Weiter gehts mit dem Jahresrückblick bis einschließlich Großbritannien GP:
Das Red-Bull-WM-Jahr 2010 (Teil 2)
Vor dem Europaauftakt in Spanien durfte Ferrari nachrüsten: Bei der Scuderia offenbarte sich ein gravierendes Zuverlässigkeitsproblem bei den Motoren, an denen eigentlich nicht mehr herumgeschraubt werden darf. Weil damit die acht Motoren, die einem Fahrer maximal pro Saison zur Verfügung stehen würden, aber nicht ausgereicht hätten, durfte Ferrari nachbessern. Im Qualifying in Barcelona nutzte das wenig: Wieder dominierte Red Bull, dieses Mal aber war Mark Webber der Pole-Mann und vor allem schnellere Mann bei Red Bull, nachdem er zum Saisonauftakt sehr farblos aussah.
Im Rennen war Webber als Sieger nie in Gefahr. Doch die Performance im Rennen war einmal mehr nicht mehr so stark wie im Rennen, was am deutlichsten Vettel spürte: Er rutschte nach dem Boxenstopp hinter Lewis Hamilton zurück. Weil Vettel gegen Ende des Rennens auch Bremsprobleme hatte, rutschte auch Fernando Alonso durch. Hamilton schied in letzter Runde noch mit einem Reifenschaden aus und damit war Vettel wieder Dritter, Alonso hinter Webber sogar Zweiter. Michael Schumacher wurde im neuen Mercedes Vierter, vor dem WM-Leader Button: Button (70), Alonso (67), Vettel (60);
Webber war auch in Monaco nicht zu schlagen, sowohl im Qualifying, als auch im Rennen. Sebastian Vettel wurde Zweiter, Robert Kubica Dritter. Besonders weltmeisterlich war die Fahrt von Webber, weil sein herausgefahrener Vorsprung durch Safety-Car-Phasen immer wieder zunichte gemacht wurde. Webber aber ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Anders als Alonso im Training, als er seinen Ferrari in der Mauer geparkt hat. Bis zum Qualifying konnte das Auto nicht mehr repariert werden, also startete Alonso als Letzter. Eine frühe Safety-Car-Phase und eine dazu passende Strategie spülte Alonso aber bis auf Rang sechs nach vorne. Glück im Unglück für den Spanier, der in der letzten Runde von Schumacher überrascht und überholt wurde – ein laut den Rennkommissaren nicht legales Überholmanöver. Zwar wurde überall angezeigt, dass die Strecke nach der letzten Safety-Car-Phase wieder frei sei, doch überholt werden durfte nicht – das ist in den Regelbüchern so festgelegt. So zumindest die Kommissare, zu denen auch Schumachers Erzrivale Damon Hill gehörte. Schumacher wurde bestraft, wodurch er aus den Punkten fiel.
Apropos Punkte: Mit 78 Punkten war nun Webber in der Meisterschaft vorne: Vettel war punktgleich, Alonso lag mit 75 Punkten nur knapp dahinter. Bei den Herstellern war nun Red Bull vorne: Red Bull (156), Ferrari (136), McLaren (129).
Red Bull zeigte dann aber, dass man sich gerne selbst Steine in den Weg legte. Webber fuhr beim Türkei GP wieder auf Pole – zum dritten Mal in Folge! Im Rennen war McLaren Mercedes aber wieder gleichauf mit Red Bull. Webber, Vettel, Hamilton und Button kämpften um den Sieg. Die Bullen zähmten sich dabei selbst, als es zu einer Kollision zwischen Webber und Vettel kam, bei dem Vettel Webber ins Auto fuhr. Der Deutsche schied aus und fiel danach mit unreifen Gesten auf. Webber rettete zumindest Platz drei ins Ziel. McLaren bekam aber einen Doppelsieg serviert, mit Hamilton vor Button. Zwar griff auch Button Hamilton zwischenzeitlich an, aber Hamilton konnte sich die Position wieder zurückerobern. Die Aufforderung danach an Button, Benzin zu sparen, könnte ein verstecktes Stallorder-Spiel gewesen sein. Button war nun aber wieder in einer aussichtsreicheren Situation, den Titel zu verteidigen: Webber (93), Button (88), Hamilton (84); Konstrukteurs-WM: McLaren (172), Red Bull (171), Ferrari (146).
