Es gab heute nachmittag einen recht unglücklich formulierten Thread von SLK der zu Kindergarten-Hickhack geführt hat, deshalb versuche ich es hier nochmal.
Es ist wohl unbestritten dass nicht jeder Fahrertitel gleich hart errungen wurde und nicht jeder Weltmeister hatte gleich starke Konkurrenz die ihm das Siegen schwer gemacht hätte. Man kann hier nie einen absoluten Maßstab finden nachdem man sagen könnte Titel A im Jahre X ist 10% weniger wert als Titel B im Jahre Y, aber man kann schon eine gewisse Wertigkeit in den einzelnen Saisonen erkennen.
Der hochwertigste Fahrertitel ist für mich einer wo der Weltmeister in einem unterlegenen Auto (im Extremfall in einem Minardi) gegen starke Gegner (vergangene oder zukünftige Weltmeister) in 18 von 18 Rennen brilliante und fehlerfreie Leistungen zeigt. Das wird es nie geben, völlig klar, aber das soll nur das eine Extrem aufzeigen.
Das andere Extrem ist ein WM-Titel in einem deutlich überlegenen Auto in dem der Weltmeister in den meisten Rennen grobe Fehler macht und aufgrund der Überlegenheit des Materials trotzdem WM wird.
Grundsätzlich ist für mich das erste Kriterium ob ein Fahrer OHNE Fehler (fahrerisch, taktisch) Weltmeister wird oder MIT Fehlern. Einem Fahrer der fehlerlos Weltmeister wird kann man nicht mangelnde Qualität des Titels absprechen weil mehr als fehlerlos kann man nicht fahren. Deshalb ist für mich der Weltmeistertitel 2004 von Michael Schumacher ein sportlich sehr wertvoller weil er eindrucksvoll die gesamte Saison fehlerlose, nahezu perfekte Rennen gezeigt hat. Dass die Konkurrenz schwächelt ist deren Sache und kann nicht Schumachers Leistung schmälern.
Ein relativ wertloser Titel ist für mich der von Nigel Mansell 1992 weil der Williams da so deutlich überlegen war dass sich Mansell mehrere Fehler fahrerischer und taktischer Natur leisten konnte und trotzdem ungefährdet WM wurde.
Die beiden WM-Titel von Senna 1989 und Prost 1990 im jeweils dominanten McLaren gegeneinander sind für mich ähnlich viel wert wie Schumachers 2004er Titel weil die beiden zwar den sehr starken Teamkollegen bezwingen mussten aber einer der beiden muss ja am Ende vorne sein, d.h. die Chance steht von Anfang an mal bei ca. 50% weil kein anderer Fahrer konnte dem McLaren Paroli bieten. Fehler machten beide und einmal war Prost der glücklichere und einmal eben Senna.
Der Titel von Damon Hill 1996 ist für mich auch wenig wert weil der Williams in diesem Jahr keinen Gegner hatte und Hill nur Jaques Villeneuve in dessen Premierensaison. Hill hat etliche Fehler gemacht und war am Ende halt der der beiden Williams Fahrer der vorne war.
Ein ziemlich hochwertiger Titel ist dafür der von Ayrton Senna 1991 im McLaren. Der Williams war in diesem Jahr das beste Auto und Senna hat mit seiner fahrerischen Klasse Mansell und Patrese keine Chance gelassen. Dass Gerhard Berger als Teamkollege nur WM-Vierter wurde und klar schwächer war als Senna kann man Senna nicht ankreiden, genauso wenig wie Schumacher dass ihm Barrichello nicht das Wasser reichen kann.
Wie bewertet ihr die einzelnen Weltmeisterschaften?