Mal wieder neue Einschätzungen:
Mercedes: Hamilton – Rosberg
Lewis Hamilton und Nico Rosberg sind für 2016 fix. Dass sich daran etwas ändert, ist äußerst unwahrscheinlich. Viele glauben zwar, dass Nico Rosberg sich bei einer erneuten Niederlage gegen Lewis Hamilton nach Alternativen umschauen würde, doch die Entscheidung über die Weltmeisterschaft wird erst recht spät fallen – dann sind erst recht alle anderen Cockpits so gut wie vergeben. Falls Rosberg geht – wohin sollte er auch? – dann erst 2017.
Ferrari: Vettel – Räikkönen (?)
Es ist die spannendste Frage des aktuellen Transfersommers: Wer wird Teamkollege von Sebastian Vettel? Italienische Medienberichte wollen wissen, dass Ferrari längst Valtteri Bottas aus dem Ferrari-Vertrag gekauft hat – für stolze zwölf Millionen Euro. Doch es spricht auch nach wie vor einiges für einen Verbleib Räikkönens: Mit Vettel hat der Weltmeister von 2007 nach wie vor einen sehr einflussreichen Fürsprecher. Darüber hinaus könnte Ferrari ein weiteres Jahr warten, denn Ende 2016 laufen auch die Verträge von diversen anderen Fahrern wie Daniel Ricciardo aus. Bottas hat zuletzt an Wert verloren. So mancher stellt sich die Frage: Wenn sich Bottas bei Williams kaum gegen Felipe Massa durchsetzen kann, wieso holt Ferrari dann nicht gleich Massa zurück? Ein undenkbares Szenario, aber was damit gemeint ist: Vielleicht ist Bottas ja doch nicht so der Überflieger, zu dem er in den letzten zwei Jahren gezeichnet wurde. Bottas hat mit dem Williams Mercedes auch einfach ein Auto, mit dem er überzeugen kann. Andere Fahrer außer den beiden Finnen Räikkönen und Bottas kommen für das Ferrari-Cockpit wohl nicht in Frage, auch wenn immer wieder der Name Nicolas Hülkenberg in dem Zusammenhang genannt wird.
Williams: Bottas (?) – Massa (?)
Auf beide Fahrer hält das Traditionsteam eine Option. Angeblich hat man die Option auf Bottas verstreichen lassen, will aber an Felipe Massa festhalten. Der Brasilianer ist im Team sehr beliebt, weil er gutes Feedback geben soll. Auch fährt er derzeit auf dem Niveau von Valtteri Bottas. Williams kann also mit beiden Fahrern sehr zufrieden sein. In Budapest erklärte Massa, dass für 2016 entgegen anders lautenden Berichten vor allem aus Brasilien noch nichts in Stein gemeißelt ist, dass er aber davon ausgehe, auch nächstes Jahr für Williams an den Start zu gehen. Sollte einer der beiden Fahrer ausgetauscht werden, etwa weil Ferrari Bottas verpflichtet, dann wird das frei gewordene Cockpit bei Williams eines der begehrtesten. Nicolas Hülkenberg, der 2010 sein F1-Debüt für Williams gab, gilt als möglicher Nachfolger, allerdings soll die Stimmung zwischen beiden Parteien nach der Trennung nicht die Beste gewesen sein. Williams zeigte in den vergangenen Jahren auch immer wieder Mut, junge Fahrer zu verpflichten. Das steigert die Chancen für Testfahrer Alex Lynn, aber auch für GP2-Tabellenführer Stoffel Vandoorne. Auch Jenson Button ist als Williams-Fahrer im Gespräch. Für ihn würde sich ebenfalls ein Kreis schließen: 2000 startete er für Williams seine F1-Laufbahn.
Red Bull: Ricciardo – Kvyat (?)
Kurze Zeit sah es danach aus, als könnte Max Verstappen schon 2016 zu Red Bull befördert werden. Inzwischen sieht es eher danach aus, als würde bei Red Bull alles so bleiben wie es ist. Das hat verschiedene Gründe: Daniel Ricciardo will man nicht aus dem Vertrag entlassen. Dem Australier wird Interesse an Ferrari nachgesagt. Angeblich soll er seinen Kontrakt mit Red Bull aber sogar bis Ende 2018 verlängert haben. Daniil Kvyat stand in der Frühphase der Saison in der Schusslinie der Kritik. Doch der Russe hat sich gefangen: Inzwischen hat er sein Technik-Pech abgeschüttelt und kann immer wieder Ricciardo besiegen – dem Überflieger der Saison 2014. Darüber hinaus hat Max Verstappen zuletzt einige kritische Aktionen gezeigt (Unfall in Monaco, Dreher in Silverstone), die Red Bull in der Meinung bestärken, den Rohdiamanten noch ein weiteres Jahr bei Toro Rosso zu schärfen. Derzeit würde sich ein Aufstieg zu Red Bull ohnehin nicht lohnen, weil beide Teams von der Grundgeschwindigkeit ohnehin nah beieinander liegen.
