Die Pitwalk hat das Interview noch nicht verbraten, muss mal Ockenga fragen, was der damit macht. Ich hab kürzlich wieder eines geführt mit Kohlmeyer:
Magdeburg (!NS!DE-RAC!NG) - Bekommt Deutschland eine eigene Nationalmannschaft in der Formel-1? Bereits im Februar berichteten wir exklusiv über das German-F1-Team, das sich für die F1-Saison 2014 angekündigt hat. Teambesitzer ist Toni Kohlmeyer. Ein neues Interview mit ihm über die Fortschritte bei German F1, die Kritiker und vor allem die Vorgehensweise beim Aufbau eines F1-Teams:
MZ: Was hat sich seit Februar bei German-F1 getan?
TK: Rückblickend waren die vergangenen zwei Quartale für uns alle sehr aufregend und zugleich sehr umfangreich mit neuen Erkenntnissen und Erfahrungen bestückt. Im Vordergrund stand dabei der Aufbau unseres wirtschaftlichen Umfeldes. Wir konnten speziell in den letzten drei Monaten viele Gespräche mit verschiedensten Personen aus der Motorsport-Branche und Wirtschaft führen und erhielten zugleich zahlreiche positive Resonanzen. Auch ist es uns gelungen, erste handfeste Verbindungen einzugehen.
MZ: Wie viele Personen arbeiten bereits im Team und wie viele sollen es noch werden?
TK: Derzeit arbeiten in Magdeburg neun Personen an der Umsetzung des Projekts. Da wir uns derzeit noch fast ausschließlich in einer „kaufmännischen“ Phase befinden, ist eine personelle Aufstockung in den kommenden Monaten nicht anvisiert. Hinzu kommen noch eine handvoll Partnerschaften aus verschiedensten Branchen, welche uns in der täglichen Arbeit unterstützen. Ab 2012 werden wir jedoch auch vermehrt in den praktischen und somit personell anspruchsvolleren Bereich übergehen.
MZ: Wie steht German-F1 zum Motorenreglement ab 2014?
TK: Der Start von German F1 war von Beginn an auf 2014 ausgerichtet. Da sich die neuesten Entwicklungen in punkto Motoren- und Chassisregelungen schon vor langer Zeit abgezeichnet haben, ändert sich für uns rein gar nichts. Mit Bedacht hatten wir von Beginn an unseren Fokus auf 2014 gelegt.
MZ: Spricht man bereits mit möglichen Motorenherstellern?
TK: Ja, von klaren Rahmenbedingungen ist man jedoch noch weit entfernt.
MZ: Wie sieht es mit dem F1-Werk aus? Gibt’s da bereits komplette Pläne?
TK: In der aktuellen Phase sind es genau diese Dinge, die es zu klären gilt. Logistisch gesehen stehen uns alle Möglichkeiten in Deutschland offen. Wir warten ab, was unsere Gespräche mit entsprechenden Entscheidungsträgern in den kommenden zwei Monaten ergeben in Hinsicht auf unsere praktisch-logistische Planung.
MZ: Viele Fans, die über das German-F1-Team erfahren, sind begeistert. Es gibt aber auch ein paar, die das Projekt als nicht so seriös einstufen, weil die Vorlaufzeit mit drei Jahren schon ungewöhnlich lang ist, besonders wenn man sieht, dass Colin Kolles quasi in wenigen Wochen ein F1-Team aus dem Boden gestampft hat.
TK: Kolles macht ohne jeden Zweifel einen hervorragenden Job. Dieser Ansicht waren wir schon immer und wir denken, er weiß das. Die Vorzeichen waren in seiner Arbeit jedoch etwas abweichend von unseren. Es besteht ein großer Unterschied darin, ob ein lizenziertes Team mit einer organisierten Logistik und einem zum Großteil feststehenden Budget an den Start geht, oder ob man ein solches Team komplett neu aufbaut. Es ist uns auch wohl bewusst, und dies haben wir auch nie geleugnet, dass ein fast schon langfristig angekündigter Teamaufbau fernab der Norm ist. Dennoch steht fest, dass unsere Kritiker wesentlich zahlreicher gewesen wären, hätten wir unseren Start auf 2012 angekündigt und es nicht geschafft. Denn in diesem Fall hätten sie Recht behalten. Gerade weil die Formel-1 einen großen Umbruch in den kommenden Jahren erleben wird und sich somit neue Chancen auftun, wollten wir eine solide Basis schaffen, von welcher eine professionelle und nachhaltige Arbeit erreicht werden kann. Nichts ist tödlicher als Ecken und Kanten innerhalb eines Rennstalls, welche nichts mit dem Geschehen auf der Strecke zu tun haben, fragen Sie Herrn Kolles.
MZ: Es gibt einige Motorsport-Interessierte, die von der Vorgehensweise von German-F1, sagen wir mal, erstaunt sind. Man legt viel Wert auf Marketing, auf soziale Netzwerke und vor allem auf Fanartikel – ist aber besonders Letzteres nicht erstmal nebensächlich?
TK: Ich bestreite vehement, dass wir VIEL Wert auf den Bereich Eigenmarketing legen. Eine Internetpräsent, sowie ein Auftreten in sozialen Netzwerken und eine Hand voll Fanartikel würde ich kaum als große Marketing-Aktivität bezeichnen. Darüber hinaus ist es für uns wichtig, gerade in Hinsicht auf unsere lange Vorbereitungszeit den Menschen, welche zu unseren Befürwortern zählen, gewisse Zugeständnisse zu machen. Dennoch brauchen wir uns auch nicht zu verstecken. Wir sind, wer wir sind. Ein Projekt, welches das erklärte Ziel hat, ab der Saison 2014 in der Rennserie der FIA Formel-1 an den Start zu gehen – nicht mehr und nicht weniger. Unsere tägliche Arbeit ist derzeit (und war es auch in den vergangenen Monaten) im Aufbau von Partnerschaften und logistischen Voraussetzungen konzentriert. Ich denke die Art und Weise, wie man an ein solches Vorhaben herantritt, ist stets etwas individuell. Es wird schließlich nicht jeden Monat ein neues Team aufgebaut und von daher gibt es auch keinen Status-Quo für das Vorgehen in solch einem Fall.