Am liebsten hätte Christian Horner 200 Grand Prix als Fahrer bestritten, in Texas knackte er diese Marke nun als Teamchef. Mit 41 Jahren ist er immer noch sehr jung, aber er ist einer der erfolgreichsten aktuellen Teamchefs in der Formel-1.
Die Entscheidung fiel Ende 1998: Horner hing damals seinen Helm an den Nagel, schälte sich aus dem Rennoverall und saß sich die Teamchef-Kopfhörer an der Boxenmauer auf. Bis dato hoffte Horner, als Rennfahrer den Sprung in die Formel-1 zu schaffen. 1992 bestritt er für das heutige F1-Team Manor seine ersten Rennen in der britischen Formel-Renault, aber weder dort, noch in der britischen Formel-3 oder der britischen Formel-2 waren die Resultate beeindruckend. Schon der Schritt in die internationale Formel-3000, also in die Meisterschaft unmittelbar unterhalb der Formel-1, gelang nur, indem er mit Vater Gary Horner ein eigenes Rennteam gründete: Arden International.
Zwei Jahre fuhr Horner unter ferner liefen. In Jerez 1997 gab es durch Rang sechs den einzigen Punkt. Zu dem Zeitpunkt gehörte Arden zur Hälfte der Prodrive-Mannschaft von David Richards. Doch der übernahm die Rolle des Benetton-F1-Teamchefs und zog sich Ende 1998 daher zurück. Es war der Punkt, an dem Horner entschied, selbst in die Rolle des Teamprinzipals zu treten.
Arden noch immer erfolgreich
Und im Nu hatte Arden Erfolg: 2003 F3000-Meister mit Björn Wirdheim, 2004 mit Vitantonio Liuzzi. Horner wollte jetzt in die Formel-1, allerdings als Teamchef. Bald erkannte er: Ein Team von neu aufzubauen wird nicht gut gehen. Er ließ sein Arden-Team also in der F3000-Nachfolgeserie GP2 und versuchte stattdessen das Jordan-Team zu kaufen. Noch bevor es zu einer Übereinkunft kam, erhielt Horner das Angebot, die Geschicke des neuen Red-Bull-Teams zu übernehmen. Als Sponsor war der Energy-Drink-Hersteller schon seit Jahren in der Formel-1, nun kaufte man das Jaguar-Team auf und etablierte eine eigene Mannschaft.
Horner wurde Teamchef und ist damit seit 2005, also seit 200 Grand Prix dabei. Zu Beginn wurde der Brite nicht unbedingt ernst genommen, war er doch noch sehr jung, Red Bull eher eine Spaßtruppe mit eigener Fahrerlagerzeitschrift und eigenen Formula Unas, also hübsche Schönheiten für die Optik der männlichen Fans. Und sportlich war man nur Mittelklasse. Das änderte sich mit den Regeländerungen 2009: Red-Bull-Stardesigner legte hier die Basis für die WM-Jahre von 2010 bis ’13. Horner kann also schon auf vier WM-Titel zurückblicken.
Wird im Fußball sofort der Trainer in Frage gestellt, wenn die sportlichen Leistungen einer Mannschaft zu wünschen übrig lassen, so ist in der aktuellen Red-Bull-Miesere die Position von Horner noch unbestritten. Weil alle wissen: Die zentralen Entscheidungen trifft ohnehin Dr. Helmut Marko, der Red-Bull-Motorsportchef.
Ehe mit Popsängerin
Red Bull kämpft derzeit um Motoren. Sogar über einen Ausstieg wurde offen gesprochen. Und darüber, dass das Team dann an Horner verkauft werden könnte, ganz wie bei Ross Brawn, als er 2009 die Reste von Honda kaufte und überraschend Weltmeister wurde. Doch der Unterschied zwischen Brawn und Horner: Brawn erhielt damals noch finanzielle Unterstützung von Honda, konnte sich das Abenteuer daher auch leisten.
Inzwischen ist ein Ausstieg von Red Bull vom Tisch, wie auch AUTO BILD MOTORSPORT berichtet hat. Dafür liebäugelt Red Bull mit einem Wechsel zu Honda, was aber McLaren-Chef Ron Dennis verhindern will. Er würde Honda als Exklusivpartner nur ungern verlieren.
Wie also geht es realistisch mit Red Bull weiter? Man wird sich mit einem aktuellen Motorhersteller einigen, entweder Ferrari oder Renault. Die meisten Hersteller wollen nämlich eine Auflockerung der Entwicklungsbeschränkungen auf dem Gebiet der Motoren. Die bekommen sie aber nur, wenn auch Red Bull zustimmt. Und diese Zustimmung wird Red Bull nur geben, wenn man Motoren bekommt – und zwar aktuelle Motoren. Hersteller wie Ferrari, die von einer Lockerung der Entwicklungsregelung am meisten profitieren würden, dürften so noch umgestimmt werden.
Währenddessen führt Gary Horner das Arden-Team in diversen Nachwuchsserien weiter, unter anderem der GP2, der GP3, der Formel-3,5, sowie der MSA-Formula. Das Verhältnis zwischen Gary und Christian Horner soll aber nicht das Beste sein. Als Horner sich kurz nach der Geburt seiner Tochter von seiner Frau trennte und mit Ex-Spice-Girl Geri Halliwell eine Beziehung begann, waren seine Eltern wenig begeistert. Im Mai blieben sie auch der Hochzeit der beiden fern.