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27. juni 1906

Das Formel 1 Forum früherer Tage...
Beitrag Sonntag, 11. Juni 2006

Beiträge: 1862
in wenigen tagen feiert der grand prix seinen 100. geburtstag: am 26./27. juni 1906 fand in le mans der erste große preis der geschichte statt. das vom automobile club de france (a.c.f.) organisierte rennen ging auf einem 103,2 km langen rundkurs über die bühne, der zwölf mal umrundet werden musste (gesamtdistanz 1238 km). eigentlich wurde an jedem der beiden tage ein lauf gefahren, die addition der beiden resultate ergab die gasamtzeit.

das technische reglement: maximal 1000 kg gewicht, hubfraum freigstellt. die panhard-levasseur-wagen fuhren z.b. mit 18-liter motoren.

am start waren 23 französische, sechs italienische und drei deutsche autos. bereits in der dritten runde des ersten tages übernahm ferenc sziz aus ungarn mit seinem 13-liter-renault die führung von paul baras (brasier) und gab sie bis ins ziel nicht mehr ab. daran änderte weder der sieg von felice nazzaro (fiat) am zweiten tag noch ein federbruch am renault in der letzten runde etwas. sziz' siegerzeit: 12h14'07''. das bedeutet einen beachtlichen schnitt von 101,19 km/h. insgesamt kamen nur elf der 32 starter ins ziel. zweiter wurde nazzaro (halbe stunde rückstand), dritter albert clément auf clément-bayard.

die strecke war eigens für das rennen geteert worden. doch der belag schmolz in der sommerlichen hitze. die fahrer hatten mit steinschlag und aufgewirbeltem splitt zu kämpfen. die folgen waren zerschlagene rennbrillen, augenentzündungen und sogar schmerzhafte verletzungen.

noch ein paar worte zum sieger: ferenc sziz wurde 1873 in ungarn geboren und war eigentlich eisenbahn-ingenieur. später ging er nach frankreich und nahm als beifahrer von louis renault 1903 am berüchtigten rennen paris-madrid teil. dabei kam es gleich zu mehreren schweren unfällen. marcel renault (sieger von paris-wien 1902) verunglückte schwer und starb zwei tage danach. insgesamt starben acht menschen, darunter auch zuschauer. das rennen wurde in bordeaux abgebrochen und fernand gabriel (2cv mors) zum sieger erklärt.

beim grand prix des a.c.f. 1907 in dieppe wurde sziz zweiter hinter nazzaros fiat. danach wechselte er von renault zu benz, sollte aber wieder zu den franzosen zurückkehren. 1914 beendete ein unfall seine karriere: als er bei einem rennen ausstieg, um einen reifen zu wechseln, wurde er von einem konkurrenten gerammt und erlitt einen komplizierten armbruch. sziz kehrte nach ungarn zurück und lebte bis zu seinem tod 1970 im kleinen dorf tiszaszentimre.

ob das rennen in le mans tatsächlich der erste grand prix war, ist nicht ganz unumstritten. ein französischer automobilhistoriker erklärte nachträglich die großen stadt-zu-stadt-rennen zu "grands prix de l'a.c.f." nach dieser einteilung wäre dann sziz' siegesfahrt bereits der 9. gp gewesen.
"When you're racing, it's life. Anything that happens before or after is just waiting."

Michael Delaney (Steve McQueen), Le Mans

Beitrag Sonntag, 11. Juni 2006

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@ MichaelZ:

erst mal danke für die ausführlichen Ergänzungen! leider hab ich keine komplette liste der stadt-zu-stadt-rennen. auf die schnelle kann ich nur zwei anführen: die bereits erwähnten paris-madrid und paris-wien.
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Michael Delaney (Steve McQueen), Le Mans

Beitrag Sonntag, 11. Juni 2006

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Das ganze ist wirklich sehr interessant und ist einer genauen Betrachtung wert. Ich wollte sowieso vor dem Frankreich GP was dazu bringen, jetzt ergänze ich deinen Artikel etwas.

