Ich stimme deinen Ausführungen teilweise durchaus zu, denke aber dass sie teilweise auch nicht ganz korrekt oder sagen wir unzureichend differenziert sind.
Ja, das ideale Auto ist perfekt ausbalanciert und funktioniert in der Theorie, das heißt auf dem Papier oder am Rechner, am besten.
Der Fahrer ist aber nunmal ein Mensch und sobald die menschliche Komponente ins Spiel kommt, kommen da auch von der Perfektion abweichende Faktoren ins Spiel. Du sagst ja hier auch selbst, dass eben jeder Fahrer da seine Präferenzen, Fähigkeiten und Probleme hat.
Ich widerspreche in dem Punkt, dass JEDER Fahrer mit einem 100% neutralen/ausbalancierten Auto am schnellsten ist. Schumachers Fahrstil zum Beispiel war sehr speziell, der hat in den Kurven auch immer viel mit dem Gas gespielt um das Auto zu positionieren. So stand es mal in einer Analyse von Schumachers Fahrstil, die man bei Wikipedia findet, wenn ich mich recht erinnere. Ich glaube Schumacher war mit einem etwas übersteuernden Auto besser als mit einem Auto, dass super neutral ist. Ist nur ein Beispiel, solche Aspekte gibt es bei anderen Fahrern sicher auch.
Wenn du jetzt also einen Fahrer hast, der sagen wir mit einem übersteuernden Auto besser klarkommt als mit einem untersteuernden, dann berücksichtigst du das sicher auch bei der Konstruktion.
Und das ist jetzt keineswegs ein Widerspruch zu deinen Aussagen. Ich meine nicht, dass man absichtlich ein übersteuerndes Auto baut. Man versucht natürlich trotzdem ein sehr ausgewogenes, grundsätzlich schnelles Auto zu bauen.
ABER wenn es bei Details am Auto um die Frage geht, ob sie am Ende vielleicht eher eine Tendenz zum Übersteuern oder Untersteuern verursachen könnten, dann kommt sehr wohl der Fahrer mit seinen Vorlieben ins Spiel. Ich betone nochmals ausdrücklich: TENDENZ!
Mav05 hat geschrieben:
Ach ja - und wie passt eigentlich DAS in Deine seitherige Argumentation...?
"Sie haben's eigentlich aufgegeben mit ihm. Ich glaube nicht, dass sie ihn absichtlich benachteiligen. Aber sie haben einfach irgendwie eingesehen, dass sie ihn nicht nach vorne bringen"
Das ist halt seine Meinung, bei der ich ja zu einem gewissen Anteil auch mitgehe.
Natürlich reißt sich Ferrari jetzt für Vettel nicht mehr den Hintern auf. Im Grunde die ganze Saison nicht. Warum auch?? Für Ferrari war schon vor dem ersten Rennen klar, dass die Saison gelaufen ist. Es ging seit Spielberg nur darum, das Auto schneller zu machen mit Blick auf 2021 und da zählt einzig und allein Charles Leclerc und wie er es gerne hätte.
Das ist angesichts der Umstände eine völlig logische Vorgehensweise. Seb wird auch spätestens seit dem Aston Martin Deal nicht mehr bei jeder Sitzung dabei sein, genauso wie Ricciardo und Sainz auch in ihren Teams nicht mehr alles hören und sehen dürfen.
Was die Benachteiligung angeht, muss man natürlich auch differenzieren.
Das Eine ist die Benachteiligung bei der Strategie. Die haben wir zweifelsohne definitiv ein paar mal gesehen. Und zumindest in Silverstone 2 hat Binotto die auch ziemlich offen zugegeben.
Das Andere ist die Sabotage am Auto, die sich natürlich nicht belegen lässt. De Facto gab es zum Beispiel in Silverstone 1 durchgehend durch alle 3 freien Trainings Probleme an Vettels Auto, die ein Topteam normalerweise nach einem Training lösen kann, Stichwort Bremspedal. Jetzt kann man natürlich darüber streiten, ob man bei Ferrari wirklich zu blöde ist ein Pedal richtig zu justieren oder nicht. Ich persönlich halte die Ferrari-Jungs durchaus für fähig, sowas in der Pause zwischen den Trainings zu lösen. Der Rest ist dann Interpretation und subjektiv.