Auch am Rande des Türkei GP gab es wieder viel zu Reden um Fernando Alonso. Noch immer scheint ein vorzeitiger Wechsel des Spaniers trotz bestehenden Vertragsverhältnisses bis Ende 2009 nicht ausgeschlossen. Doch er ist ein Schritt unwahrscheinlicher geworden: BMW Sauber und Renault galten als Alternativen des 2-fachen Formel-1 Weltmeisters, BMW Sauber hat nun Nick Heidfeld und Robert Kubica für ein weiteres Jahr bestätigt. Von Fernando Alonso sind über seine Zukunft unterschiedliche Aussagen zu hören. Direkt nach der Bekanntgabe des BMW-Fahrerduos 2008 knirschte der Spanier: „Es gibt nicht viele Optionen. Ich habe einen Vertrag mit McLaren, also ist es eine Möglichkeit für McLaren zu fahren. Und soweit ich weiß, ist es die einzige Möglichkeit.“ Gegenüber den spanischen Medien hat er dabei aber ein wesentlich offeneres Wissen: „Ich werde 2008 mit Sicherheit in der Formel-1 fahren“, sagte Alonso auf die Gerüchte, auch ein Jahr Auszeit käme für den ehemaligen Renault-Piloten in Frage. „Wo, werden wir sehen, ich konzentriere mich nun lediglich auf den Gewinn der Weltmeisterschaft.“ Die einzige Möglichkeit, die bleibt, heißt Renault. Doch gerade in Spanien war man sich am Wochenende sicher: Am Rande des kommenden Italien GP wird verkündet, dass das Renault-Fahrerduo Heikki Kovalainen und Nelson Piquet jr. heißt.
Fakt ist: Fernando Alonso fühlt sich bei McLaren Mercedes nach wie vor unwohl. Seit auch dem letzten klar wurde, dass der Neuling Lewis Hamilton keinesfalls langsamer als Alonso ist, jammert Alonso, er fühle sich als Spanier mit einem britischen Teamkollegen in einem britischen Team nicht wohl. Der bis Ungarn zu einem Höhepunkt gespitzten Streit zwischen ihm und Hamilton dürfte sein Laune kaum verbessert haben, auch nicht die Aussprache am Donnerstag vor dem Türkei-Rennen. Denn nach dem Rennen war deutlich zu sehen, wie angespannt die Stimmung zwischen Alonso und McLaren Mercedes Teamchef Ron Dennis ist. Als Alonso den Medien Antworten auf alle Fragen gab, unterbrach ihn Dennis, um Alonso zu seinem 3. Platz hinter den beiden Ferrari-Piloten Felipe Massa und Kimi Räikkönen zu gratulieren. Doch Alonso beachtete Dennis kaum, was selbst bei BMW Sauber Pilot Nick Heidfeld ein Lächeln ins Gesicht zauberte: „Das sieht immer ein bisschen komisch aus, wenn sich die beiden unterhalten.“ Teamchef Dr. Mario Theissen pflichtete dem Deutschen bei und eigentlich müsste man bei BMW Sauber ja mehr wissen, schließlich solle sich Alonso ja auch bei BMW Sauber ins Gespräch gebracht haben. Eine Bestätigung darauf gab es nicht, ein Dementi aber auch nicht.
Fakt ist aber auch, dass Alonso auf einem Nummer 1 Status pocht. Immerhin machte er in der Türkei unmissverständlich klar, dass er dem Team mit seiner Erfahrung und seinem Entwicklungspotenzial dem Team mehr als 6 Zehntelsekunden gebracht hat. Nur deshalb sei Hamilton so stark. Der ehemalige Formel-1 Weltmeister und ehemalige Fahrer bei McLaren dazu: „Dafür wird er auch ordentlich gut bezahlt.“ Überhaupt sollte sich Alonso gut überlegen, ob er das McLaren-Team verlässt, denn immerhin verlässt er dann auch das derzeit beste Formel-1 Team. „Renault war am Ende vergangenen Jahres aber auch das beste Team, das kann sich Saison für Saison wieder ändern“, wirft Alonso ein.
Bei McLaren Mercedes versucht man derzeit lieber Situation wie die Blockadeaktion von Fernando Alonso beim Qualifying zum Ungarn GP zu verhindern, als die Abwanderungsgelüste von Alonso ernst zu nehmen. So wird man in Zukunft auf Strecken, auf denen es logistisch möglich ist, nicht mehr eine Boxenmannschaft für beide Fahrer haben, sondern jeder Fahrer eine eigene! Dennis entschärfte in der Türkei auch die Aktion gegen den Physiotherapeuten von Fernando Alonso, Fabrizio Borra, als er direkt nach dem Quali zum Ungarn GP zu Borra gegangen war, ihm das Headset vom Kopf riss und ihn zur Rede stellte. Dabei sei alles ganz anders gewesen: „Ich war nicht auf Fabrizio sauer, ich wollte ihn nur mit ins Parc Fermé nehmen, damit nichts Körperliches zwischen Fernando und Lewis passiert. Er war die beste Person um sicher zu stellen, dass Alonso cool ist und dass Hamilton cool ist. Er dachte ein paar Sekunden, ich sei verärgert über ihn, also nahm ich ihm den Kopfhörer ab.“
Zurück zu den Fakten: Für Alonso kommt für 2008 nur noch Renault in Frage. Gewiss: Bei Renault würde er geliebt werden, bei Renault hat er eine Reihe von Befürworter, bei Renault hat er, egal, ob Giancarlo Fisichella, Heikki Kovalainen oder Nelson Piquet jr., einen schlagbaren Teamkollegen, während er sich bei McLaren Mercedes weiter dem bärenstarken Hamilton stellen müsste. Alonso wird höchst wahrscheinlich bleiben, das Theater findet ohne Ergebnis statt, doch dass Alonso durchaus Gedanken an einen Wechsel verschwendet, zeigen einige Aussagen von Fahrerkollegen. Da meint ein Giancarlo Fisichella zum Beispiel: „Ich hoffe sehr, dass auch kommendes Jahr für Renault fahren werde.“ Soweit so gut, aber auf die Frage nach seinem Lieblingsteamkollegen, ließ der Italiener Raum für Spekulationen: „Ich würde gerne weiter neben Heikki fahren, ich arbeite sehr gerne mit ihm. Es gibt das Gerücht, dass Fernando hierher zurückkehren könnte, aber auch zu ihm habe ich ein sehr gutes Verhältnis.“ Fisichellas Landsmann Vitantonio Liuzzi auf die Frage, bei welchem Team er 2008 fährt. „Momentan geraten die Vertragsverhandlungen etwas ins Stocken, weil jeder abwartet, was Alonso nächstes Jahr macht. Das ist aber normal. Er ist Weltmeister und damit der Mann des Marktes.“ Wechselt Alonso wirklich zu Renault, könnte tatsächlich etwas Bewegung in den 2007 ungewöhnlich stillen Transfermarkt kommen: Nico Rosberg stünde als Ersatz bereit, Giancarlo Fisichella könnte dann zu Williams Toyota gehen, mit Nelson Piquet jr., Heikki Kovalainen wäre für Toyota eine Alternative, was Ralf Schumacher wieder freimachen könnte. Auch wenn in der F1 nichts unmöglich ist: Alonso wird 2008 weiter bei McLaren Mercedes fahren, Piquet und Kovalainen fahren bei Renault und Fisichella könnte neben Rosberg zu Williams kommen. Für Alexander Wurz bliebe noch ein Cockpit bei Prodrive.