Nach dem Rennen in Istanbul wurden erstmals Laute stark, wonach Red Bull sich eher auf die Seite von Vettel schlägt anstatt Webber voll zu unterstützen. Belege gab es durch unqualifizierte Aussagen nach dem Unfall der beiden genug, vor allem seitens des Beraters Dr. Helmut Marko. Der Österreicher ist Talentförderer von Vettel und stand wegen bisher eher schlechten Ergebnisses der Red-Bull-Nachwuchsförderung unter Kritik. Er brauchte einen Weltmeister namens Vettel. Um Wind aus den Segeln zu nehmen, verlängerte Red Bull vor dem Kanada GP den Vertrag mit Webber bis Ende 2011.
Beim Kanada GP gab es aber schon das nächste Indiz, dass Webber benachteiligt werden würde: Im Rennen, das von nicht haltenden Reifen und einem daraus entstehendem Poker geprägt war, lag Webber zwischenzeitlich an aussichtsreicher Position. Doch die Strategen ließen ihn mit abbauenden Reifen an der Führung so lange verhungern, bis er nach dem Stopp hinter Sebastian Vettel auf Rang fünf zurückgefallen ist. Damit spielte Red Bull auch keine Rolle mehr in der Entscheidung um den Sieg. Der ging an Lewis Hamilton, der bereits auf Pole Position gefahren ist – aber auch unter Beschuss stand. Denn wieder (nach rüden Fahrweisen in Malaysia und China) wurde er von der Rennleitung verwarnt, aber auch die dritte Verwarnung blieb konsequenzlos. Auch wenn anzumerken ist, dass die Art des Vergehens kein schlimmes war: Nach dem Qualifying ging das Benzin aus und Hamilton schob das Auto die letzten Meter in die Boxengasse.
Hinter Hamilton komplettierte Button den zweiten McLaren-Doppelerfolg in Folge. Damit wurde man zum WM-Favoriten. Alonso wurde Dritter und konnte erstmals seit einigen Rennen mit der F1-Spitze wieder mithalten, weil sein Ferrari etwas erneuert wurde. Die WM: Hamilton (109), Button (106), Webber (103).
Beim Europa GP gab es dann einen heftigen Unfall von Mark Webber: Der Australier verhunzte den Start, ein Problem, das im Laufe der Saison noch öfter bei Red Bull aufgetreten ist. Red Bull versuchte das Missgeschick durch einen früheren Reifenwechsel wieder auszumerzen. Webbers Aufholjagd wurde aber durch die Rampe Heikki Kovalainen abrupt gestoppt: Er kollidierte mit Kovalainen, stieg auf und überschlug sich. Webber blieb aber unversehrt, war aber ausgeschieden.
Sein Teamkollege Sebastian Vettel hatte auch fast eine Kollision am Start mit Lewis Hamilton, blieb aber im Rennen und ganz vorne. Am Ende gewann Vettel auch vor Hamilton und Button. Besonders am zweiten Platz von Hamilton gab es allerdings Kritik. Während einer Safety-Car-Phase ging Hamilton kurz vom Gas, so dass nur noch er am Safety-Car, das gerade aus der Box kam, vorbeikam und der dahinter fahrende Alonso nicht mehr. Das führte dazu, dass Alonso weit zurückfiel, während Hamilton weit vorne blieb. Die Rennkommissare um Heinz-Harald Frentzen brauchten aber richtig lange, um eine Durchfahrtsstrafe gegen Hamilton auszusprechen. Als die kam, war Hamilton ungefährdet auf Rang zwei und dort blieb er auch. Damit blieb er auch an der WM-Spitze: Hamilton (127), Button (121), Vettel (115).
Beim Großbritannien GP gab es dann die nächste Saga im Red-Bull-Zwist. Man brachte einen neuen Frontflügel mit, allerdings nur zwei Stück davon. Bei Vettel brach der Flügel im Training. Doch Red Bull gab ihm einfach den Flügel von Webber, während Webber mit dem alten Modell Vorlieb nehmen musste. Die Pole von Vettel wurde daher überschattet. Im Rennen aber antwortete Webber auf seine Art: Erstens gewann er das Rennen mit einem Manöver am Start gegen Vettel und zweitens antwortete er nach dem Rennen am Boxenfunk „Nicht schlecht für einen Nummer-2-Fahrer.“ Der Spruch sorgte natürlich für viele Schlagzeilen, so soll es doch zu einer möglichen Trennung von Webber und Red Bull kommen. Als Ersatz wurde der ehemalige F1-Weltmeister Kimi Räikkönen gehandelt, der für Red Bull in der Rallye-WM am Start war.
Vettel verlor am Start nicht nur den Sieg, sondern das gesamte Rennen, denn in der ersten Runde hatte er auch einen Plattfuß. Er holte immerhin noch Rang Sieben. Hinter Webber aber kamen Hamilton und Rosberg aufs Podest. In der WM führte nach wie vor Hamilton: Hamilton (145), Button (133), Webber (128).