Über den generellen Sinn dieser neuen SC-Regel kann man sicher kritisch diskutieren - ist hier ja auch schon deutlich getan worden, erst recht, wenn man sich an die Diskussion zum Lausitzring-Rennen erinnert.
Mitentscheidend finde ich allerdings auch, dass die an sich klar definierten Regen teilweise ungeschickt umgesetzt worden sind. Auch an diesem Wochenende war es ja so, dass das SC zunächst mal gerade nicht das führende Fahrzeug "einfing" - positiv war, dass das immerhin korrigiert wurde, ob nun dadurch, dass Häkkinen von sich aus verlangsamt hat oder dadurch, dass er per Funk dazu aufgefordert wurde.
In Bezug auf Häkkinens verlorene Siegchancen wäre es sicher interessant zu erfahren, ob tatsächlich länger als "notwendig"
'pit lane closed' aufrechterhalten wurde - oder ob Mercedes logistisch keine Möglichkeit hatte, Häkkinen in gerade diesen Runden abzufertigen, was wiederum IMO von Norbert Haugs Kommentaren nach dem Rennen suggeriert wird, der sinngemäß sagte,
"Wir verstehen die Regel nicht, die Regel versteht keiner, wir können nicht jeden gleichzeitig abfertigen." (Im Übrigen verplapperte er sich auch einmal ein bisschen, als er meinte,
"Wir hatten das auch mal mit Bruno Spengler in Kanada, als er keinen Sprit mehr hatte." Da war wohl eher Fernando Alonso gemeint.
)
Diskussionswürdig war natürlich auch die Spengler-Szene mit der gerade rot gewordenen Ampel am Boxenausgang. Der Sachverhalt an sich ist durch das sportliche Reglement an sich klar geregelt:
Sportliches Reglement der DTM hat geschrieben:
"Die Fahrzeuge dürfen auf die Rennstrecke wieder einfahren, wenn die Ampel an der Boxenausfahrt grün zeigt. Sie zeigt zu jeder Zeit grün, ausgenommen, wenn das Safety Car und die Reihe der nachfolgenden Fahrzeuge sich kurz vor der Boxenausfahrt befinden oder gerade an ihr vorbeifahren. Ein auf die Rennstrecke einfahrendes Fahrzeug muss mit einer angemessenen Geschwindigkeit weiterfahren, bis es das Ende der Fahrzeugreihe hinter dem Safety Car erreicht hat."
(Auszug aus Artikel S 35.11)
Rein formal gesehen hätte man da eine Strafe aussprechen müssen, da de facto die Ampel auf Rot sprang bevor Spengler sie passiert, geschweige denn die Boxengasse verlassen hatte. Offensichtlich hat man hier allerdings entschieden, dieses Überfahren der roten Ampel in dieser konkreten Situation straffrei durchgehen zu lassen. Das mag man als "Biegen" der Regel ansehen können - allerdings wohl nicht nur im Sinne von Mercedes, denn genauso wurde auch schon am Lausitzring verfahren, als es Adam Caroll und ein weiterer Audi-Fahrer (Scheider?) waren, die an einer gerade erst (dort von rot auf grün) umspringenden Ampel am Boxenausgang vorbei fuhren.
Da hat Wolfgang Ullrich übrigens nach dem Rennen genauso wenig
"Rot ist rot" gesagt und gegen seinen eigenen Fahrer eine Strafe befürwortet wie Norbert Haug in Bezug auf Spengler am Norisring. Das zeigt denke ich, dass jeder Teamchef bzw. Motorsportchef dazu neigen wird, solche Situationen zunächst mal aus der Interessensicht seines Teams bzw. seiner Marke zu betrachten. Gut finden muss man das als Fan oder Beobachter sicher nicht; das ändert aber nichts daran, dass es so sein kann.