@SLK
SLK hat geschrieben:
Wo allerdings in seinen Statements eine Unsportlichkeit mitklingt, müsstest du mir näher erklären...
Hinsichtlich der "Unsportlichkeit", oder auch "Unfairness" von Ron Dennis äußerte ich mich eigentlich in dem gestrigen Post, als er "plötzlich" von einer neuen Regel sprach, dass das nächste Jahr vielleicht die Motoren zwei Rennen halten müssen.
Ich persönlich könnte mir gut vorstellen, dass dies, was nicht nur du als Arroganz interpretierst, eher eine gewisse, seit einigen Jahren bestehende Verbitterung darüber ist, dass seiner Ansicht nach hinter den Kulissen der F1 Einiges hinsichtlich der Sportlichkeit im Argen liegt und er der Ansicht ist, dass die Konkurrenz aus Maranello unter normalen Umständen nicht so erfolgreich wäre, wie sie nun ist,
Das kann man bei ihm eigentlich am besten erkennen, indem er Ferrari (direkt oder auch indirekt) eine gewisse Art von "Zusammenarbeit" mit der FIA unterstellt, dafür aber keine Beweise besitzt und dazu noch auch sehr oft Kritik ausübt. Natürlich ist das gerechtfertigt, dass er seine eigene Meinung vertritt, doch meiner Meinung nach übertreibt er auch irgendwie sehr gerne.
Vielleicht ist ja Ferrari so derartig gegenüber seinem Team überlegen, weil sie einfach (noch) ein besseres Know-How besitzen, eben, weil sein Team noch nicht "den Stein der Weisen" gefunden hat.
und hingegen sein Team unter normalen Umständen für die unermüdliche Arbeit mehr Erfolg erntete. Ob er damit richtig liegt, sei dahingestellt, doch ich verweise da gerne darauf, wie Max Mosley als FIA-Präsident zu Ron Dennis steht...
Dass gerade Max Mosley nicht gut auf Ron Dennis zu sprechen ist, ist ersichtlich, doch andererseits auch verständlich, wenn man, wie ich gerade schrieb, die Kommentare von Ron Dennis interpretiert. (Doch das Mosley den Dennis einmal "beleidigt" hat, konnte ich bis jetzt nirgendwo erkennen...)
Für mich persönlich ist Ron Dennis sympathisch, kann aber auch gegenteilige Meinungen verstehen. Da jedoch meine Sympathie für Ron Dennis vor allem aus seiner konsequenten Sportlichkeit resultiert, finde ich allerdings Vorwürfe der Unsportlichkeit an ihn umso befremdlicher.
Kann dich auch voll und ganz verstehen. Dass Ron Dennis ein Mann des "Perfektionismus" ist, ist schon seit langem bekannt. Er möchte einfach das Beste für ihn und sein Team - ganz klar - doch dafür sollte er (für mich) einfach nicht so oft und in dem Maße anderen Teams (eigentlich nur Ferrari) "Betrügerei" oder ähnliches unterstellen, sondern sich eher lieber etwas zurückhalten.
Bezüglich seines Art, immer "perfekt" sein zu wollen: Das ist schon seit seinem Einstieg in die F1 bekannt. Auch sein Stil, sich auszudrücken, ist sehr erwähnenswert, wie du ja bereits richtig angedeutet hast.
Aber, was ihn bei mir auch sehr arrogant erscheinen lässt, ist z.B. einer seiner Lieblingssprüche, die immer wieder kommen, nämlich: "If you want to finish first, you have to finish first" (oder vielleicht auch: "If you want to finish first, you first have to finish" [bin mir nicht ganz sicher]). Damit übertreibt er irgendwie, hat so für mich den Anschein.
Auch über seine Karriere würde ich gerne was sagen, eben, da ich ihn sehr für seine Arbeit respektiere, was ihn (sagtest du ja bereits) zu einem der erfolgreichsten Teamchefs der F1 ausmacht (doch es gibt ja einen Unterschied zwischen "Job" und "Charakter").
Seit ein paar Jahren, eigentlich seit dem die Erfolge ausblieben, macht er auf mich auch den Eindruck eines schlechten Verlierers, in einer Mehrheit seiner Kommentare (wie auch in den jüngsten) kommt es irgendwie so rüber, denn wenn es eine Sache gibt, die Ron Dennis nicht ausstehen kann, dann ist das zu verlieren. Für mich deswegen auch kein Wunder also, dass die häufigen Niederlagen (bes. vor der Saison 2003) den sonst zumindest nach außen so coolen Dennis ab und zu arg dünnhäutig haben werden lassen. Dazu kam noch der Bau des neuen großen McLaren-Zentrums "Paragon", der ihn viel Zeit und Energie kostete (vielleicht hätte man diese lieber etwas mehr in die Konstruktion der neuen Autos investieren sollen), der ihm aber auch ziemlich wichtig war - irgendwie hatte ich den Eindruck, als ob bei diesem Mann die Nerven zeitweilig ungewohnt blank lagen, der aber Optik und Erscheinungsbild nicht weniger hoch schätzt als den Erfolg.
Dennis ist in die F1 von ganz unten angekommen, mittlerweile steht er ja, wie z.B. auch Jean Todt, ganz oben.
Den Komplex, nicht aus der englischen "upper class" zu stammen, sondern sich "nur" von ganz unten hochgearbeitet zu haben - im klassenbewussten England mag dies vielfach auch heute noch als ein Makel gesehen werden-, hat er (für mich) offensichtlich nie ganz abgelegt. Dies erkennt man z.B. auch daran, dass sich Dennis mit Vorliebe (ich stimme dir in diesem Punkt voll und ganz zu) einer betont komplizierten, manchmal schon irgendwie fast gekünstelten Sprache bedient - egal, ob die Zuhörer, vor allem solche, deren Muttersprache nicht Englisch ist, seinen geistigen Höhenflügen folgen können oder nicht.
Zu der "Arroganz": Den Anspruch an sich selbst im Interesse der anderen herunterzuschrauben, scheint Dennis irgendwie nicht möglich zu sein, und nicht zuletzt diese Eigenart hat ihm im Laufe der Zeit von vielen Seiten eben den Vorwurf der Arroganz eingetragen. Dabei kommen manchmal schon sehr übertrieben, wenn nicht gar "überspitzte" Äußerungen, wie z.B.: "Wir machen Geschichte, Sie schreiben nur darüber."
Ich hege noch die Vermutung, sie liegt irgendwie nahe, dass Dennis hinter diesem, ich würde sogar sagen, aufgesetzt blasierten Ton nur eine gewisse Unsicherheit verbirgt, die er trotz aller Erfolge der letzten 20 Jahre nicht ganz hat ablegen können. Seine Maxime lautet, habe ich mal gelesen, "Wenn man nicht immer das maximal Mögliche anstrebt, wird man auch nicht auf Dauer den großen Erfolg haben". Das stimmt natürlich, doch er und sein Team haben sich seit dem Jahr 2000 wahrscheinlich permanent in ihren Fähigkeiten überschätzt, was hoffentlich seit dem letzten Sieg hinter sich gebracht wurde.
Was ich noch bei ihm als eine Charaktereigenschaft sehe... Wenn es einmal hakt, mag wohl in ihm die Angst aufsteigen, dem eigenen Anspruch an Perfektion nicht gerecht werden zu können...