Die genaue Renndistanz betrug 1238 Kilometer (kein GP der Geschichte dauerte länger! In den 20er-40er waren Renndistanzen von 800 Kilometer normal, heutzutage sind sie zwischen 305- und 310 Kilometer lang. Kleine Ausnahme bidet Monaco, wo die Renndistanz nur etwa 260 Kilometer beträgt, trotzdem sind die Rennen oft sehr lang und stoßen oftmals am 2 Stundenlimit an.), das bedeutete 12 Runden auf der 103,180 Kilometer langen Strecke. Das Rennen wurde aufgeteilt in 6 Runden am Dienstag, dem 16. Juni 1906 und Mittwoch, dem 17. Juni 1906.

Stolze 32 Teilnehmer gab es, für damalige Verhältnisse ein kleines Starterfeld, denn die ursprünglich interessierten englischen Hersteller Wolseley und Napier bekamen kalte Füße und verzichteten am Start. Das genaue Starterfeld ist unten angeführt.

Das technische Reglement war nicht besonders lang, im Grunde war nur vorgeschrieben, dass das Auto nicht mehr als 1000 Kilogramm (je nach Konzept auch 1007 kg) wiegen durfte. Das sportliche Reglement war dagegen sehr interessant: Es war vorgeschrieben, dass jeder Fahrer einen Beifahrer mitnehmen muss (der wurde meistens hinter dem Fahrer untergebracht - so in der Art der Minardi Zweisitzer der Gegenwart). Nur diese beiden, also Fahrer und Beifahrer waren befugt an der Box Hand an zu legen, für Reifenwechsel, Wartungs- und Reparaturarbeiten etc. Eine Boxenmannschaft war verboten. Schlimm vor allem bei jenem Frankreich GP 1906, denn der schlechte Streckenbelag zwang die Fahrer zu häufigen Boxenstopps (Dauer: ca. 50 Minuten, denn das Auto musste aufgebockt werden, der Reifen musste von der Felge geschnitten werden und ein neuer Schlauch und Decke eines neuen Pneus musste montiert werden. Der französische Reifenhersteller Michelin, der damals bereits dabei war, erkannte die Schwierigkeiten und bot einen fertig montierten Reifen an, der mittels 8 Schrauben gelöst werden konnte. Die Dauer eines Stopps dauerte fortan nur noch etwa 4 Minuten.)

Da der Hubraum freigestellt war, gab es einen Mix des Feldes was dies betrifft. Absoluter Riese in punkto Verbrennungsraum war aber Panhard Levassor mit einem Hub-Volumen von 18,279 Litern. Der Vierzylinder leistete bei 1300 U/min 120 PS und verlieh dem Vehikel eine Spitzengeschwindikeit von 158 km/h! Grégoire hatte nur einen Hubraum von 7433 ccm.

Gestartet wurde der Reihe nach im 90 Sekunden- Takt. Den Grand Prix eröffnete ein gewisser Vincenzo Lancia, der als Autmobilhersteller berühmt wurde. Ab Runde 3 war der Ungar (der einzige Ungar im GP Sport ausser Zsolt Baumgartner - Jordan Ford Pilot 2003 und Minardi Ford Pilot 2004, wurde immerhin einen WM Punkt erfolgreich). Ferenc Szisz vorne und er hatte auch die erste Tagesetappe mit 107 km/h Durchschnitt nach 4 Stunden, 45 Minuten und 30 Sekunden gewonnen. Albert Clément (Clément Bayard) und Felice Nazzaro (Fiat) liegen mit 26 bzw. 41 Minuten Rückstand auf den Rängen 2 und 3. Nur noch 17 Fahrer sind in der Wertung, bereits in Runde 1 schieden 4 Fahrer aus, dazu dann unten auch die Ergebnisliste. Der letzte der 17 Fahrer liegt aber nach Problemen bereits 7 Stunden zurück!

