Auf Auto, Motor und Sport hat man ja in den letzten Tagen eine fünfteilige, sehr spannende Story lesen können, was den Red Bull Renault RB9 so stark gemacht hat. Meines Erachtens gibt es aber auch noch drei andere Gründe und die sind nicht ganz fair:
Motor-Homologierung
Von 2006 bis ’13 durften die Motorhersteller eigentlich nicht mehr an den F1-Motoren arbeiten. Schlupflöcher sind freilich geblieben: Durch Arbeiten an der Motor-Abstimmung, an der Peripherie, an Kraftstoff, Ölen und dergleichen haben die Hersteller über die Jahre durchaus noch das eine oder andere PS gefunden. Renault soll den anderen Motorausrüstern unterlegen gewesen sein. Red Bull versuchte daher 2009 auf Mercedes-Motoren umzusatteln, doch das McLaren-Team legte im Zuge des immer stärker werdenden Rennteams als Mercedes-Partner Nummer eins ein Veto ein. Mit Ferrari machte Red Bull zuvor keine guten Erfahrungen: Gerade für die Technikvorstellungen von Red-Bull-Designer Adrian Newey brauchte das Ferrari-Triebwerk zu viel Benzin und zu viel Kühlbedarf. Erst mit den etwas weniger komplizierten Renault-Motoren konnte Newey seine aerodynamischen Konzepte perfekt umsetzen. Renault hatte gegenüber Ferrari also durchaus Vorteile (eine Ferrari-Rückkehr war daher nicht im Gespräch), aber man war leistungstechnisch trotzdem unterlegen. Deswegen übte Red Bull zusammen mit Renault – die Franzosen zogen sich mit ihrem Werksteam ja bereits zurück, der Verbleib in der Formel-1 war alles andere als gesichert – politischen Druck aus. Nach der Saison 2008 durfte Renault nachbessern, nach der Saison 2009 mussten Mercedes und Ferrari etwas abrüsten. Damit wurden die Motoren leistungstechnisch auf ein ähnliches Niveau gebracht, was aber eine nicht ganz faire Bevorzugung auch von Red Bull war.
RRA-Sparmaßnahmen
Im Zuge der Finanzkrise und der Hersteller-Ausstiege beschlossen die Teams 2009, die Kosten der Formel-1 auf das Niveau der frühen 90er Jahre zu senken. Das war die Alternative gegen eine Budgetobergrenze. 2009 wurden daraufhin einige Regeln aufgestellt, wie die Kosten gesenkt werden sollten. Dabei handelte es sich um ein kompliziertes System, das etwa Simulator-Probefahrten gegen Simulatortests und Mitarbeiterzahl gegenrechnete. Schnell kamen Gerüchte auf, Red Bull würde sich an das RRA (Ressourcen-Restriktions-Abkommen) nicht halten, einschreiten konnte man jedoch nicht, immerhin waren die Sparmaßnahmen nicht im Reglement verankert und daher mehr oder weniger freiwillig. Mercedes hat sich beispielsweise trotzdem daran gehalten. Erst Mitte 2011 rüstete auch Mercedes wieder auf, nachdem das Budget von Red Bull eher anstieg als auf das Niveau der 90er Jahre zurückgedreht wurde.
Pirelli-Reifen
Die schnell abbauenden Pirelli-Reifen helfen Red Bull nicht unbedingt. Das war besonders auch zu Beginn der Saison 2013 zu erkennen, als man seitens Red Bull lautstark Kritik gegenüber Pirelli zum Besten gab: Man könne die volle Leistung nicht abrufen, die Reifen seien der Formel-1 nicht würdig. Pirelli baute 2013 nicht das erste Mal schnell abbauende Reifen. Teams wie Lotus, Ferrari oder Force India haben sich drauf eingestellt. Nach den zahlreichen Reifenschäden in Silverstone, entschloss sich Pirelli die Reifenkonstruktionen von 2012 zurückzuholen – damit funktionierten die Verbesserungen am Red Bull umso besser, Ferrari und Force India wurden benachteiligt. Nicht nur bei Force India ist man überzeugt, dass es auch andere Mittel und Wege gegeben hätte, die Reifen sicherer zu machen – ohne ins Kräfteverhältnis einzugreifen.