Noch immer schwirrt die Idee herum, dass es 2015 nur noch acht F1-Teams à drei Fahrzeuge geben könnte. Wie das genau aussehen könnte, steht in der morgen erscheinenden Ausgabe der “Formel-Woche”. Doch welche F1-Teams hängen eigentlich in der Schwebe?
Mercedes – Gefahr Ecclestone-Prozess gebannt
Das Topteam Mercedes ist natürlich sicher – auch wenn das vor wenigen Monaten noch ganz anders war. Der Konzern hat einen bestimmten Kodex und nach genau diesem wäre es Mercedes wohl schwer gefallen, weiterhin in einer Formel-1 mitzumischen, deren Chef sich nicht gesetzeskonform verhält. Einer der Gründe, wieso Toto Wolff und Niki Lauda insgesamt 40% des Teams gekauft haben, sollen auch darin begründet sein, im Notfall einzuspringen, wenn Mercedes den Rückzug antritt. Doch das ist längst vom Tisch: Das Verfahren gegen F1-Boss Bernie Ecclestone wurde eingestellt, der Brite ist nicht vorbestraft. Ecclestone an der Spitze soll übrigens einer der Gründe sein, wieso Volkswagen einen Bogen um die Formel-1 macht.
Red Bull: F1-Zukunft auch als Verlierer
Bei Red Bull stellen sich viele die Frage, wie sie mit einer anhaltenden Phase ohne WM-Titel umgehen werden. Doch Red Bull ist längst aus dem Gröbsten raus, Teamchef Christian Horner wittert sogar noch Chancen auf den WM-Titel, Daniel Ricciardo hat schon drei Rennen gewonnen – und einen Youngster wie Max Verstappen hätte man nicht unter Vertrag genommen, wenn Red Bull den Stecker aus der Formel-1 zieht. Red Bull ist also sicher.
Williams: Solides Budget, hohe Ansprüche
Williams hat zwar im abgebrochenen Kalenderjahr Miese gemacht, aber das sollen Investitionen für die Zukunft gewesen sein. Der blickt man rosig entgegen. Man erwartet sogar, dass man trotz eines zum Teil erheblich kleineren Budgets als das der Teams von Red Bull, Ferrari und Mercedes, 2015 um die WM mitfahren kann! Das Budget ist außerdem im Vergleich zu anderen Mittfeldteams groß, sportlich steht man gut da – und Williams ist eines der Traditionsteams, das viele anderen wie Lotus, Tyrrell oder Brabham überlebt hat. Bei Williams wird es also weitergehen.
Ferrari: Marchionne wird F1-Projekt nicht antasten
Ferrari hat mit Sergio Marchionne einen neuen Chef. Der gilt als kühlkalkulierender Geschäftsmann, da darf man natürlich schon einmal die Besorgnis äußern, ob sich Marchionne den teuren Spaß Formel-1 weiterhin leisten will. Aber der Ferrari-Konzern steht wirtschaftlich gesund da, Marchionne wird den Teufel tun und das heilige F1-Projekt antasten. Also auch Ferrari ist sicher.
Force India: Bald ein mexikanisches Team?
Kritischer wird es schon bei Force India. Hier gibt es immer wieder Gerüchte um die beiden indischen Besitzer Vijay Mallya und Subrata Roy. Beide haben Firmen, die hohe Schulden haben. Roy sitzt derzeit sogar im Gefängnis, Mallya könnte dem letzten Vernehmen nach Schwierigkeiten bekommen, weil seine Fluggesellschaft Kingfisher Airline in finanziellen Problemen steckt, aber als großer Sponsor bei Force India am F1-Wagen prangerte. Mallya gab in Singapur aber einmal mehr Entwarnung. Zu wünschen wäre es, wenn Mallya weitermachen dürfte: 2014 hat man bisher so viele Punkte gesammelt, wie noch nie in der Geschichte des Teams. Mallya fuhr in Indien in den 80er Jahren selbst Rennen, sogar mit einem F1-Boliden von Ensign. Auch die Führung seines bisherigen F1-Teams managte er wie ein Racer: Trotz im Vergleich zu anderen Teams bescheidenen Budgets vollbringt er sportliche Wunder, durch ein äußerst effizient aufgestelltes Team. Die Fahrerwahl ist stets exzellent. Mallya ist patriotisch, aber auch realistisch genug, dass er nicht mit Gewalt einen Inder wie Narain Karthikeyan oder Karun Chandhok ins Cockpit setzt, sondern er wartet getrost auf den ersten richtigen Star aus Indien – den er selbst sucht. Derzeit ist der Kartstar Jehan Daruvala Mallyas größte Hoffnung. Und doch: Wie geht es mit dem Rennstall weiter, wenn Mallya wirklich verkaufen muss? Gerüchten zu Folge bemüht sich Carlos Slim derzeit um einen mexikanischen Rennstall. Slim ist der reichste Mann der Erde, fördert derzeit die Fahrer Sergio Pérez (Force India) und Esteban Gutiéerez (Sauber). Nächstes Jahr gibt es die Rückkehr des Mexiko-GP in den F1-Kalender, da wäre ein mexikanisches Team mit Pérez und Gutiérrez am Steuer so etwas wie Slims Traum…
McLaren – Endlich wieder Werksstatus
Seit Mercedes 2010 das Brawn-Team gekauft und zum eigenen Werksrennstall umgemodelt hat, ist McLaren nur noch ein Kundenteam. Die sportlichen Resultate litten darunter. Nun soll es 2015 mit Honda als Exklusivpartner wieder aufwärts gehen. Auch das F1-Budget wächst. Die Zukunft von McLaren ist also gesichert.
