Gemeinsam mit Earl Bamber und Nick Tandy, der schon zwei Mal mit Porsche-GT-Fahrzeugen beim 24-Stundenrennen von Le Mans am Start stand, wird Nicolas Hülkenberg den dritten LMP1-Porsche in Le Mans pilotieren. Der Deutsche sucht sich damit eine Beschäftigung außerhalb der Formel-1 – und vielleicht lotet er damit ja schon die Alternativen zur Formel-1 aus.
Das Ziel 2014 hat Hülkenberg knapp verpasst: Statt den angestrebten 100 Zähler wurden es nur 96 – aber auch das ist mehr, als man vor der Saison erwarten konnte. Immerhin fährt der 27-Jährige für Force India und damit für ein Mittelfeldteam. Das Zeug zum Aufstieg hat er, sagt so mancher Experte. Dass Ferrari, McLaren und Co aber nicht auf Hülkenberg setzen, sondern andere Fahrer befördern, soll auch in der Körpergröße Hülkenbergs begründet sein. Hülkenberg ist größer und damit auch schwerer als die meisten anderen F1-Fahrer – das ist ein Nachteil, weil die Teams dann weniger mit Ballastgewichten spielen können.
Es fehlen die Höhepunkte
Bislang hat Hülkenberg aber nicht derartige Leistungen gebracht, dass man sagen könnte, die Körpergröße ist wirklich ein Handicap. Es ist vor allem seine Konstanz, die Mittelfeldteams an ihm schätzen. Er hamstert Punkte, mal hier welche, mal da welche. Aus den größeren Scharmützeln hält er sich bisweilen raus.
Aber es fehlen die Highlights. Also jene außergewöhnliche Leistungen, die auch den Teamchefs der Topteams die Überlegung, diesen Mann lieber im eigenen Team statt als Konkurrenten zu haben, aufdrängen würden. Na gut, da ist die Pole-Position beim Brasilien-GP 2010 im ersten Jahr für Williams bei Regen. Und da sind die starken Duelle gegen Lieblingsgegner Fernando Alonso, mit dem er in den letzten Jahren so oft und so gerne auf der Strecke aneinander geriet. Obwohl Alonso dabei im roten Auto saß, war meistens Hülkenberg das rote Tuch für Torero Alonso. Und weil er oftmals auch scheiterte und nicht an Hülkenberg vorbeikam, zollte ihm Alonso immer wieder Respekt. Ein Ritterschlag – den Hülkenberg aber gelassen hinnimmt. Denn so etwas bringt keine zusätzlichen Punkte.
Es fehlen aber noch die ganz großen Resultate im Rennen. 2012 hatte er es in Brasilien in der Hand, sogar das Rennen zu gewinnen. Er kollidierte mit Lewis Hamilton und vergab so alle Chancen auf den Sieg. Es wäre die Sensation schlechthin gewesen. Force India sammelte 2014 auch einen Podestplatz – aber nicht Nicolas Hülkenberg fuhr in Bahrain auf Rang drei, sondern Teamkollege Sergio Pérez. Der Mexikaner ist das blanke Gegenteil von Hülkenberg: Er wächst an manchen Tagen über sich hinaus, an anderen schmeißt er dann aber alle Punkte durch Fehler weg. Wie in Kanada im Vorjahr, als er einen Podestplatz kurz vor Rennende wegen eines Zusammenstoßes mit Felipe Massa verdummte.
Zukunft in der Sportwagen-WM?
Bislang hat Nicolas Hülkenberg 76 WM-Rennen absolviert. Aber wie viele kommen noch dazu? In Zeiten, in denen die Mittelfeldteams finanzielle Sorgen haben und lieber auf Bezahlfahrer setzen, während die Topteams ihre eigenen Rookies ausbilden, wird es immer schwerer für Fahrer wie Hülkenberg, sich in der Formel-1 zu halten. Was passiert, wenn Force India allen Unkenrufen erliegt und wirklich zusperren muss? Wo soll Hülkenberg dann hin?
Ja, er muss sich Alternativen suchen – und aufbauen. Der erste Schritt dafür ist wohl die Teilnahme am 24-Stundenrennen von Le Mans 2015. Hier kann er um den Sieg fahren. Vielleicht ist das ja eines dieser Highlights, die er unbedingt mal wieder braucht!