Die Ölquellen sind noch lange nicht versiegt, auch nicht in Venezuela. Trotzdem muss Pastor Maldonado befürchten, dass der Ölgeldhahn für seine F1-Karriere zugedreht wird. Auch wenn er 2012 den Spanien-GP gewonnen hat, besteht kein Zweifel: Maldonado hat sein Lotus-Cockpit, weil der venezuelanische Ölkonzern PDVSA als Hauptsponsor an Bord kam.
Das soll Maldonados Leistung nicht schmälern. Er wurde GP2-Meister, er ist einer von nur rund 100 GP-Siegern im Rahmen der WM. Die Art und Weise, wie souverän und eiskalt der 29-Jährige den schnelleren Ferrari von Fernando Alonso vor dessen Heimpublikum in Barcelona hinter sich ließ, war beeindruckend. Aber Maldonado macht auf der anderen Seite zu viele Fehler, immer wieder ist er in Unfälle und Kollisionen verwickelt. Als 2014 der Strafenkatalog nach Vorbild des Flensburger Punktesystem für Autofahrer auch in der Formel-1 eingeführt wurde, führte er die Liste am Ende der Saison an. Wer darauf vor der Saison sein Geld gesetzt hat, der hat wohl nicht viel Rendite von den Buchmachern bekommen.
Und wie viel ist eigentlich ein Sieg wert in einer Zeit, in der es fast jedes Rennen einen anderen Sieger gab? Die schnell abbauenden Pirelli-Reifen sorgten für ein wahres Chaos, der alle bisherigen Gesetze des Rennsports aushebelte: Gewonnen hat nicht mehr unbedingt das schnellere Auto, sondern das, das nahezu per Zufall mit den Pneus am besten umging. So wie der Williams Renault von Maldonado an jenem 13. Mai 2012.
Schlüsseljahr 2015
Was bei Maldonado auffällt: Er zeigt meist auch keine Einsicht, wenn er es mal wieder übertrieben hat. Wer stur bleibt und alle Verbesserungsmöglichkeiten abstreitet, dessen Formkurve stagniert. Und das ist bei Maldonado der Fall.
Im Internet erntet Maldonado regelmäßig Hohn und Spott. Vom Maldonado-Effekt spricht man, wenn es um die Saisonanalyse bei Williams und Lotus der Saison 2014 geht. Maldonado verlässt Williams – prompt schließt das Traditionsteam wieder zur Spitze auf. Maldonado kommt zu Lotus und prompt macht die Mannschaft aus Enstone einen radikalen, sportlichen Absturz durch.
Doch die Wahrheit ist: Hätte es in den vergangenen Jahren keinen Maldonado gegeben, sähe die eh schon angespannte Lage bei Lotus noch düsterer aus und auch Williams stand 2014 auch wegen den PDVSA-Gelder so gut da. Und die Wahrheit ist auch: Maldonado ist gewiss kein schlechter Fahrer, seine Qualitäten hat er nicht nur in Barcelona 2012 unter Beweis gestellt.
Nun hat sich die politische Weltlage geändert: Der weltweite Ölpreis sinkt, das setzt Firmen wie PDVSA zu. Und damit wackeln auch die Gönner-Schecks für Aktivitäten wie einer F1-Karriere von Maldonado. Den sich bei den Wintertests angedeutete Aufwärtstrend bei Lotus sollte Maldonado unbedingt dazu nutzen, sportlich sich wieder ins Rampenlicht zu fahren – damit er eine langfristige Zukunft in der Formel-1 hat.