Das Paradoxe an den Erfolgen von Red Bull ist ja, dass das Tochterteam Toro Rosso derzeit die Rote Laterne inne hat. Im Vorjahr waren die beiden Teams noch gleich auf, spätestens ab der Mitte der Saison war Toro Rosso aber klar besser. Sebastian Vettel gewann dann auch prompt den Italien GP. Nun fährt Vettel für Red Bull und nicht mehr für Toro Rosso, aber das kann nicht der Grund sein, wieso plötzlich Red Bull klar vor Toro Rosso liegt.
Im Vorjahr hieß es oft, dass Toro Rosso wegen des deutlich besseren Ferrari-Motors vor Red Bull liege, deren Renault-Motor viel schlechter sei. Renault durfte über den Winter nachbessern, um an die anderen Hersteller ranzukommen. Aber ob das den Ausschlag gab?
Interessant ist auch, dass Toro Rosso viele Rennen auf Updates warten muss. Erst in Ungarn soll auch Toro Rosso Teile bekommen, die bei Red Bull schon ewig am Auto sind. Aber das war auch schon im Vorjahr so ähnlich.
Vielmehr könnte es doch sein, dass Red Bull eine neuerliche Blamage verhindern wollte und das Toro-Rosso-Team allgemein etwas einbremsen will, oder besser formuliert: Das Toro-Rosso dazu verwendet, für das es von Anfang an eigentlich gedacht war: Als Einstiegsmöglichkeit für Fahrer aus dem Red-Bull-Kader. 3 Argumente unterstützen diese These: Zum einen ist der Abgang von Teilhaber Gerhard Berger noch heute nicht ganz aufgeklärt und kam doch zu einem seltsamen Zeitpunkt. Ging der 10-malige GP-Sieger als Toro-Rosso-Teilhaber nachdem ihm Dietrich Mateschitz, Red-Bull-Besitzer, mitteilte, dass Toro Rosso künftig für den ursprünglichen Zweck missbraucht wird? Zum anderen wird ein Zweitteam wie Toro Rosso durchaus wichtig für junge Rennfahrer: Immerhin gibt es keine Testfahrten mehr, Einstiegsmöglichkeiten und vor allem Lehrmöglichkeiten gibt es für junge Fahrer deshalb kaum. Toro Rosso könnte also quasi so was wie ein Langzeittest für Red-Bull-Kader-Fahrer sein. Dafür würde als Drittes auch die Tatsache sprechen, dass Toro Rosso Sébastien Bourdais rausschmeißen will und dafür den Red-Bull-Zögling Jaime Alguersuari ins Cockpit setzen will. Keine Frage: Bourdais blieb als 4-maliger IndyCar-Meister in der Formel-1 hinter seinen Erwartungen, aber ob Alguersuari wirklich besser ist? Es würde durchaus andere Nachwuchsfahrer geben, die derzeit erfolgsversprechender in den Nachwuchsserien fahren als Alguersuari. Mal abgesehen davon, dass es noch ein paar alte Hasen geben würde, die wohl einen besseren Job erledigen würden, etwa Takuma Sato, Pedro de La Rosa oder auch Giorgio Pantano.