I.P. hat geschrieben:
niemand muss jemanden mögen, egal aus welchen gründen auch immer, aber es tritt nicht der mensch michael schumacher zurück sondern der rennfahrer und die direkte aufgabe von rennfahrern ist es schnell zu fahren bzw. in letzter instanz meisterschaften zu gewinnen. wenn man also zu einem wie schumacher sagt "gut dass er weg ist, ich hab schon champagner aufgemacht" dann kann das nicht aus dem mund eines motorsportfans kommen sondern aus dem antrieb dass man ihn persönlich nicht mag.
Hm. Also es gibt auch, so denke ich, viele Motorsportfans, die Alesi mochten oder ihn mögen, nicht wegen seiner vielen Siege, sondern wegen seines Fahrstils. Und viele mochten/mögen Berger mehr als zb irgendeinen Weltmeister XY, einfach weil sie ihn nett, cool oder herzlich fanden/finden. Aber eigentlich sagen deine Worte ja aus, dass wahre
Motorsportfans keine solchen Gefühle haben dürfen, sondern völlig neutral sein oder zumindest rein nach Tabelle sympathisieren dürfen/müssen, weil die Tabelle sagt letztlich ganz neutral, wer wie oft am schnellsten renngefahren ist und Meisterschaften errungen hat. Daher ist es dann für einen wahren Motorsportfan schlicht unmöglich, einen mehrfachen Weltmeister nicht zu mögen. Ich kann mir aber nicht wirklich vorstellen, dass alle Motorsportfans so neutral und tabellarisch denken und ich sehe keinen Grund, ihnen deshalb das Motorsportfansein abzustreiten, weil sie Fahrer mögen oder nicht mögen. Ich finde es gut, dass Motorsportfans menschliche Gefühle haben.
Ich bin ein Motorsportfan, zumindest glaube ich das, und mir haben als Motorsportfan zb die Rammstöße 1994 und 1997, der vielleicht gut gemeinte aber provokante, überhebliche und wenig kluge Podestplatztausch in Spielberg 2002, das bescheuerte, fan- und sportverachtende "Fotofinish" in USA 2002, die seltsame, völlig unnötige Blockade in Monaco 2006 eben nicht so wirklich zugesagt. Der Satz "Let Michael pass for the championship" schmerzt in gewissem Sinne noch heute in meinen Ohren.
Dennoch: Ich verneige mich aus tiefem Herzen vor den Erfolgen eines Michael Schumacher, auch oder vor allem vor seiner Fahrkunst und man kommt gar nicht an seiner Fahrkunst vorbei, wenn man sich "seriös" mit diesem Sport beschäftigt und ich freue mich nicht darüber, dass er geht (vor allem jetzt, wo er nochmal gefordert wird) - aber gerade als Motorsportfan musste man sich auch einiges ansehen und mit der Monaco-Blockade hat Schumi wieder die alten Geister geweckt und ich finde es heute noch so was von rätselhaft warum er das, jetzt im Jahr 2006, getan hat und wenn es deshalb Motorsportfans gibt, die froh sind, dass er geht, dann sind nicht diese Motorsportfans (die meiner Meinung nach trotzdem Motorsportfans sind) daran schuld, sondern ER.
Übrigens: Ich persönlich habe mich zb ein bisschen geärgert darüber, dass er unlängst in einem TV-Interview auf die Frage nach den deutschen Piloten, die seine "Erbschaft" übernehmen könnten, er nahezu alle deutschen Piloten aufgezählt und grinsend seinen Bruder ignoriert und mit dem Satz "Sonst fällt mir wirklich niemand ein..." bedacht hat. Sicher, eine Kleinigkeit, unwichtig, hat nix mit dem Racing zu tun. Und Ralf war ja auch so ein "böser Junge". Trotzdem frag ich mich, warum er so was, heute hier und jetzt nötig hat? Zum Teil wird Schumacher zurzeit beinahe als Inbegriff der Sportlichkeit bejubelt, sein Abtätscheln der Mechaniker nach dem Motorschaden in Suzuka und jetzt das spendable Überlassen des letzten Sieges an Felipe sollen zeigen, wie groß Schumachers Sportsgeist sei - das finde ich halt ein bisschen übertrieben, ausgerechnet den Sportgeist zu bejubeln und so zu tun als sei sonst nix gewesen. Er hat eben neben seinen tollen Performances ein paar Dinge getan, die ihm manche Motorsportfans nicht verzeihen können oder wollen und die sich daher freuen, ihn nicht mehr zu sehen - das ist schade, aber es ist so. Deshalb kann man aber meiner Meinung nach nicht sagen: Das sind keine Motorsportfans. Das sind sehr wohl Motorsportfans - möglicherweise welche mit einer Ethik, die Schumacher mit Füßen getreten hat und die ihn auch als 20fachen WM nicht okay finden würden. Weil er für sie zu weit gegangen ist, das sollte man respektieren und diesen Menschen nicht unterstellen, sie seien keine Fans, finde ich halt.