Quelle: Konkurrenzseite
Die Formel-1-Weltmeisterschaft sah in dieser Saison bis zum USA GP wie eine recht klare Angelegenheit für Fernando Alonso aus. Nach 4 Siegen in Folge hatte der Spanier nach dem Kanada GP 25 Punkte Vorsprung auf Michael Schumacher. Seither schrumpfte dieses Punktepolster aber unaufhörlich zusammen, vor dem Ungarn Grand Prix blieben gerade einmal 11 Punkte übrig. Nur selten gelang es Fahrern, einen großen Rückstand bis zum Saisonende wieder aufzuholen. Einer von jenen, denen dies gelang, war James Hunt (McLaren Ford). Vor 30 Jahren sicherte er sich den Titel mit einem Punkt Vorsprung auf Niki Lauda (Ferrari). Der Österreicher musste nach seinem schweren Unfall auf dem Nürburgring allerdings 3 Rennen auslassen. Dennoch kennt Lauda das Gefühl, wenn ein Kontrahent allmählich näher rückt und der eigene Vorteil immer wieder schwindet. "Alonso wird nun den Druck kennen lernen, den ich 1976 gespürt habe, als James auf mich aufholte. Aber ich muss auch sagen, dass die Situation schon anders ist, dann ich verlor viel Boden weg meines Unfalls."
Der heutige McLaren-Teammanager Dave Ryan war 1976 ein Mechaniker in Hunts Crew bei McLaren. "Als die Saison lief, erkannten wir, dass die Meisterschaft möglich war", erklärte er. "Wenn wir auf der Strecke eine Niederlage gegen Ferrari erlitten, dann kamen wir immer zurück und sagten uns, dass wir es das nächste Mal schaffen würden.“ „Der (McLaren) M23 war ein wirklich gutes Auto und James hatte alles unter Kontrolle", fuhr er fort. "Das beste Moment in diesem Jahr kam in Watkins Glen, beim US Grand Prix, dem vorletzten Rennen. James gewann und das war der Moment, als wir wussten, dass wir es schaffen können." Den Schlusspunkt setzte Hunt in Japan bei strömendem Regen mit Rang 3, Lauda gab das Rennen wegen der widrigen Bedingungen vorzeitig auf.
Dass alles auch anders verlaufen kann, zeigte das Jahr 1994. Nach 7 Rennen hatte Damon Hill (Williams Renault) auf Michael Schumacher (Benetton Ford) bereits einen Rückstand von 37 Punkten. Dennoch kam er in den WM-Kampf zurück. Schumachers Disqualifikationen in Großbritannien und Belgien, sowie die beiden Rennsperren in Italien und Portugal ermöglichten Hill neue Chancen, die er auch nutzte. 3 Rennen vor Schluss trennte beide Titelanwärter nur ein Punkt. In Jerez, beim Europa Grand Prix, setzte sich Schumacher durch, beim folgenden Rennen im verregneten Japan zeigte Hill eines der besten Rennen seiner Karriere und hielt den Benetton-Fahrer in Schach. In Australien, beim letzten Rennen, folgte dann die Kollision der beiden, die Schumacher letztlich zum Weltmeister machte.
Die Statistik aus 56 abgeschlossenen Formel-1-Jahren aber spricht gegen einen Titelerfolg von Schumacher 2006. In 39 Fällen gewann den Titel am Ende der Fahrer, der 6 Rennen vor WM-Ende in Führung lag. In nur 15 Fällen war die Aufholjagd erfolgreich. In den restlichen Jahren gab es für einen Vergleich einfach zu wenige Rennen. In den 15 Fällen, in denen eine Aufholjagd glückte, gab es jedoch nur 4 Saisons, in denen der Vorsprung 6 Rennen vor Saisonende mehr als 11 Punkte betrug - diesen Vorsprung hat Fernando Alonso momentan: 1964 holte John Surtees (Ferrari) 15 Punkte auf Jim Clark (Lotus Climax) auf, 1976 schaffte es Hunt, 26 Punkte aufzuholen. 1981 machte Nelson Piquet (Brabham Ford) 17 Punkte auf Carlos Reutemann (Williams Ford) gut, 1982 lag der spätere Weltmeister Keke Rosberg (Williams Ford) 6 Rennen vor Schluss noch 14 Punkte hinter Didier Pironi (Ferrari).