Nach dem die Autos nachts im Parc fermé standen, ging es am nächsten Tag wieder nach einander auf die Tour. Mercedes Pilot Camille Jenatzy lässt sich wegen seiner Augenverletzungen von Alexander Burton ablösen. Auch Signore Lancia will sich ablösen lassen, doch sein Ersatzfahrer verpennt im Hotel, also fährt Lancia weiter. Gewonnen hat die 2. Etappe Felice Nazzaro (mit 6 Stunden, 19 Minuten und 33,4 Sekunden) vor Szsiz und Clément. In Addition der beiden Rennen hat jedoch Szisz im Renault.

Das Ergebnis des Frankreich GP 1906:
1. Ferenc Szisz (Renault)
2. Felice Nazzaro (Fiat)
3. Albert Clément (Clément Bayard)
4. Jules Barillier (Brasier)
5. Vincenzo Lancia (FIat)
6. George Heat (Panhard)
7. Paul Baras (Brasier)
8. Arthur Duray (Lorraine Dietrich)
9. Pierry (Brasier)
10. Camille Jenatzy/Alexander Burton (Mercedes)
11. Mariaux (Mercedes)

Henry Rougier (Lorraine Dietrich) nicht klassifiziert
Claude Richez (Renault) Unfall (9. Runde)
Elliot Shepard (Hotchkiss) Reifenschaden (8. Runde)
Louis Rigolly (Cobron Brillié) Defekt (8. Runde)
Victor Hémery (Darracq) Motorschaden (8. Runde)
Georges Teste (Panhard Unfall (7. Runde)
Aldo Weilschott (Fiat) Unfall (6. Runde)
Conte Vincenzo Florio (Mercedes) Reifenschaden (6. Runde)
J. Edmond (Renault) Fahrer verletzt (6. Runde)
A. Villemain (Clément-Bayard) Reifenschaden (6. Runde)
Henri Tart (Panhard) Defekt (5. Runde)
Hubert le Blon (Hotchkiss) Reifenschaden (5. Runde)
De la Touloubre (Clément-Bayard) Getriebeschaden (4. Runde)
Jacques Salleron (Hotchkiss) Unfall nach Reifenschaden (4. Runde)
Louis Wagner (Darracq) Motorschaden (3. Runde)
Alessandro Cagno (Itala) Defekt (3. Runde)
Baron Pierre de Caters (Itala) Reifenschaden (2. Runde)
Fernand Gabriel (Lorraine-Dietrich) Defekt (1. Runde)
Maurice Fabry (Itala) Unfall nach Reifenschaden (1. Runde)
Civelli De Bosch (Gregoire) Defekt (1. Runde)
Rene Hanriot (Darracq) Motorschaden (1. Runde)
Barriaux (Vulpes) nicht gestartet (Auto zu schwer)
Philippe Tavenaux (Gregoire 70 hp) nicht gestartet

Vieles hat sich seit dem Rennen geändert, aber 3 Hersteller sind immer noch dabei: Renault (mit Fernando Alonso und Giancarlo Fisichella), Mercedes (Motorenhersteller bei McLaren) und Fiat (mit Ferrari).

Was mich nun noch interessiert, sind Bilder der Autos bei diesem Rennen, ich habe schon ein paar in meiner Sammlung.

@Benway: Du hast erwähnt, dass der GP inoffiziell der 9. war, welche wären den die anderen 8 davor gewesen?

Edit: Bestimmt kann uns Michael_Müller noch einige interessante Infos geben! Das Thema ist wirklich interessant!

Beitrag Sonntag, 11. Juni 2006

Beiträge: 1862
zwei bilder von sziz und seinem renault:

Bild

Bild
Zuletzt geändert von Benway am Sonntag, 11. Juni 2006, insgesamt 1-mal geändert.
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Michael Delaney (Steve McQueen), Le Mans

Beitrag Sonntag, 11. Juni 2006

Beiträge: 4564
Fuhren bei diesem Rennen nicht auch die Gebrüder Michelin mit????
Die beiden brachten doch als erste einen Wagen mit Reifen an den Start die mit Luft gefüllt waren. Alle anderen fuhren mit Vollgummireifen.

