Meine Gedanken:
Nick Heidfeld: Laut Renault-Teamchef Eric Boullier war Nick Heidfeld bei Renault für 2011 ein Thema. Doch mit Robert Kubica und Vitaly Petrov hat man zwei andere Fahrer verpflichtet, daher wurden die Dienste Heidfelds nicht gebraucht. Unter anderem deshalb ist der Deutsche nun ohne Vertrag – und könnte nun doch bei Renault anheuern. Für Heidfeld wäre das eine Chance, die unerwartet kommt: Keiner glaubte ernsthaft daran, dass Heidfeld noch einmal F1-Rennen fahren wird, bei Renault hätte er nun sogar einen Boliden, mit dem Podestplätze mindestens möglich sind – schenkt man zumindest den Valencia-Testfahrten Glauben. Für Renault wäre Heidfeld durchaus wertvoll, weil er konstant Punkte sammeln dürfte. Ein Topfahrer ist er allerdings nicht, das zeigten auch seine fünf Rennen bei Sauber 2010. Gegen Robert Kubica sah er bei BMW Sauber ebenfalls wie ein Verlierer aus.
Bruno Senna: Bruno Senna ist einer von fünf Renault-Testfahrern und laut Boullier der reifste. Der Brasilianer wurde als Ersatzfahrer verpflichtet, also müsste eigentlich er als Ersatz von Robert Kubica gesetzt sein. Doch mit Senna gewinnt Renault keinen Blumentopf, das weiß Boullier. Senna wäre als Ersatz für ein Rennen gut, aber langfristig muss Renault einen anderen Fahrer holen. Für Senna, dem Neffen des einzigartigen Ayrton Sennas, wäre das eine Chance, die er beinahe schon 2009 bekommen hätte: Damals stand er mit einem Bein im Honda-Cockpit, doch dann wurde der Rennstall verkauft und Neu-Besitzer Ross Brawn wollte lieber den Routinier Rubens Barrichello. Mit dem Brawn Mercedes konnte man die WM gewinnen, Senna hätte damit durchaus mindestens Podestplätze erzielen können. So wie möglicherweise mit dem Renault 2011 – und dann noch in den schwarz-goldenen Lotus-Farben, mit denen einst Ayrton Senna seine ersten größeren Erfolge in der Formel-1 erzielte. Doch bei HRT blieb Senna 2010 den Beweis schuldig, ähnliches Talent wie sein Onkel zu haben.
Romain Grosjean: In Wahrheit ist Romain Grosjean weiter als Bruno Senna. Teamchef Boullier hält den Franzosen für ein großes Talent, deshalb bekommt er überhaupt noch einmal eine Chance bei Renault, nachdem er dort 2009 an der Seite von Fernando Alonso unter ging, wie Brocken Stein im Wasser. Das Wasser damals war allerdings kalt, in das Grosjean geworfen wurde: Er kam ohne Tests Mitten in der Saison für den gefeuerten Nelson Piquet Junior – und dann noch an der Seite des vielleicht besten F1-Fahrers im Feld. Grosjean kann durchaus mehr, als er 2009 zeigen konnte, aber die Qualität von Robert Kubica hat auch er nicht.
Nicolas Hülkenberg: Als Force-India-Testfahrer ist Nicolas Hülkenberg eigentlich fest gebunden, doch Force India dürfte Hülkenberg wohl gehen lassen, wenn Hülkenberg und dessen Geldbeutel das wirklich unbedingt wollen. Für Renault wäre Hülkenberg durchaus eine Überlegung wert: Zu mehr als Nick Heidfeld, Bruno Senna oder Romain Grosjean wäre der Deutsche wohl durchaus gut.
