So jetzt aber:
Die globale Wirtschaftskrise trifft auch die Formel-1, das dürfte mittlerweile jeder mitbekommen haben. Doch es wird auch wieder eine Zeit nach dieser Krise geben. Doch eines dürfte klar sein: Das Fahrerfeld der Formel-1 dürfte dann auf dem Kopf gestellt sein. Was sich in der Formel-1 derzeit abspielt, nennt man auch Selbstheilungsprozess. Als in den vergangenen Jahren Teams wie Arrows, Minardi oder Jordan immer mehr ins Straucheln gerieten, krähte kein Hahn nach Kostensparmaßnehmen. Die Teams wurden von Herstellern oder reichen Millionären aufgekauft und weiter ging es. Immer wieder verschwanden auch Teams, kommentiert wurde dies aber sachlicht mit: „Ist normal – Teams kommen und gehen.“ Nun aber straucheln so ziemlich alle Teams. Die Not wird zu einer Tugend, denn nun spannen die Teams zusammen und wollen die Kosten dramatisch senken. Alle Teams werden wohl nicht gerettet werden können, dafür können sich vielleicht auch Privatteams die Formel-1 wieder leisten. Mit dem USF1-Team soll bereits ein neues Team in den Startlöchern stehen. FIA-Präsident Max Mosley geht gar von 12 Teams in der F1-Saison 2010 aus! Eine optimistische Einschätzung, die aber eintreffen kann. Genauso gut kann es aber auch sein, dass das F1-Feld noch mehr schrumpft. Freilich kann zu dieser Zeit nur spekuliert werden, welche Teams in welcher Form an der WM 2010 teilnehmen, aber mit Spekulieren überbrückt man halt auch leichter die Winterpause.
McLaren Mercedes: Vor ein paar Tagen wurde spekuliert, dass der Mercedes-Vorstand bereits über einen Verbleib in der Formel-1 abgestimmt habe und das Bekenntnis zur Formel-1 schrumpfen würde. Derartige Spekulationen wurden bald darauf dementiert, was man aber besser nicht auf die Goldschale legen sollte. Trotzdem: Das McLaren-Mercedes-Team steht auf gesunden Füßen und ist in der F1-WM 2010 dabei. Chancen auf eine Teilnahme 2010: 99%
Ferrari: Auch über die Scuderia Ferrari braucht man sich keine Sorge machen, denn der italienische Rennstall steht unter Traditionsschutz. Fiat scheint die Wirtschaftskrise zudem besser als andere Automarken zu überleben, immerhin beteiligte man sich bereits mit 35% an der bröckelnden Automarke Chrysler. Chancen auf eine Teilnahme 2010: 99%
BMW Sauber: Nicht wenige Experten vermuten: Gewinnt BMW Sauber 2009 den Titel, könnte man sich mit dem Titel verabschieden. Die Chancen stehen nicht schlecht, wenn die derzeitigen Analysen der Wintertestfahrten nicht völliger Humbug sind. Andere Experten gehen davon aus, dass BMW Sauber den Verbleib vom Erfolg des KERS-Systems abhängig machen, denn kein Team setzte sich in den vergangenen Monaten so für die Einführung von KERS ein, wie BMW. Hat man mit dem System kein Erfolg, könnten die Konzernchefs die Glaubwürdigkeit am Projekt verlieren. Realistisch gesehen gibt es andere Einflüsse: Verschärft sich die Finanzkrise weiter, könnte BMW aussteigen, vor allem, nachdem man Sponsoren wie Credit Suisse verloren hat. Erholt sich die Wirtschaft, dann steht einer Fortsetzung des GP-Engagements nichts mehr im Weg. Chancen auf eine Teilnahme 2010: 85%