Korrigiert mich wenns nicht stimmt!!!
Tippspiel-Teams:
F1: Seifenkistel Roadrunners
Rallye: Ricola Rot Weiss Alpenteam Ilmor WRC
DTM: Speedpflicht DTM Team
MotoGP: Agostini MV Augusta

Beitrag Sonntag, 11. Juni 2006

Beiträge: 1862
nochmal sziz unterwegs zu seinem historischen triumph. sein renault brachte es übrigens auf 90 ps:

Bild


sziz bei einem boxenstopp. damals dauerte ein reifenwechsel rund 15 minuten:

Bild


die siegerehrung:

Bild
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Michael Delaney (Steve McQueen), Le Mans

Beitrag Sonntag, 11. Juni 2006

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Du hast deine Infos wohl auch aus dem Bericht von Achim Schlang aus dem kicker Sonderheft. Ein echt toller Bericht.

Naja vielleicht bekommen wir die Stadt-zu Stadt Rennen zusammen. Ich hab Mal etwas recherchiert. Das sind Stadt-zu Stadt Rennen vor dem Frankreich GP 1906, vielleicht kann ja jemand sagen, welche inofiziell GP genannt wurden:

Paris-Rouen (127km) 1894. Sieger: Comte Albert de Dion (de Dion) vor Albert Lemaître (Peugeot).
Paris - Bordeaux (1178km) 1895. Sieger: Emille Levassor (Panhard) vor Louis Rigoulot (Peugeot).
Turin-Asti-Turin (93km) 1895. Sieger: Simone Federmann (Daimler) vor Gianbattista Ceirano (Motorcycle).
Paris-Marseilles-Paris (1710km) 1896. Sieger: Mayade (Panhard) vor Merkel (Panhard).
London-Brightton (50 Meilen) 1896: Sieger: Leon Bollee (Bollee) vor Camille Bollee (Bollee).
Marseilles-Nice-La Turbie (240km) 1897. Sieger: Comte de Chasseloup Laubat (De Dion) vor Georges Lemaitre (Peugeot).
Paris-Dieppe (171km) 1897: Sieger: Jamin (Bollee) vor Comte Jules de Dion (De Dion).
Paris-Trouville (173,3km) 1897: Sieger: Jamin (Bollee) vor Gilles Hourgières (Panhard).
Marseilles - Nice (226,9km) 1898: Sieger: Fernand Charron (Panhard) vor Gilles Hourgières (Panhard).
Paris-Amsterdam-Paris (1430km) 1898: Sieger: Fernand Charron (Panhard) vor Leonce Girardot (Panhard).
Torino-Asti-Alessandria-Torino Trail (192km) 1898: Sieger: Guido Ehrenfreud (Miari-Giusti-Bernardi) vor Simone Federmann (Daimler)
Bordeaux-Biarritz (292,75km) 1898. Sieger: Loysel (Bollée) vor A. Koechlin (Peugeot)
Verona-Brescia-Mantua-Verona (161km) 1899. Sieger: Giovanni Agnelli (Phénix)
Nice-Castellane-Nice (120,9km) 1899: Georges Lemâitre (Peugeot)
Paris-Bordeaux (565km) 1899. Sieger: Fernand Charron (Panhard)
Padua-Vincenza-Thiene-Bassano-Trevisio-Padua (175km) 1899. Sieger: Ettore Bugatti (Prinetti-Stucchi Quadricycle)
Paris-Saint Malo (371,75km) 1899. Sieger: Antony (Mors)
Paris-Ostende (323,5km) 1899. Sieger: Leonce Girardot (Panhard)
Brescia-Cremona-Mantua-Verona-Brescia (223 km) 1899: Sieger: Giuseppe Alberti (Mors)
Paris-Boulogne (231,5km) 1899. Sieger: Leonce Girardot (Panhard)
Bordeaux-Biarritz (262,5km) 1899. Sieger: Levegh Alfred Velghe (Mors)
Nice-Marseille (202km) 1900. Sieger: Rene De Knyff (Panhard)
Turin-Pinerolo-Saluzzo-Cuneo-Racconigi-Turin (130km). Sieger: Cuchelet (Peugeot)
Bordeaux-Perigueux-Bordeaux (318km) 1900. Sieger: Levegh Alfred Velghe (Mors)
Padua-Treviso-Padua (220km) 1900. Sieger: Vincenzo Lancia (Fiat)
Paris-Toulouse-Paris (1347km) 1900. Sieger: Levegh Alfred Velghe (Mors)
Brescia-Cremona-Mantua-Verona-Brescia (223 km) 1900. Sieger: Alberto Franchetti (Panhard)
Nice-Salon-Nice (392km) 1901. Sieger: Christian Werner (Mercedes)
Paris-Bordeaux (527,1km) 1901. Sieger: Henri Fournier (Mors)
Paris-Berlin (1105km) 1901. Sieger: Henri Fournier (Mors)
Paris-Vienna (990km) 1902. Sieger: Marcel Renault (Renault)
Paris-Madrid (1014km) 1903. Sieger: Fernand Gabriel (Mors)