Force India: Pérez – Hülkenberg (?)
Teamchef Vijay Mallya würde am liebsten mit beiden Fahrern weitermachen. Sergio Pérez hat auch einen Vertrag für 2016, Nicolas Hülkenberg sitzt aber noch nicht fest im Sattel. Auf der einen Seite könnte der Deutsche zu Ferrari oder Williams aufsteigen, auf der anderen Seite aber auch einem Bezahlfahrer oder einem Mercedes-Junior weichen müssen. Als Bezahlfahrer kommt beispielsweise Pastor Maldonado in Frage, sollte der Venezuelaner bei Lotus gehen müssen. Mit Mercedes-Junioren sind konkret Esteban Ocon und Pascal Wehrlein gemeint. Beide testeten zuletzt auch immer wieder für Force India. In der Vergangenheit hat Force India aber auch immer wieder jungen Fahrern eine Chance gegeben, was den indisch-britischen Rennstall auch zur denkbaren Anlaufstelle für Stoffel Vandoorne macht. Testfahrer Nick Yelloly hat derzeit auch gar nicht die nötigen Punkte, um in den Genuss der Superlizenz zu kommen. Der Brite kommt also für die Besetzung der Cockpits nicht in Frage.
Lotus: Grosjean – Maldonado
Eigentlich ist bei Lotus alles fix: Beide Fahrer haben Verträge für 2016 und Stand jetzt geht der stellvertretende Teamchef Federico Gastaldi auch davon aus, dass man mit beiden Piloten auch weitermacht. Es stellen sich aber zwei Fragezeichen. Das eine ist nur ein kleines: Maldonados Cockpit steht und fällt mit seinen venezuelanischen Geldgebern PDVSA. Immer wieder gibt es Gerüchte, dass der staatliche Ölkonzern seine Zahlungen einstellt. Zuletzt wurde es um solche Spekulationen aber wieder ruhiger. Das viel größere Fragezeichen aber ist die Zukunft des Rennstalls: Die Schuldensituation scheint sich wieder etwas entspannt zu haben, aber noch in Budapest soll der Verkauf des Rennstalls an Renault bekannt gegeben werden. Renault dürfte durchaus Einfluss auf die Cockpitbesetzung nehmen. Eine denkbare Option wäre der Meister der Renault-World-Series, um der Serie im Vergleich zur unmittelbaren Konkurrenz, der GP2, wieder mehr Gewicht zu verleihen. Derzeit führt Oliver Rowland die Tabelle dort an. Allerdings hat Renault auch nie den WSbR-Meister ins Werksteam befördert, als man zuletzt bis 2010 eine eigene Mannschaft in der Formel-1 hatte. Lotus-Testfahrer Jolyon Palmer dürfte aber vergeblich auf eine Beförderung hoffen.
Sauber: Nasr – Ericsson
Seit gestern ist bei Sauber alles klar: Man macht mit Felipe Nasr und Marcus Ericsson weiter. Natürlich erinnern sich viele an die Posse der Fahrer für 2015: Zu dieser Zeit hatte Sauber letztes Jahr ganz andere Fahrer unter Vertrag für 2015, als letztlich dann für die schweizer Mannschaft gestartet sind. Aber anders als letztes Jahr wurden dieses Jahr die Namen auch offiziell verkündet. Jetzt ist Sauber auch öffentlich angreifbar. Sollte sich die finanziell angespannte Lage aber wieder verschärfen, sind kurzfristige Fahrerwechsel durchaus denkbar. Derzeit dürfte es jedoch auch keine Fahrer geben, die mehr Geld ins Team bringen dürften bei ähnlich sportlicher Leistung wie Nasr und Ericsson.
Toro Rosso: Verstappen – Sainz jr. (?)
