Jetzt wurde schon so viel geschrieben hier, über das Thema diskutiert statt auf die Frage zu antworten. Und keinem fällt auf, dass da ein dicker Rechtschreibfehler in der Überschrift ist
Vermisse ich Michael Schumacher? Heute sage ich
NEIN. Hat man das Rennen in Australien gesehen, da fiel einem nicht auf den ersten Blick auf, dass er fehlt. Ein rotes Auto fährt meilenweit vorneweg und alles drehte sich um Ferrari. Lediglich die Berichterstattung ist anders geworden. Keine Interviews mehr mit ihm und keine Filmchen mehr à la Schumi gegen den Rest der Welt.
Als ich anfing, mich wirklich für die Formel 1 zu begeistern, war er schon fast zehn Jahre dabei, ich habe ein Formel 1 ohne Schumacher nicht gekannt und das geht wahrscheinlich vielen so. Dabei muss ich auch sagen, dass ich nie Schumacher- Fan war. Mir war das zu einfach, Fan von jemandem zu sein, der schon alles erreicht hat und ich fand es irgendwie störend, dass immer er gewann und rot als Farbe konnte ich auch nie leiden...
Ich habe immer so ein kleines Büchlein, so eine Art Kalender, da schreibe ich die Rennergebnisse und so was rein, manchmal auch kleine Artikel.
Am 20. Oktober, kurz vor dem Rennen in Brasilien schrieb ich:
"Was gibt es noch zu sagen über Michael Schumacher? Er ist ein großartiger Sportler, mit Licht und Schatten, der vielleicht größte Rennfahrer aller Zeiten und eine lebende Legende. Jetzt passiert das, was man jahrelang für unmöglich gehalten hatte.
Es ging immer irgendwie weiter, diese Karriere hatte nur ein unabsehbares Ende, immer musste man einen Superlativ hinzufügen, jedes Jahr, und es gab immer noch ein weiters, Titel ohne Ende, viele Fans kennen die Formel1 nur mit seinem Namen auf dem Podest. Er hat alle Generationen and die Rennstrecke und vor die Fernseher gezogen, war ein leuchtendes und zugleich unerreichbares Vorbild für Nachwachsende.
Als er in die Formel1 kam, war Fernando Alonso nicht mal 10 Jahre alt.
Kein anderer Fahrer hat diesen Sport in den letzten 10 Jahren so geprägt, aufgebaut und gleichzeitig zerstört wie er. Er hat ihm in gewissem Maße Spannung und auch Gerechtigkeit genommen, er war lange das Monopol und ließ keine Konkurrenten zu. Dennoch gab es einige, aber als zuletzt immer jüngere Fahrer nachrückten, zweifelte man an ihm.
Jetzt ist er 37 und die Formel 1 , irgendwie auch sein Kind, steht Kopf. "Danke Michael", haben sie auf Heckflügeln stehen, "See ya". Plötzlich tun alle so, als wissen sie nicht, wie es weitergehen wird. Alles kam so plötzlich und mit ordentlich Krach. Ich erinnere mich, wie es nach dem Rennen von Monza war. Der Blick von Jean Todt, Michaels Jubel über den Sieg, wie er mit glänzenden Augen, die irgendwie schon seltsam waren, auf das Podium stieg. Da wusste man schon, was folgen würde. Wie der RTL-Reporter mit krächzender, heiserer Stimme verkündete: "Er hört auf".
Es wird alles anders werden. Die neue Generation drängt ins schwache Rampenlicht. Die alte verschwindet, die meisten gehen durch die Hintertür, nur einer zündet sein eigenes Feuerwerk an: Michael Schuamcher.
Wird man ihn vermissen? 2001 nahm Mika Häkkinen die letzte Ausfahrt in Suzuka. Damals sagte er, die Formel1 wird sich weiterdrehen, mit all den anderen Akteuren, es werde neue geben. Wie genau er das gesagt hatte, weiß ich nicht mehr, aber es klang damals sehr weise. Und er hat Recht gehabt.
Jeder Fahrer hinterlässt Spuren, einige werden größer sein als andere, aber alles wird weitergehen. Es ist Ok, jemanden zu vermissen und die Zeit nimmt auch Erinnerungen nicht fort, aber sie verändert sie.“
So. Das ist aber auch schon fünf Monate her. Ich kann verstehen, wenn er vermisst wird, nicht nur von Fans, aber was mich ärgert, ist dieser Versuch der Medien, ihn künstlich präsent zu halten. Als ich letzten Montag meine gemütliche, kleine Regionalzeitung aufgeschlagen habe, hieß die Überschrift über dem dpa-Artikel: "Schumi gratuliert". Das finde ich einfach nur überflüssig und künstlich.
Man kann ja gerne noch ein wenig in Erinnerungen schwelgen, aber irgendwann, so Ende des Jahr zum Beispiel, da muss dann auch mal gut sein.