Hab mal ein paar Sprüche von Marko 2011 gefunden
Herr Marko, wann werden Sie Sebastian Vettel entlassen?
Wie bitte? Warum sollten wir das tun?
Weil Sie Red Bulls oberster Talentscout sind. Ihre Aufgabe ist es doch, frühestmöglich einen Ersatz für den Spitzenfahrer zu finden.
Wir denken längerfristig und sehen derzeit keine Notwendigkeit, Sebastian Vettel in den nächsten fünf, sechs Jahren zu ersetzen.
Den Nachwuchsfahrer Vettel aus der hessischen Provinz haben Sie entdeckt. Jeder Fernsehzuschauer kennt Sie von den Rennen. Niemand weiß aber so recht, was Sie dort eigentlich machen. Sie sind kein Teamchef, kein Techniker und auch kein Manager . . .
. . . ich bin schon etwas. Red Bull Racing ist eine Gesellschaft nach öffentlichem Recht mit drei Direktoren. Das sind Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz, Teamchef Christian Horner und ich . . .
. . . das weiß kein Mensch . . .
. . . drum sage ich es Ihnen jetzt. Und da ich der einzige Deutschsprachige bin, der auch operativ mitarbeitet, ist natürlich klar, dass ich die Achse zum Boss Mateschitz darstelle.
In der laufenden Saison dominiert Red Bull die Formel 1. Allerdings kommt bei Ihnen hinter Vettel und Webber nicht mehr viel nach. Ihre ehemaligen Nachwuchsfahrer Christian Klien, Vitantonio Liuzzi und Scott Speed schafften es nicht nach ganz oben. Warum ist es selbst für einen Ex-F1-Piloten wie Sie so schwer, einen neuen Vettel zu finden?
Ferrari hat ein Junioren-Programm, Renault hatte eines. Keinem gelang es aber, einen Siegfahrer wie Vettel zu kreieren – Ausnahme ist Lewis Hamilton von McLaren. Das Problem ist, dass man erst in einem Formel-1-Rennen tatsächlich sieht, ob der Mann geeignet ist. Vom Grundspeed sind alle nicht weit von Vettel entfernt.
Sie können vorm ersten Rennen nicht erkennen, ob ein Fahrer geeignet ist oder nicht?
Nein, denn da kommt noch vieles dazu: mentale Stärke, Arbeitsweise, Charakter. Die Fähigkeit, unter allen Umständen Leistung zu bringen. Wenn Vettel freitags und samstags vor 22 Uhr von den Ingenieuren weggeht, dann ist das eine Seltenheit. Andere haben um diese Zeit schon drei Partys hinter sich.
Vettel ist einmalig?
Wir haben in der Formel 1 etwa fünf Fahrer, die vom Speed her das Potenzial zum Weltmeister haben. Sebastian hat eine mentale Stärke, die die meisten anderen nicht haben. Was Sebastian auch besser macht, ist, dass er sich sehr, sehr gründlich vorbereitet. Dass er technisch nichts dem Zufall überlässt.
Das macht Red Bull auch in Sachen Marketing. Kein anderer Konzern gibt vom Umsatz prozentual so viel für Werbung aus wie der Getränkekonzern. Werden wirklich mehr Energy-Drinks verkauft, wenn Vettel siegt?
Gewiss, und es gibt handfeste Beweise. Im Krisenjahr 2009 gab es auf allen Märkten der Welt Rückgänge – bis auf Deutschland, da gab es zweistellige Zuwächse. Das war Vettel.
Darauf scheint Vettel zu setzen, wenn er sich mehr Freiheiten nimmt als die anderen Teammitglieder. Der Heppenheimer ist zwei Tage in der Woche für niemanden zu erreichen, selbst für Sie nicht. Eine Lex Vettel?
Wir tun alles, um unsere Piloten stark zu machen. Deshalb sind wir zu Zugeständnissen bereit.
Darf er auch bei der Wahl des Teamkollegen mitreden?
Sie brauchen im Team eine Harmonie, das ist unsere Philosophie, und das bedeutet natürlich, dass wir mit unserem derzeit auf längere Frist gebundenen Fahrer besprechen, welche Optionen wir haben. Vettel weiß allerdings genau, dass er einen starken Partner braucht, der ihn fordert, damit wir auch von ihm das Maximum kriegen.
Ist Mark Webber noch dieser starke Partner?
2010 war das extrem der Fall, ja.
Das war eindeutig. Ähnlich klar gehen Sie mit den Fahrern um und erklären denen schon mal sehr deutlich, wie sie sich zu verhalten haben. Sind Sie ein harter Hund?
Was soll ich denn mit einem Fahrer machen, der beispielsweise auf Fast Food steht? Wie ein Juan Pablo Montoya? Den Kolumbianer habe ich unter einem Vorwand mit dem Auto mal mit zu mir nach Hause genommen. Ich wohne auf einem Berg, außerhalb von Graz. Es gab nur Salat, sonst nix. Da hat er schon lustlos drin herumgestochert. Als sich dann noch herausstellte, dass er mal wieder gar keine Fitness gemacht hat, habe ich ihn die zehn Kilometer zurück nach Graz zu Fuß laufen lassen. Danach hat er einen Monat lang nicht mehr mit mir gesprochen.
Offenbar fahren Sie von Sieg zu Sieg mit solch drastischen Methoden. Welches Team hat in der laufenden Formel-1-Saison die größten Fehler gemacht?
Wir waren leicht überrascht über die Non-Performance von Ferrari. Die nur immer wieder durch die außergewöhnlichen Fähigkeiten eines Alonso bei gewissen Rennen überdeckt wurden.
War es ein Fehler, dass mitten in der Saison die Regeln geändert wurden?
In der Tat, das verwundert uns sehr. Zumal es in den Jahren zuvor ähnliche Fälle gab. Stichwort Luftsystem F-Duct, Stichwort Doppeldiffusor – wo man die Technik zwar auch verbot, aber erst nach Beendigung der Saison. Ich will nicht hoffen, dass es eine spezielle Regelung gegen uns ist. Mir ist aber bewusst, dass die Formel 1 keine demokratisch aufgebaute Konstruktion ist.
Suchen Sie eigentlich immer noch einen Hersteller als Partner? VW engagiert sich ja ab dem Jahr 2013 nur noch im Rallye-Sport – nicht in der Formel 1.
Wir haben doch einen Hersteller als Partner: Renault.
Red Bull Racing ist aber kein Werksteam!
Selbstverständlich haben wir Gespräche geführt, und es bleibt unser mittelfristiges Ziel, einen Hersteller als Motorenpartner zu haben. Doch worum ginge es denn bei dieser Partnerschaft? Es ginge um die größtmögliche Effizienz, es ginge darum, gemeinsam das Optimum aus dieser Partnerschaft herauszuholen. Dass dieser Motorenhersteller den Motor und seine Aggregate bestmöglich so platziert, dass alles mit den aerodynamischen Erfordernissen unseres Konstrukteurs Adrian Newey zusammengeht. Und das ist bei Renault schon heute der Fall.
Ärgert es Sie, dass die Zusammenarbeit mit Mercedes bis heute nicht geklappt hat?
Wenn ein Konzern mit uns Kontakt aufnimmt, und dann wird über sehr lange Zeit nichts entschieden, dann nehmen wir das zur Kenntnis. Ja, dann müssen wir Mercedes halt besiegen, was wir ja sehr regelmäßig auch machen.
Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher. Albert Einstein