Toro Rosso – Verkauf keine Option mehr
Eigentlich hatte Red Bull einmal vor, das Toro-Rosso-Team wieder zu verkaufen. Doch inzwischen hat sich das Juniorenteam bewährt. Talente wie Max Verstappen können für Höheres trainiert werden. Sebastian Vettel und Daniel Ricciardo sind aus der Toro-Rosso-Schule zu GP-Siegern gereift. Wie lange sich Red Bull noch den Luxus von zwei F1-Teams leistet, muss man abwarten, aber derzeit deutet alles daraufhin, dass Toro Rosso mittelfristig gesichert ist – ja sogar noch ausgebaut werden soll zu einem starken Rennstall. In Faenza wird bereits eifrig gebaut, das Personal soll aufgestockt werden.
Lotus – wie lange hat Lopez noch Lust?
Lotus-Besitzer Gérard Lopez ist Geschäftsmann, aber auch Rennsportfan. Letztlich kutschierte er einen F1-Ferrari aus den späten 80er Jahren – den er sich inzwischen gekauft hat. Immer wieder geistern beängstigende Zahlen um die Finanzen des Lotus-Teams durch die Medien, aber noch immer soll Lotus das fünfgrößte Budget unter den Teams haben. Doch wenn die Erfolge weiterhin ausbleiben, könnte das Team bald verkauft werden. Schenkt man “Motosport-total.com” Glauben, so arbeiten F1-Boss Bernie Ecclestone und Ex-Teamchef Flavio Briatore im Hintergrund daran, den Modeguru Lawrence Stroll Lotus-Anteile schmackhaft zu machen.
Marussia – Kam Monaco zu spät?
Mit dem neunten Platz hat Marussia endlich die ersten F1-Punkte auf dem Konto – aber wahrscheinlich zu spät. Das Preisgeld dafür wird erst am Ende des Jahres ausgeschüttet werden, schon in Belgien wäre Marussia fast nicht gefahren. Trotz des neunten Platzes in Monte Carlo darf man aber die Augen vor der Realität nicht verschließen: Auch das Jahr des großen Regelumbruchs konnte Marussia nicht nutzen, um endlich an die Mittelfeldteams heranzurücken. Der Rückstand beträgt meistens mehr als eine Sekunde. Besserung ist kaum in Sicht und Besitzer Andrej Cheglakov soll deswegen keine Lust mehr haben. Schon nach dem Russland-GP will er den Rennstall angeblich verscherbeln. Als Kandidat wird Lawrence Stroll gehandelt.
Sauber – Vorerst weiter alleine
Lawrence Stroll wollte sich eigentlich Anteile am Sauber-Rennstall sichern. Aber wie immer bei potenziellen Investoren hat das Sauber-Team genaue Vorstellungen, wie ein solcher Zug vollzogen werden sollte. Und wie viel das kosten solle. Die Verhandlungen mit Stroll gelten als gescheitert. Obwohl es auch sportlich bei Sauber gar nicht mehr läuft, ist sich Teamchefin Monisha Kaltenborn sicher: “Wir stehen auch 2015 in der Startaufstellung.”
Caterham – Schon in Japan keine Reifen mehr?
“De Telegraaf” enthüllte heute Erschreckendes: Caterham soll bei Reifenlieferant Pirelli derart in der Kreide stehen, dass sie in Japan ohne Begleichung der Schulden keine Reifen liefern wollen. Der neue Teamchef Manfredi Ravetto erklärte es für ein Wunder, dass das Team nach der Übernahme eines schweizer-arabischen Konsortiums überhaupt in Silverstone starten konnte. Um das Team ist es also nicht gut bestellt und offenbar wollen die noch immer unbekannten Investoren schnellen Erfolg. Doch wenn der ausbleibt, könnte spätestens Ende der Saison wirklich das Licht in der Caterham-Fabrik in Leafield ausgehen.