Nebenbei führte er Ferrari wieder zurück an die Spitze. Dass er 1976 nicht Weltmeister wurde, lag an dem Unfall, da brauchen wir uns nichts vor machen und wie Ferrari mit ihm umging, war eine bodenlose Frechheit, aber das passte wahrscheinlich in diese Zeit.

1975 und 1977 überlegen Weltmeister, 1984 war es Glück, das muss ich zugeben, Prost war viel schneller, hatte aber noch nicht diesen Killerinstinkt.
Gegen fanatische und engstirnige Rotkäppchen im yesterday-Forum!

Euer pironi

Beitrag Dienstag, 01. August 2006

Beiträge: 3303
pironi hat geschrieben:
Ich bin Österreicher, aber rückblickend finde ich Jochen Rindt viel interessanter. Wenn man Lauda jetzt so sieht (unter anderem bei RTL) kommt er mir eher wie ein Biedermännchen vor, es fehlt ihm irgendwie der gewisse Style, den ich an Rennfahrern früherer Jahre bewundere.

Fahrerisch war er Mitte der 70er eindeutig der Beste, da gibt es nichts zu rütteln. Bereits 1974 erzielte er neun Pole-Positions, fuhr grandiose Rennen und viel oft unglücklich aus. Nebenbei führte er Ferrari wieder zurück an die Spitze. Dass er 1976 nicht Weltmeister wurde, lag an dem Unfall, da brauchen wir uns nichts vor machen und wie Ferrari mit ihm umging, war eine bodenlose Frechheit, aber das passte wahrscheinlich in diese Zeit.

1975 und 1977 überlegen Weltmeister, 1984 war es Glück, das muss ich zugeben, Prost war viel schneller, hatte aber noch nicht diesen Killerinstinkt.



Hatte Prost jemals eine "Killer-Instinkt ? Ich kenn ihn eigentlich nur als heulendes Häufchen Elend wenns mal nicht so klappt wie geplant .

Rimdt war meiner Meinung nach viel zu kurz auf WM Kurs in der F1 um mir da ein richtiges Urteil bilden zu können . Allerdings war er zum Zeitpunkt seines tragischen Unfalls wohl mental schon in der Rolle das Aussteigers . Nach der Saison 1970,die er unbedingt gewinnen wollte wäre er glaube ich zumindest nicht mehr dabei gewesen.
Lauda war für mich der erste Weltmeister der die WM nicht mit Talent sondern mit dem Hirn gewonnen hat . Wärend alle vor ihm noch mit dem Messer zwischen den Zähnen um den Kurs gerollt sind hat Lauda alles bis zum letzten Huster analysiert . Keine besonders spannende und aufregende Art des Autorennens aber scheinbar eine sehr erfolgreiche . Schließlich fanden sich ja in der Folgezeit viele Nahahmer und heutzutage geht ja nicht mal mehr der Gang zum Klo ohne vorherige Analyse das zurückzulegenden Weges unter Berücksichtigung der augenblicklichen Druckverhältnisse der Mitbewerber :lol:

Aber Lauda ist mir wenn ich ehrlich bin eigentlich noch der liebste in der RTL Expertentruppe . Er hat wenigstens ab und an ne eigene Meinung und so war das ja auch schon früher .Das hat zumindest in meinen Augen schon damals sein analytisches Gehabe ein wenig in den Hintergrund gerückt . Der Lauda war halt doch ein MENSCH !!!!!
Er hat es halt nur verdammt gut versteckt wie man an der Geschichte mit Merzario ja erst dieses Jahr wieder lesen und hören konnte .
Besonders beeindruckt war ich von der Saison 1976 wo er trotz all dem Ärger mit Ferrari (wer war eigentlich der verantwortliche unterhalb Enzos ,der das damals so gedreht hat ? ) so schnell wieder ins Auto gestiegen ist und noch beeindruckter war ich als er in Japan einfach ausgestiegen ist .