Das waren alle, die ich gefunden habe. Vielleicht weiß jemand welche davon auch inoffiziell als GP bezeichnet wurden und welchen Namen der GP vielleicht trug.

Edit: Wer war eigentlich Marcel Renault, der das Paris Vienna Rennen gewann? Wer war Gründer von Renault und wann wurde Renault gegründet? Nur so kurz als Randwissen.

Beitrag Sonntag, 11. Juni 2006

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zum thema reifen: an sziz' renault waren abnehmbare felgen angebracht, die von michelin entwickelt worden waren. das ermöglichte reifenwechsel in zwei bis drei minuten, während die anderen 15 minuten brauchten.

:arrow: http://www.ddavid.com/formula1/story.htm
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Michael Delaney (Steve McQueen), Le Mans

Beitrag Montag, 12. Juni 2006

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Na, da seid ihr weit in die Vergangenheit zurück gegangen...! Freut mich!
In einem Posting das jetzt alles unterzubringen wird schwer, aber für was gibt es denn Google?

Die ursprünglichen Stadt-zu-Stadt-Rennen sind ein Thema für sich, welche davon jetzt nachträglich zum "Grand Prix" erklärt wurden weiss ich aus dem Kopf auch nicht. Es interessiert mich auch nicht besonders, weil ich es unsinnig finde. 1903 wurde diese Art Rennen verboten, nachdem es bei Paris - Madrid zu vielen Toten unter Teilnehmern und Zuschauern kam. Viele Infos und phantastische Bilder findet man hier: http://www.autoskulptur.de/BuchhomeD.htm
Und wer einen Hunderter übrig hat, sollte sich unbedingt das Buch bestellen.

Marcel Renault hat einer der 3 Brüder Renault, die zusammen die heute noch bestehende Firma gründeten. Er war eines der Opfers des Rennens Paris - Madrid.
http://de.wikipedia.org/wiki/Marcel_Renault

Der Grand Prix de l'ACF (wohlbemerkt, Grand Prix de France hiess die Veranstaltung erst sehr viel später) war nur teilweise ein Ersatz für die Stadt-zu-Stadt-Rennen, mehr eigentlich für den Gordon-Bennett-Cup. Das war so eine Art frühe Weltmeisterschaft, Teilnehmer waren aber nicht Hersteller oder Fahrer, sondern die jeweiligen nationalen Automobilclubs. Details kann man ergoogeln. Es durften aber nur jeweils 3 Autos pro Land teilnehmen, das wollten die Franzosen dann nicht mehr akzeptieren, weil Frankreich damals mit Abstand der grösste und wichtigste Automobilproduzent war. Um mehr französische Teilnehmer zulassen zu können würgte man den Gordon-Bennett-Cup ab und ersetzte ihn durch den Grand Prix.

