Interessante Auszüge aus einem Artikel einer anderen Seite zum Thema Auspuff und dessen Zusammenspiel mit Webbers und Vettels Fahrstil:
Red Bull gewöhnt sich langsam an das Undenkbare. Man ist nicht mehr der Gejagte, sondern der Jäger. Das Auto zickt, besonders im Training. Erst im Rennen kommen die Titelverteidiger in Fahrt, doch da straft sie ihr schlechter Top-Speed. Sebastian Vettel und Mark Webber könnten schneller, stecken aber im Verkehr fest.
Die Trainingsmisere hat viele Gründe. Der Auspuff ist einer davon. Wie *piep* in seiner aktuellen Ausgabe aufdeckt, bräuchte der Red Bull RB8 eigentlich vier Auspuffendrohre. Je zwei nach der alten Konfiguration für den Kurveneingang, je zwei nach der neuen für den zweiten Teil der Kurve. Das aber ist natürlich verboten. An dieser Problematik erklärt sich auch das Trainingsduell, das derzeit klar 3:0 für Webber steht.
Vettel in China mit Uralt-Auspuff
Red Bull fuhr in Shanghai zweigleisig, um herauszufinden, warum der eine Fahrer mit dem neuen Auspuff, der nach außen auf den Diffusor zielt, besser zurechtkommt als der andere. "Wir mussten Daten sammeln, um Antworten zu bekommen", erklärte Teamberater Helmut Marko die Testfahrt an einem Rennwochenende. Die Antwort liegt im Fahrstil der beiden Piloten.
Vettel macht seine Zeit am Kurveneingang, Webber am Kurvenausgang. Eine Kreuzung der beiden wäre der unschlagbare Formel 1-Pilot. Sebastian Vettel kehrte in Shanghai zum Uralt-Auspuff zurück, bei dem die Endrohre nach innen auf das untere Heckflügelelement zielen. Diese Anordnung bietet im ersten Teil der Kurve Vorteile. Und sie gibt ihm am Kurveneingang mehr Vertrauen.
Vettel hasst unruhiges Heck beim Einlenken
"Der Kurveneingang ist generell kritischer geworden, weil die Auspuffgase im Teillastbereich nicht mehr konstant blasen. Die Auswirkungen davon sind mit dem alten Auspuff geringer als mit dem neuen", erklärt Technikchef Adrian Newey. Vettel sagt es in seiner Sprache: "Ich brauche beim Einlenken ein leichtes Übersteuern. Eines. das sich mit dem Gas schön kontrollieren lässt. Mit dem alten Auspuff ist dieses Übersteuern konstanter als mit dem neuen."
Dazu kommt noch ein zweites Problem. Das Auto reagiert unterschiedlich auf die einzelnen Reifentypen. "Die weicheren Reifen verstärken diese Tendenz zum plötzlichen Übersteuern noch", erklärt Vettel. Er ist also doppelt gestraft. Damit ist auch klar, warum er auf den härteren Gummimischungen tendenziell schneller unterwegs ist als auf den weichen, obwohl diese ihm eigentlich vom Grip her eine halbe Sekunde schenken müssten.
Vettel blieb der alten Auspuffversion das ganze Wochenende treu. Und er suchte auch keine Ausreden für seinen elften Startplatz. "Es gab weder etwas am Auto, noch an der Runde auszusetzen. Ich war einfach nicht schnell genug. Hätte ich das Gefühl gehabt, der neue Auspuff passt mir besser, hätten wir von Freitag auf Samstag umbauen können."
Der alte Auspuff, den Vettel in Shanghai fuhr, war von Adrian Newey eigentlich nur als Provisorium gedacht. Er ist ein Überbleibsel einer Idee, die ihm die FIA schon im Oktober 2011 verboten hatte. "Einige Teile dafür hatte wir schon produziert. Weil wir das Auto gleich beim ersten Test in Jerez fertig haben wollten, waren wir gezwungen, auf Basis dieser Anordnung einen Kompromiss zu finden."
Am vorletzten Testtag in Barcelona präsentierte Newey dann seine zweite Auspuffversion. Eine, die in die schräg abfallenden Seitenkästen eingelassen ist und ungefähr dorthin zielt, wo man auch letztes Jahr so viel Abtrieb gefunden hat. An die Kanten des Diffusors. Webber fuhr in China eine zum dritten Mal weiterentwickelte Spielart dieses Auspuffs. Das Endrohr liegt jetzt nach Vorbild von McLaren in einem engen Schacht. Das deutet darauf hin, dass man bei den offeneren Varianten davor Probleme mit der Treffsicherheit hatte.
Der neue Auspuff hat mehr aerodynamisches Potenzial, kostet aber Motorleistung. Trotzdem war es aus Sicht von Vettel wichtiger, ein Auto zu haben, das ihm Vertrauen einflößt. Jetzt haben der Weltmeister und seine Ingenieure genug Daten und Anhaltspunkte. "Wir haben versucht zu verstehen, was wir ändern müssen, um Sebastians Fahrstil und die neue Lösung zusammenzubringen", erzählt Teamchef Christian Horner.
Vettel weiß seit dem GP China viel besser, wie er auf die Eigenheiten des neuen Auspuffs reagieren muss. Und Red Bull wird bis zum GP Spanien reagieren, um die Defizite dieser Auspufflösung am Kurveneingang zu korrigieren.
Webber holt seine Zeit traditionell im zweiten Teil der Kurve. Der neue Auspuff bringt genau in diesem Bereich Vorteile. Beim Gasgeben strömen die Auspuffgase mit voller Kraft. Er bekommt in seiner Domäne zusätzlichen Anpressdruck geschenkt. Mit dem nervösen Fahrverhalten am Kurveneingang kann der Australier leben. Es macht nichts, wenn er in dem Bereich etwas Zeit liegenlässt, solange das bei Vettel auch so ist.
Genau da lag ja die Krux mit dem angeblasenen Diffusor im Vorjahr. "Seb hat die Vorteile des Systems perfekt genutzt, und zwar in einem Bereich, in dem er sowieso schon stark ist. Ich bin immer etwas hinter dem Auto hergefahren, weil sich mit der Drehzahl auch die Balance des Autos verschoben hat. Als Folge davon hat es immer ewig gedauert, bis ich mich darauf eingestellt und das richtige Setup gefunden habe. Deshalb habe ich letztes Jahr auf Seb am Kurveneingang mehr Zeit verloren als das mit einem traditionellen Rennauto der Fall wäre", analysiert Webber.
In Bahrain fahren beide Red Bull-Piloten wieder mit identischen Autos. Vettel muss mit der Webber-Lösung zurechtkommen. China war ein einmaliges Experiment. Die Geschichte hat schon oft gezeigt, dass zwei derart unterschiedliche Spezifikationen in einem Team schnell zum Eigentor werden können. Die Ingenieure müssen mit dem Setup in zwei Richtungen laufen und können vom jeweils anderen Auto und Fahrer nichts lernen.
Interessante Aussagen. Ich bin gespannt ob Red Bull das Problem in den Griff bekommt und das Auto so weiterentwickelt, dass beide Fahrer wieder ihre jeweiligen Vorteile ausspielen können.
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