Wer für die einen unterschätzt ist, ist für die anderen überschätzt. Man denke an Fisichella und Trulli und auch an den schon genannten Massa. Es könnte also eine etwas schwierige Diskussion geben.
automatix hat geschrieben:
Daniel 1992 hat geschrieben:
Mir würd auch spontan Webber einfallen. Ist ein sehr guter Qualifyer und hat aber leider oft Pech im Rennen...
pech oder unvermögen?
webber fährt ja auch nicht erst seit gestern und die topteams zeichnen sich eigentlich schon dadurch aus, daß sie ziemlich genau erkennen, wer top potential hat und wer nicht.
Nach 122 GPs dürfte ein Mark Webber nicht mehr wirklich unterschätzt sein und Vettel wird den nächstes Jahr endgültig entzaubern.
Ich dachte auch an Mark Webber, wobei mir auch klar ist, dass er nie der absolute Topfahrer und das verkannte Jahrhunderttalent ist. Aber er kann definitiv mehr als er zeigt bzw. zeigen kann. Das spielen mehrere Faktoren mit rein:
Pech. Ich kenne keinen Fahrer, der in den letzten Jahren so viel Pech hatte wie Mark Webber. Immer wenn ein Rennen gut lief, kam mit ziemlicher Sicherheit irgendein technischer Defekt oder er wurde in eine Kollision verwickelt. Letztes Jahr in Fuji, dieses Jahr auch wieder von der Strecke abgeräumt. Mark Webber ist für mich der Charlie Brown der Formel 1. Zyniker und vom Pech verfolgt. Ich stelle mir vor, dass er in diesen typischen Momenten des Ausfalls an die Box funkt "I told you before, mates!"
Dazu kommt das Pech, das er sich selber macht: Durch falsche Entscheidungen. Da war diese Renault-Geschichte 2005 - aber er geht zu einem Williams-BMW-Team, das sich auf dem absteigenden Ast befindet und Renault wird Weltmeister. Dann geht er zurück zu dem ehemaligen Jaguar-Team, Red Bull, und erlebt eine schlechtere Saison als er sie mit einem Verbleib bei Williams hätte haben können. So blieb der Aufstieg, den er sich verdient hatte, an Faktoren stecken, die er nicht beeinflussen konnte.
Und schließlich gibt es auch noch die selbstgemachten Probleme vor allem im Rennen. Eigentlich nur im Rennen. Da wirkt er nicht schnell genug, nicht klever genug und das gewisse Etwas fehlt.
Ein Schlitzohr ist Webber aber dann, wenn es darum geht Punkte einzusammeln, die andere verschenken durch Unbedachtheit und Dummheit. Das sind seine besten Rennen. Wenn die Vorraussetzungen nicht die besten sind und eigentlich aussichtslos, dann noch alles rauszuholen was möglich ist. Im Gegenzug ist es genau andersrum, wenn er ein spitzenmäßiges Quali gefahren hat, sind die Rennen meistens schlecht.
Den besten Eindruck hat er im Grunde gleich in seinem ersten Rennen gemacht, Australien 2002, wo er mit Minardi zwei Punkte einfuhr in einer Zeit, in der das Team selbst dann keine Punkte holte, wenn alle anderen ausfielen. Er hat sie geholt.
Dann folgte die beste Zeit bei Jaguar mit großartigen Qualifyingleistungen als sich alles nur um die drei Topteams drehte und nach ihnen eine Lücke war. Schade nur, dass Webber ausgerechnet dann in ein Top-Team kam, als dieses keins mehr war.
Insgesamt finde ich schon, dass er unterschätzt ist. Ein solider, guter Fahrer, der seine Qualitäten hat, aber nicht die Möglichkeiten oder sie nicht ausnutzt aus verschiedensten Gründen.
So bleibt er heute zwar ein fester Bestandteil der Formel 1 und er hat seine Daseins-Berechtigung, aber ein Weltmeister ist das natürlich nicht. Wer hatte das aber auch erwartet?