Wie auch die GB-Rennen nach 1903 fand der Grand Prix auf einem Rundkurs statt, allerdings nicht nach heutigem Muster, sondern eben auf einem über 100 km langen gesperrten Landstrassenkurs. Spezielle Rennstrecken gab es noch nicht, allerdings fanden sekundäre lokale Rennen manchmal auf Pferde- oder Radrennbahnen statt. Die erste echten Rennstrecke war Brooklands in England (1907), dann folgten Indianapolis (1909), AVUS (1921), Monza (1922), Sitges (1922), Miramas (1923) und Montlhery (1924). Wobei die AVUS ein Zwitter zwischen Renn- und Teststrecke und Autostrasse war.

Beitrag Montag, 12. Juni 2006

Beiträge: 1862
interessant wäre eine karte vom gp-kurs in le mans. zu meiner bestürzung bin ich gestern draufgekommen, dass racingcircuits.net nicht mehr existiert! :evil: :cry: :x gibts vielleicht anderswo eine skizze?
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Michael Delaney (Steve McQueen), Le Mans


Beitrag Montag, 12. Juni 2006

Beiträge: 1862
danke!
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Michael Delaney (Steve McQueen), Le Mans

Beitrag Montag, 12. Juni 2006

Beiträge: 45812
Finde das ganze recht interessant. Zum Gordon Bennett Cup. 1900 gab es eine Gordon Bonnett Trophy. Es war ein Rennen von Paris nach Lyon und ging über 565 Kilometer. Es kamen nur 2 Fahrer an: Sieger Fernand Charron und Leonce Girardot. Beide fuhren für Panhard.

1901 ging die Gordon Bonnett Trophy wieder über 565 Kilometer von Paris nach Bordeaux. Diees Mal gab es sogar nur einen Fahrer, der das Rennen beendete: Leonce Girardot auf einem Panhard.

1902 führte die Gordon Bennett Trophy von Paris über eine 565,60 Kilometer lange Strecke ins österreichische Innsbruck. Nur einer der 6 gestarteten Fahrer kam auch an: Selwyn F.Edge auf einem Napier.

1903 wurde die Gordon Bennett Trophy erstmals auf einer Rundstrecke ausgetragen. Man verwendete einen Kurs in Nordirland, der 64,37 Kilometer lang war und einen weiteren, der 83,48 Kilometer lang war. Es mussten 3 Runden auf dem ersten Kurs (A) und 4 auf dem 2. Kurs (B) in der Reihenfolge A-B-A-B-A-B-B ausgetragen werden. Dies ergab eine Gesamtdistanz von 527,030 Kilometer. Gewonnen hat das Rennen Cammille Jenatzy auf einem Mercedes vor Rene de Knyff und Henri Farman (beide Parnhard). Noch 2 weitere Mitstreiter kamen ins Ziel, einer, nämlich der Vorjahressieger Selwyn F.Edge wurde disqualifiziert.

1904 wurde ie Gordon Benett Trophy in Deutschland ausgetragen! In Hamburg machte man eine Strecke, die 127,883 Kilometer betrug und zum Erreichen der Gesamtdistanz von 511,532 Kilometern 4x umredet werden musste. Leon Théry gewann für Frankreich mit einem Richard Brasier. Dahinter wurde Camille Jenatzy für Deutschland auf einem Mercedes 2. Dritter wurde Henri Rougier auf einem Tourcat Mery für Frankreich. Der 2. Fahrer für Deutschland Baron Pierre de Caters wurde mit einem Mercedes 4. Dahinter kam ebenfalls ein Mercedes Pilot, allerdings unterwegs für Österreich: Edgar Braun. Es gab noch viele weitere teilnehmende Länder, u.a. auch Italien mit 3 Fiat Piloten.

1905 wurde die Gordon Bennett Trophy wieder im Ursprungsland Frankreich ausgetragen, genauer in der Auvergne. Dabei mussten 4 Runden auf einer 137,354 Kilometer langen Strecke zurückgelegt werden, insgesamt also eine Renndistanz von 549,415 Kilometer. Leon Théry siegte neuerlich für Frankreich auf einem Richard Brasier. Italien belegte mit den beiden Fiat Piloten Felice Nazzaro und Alessandro Cagno die Ränge 2 und 3. Deutschland startete mit 3 Mercedes Fahrern (auch die Österreicher fuhren mit Mercedes Boliden!). Fahrer für Deutschland waren der Deutsche Christian Werner, der das Rennen hinter dem 2. Frankreich- Pilot Gustave Caillois (Richard Brasier) als 5. beendete, Baron Pierre de Cater´s, der 7. wurde, und Camille Jenatzy, der nach 2 Runden ausfiel, nach dem ein Reifen defekt war.