Renault: Die Zukunft des Renault-Teams ist alles andere als in Stein gemeißelt: Hauptsponsor ING wachsen die Schulden über den Kopf, Einsparungen im F1-Engegement sind die logische Konsequenz. Der Ende 2009 auslaufende Vertrag mit Renault dürfte nicht mehr verlängert werden, was ein großes Loch ins Budget schlagen wird. Sparmeister und Konzernchef Carlos Ghosn dürfte das nicht gefallen. Kann Teamchef Flavio Briatore Ghosn keinen neuen Sponsor präsentieren und greifen die aufgestellten Sparmaßnahmen nicht, wird sich Renault zurückziehen und das Team verkaufen. Anwärter für eine Übernahme ist Adrian Campos. Der Spanier hegt seit langem Interesse an einem F1-Projekt und könnte sich bei Renault in ein gemachtes Netz setzen. Bei Renault gibt es auch noch viele spanische Sponsoren, die wegen Fernando Alonso an Bord kamen und vielleicht bleibt sogar Alonso selbst an Bord. Ob wir Renault aber weiter als Werksteam sehen werden, ist eher unwahrscheinlich. Chancen auf eine Teilnahme 2010: 25%
Toyota: Kürzlich präsentierte Toyota die Zahlen des letzten Quartals 2008 – mit Scham, denn die Japaner fuhren Verluste in Rekordhöhe ein. Toyota-Teampräsident John Howett sprach bei der Teampräsentation im Januar davon, dass Toyota 2009 unbedingt ein Rennen gewinnen müsse. Mit den kürzlich dargelegten Zahlen der Toyota-Zentrale, ist klar, wieso: Trägt das F1-Engagement nicht endlich Früchte, wird Toyota den anderen japanischen Herstellern, die sich aus sämtlichen Klassen verabschiedet haben, folgen: Honda zog sich aus der Formel-1 zurück, Subaru und Suzuki aus der Rallye-WM, Kawasaki aus der MotoGP, Mitsubishi von der Rallye Dakar. Chancen auf eine Teilnahme 2010: 50%
Toro Rosso: Toro-Rosso-Besitzer Dietrich Mateschitz will das Team verkaufen, hat aber keine Eile. Bislang blieb die Finanzkrise für Red Bull ohne Folgen, der Umsatz konnte sogar noch gesteigert werden. Die Kostensparmaßnahmen könnten zudem kleineren Teams entgegenkommen. Um neue Teams anzulocken, könnten Kundenchassis zudem zunächst weiter erlaubt bleiben. Mateschitz könnte sich den Verkauf des Teams deshalb durchaus noch mal durch den Kopf gehen lassen. Schätzungswiese in der 2. Jahreshälfte 2009 wird das Team aber seinen Besitzer wechseln, 2010 aber weiterhin am Start sein. Chancen auf eine Teilnahme 2010: 85%
Red Bull: Mit einem Team wird Red Bull weiterhin in der Formel-1 bleiben. Das Team steht auf gesunden Füßen und sollte durch die Ersparnisse bei den Teams auch sportlich mehr Erfolge erzielen können in Zukunft. Chancen auf eine Teilnahme 2010: 99%
Williams: Das Traditionsteam erlebt schwere Zeiten, sportlich wie finanziell. Viele Sponsoren von Williams gehen gerade den Bach runter, die Gelder dürften Williams ein Loch ins Budget schlagen, das vielleicht nicht mehr gefüllt werden kann. Williams hat sich im Motorsport aber so etabliert, dass das Team überleben wird. Mit Nebenjobs wie dem Bau der F2-Renner, sowie mit einem Teilverkauf des Teams könnte sich Williams weiter über Wasser halten. Findet Williams einen neuen großen Sponsor wird die Wirtschaftskrise am Team spurlos vorbeiziehen, ansonsten wird das Team zumindest zum Teil verkauft werden. Chancen auf eine Teilnahme 2010: 75%
Force India: Bisher hat sich noch kein Milliardär auf Dauer für die Formel-1 begeistern können. Vijay Mallya, Teambesitzer von Force India, darf man so was aber durchaus zutrauen. Das Problem: Seine Firmen in Indien leiden ebenfalls unter der Wirtschaftskrise. Doch Mallya dürfte einen Weg finden, das Team weiterhin zu finanzieren. Ein Verkauf sollte aber nicht ausgeschlossen werden. Chancen auf eine Teilnahme 2010: 70%
Honda-Nachfolger: Derzeit sieht es nicht so aus, als würde das Honda-Team einen neuen Besitzer finden. Zwar gibt es genügend Interessenten, aber Nick Fry und Ross Brawn wollen das Team alleine weiterführen. Das dürfte aber schief gehen und fehlt das Team 2009, wird es auch 2010 nicht an den Start gehen. Eine kleine Möglichkeit hat das Team noch, wenn Fry und Brawn bald erkennen, dass ein Verkauf des Teams etwa an das USF1-Team, eine bessere Idee ist, als ein Management-Buyout. Chancen auf eine Teilnahme 2010: 15%
