Zu dem Problem an Kimis Auto:
Laut Ferrari Informationen direkt nach dem Rennen (Ted's Notebook bei sky sports f1) war wohl die Radnabe nach dem ersten Stop beschädigt. Alles andere macht auch nicht so viel Sinn, da die Radmutter wie schon gesagt wurde mit der Felge zusammenhängt. Die Schlagschrauber werden nach jedem Stop inspiziert und es sind auch bei jedem Stop je Rad 2 vorhanden, falls es da mal Probleme gibt. Vermutlich wurde also beim ersten Stop das Gewinde auf der Radnabe beschädigt und der zweite Stop hat dem ganzen einfach den Rest gegeben. Rein von den Bildern her habe ich eh immer das Gefühl, dass die F1 Radnaben nur sehr begrenzt auf Haltbarkeit ausgelegt sind von den Gewinden her. Da wird mit wirklich groben Gewinden und massiven Steigungen gearbeitet. Vermutlich, damit der Radwechsel schneller geht, aber auf Kosten der Haltbarkeit. Wenn dann eine Sache bei nem Boxenstop schief geht, ist's halt vorbei. Ich bin mal gespannt, ob wir diese Saison noch Probleme bei den Fahrzeugen mit den durchblasenen vorderen Radnaben sehen. Solche Muttern sind nämlich nochmal ne ganze Ecke schwieriger richtig drauf zu bekommen, erstrecht wenn's richtig schnell gehen soll.
Zum Start:
Laut Kimi wurde er ja nicht einmal von Vettel getroffen, wobei ich mir da nach wie vor unsicher bin. Nichtsdestotrotz wäre es wenn dann einfach nicht Vettels Schuld. Er ist innen und mit den Vorderrädern deutlich vor den Hinterrädern von Kimi. Damit MUSS Kimi ihm ausreichend Platz lassen. Vettel konnte in der Situation einen Crash nicht vermeiden, es war rein Kimis Wahl, ob es einen Kontakt gibt oder nicht. Dass er natürlich nach links auch beschränkt war ist auch klar, aber genau das macht die ganze Sache einfach zu einem "racing incident" mit einer Tendenz zur Schuld bei Kimi und mehr nicht.
Zur Diskussion, wie gut Kimi jetzt ist oder wie gut Alonso gewesen wäre:
Die Veränderungen an der Vorderachse, vor allem das niedrigere roll center, dürften sich deutlich positiver auf den Fahrstil von Kimi (und auch Vettel) auswirken als das bei Alonso der Fall wäre. Alonso ist beim turn in sehr aggressiv, fängt mit viel Lenkwinkel und erstmal Untersteuern an und zieht sich dann um die Kurve. Kimi und Seb hingegen sind sehr präzise beim turn in und arbeiten eher etwas mit dem Heck. Hat auch Schumacher ähnlich gemacht. Extrem gut, wenn es klappt, aber das Auto muss halt wirklich dazu passen bzw. einfach eine sehr gute präzise vordere Radaufhängung haben. Was Alonso macht ist weniger anfällig für Probleme mit dem Auto. Ob jetzt der eine oder andere Fahrstil besser/schlechter ist, lässt sich nicht wirklich sagen. Alonso ist sicherlich einer der besten Fahrer, aber Schumacher war auch nicht gerade schlecht
Die Autos müssen auf jeden Fall etwas anders abgestimmt werden. Alonso's Stil kommt mit Untersteuern grundsätzlich zurecht, während das was Kimi/Seb/Schumacher machen eher ein Übersteuerndes Auto bevorzugt bzw. halt wirklich kein Untersteuern gebrauchen kann. Soweit ist zumindest das, was ich von verschiedenen Fachleuten-Infos verstanden habe und was man Onboard meiner Meinung nach auch beobachten kann.
Bei Ferrari hilft es bestimmt, dass jetzt 2 Fahrer mit einem ähnlichen Fahrstil im Team sind. Gerade bei Problemen mit dem Setup, sind da die Synergie-Effekte einfach deutlich ausgeprägter, weil man in der gleichen Zeit quasi das doppelte ausprobieren kann.
Zur Situation bei Ferrari:
Die Umstrukturierungen scheinen sich sehr positiv auszuwirken. Die Stimmung im Team scheint so gut zu sein wie seit vielen Jahren nicht mehr. Hauptverantwortlich sehe ich dafür Maurizio Arrivabene und Sebastian Vettel, in der Reihenfolge. Generell muss ich sagen, dass ich von Arrivabene absolut begeistert bin. Er nimmt sich Zeit für die Fans, labert in Interviews keinen unnötigen politischen Bullshit und ist einfach insgesamt komplett ehrlich und teamorientiert. Er erkennt einfach, dass die Mitarbeiter das Team ausmachen und ist laufend im Gespräch mit verschiedensten Teammitgliedern zu sehen. Wie er sich nach dem Problem bei Kimis ersten Stop verhalten hat war optimal. Er ist zu dem passenden Mechaniker gegangen, hat sich die Sache ausführlich erklären lassen und ihm dann einen kurzen PepTalk und nen Klaps gegeben. Kein Anpflaumen, kein Ersetzen durch wen anders. Auch seine Aussagen nach dem Rennen dazu waren genau so, wie man es sich erhofft.
Insgesamt scheint die gesamte Truppe einfach wieder Zusammenhalt zu haben und sich als Team zu sehen. In meinen Augen hat da Alonso in den letzten Jahren mit seiner doch sehr ausgeprägten Ich-Bezogenheit einfach in der Richtung überhaupt nicht geholfen. Wobei er sicher bei weitem nicht das einzige Problem war.
Ich bin sehr gespannt, was mit Ferrari in diesem Jahr so geht. Grundsätzlich bin ich recht zuversichtlich. Alles was man so von der PU und vom Chassis hört ist in sich ziemlich positiv. Bei der Bewertung der PU muss man sich mal anschauen, was Sauber erreicht hat in Melbourne. Mit dem begrenzten Trainings-Einsatz und den wenig erfahrenen Fahrern wirklich bemerkenswert. Sicher zu nicht ganz kleinen Teilen der PU geschuldet, denn vom Chassis her ist der Sauber kaum anders als im letzten Jahr (abgesehen von der Lackierung).