Kimi Räikkönen: Bei den möglichen Ersatzkandidaten fällt immer wieder der Name Kimi Räikkönen. Der Weltmeister von 2007 verhandelte im Sommer mit Renault, zu einer Übereinkunft kam es aber nicht. Ob es die Lustlosigkeit Räikkönens an der Formel-1 war, die ihn schon 2010 in die Rallye-WM trieb, oder ob Renault lieber die Russland-Gelder durch Vitaly Petrov wollte, ist nicht überliefert. Fakt ist: Räikkönen ist in der Rallye-WM für viele eine Enttäuschung, obschon seine Leistungen den Erwartungen eigentlich entsprechend waren. Räikkönen muss deshalb 2011 mit einem eigenen Team an den Start gehen – und das auch nicht bei allen WM-Läufen. Die Voraussetzungen, unter denen er nun zu Renault geht, sind ganz andere: Er wäre der Teamleader und nach den ersten Testfahrten ist auch klar, dass der neue Renault kein Gurkenauto ist. Räikkönen wäre der ideale Ersatz, weil er der gleiche Typ wie Robert Kubica ist – und über ähnliches Talent verfügt. Es ist allerdings zweifelhaft, ob er wirklich zurück in die Formel-1 will.
Timo Glock: Viele Experten sind sich einig: Timo Glock war 2010 der überzeugendste Fahrer der neuen Teams. Bei Virgin fuhr er allerdings unter seinen Möglichkeiten und deshalb wurde Glock im Sommer bereits mit Renault in Verbindung gebracht. Damals brauchte man den Deutschen aber nicht unbedingt, jetzt ist ein Wechsel durchaus im Bereich des Möglichen. Heute zeigte er sich bei der Präsentation seines neuen Virgin-Renners allerdings loyal zum Team. Es wäre eine Chance für Glock, aber ob die kommt, darf bezweifelt werden.
Heikki Kovalainen: Spekuliert wird auch über einen möglichen Cockpittausch von Heikki Kovalainen oder Jarno Trulli mit Bruno Senna. Dagegen spricht allerdings der derzeitige Zwist der von Lotus und der Lotus-Gruppe, die eine Freigabe für Kovalainen oder Trulli eher als unrealistisch erscheinen lassen. Beide fuhren schon in der Vergangenheit für Renault: Trulli von 2002 bis 2004, wobei er Ende 2004 entlassen wurde, weil er Teamkollegen Fernando Alonso, dem damaligen Nummer-1-Fahrer unter Flavio Briatore, zu gefährlich wurde. Der Italiener siegte beispielsweise beim Prestige-GP in Monaco. Kovalainen fuhr 2007 bei Renault. Falls Renault auf einen der Lotus-Fahrer zurückgreift, dann noch eher auf Kovalainen, weil der sich 2010 besser aus der Affäre gezogen hat.
Mark Webber: Die Beziehungen von Mark Webber zu seinem Arbeitgeber Red Bull sind angespannt, so viel ist aus der Saison 2010 bekannt. Es braucht viele Umstände, damit der Australier neben Sebastian Vettel noch einmal zu einer WM-Chance kommt. Bei Renault wäre er sicherlich der Geheimfavorit. Ob Webber allerdings noch mal wechseln will im Herbst seiner Karriere, und ob Red Bull ihm eine Freigabe erteilen würde, sind zwei Fragen, die auf einem ganz anderen Papier stehen. Red Bull hätte keinen adäquaten Ersatz, denn Sébastien Buemi und Jaime Alguersuari haben lange nicht das Level von Mark Webber.
Giancarlo Fisichella: Auch der Name Giancarlo Fisichella fällt als möglicher Ersatz. Doch diese Gerüchte sind meistens weit hergeholt und gehen etwa so: Fisichella würde solide und konstant punkten können, kennt das Team wie seine Westentasche (er fuhr von 1998 bis 2001 und von 2005 bis 2007 bei Renault) und hat auch heute noch einen Draht zum Team – dank Jean Alesi, der für die Lotus-Gruppe arbeitet und der mit Fisichella seit dem gemeinsamen Jahr in Le-Mans 2010 befreundet sind. Doch wieso Renault eher Fisichella statt Nick Heidfeld, Romain Grosjean oder Nicolas Hülkenberg holen soll – darüber geben die Gerüchte keine Antworten.
Pedro de La Rosa: Der Spanier wäre theoretisch frei und hat bei Sauber 2010 gezeigt, dass er noch nicht eingerostet ist, trotz seines fortgeschrittenen Alters. Sein Ruf 2010 war jedenfalls schlechter als seine tatsächlichen Leistungen. De La Rosa ist außerdem ein talentierter Testfahrer, der das Team auch technisch voranbringen könnte. Aber auch er wäre nicht wirklich ein ansatzweise gerechtfertigter Ersatz für Robert Kubica.