Max Verstappen hat einen langfristigen Vertrag mit Red Bull und damit auch mit Toro Rosso. Ein Aufstieg direkt zu Red Bull ist wieder unwahrscheinlicher geworden. Der Niederländer wird also auch nächstes Jahr im Toro Rosso Renault sitzen – und wohl auch wieder neben Carlos Sainz jr. Der Spanier präsentiert sich ebenfalls stark. Die nächsten Red-Bull-Junioren Pierre Gasly und Dean Stoneman drängen sich derzeit dagegen nicht für eine F1-Beförderung auf.
McLaren: Button – Alonso
McLaren hat ein Luxusproblem: Vier starke Fahrer, aber nur zwei Cockpits. Jenson Button und Fernando Alonso haben Verträge für 2016 und dennoch gehen viele Experten davon aus, dass nächstes Jahr Stoffel Vandoorne einen der beiden McLaren Honda pilotieren wird. Das liegt zum einen anderen, dass Vandoorne die GP2-Meisterschaft so sehr dominiert wie schon lange kein Fahrer mehr und sich der McLaren-Junior damit für die Formel-1 förmlich aufdrängt, zum anderen aber auch daran, dass viele die Verträge von Button und Alonso nicht als wasserdicht betrachten. Viele glauben nicht, dass Alonso die Geduld für eine weitere solche Katastrophen-Saison hat, Button dagegen ist im Spätherbst seiner Karriere und könnte auch in die zweite Reihe zurückweichen – oder seine Karriere bei Williams ausklingen lassen. Dort hätte der Brite wohl auch ein stärkeres Auto. Die derzeit wahrscheinlichste Lösung: Vandoorne wird 2016 Test- und Ersatzfahrer bei McLaren und bekommt ein Cockpit für 2017 garantiert.
Manor: Magnussen (?) – Vandoorne (?)
Manor gilt als mögliches Honda-B-Team – und damit würde McLaren wohl die Junioren Stoffel Vandoorne und Kevin Magnussen in der Mannschaft von John Booth parken. Doch McLaren ist gar nicht so erpicht darauf, dass Honda eine zweite Equipe mit Motoren versorgt, weil man Ablenkung fürchtet. Sollte der Deal mit Honda nicht zustande kommen, ist die Fahrerpaarung bei Manor eine Wundertüte: Jordan King, der Sohn eines der Besitzer, erfüllt bislang nicht die nötigen Voraussetzungen für einen F1-Aufstieg, denkbar sind Will Stevens, Roberto Merhi und Fabio Leimer – aber auch Ferrari-Junior Raffaele Marciello, wenn Manor weiterhin bei Ferrari bleibt. Allerdings könnte Ferrari Marciello auch fallen lassen, denn in der GP2 bleibt der Italiener hinter den Erwartungen zurück.
Haas: Gutiérrez (?) – Rossi (?)
Das Haas-Team kommt nächstes Jahr als neuer Rennstall in die Formel-1. Gegenüber „ESPN“ spricht Teamchef Gene Haas von einer Liste von zehn denkbaren Fahrern. Weil er vor allem erfahrene Piloten will, sind Fahrer wie Nicolas Hülkenberg, Jean-Eric Vergne und Esteban Gutiérrez damit auf jeden Fall gemeint. Besonders Vergne und Gutiérrez haben gute Karten, weil beide derzeit schon als Testfahrer für Haas-Partner Ferrari engagiert sind. Haas könnte aber auch dem jungen US-Amerikaner Alexander Rossi eine Chance geben. Er liegt derzeit auf Rang zwei in der GP2-Tabelle. Eine Sensation, wie ein Wechsel von Danica Patrick in die Formel-1, wird es nicht geben.
Das mögliche Fahrerfeld 2016
Mercedes: Lewis Hamilton – Nico Rosberg
Ferrari: Sebastian Vettel – Kimi Räikkönen (?)
Williams Mercedes: Valtteri Bottas (?) – Felipe Massa (?)
Red Bull Renault: Daniel Ricciardo – Daniil Kvyat (?)
Force India Mercedes: Sergio Pérez – Nicolas Hülkenberg (?)
Lotus Mercedes: Romain Grosjean – Pastor Maldonado
Sauber Ferrari: Felipe Nasr – Marcus Ericsson
Toro Rosso Renault: Max Verstappen – Carlos Sainz jr. (?)
McLaren Honda: Jenson Button – Fernando Alonso
Manor Honda (?): Kevin Magnussen (?) – Stoffel Vandoorne (?)
Haas Ferrari: Esteban Gutiérrez (?) – Alexander Rossi (?)