Dritter Mann bei Sauber:
Der Einschnitt kam 2009. Als Felipe Massa seinen schweren Unfall in der Qualifikation zum Ungarn-GP hatte, brauchte Ferrari einen Ersatz. Doch die dafür vorgesehenen Fahrer wie Luca Badoer fuhren schon Jahre lang keine Rennen mehr, geschweige denn in der Formel-1. Und viel getestet wird ja ohnehin nicht mehr. Diese Miesere nahm Ferrari zum Anlass und gründete einen Juniorenkader.
Der erste Ferrari-Nachwuchs-Pilot, der das Zeug zu mehr hatte, war Sergio Pérez. Als der Mexikaner 2013 aber lieber von McLaren als von Ferrari verpflichtet wurde, waren seine Tage im Kader gezählt. McLaren war wie immer mutiger, denn der letzten Rookie bei Ferrari war 1973 Arturo Merzario! Ferrari macht also seit jeher einen Bogen um junge Fahrer. Man scheut das Risiko, man setzt auf fertige Stars, wie nun eben Sebastian Vettel. Die Marke Ferrari ist ein Mythos und zieht auch immer wieder die besten Fahrer an.
Der zweite, sehr viel versprechende Ferrari-Junior war Jules Bianchi. Leider verunglückte der Franzose beim Japan-GP so schwer, dass er noch immer in Frankreich ohne Bewusstsein mit schweren Kopfverletzungen zu kämpfen hat. Kurz vor Jahreswechsel gab die Familie ein neues Statement zum Gesundheitszustand des ehemaligen Marussia-Fahrers heraus, in der es heißt, dass er nach wie vor bewusstlos sei, aber selbstständig atme und die Ärzte mit einem Reha-Programm beginnen würden. Ferrari plante in der Zukunft mit Bianchi.
Jetzt kommt der nächste eigene Ferrari-Nachwuchs in die Formel-1, dieses Mal sogar ein Italiener: Raffaele Marciello. Er wird nächstes Jahr Test- und Ersatzfahrer bei Sauber. Und er wird als solcher auch Einsätze in F1-Freitagstrainings bekommen. Parallel dazu wird er in der GP2 eine zweite Saison für Racing Engineering bestreiten. Dort hatte er im Vorjahr einige viel versprechende Momente, aber noch mehr Pech – und hin und wieder auch eigene Fehler. Als ehemaliger F3-Europameister wird von ihm viel erwartet.
Ferrari wird durch die Rolle von Marciello bei Sauber wohl weniger Geld für die Motoren verlangen. Dieses Modell könnte übrigens Schule machen: Mercedes-Sportchef Toto Wolff schloss so etwas für Mercedes-Junior Pascal Wehrlein gegenüber der „Sportwoche“ nicht aus.