Beitrag Mittwoch, 02. August 2006

Beiträge: 1862
klingt jetzt vielleicht fad und banal, aber die genaue unfallursache wird wohl nie zu klären sein. es gibt einfach zu wenige anhaltspunkte.
"When you're racing, it's life. Anything that happens before or after is just waiting."

Michael Delaney (Steve McQueen), Le Mans

Beitrag Mittwoch, 02. August 2006

Beiträge: 3303
Benway hat geschrieben:
klingt jetzt vielleicht fad und banal, aber die genaue unfallursache wird wohl nie zu klären sein. es gibt einfach zu wenige anhaltspunkte.




Bringt ja auch nix mehr ,finde ich zumindest .

Beitrag Mittwoch, 02. August 2006

Beiträge: 8060
LotusFan hat geschrieben:
Benway hat geschrieben:
klingt jetzt vielleicht fad und banal, aber die genaue unfallursache wird wohl nie zu klären sein. es gibt einfach zu wenige anhaltspunkte.

Bringt ja auch nix mehr, finde ich zumindest.

Da Lauda nichts eiligeres zu tun hatte als so schnell wie möglich wieder in DIESES Rennauto zu kommen, hat er sein Vertrauen darin jedenfalls nicht verloren.

Beitrag Mittwoch, 02. August 2006

Beiträge: 1862
lauda selbst behauptet immer wieder, er musste so schnell als möglich wieder zurück ins cockpit, weil er nur so in der lage war, den unfall und seine folgen zu verarbeiten.

gleichzeitig musste er wohl verhindern, bei ferrari ausgebootet zu werden (aber ich glaube, letzteres wurde hier schon mal diskutiert).

beeindruckend war sein rasches comeback jedenfalls allemal.
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Beitrag Mittwoch, 02. August 2006

Beiträge: 4967
Benway hat geschrieben:
lauda selbst behauptet immer wieder, er musste so schnell als möglich wieder zurück ins cockpit, weil er nur so in der lage war, den unfall und seine folgen zu verarbeiten.

gleichzeitig musste er wohl verhindern, bei ferrari ausgebootet zu werden (aber ich glaube, letzteres wurde hier schon mal diskutiert).

beeindruckend war sein rasches comeback jedenfalls allemal.


Sehe ich auch so.

Beitrag Mittwoch, 02. August 2006

Beiträge: 45878
Nach der Saison 1970,die er unbedingt gewinnen wollte wäre er glaube ich zumindest nicht mehr dabei gewesen.

Wollten Jochen Rindt und Bernie Ecclestone für 1971 nicht ein Team machen? Sie hatten ja schon ein Formel-2 Team.

Zu der Unfallursache von Lauda möchte ich euch einen früheren Post von Tom nicht vorenthalten:

Zum schweren Unfall von Lauda: Es war vermutlich ein Fahrfehler, er war zu schnell unterwegs! Niki hatte sich ganz einfach verpokert, er glaubte an Regen. Beim Start hatte er Profilreifen aufgezogen, den Start völlig verpatzt und war nach einer Runde nur an zehnter Stelle, kam dann zur Box um die Reifen zu wechseln. Nun wollte er alles aufholen. Nürburgring 1976 bei Kilometer: 10,7 (Bergwerk) Der Unfallhergang: Der Ferrari berührte mit den linken Rädern den kurveninneren Randstein, nachdem er am Scheitelpunkt der Kurve mit dem Heck ausgebrochen war, Nikis Ferrari kippt wohl nach rechts und prallt in die Zäune, gegen eine hohe Böschung, mit ungefähr 250 km/h kappt das Auto 20 Holzpflöcke der Sicherheitszäune und wird wieder zurückgeworfen, da hatte der Ferrari schon Feuer gefangen.........


Auch für mich sieht es sehr nach Fahrfehler aus.

Beitrag Mittwoch, 02. August 2006

Beiträge: 1862
dieter stappert schrieb einmal in einem bericht über rindts tod, dass er 1971 schon eher weitergefahren wäre.
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