Beitrag Montag, 12. Juni 2006

Beiträge: 1477
Die ersten Gordon-Bennett-Rennen (ich glaube "Trophée" ist der richtige Name, oder eben in Englisch "Trophy" oder "Cup") 1900 bis 1902 waren eigentlich ein Flop. 1901 war es nur eine Unterwertung des parallel stattfindenden Rennens Paris - Bordeaux, ebenso 1902 war der GB-Cup Bestandteil des Rennens Paris - Wien, endete aber schon in Innsbruck. Erst ab 1903 mit den Rundkursen wurde es interessanter.

http://de.wikipedia.org/wiki/Gordon-Ben ... orsport%29

Immer der siegende Club musste im nächsten Jahr das Rennen veranstalten, in England herrschte aber ein Verbot von Rennen auf öffentlichen Strassen, deshalb wich man nach Nordirland aus.

Wichtig auch die Regel, dass jedes Teil der Fahrzeuge, auch die Reifen, in dem Land hergestellt sein musste, das als Bewerber auftrat. Die österreichischen Mercedes waren genauer gesagt Austro-Daimler Lizenzbauten, aber wenn ich mich jetzt richtig erinnere, gab es irgendwelche Problem mit deutschen Teilen. Müsste ich jetzt nachlesen.

Beitrag Montag, 12. Juni 2006

Beiträge: 45812
Die österreichischen Mercedes waren genauer gesagt Austro-Daimler Lizenzbauten, aber wenn ich mich jetzt richtig erinnere, gab es irgendwelche Problem mit deutschen Teilen. Müsste ich jetzt nachlesen.

Das mit den Austro Daimler ist auch eine interessante Geschichte. Da wollte doch auch Hans Stuck auch in Monaco in den 30er mit solchen Austro Daimler fahren und fuhr auch damit. Was genau war das für ein Team? Und hast du Infos zu Stucks Einsätzen?

Beitrag Montag, 12. Juni 2006

Beiträge: 1862
zu austro-daimler kann ich mal bei gelegenheit was beisteuern. warnung: könnte recht umfangreich werden. :-P
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Michael Delaney (Steve McQueen), Le Mans

Beitrag Montag, 12. Juni 2006

Beiträge: 1477
Austro-Daimler war ursprünglich eine Tochterfirma der DMG (Daimler-Motorengesellschaft) in Stuttgart, 1909 die finanzielle und technische Trennung.

In den 20er Jahren baute Austro-Daimler einen recht konkurrenzfähigen Sport-/Rennwagen, den ADMII der dann zum ADRIII verbessert wurde. Bei Bergrennen wurden mit Hans Stuck recht achtbare Erfolge erzielt, aber auf der Runfstrecke hatte man gegen die Bugatti keine Chance. AD zog sich u.a. wegen der Weltwirtschaftskrise und finanziellen Schwierigkeiten 1930 aus dem Rennsport zurück.

Beitrag Montag, 12. Juni 2006

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Benway hat geschrieben:
zu austro-daimler kann ich mal bei gelegenheit was beisteuern. warnung: könnte recht umfangreich werden. :-P


Oh ja, das wäre cool!

Beitrag Dienstag, 27. Juni 2006

Beiträge: 45812
Heute hat Mathias Brunner in der MSa eine Kolumne über den Frankreich GP 1906 geschrieben. Hat sich gut informiert, war aber nicht wirklich mehr drin, als wir schon gesammelt haben, dennoch lesenswert. Jedenfalls erwähnte er noch was, was ich unglaublich finde: Szisz wurde mit der gelben Flagge als Sieger abgewunken!


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