USF1-Team: Experten sind sich uneins, wie ernst das Projekt zu nehmen ist. Ein F1-Team aus Amerika macht auf dem ersten Blick aus vielen Gründen kein Sinn: Die amerikanischen Fans schauen Nascar und IndyCar, die Formel-1 ist nur eine Randnotiz. Dazu gibt es aktuell kein GP-Rennen auf amerikanischen Boden, die Finanzkrise ist in Amerika so ausgeprägt wie in kaum einem anderen Industriestaat und letztlich fehlen den Teamgründern Ken Anderson und Peter Windsor jegliche Werksunterstützung. Aber immer mehr deutet daraufhin, dass der Rennstall aus Amerika keine Seifenblase wird: F1-Boss Bernie Ecclestone hat den beiden Hintermännern seine Unterstützung zugesagt und würde sich über ein amerikanisches F1-Team natürlich die Hände reiben. Zudem hat das USF1-Team nicht nur schon ein eigenes Logo, sondern auch eine eigene Website im Internet! Dahinter könnten natürlich auch Spaßvögel stehen, aber sollten die Kosten 2010 wirklich so arg zurückgehen, könnte das Team mehr als nur Utopie werden. Chancen auf eine Teilnahme 2010: 45%
Adrian Campos: Vor einigen Monaten verkaufte der Spanier sein GP2-Team um ein neues Projekt zu starten, das „mich näher an die Formel-1 bringt.“ Welches Projekt damit gemeint ist, ist bislang noch nicht überliefert. Die Übernahme des N. Technology Teams in der WTCC kann das auf jeden Fall nicht sein, die Gerüchte über die Betreuung des mexikanischen A1 GP Teams verrauchten schneller wieder, als sie aufkamen. Campos, Ende der 80er Jahre für Minardi in der Formel-1 unterwegs, könnte das Jahr 2009 also zum Aufbau eines neuen F1-Teams nutzen. Eine Übernahme eines bereits bestehenden Teams ist ebenfalls nicht auszuschließen. Die derzeitige Krise der spanischen Wirtschaft könnte den ehrgeizigen Plänen aber einen Strich durch die Rechnung machen. Chancen auf eine Teilnahme 2010: 30%
Epsilon Euskadi: Das spanische Team geht derzeit in der Formel-World Series by Renault und der Le-Mans-Serie an den Start, und hegt F1-Ambitionen für die Zukunft. 2010 wird es aber noch nicht so weit sein. Chancen auf eine Teilnahme 2010: 5%
Ghinzani: Der Italiener bestätigte kürzlich, dass das Interesse an einem F1-Team da ist und dass wir ihn in Zukunft auch in der Formel-1 sehen werden. Ob das 2010 schon der Fall sein wird, ist aber eher unwahrscheinlich. Chancen auf eine Teilnahme 2010: 10%
Ultimate: Seit Barry Welsh mit seinem Ultimate-Team, das in der Formel-World Series by Renault an den Start geht, mit der Übernahme des Toro-Rosso-Teams in Verbindung gebracht wurde, ist klar: Auch der Brite will sein Team in die Formel-1 hieven. Die Zeiten für solche Vorhaben waren schon mal besser. Greift der Sparkurs könnten wir Ultimate schon bald sehen, eher aber 2011 als 2010. Chancen auf eine Teilnahme 2010: 10%
Prodrive: Prodrive war ein Kandidat für die Übernahme des Honda-Teams. Aber für Prodrive-Chef David Richards wäre das kein lukratives Geschäft gewesen. Der Brite will noch abwarten, wie weit die Kosten für eine F1-Saison tatsächlich gedrückt werden können. Werden die ehrgeizigen Pläne von 50% Einsparungen erreicht, könnte Prodrive auf den F1-Zug aufspringen. Seit den 90er Jahren interessiert sich Prodrive für einen F1-Einstieg, war bereits in Übernahmegesprächen sämtlicher Teams eingebunden, angefangen von Simtek 1995 bis Honda 2008. Experten werfen Richards vor, zu viel zu rechnen. Ein F1-Projekt könne keinen Gewinn abwerfen. Bislang hat Richards seine arabischen Teilhaber auch noch nicht für die Formel-1 begeistern können. Chancen auf eine Teilnahme: 15%