Das Theodore-F1-Team ist eines der eigenartigsten der Geschichte: Mal war man Partnerrennstall, mal Sponsor, dann ein eigener Rennstall mit Kundenchassis, aber auch mit eigenen Rennwagen – und das verstreut durch diverse Rennserien. Und hinter all dem steckte wohl der schillerndste GP-Mäzen aller Zeiten: Teddy Yip.
Wo Yip alles seine Finger im Spiel hatte, ist nur schwer aufzuschlüsseln. Was eh ein Geheimnis bleibt: Wie viel Geld der Geschäftsmann aus Hong Kong in den Rennsport gesteckt hat: „Meine Frau würde mir die Kehle durchschneiden, wenn sie das erführe“, soll Yip einmal gesagt haben.
Erst mit 70 Jahren auf dem Buckel kam Yip in die Formel-1. Bis dahin studierte er in den Niederlanden und baute danach in Hong Kong ein wahrhaftiges Imperium auf: Hotels, Autohandel (er versorgte Thailand beispielsweise mit Alfa-Romeo-Autos), Reederei, Spielläden, ja sogar Freudenhäuser sollen von Yip kontrolliert worden sein. Sein Erfolgsrezept: Mild in der Methode, aber völlig unnachgiebig in der Sache. Yip wusste, was er wollte – und das holte er sich auch. Aber nie war er der knallharte Geschäftsmann, immer wieder war er für seine Partys und sein strahlendes Lächeln bekannt. Nur mit dieser Lebenseinstellung wurde er immerhin 96 Jahre alt.
Schillernder Mäzen als Theodore-Gründer
Rennsport durfte in einem solchen Leben nicht fehlen: Mit einem Jaguar begann Teddy Yip selbst Rennen zu bestreiten. Motorsport in seiner Gegend war nicht unbedingt populär, aber Yip machte ihn dazu: Er war einer der Initiatoren des Macau-GP, der noch heute das F3-Highlight schlechthin ist. Yip wurde selbst 1963 Dritter bei diesem Rennen. Und oftmals Sieger als Teamchef, zum Beispiel auch, als Ayrton Senna 1983 die erste F3-Ausgabe im Ralt Toyota für sich entschied.
Das erfolgreichste F1-Jahr von Theodore war 1977: Patrick Tambay wurde mit einem Ensign-Ford zwei Mal Fünfter: Beim GP der Niederlanden und beim Kanada-GP. Das Theodore-Team war bei insgesamt 45 WM-Rennen am Start und konnte sieben Punkte an Land ziehen.
Teddy Yip ist inzwischen längst verstorben, aber sein Sohn Teddy Yip jr. ist inzwischen auch unter die Rennstallbesitzer gegangen. Das Status-Team, das er unter anderem mit dem ehemaligen F1-Fahrer David Kennedy führt, begann 2005 in der Ländermeisterschaft A1GP-Serie, stieg dann in die GP3 ein und engagiert sich seit 2015 auch in der GP2, der Liga unterhalb der Formel-1.
Status schon in der GP2
Gleichzeitig besitzt Yip jr. auch die Namensrechte an der Theodore-Marke. Beim Macau-GP unterstützt man das F3-Topteam Prema Power unter dem Theodore-Banner – und genau das soll jetzt ausgebaut werden. Gerüchten zu Folge könnte Theodore sich verstärkt in der Super-Formula engagieren – und derzeit laufen auch Untersuchungen, wie man in der Zukunft wieder in der Formel-1 mitmischen könnte.
Der Aufbau eines eigenen F1-Rennstalls ist aktuell äußerst aufwändig, teuer und daher kaum zu stemmen. Denkbar aber, dass sich Theodore mit einem bestehenden Team ins Bett legt. Für das Manor-Team soll es angeblich zwei Kaufinteressenten geben. Einer soll aus Amerika kommen und aus einem Konsortium um Tavo Hellmund bestehen. Der zweite könnten die Theodore-Macher sein.
Das Interesse von Theodore an der Formel-1 zeigt: Wären die Kosten für Privatrennställe wieder in einer vertretbaren Höhe, gäbe es eine gerechte Geldverteilung und wären die Rahmenbedingungen günstiger, so würde es durchaus viele neue, interessierte Mannschaften geben, die im GP-Sport mitmischen wollen würden. Doch derzeit sieht es nicht so aus, als würden die Bedingungen für Neueinsteiger bedeutend freundlicher werden.