Nachdem sich Michael Schumacher gestern selbst demontiert hat, möchte ich hier diesen Nachruf schreiben:
Alles sieht für mich nun danach aus, als würden wir ihn nur noch 4 mal im Rennauto sehen. Ich kann mir kaum vorstellen, dass er sich noch eine weitere Saison antun würde, nachdem mittlerweile auch er selbst gemerkt haben wird, dass er nicht mehr die frühere Klasse besitzt. Sein Herumgedruckse von wegen schlechten Reifen, das halbherzige (aber immerhin!) eingestehen eigener Fehler, die Gerüchte, er möchte nun doch bitte nicht gegen Kimi fahren müssen, all das deutet darauf hin, dass er sehr genau weiss wie es um ihn steht. Er möchte halt nur so gerne noch einmal Weltmeister werden, der Erfolgs-Junkie. Danach sieht es aber mittlerweile überhaupt nicht mehr aus. Alonso hat 12 Punkte Vorsprung, in 4 Rennen nicht aufzuholen, sollte er nicht einmal ausfallen oder groben Unfug bauen. Das tut der Spanier aber nicht, auch nicht wenn ihn ein 7-facher 15 Runden lang jagt. Es könnte natürlich auch daran liegen, dass der 7-fache mittlerweile ziemlich zahnlos geworden ist. Den Rückstand von 2 Sekunden nach dem Boxenstopp konnte er innerhalb von 1-2 Runden zufahren, somit eigentlich eine ausreichende Überlegenheit um auf dieser überholfreundlichen Strecke einen Angriff zu wagen. Beim Verteidigen vor 3 Wochen war er ja auch nicht so zimperlich.
Aber offenbar fehlt ihm mittlerweile einiges. Dass er fehleranfällig ist, besonders unter Druck, wussten wir ja schon lange. Gut, 2000-2004 konnte er das gut kaschieren, was bei der Überlegenheit auch keine Kunst war. Er hatte ja nichtmal einen Teamkollegen zu schlagen. Was er sich diese Saison aber schon alles geleistet hat, ist kaum zu fassen. Ein Mann seiner Erfahrung und Reife (?) produziert in einer Saison mehr schwere Fehler als alle Rookies einer Saison zusammen. Würde er nur halb so viele machen, er würde schon seit einigen Rennen VOR Alonso rangieren! Besonders tragisch für seine Reputation wiegen dann die immer wieder auftretenden Aussetzer jeglichen gesunden Menschenverstandes wie dieses Jahr in Monaco, immer wieder auch gefolgt vom Aussetzen jeglichen Anstandes beim anschließenden Ausblenden jeglicher Schuld seinerseits.
Interessant sind die jüngsten Aussagen von Seiten Ferraris, z.B. Jean Todt, der sagt, in Monza würde es "eine Ankündigung" geben. Nicht DIE Verkündung, nur eine Ankündigung. Und die Journalisten sollen sich doch bitte noch ein paar Fragen aufheben, sonst wird die PK ziemlich kurz. Das deutet nicht gerade auf die großartige Ankündigung von weiteren 2 Jahren des großartigsten Champions aller Zeiten hin. Eher auf das Trauerspiel, dass Schumacher auch heute noch nicht die Reife besitzt, den Tatsachen ins Auge zu sehen und um weiteren Aufschub verlangt. Die Tatsachen wären z.B. dass es sich Ferrari nicht leisten kann, nur auf den großartigsten Champion aller Zeiten zu warten, sie haben ein Team zu führen, welches jetzt die Weichen für die nächsten Jahre stellen muss, und zwar unabhängig davon, wie sich seine Exzellenz entscheidet. Dazu gehört auch, dass man einen Massa offenbar nicht zur Marionette degradiert, wie alle anderen vor ihm, man möchte ihn offenbar zu einem eigenständigen Fahrer machen, da man seine Siege in Zukunft noch brauchen könnte. Genausowenig kann man es sich leisten, jetzt einen Raikkönnen für die nächsten Jahr an das Team X zu verlieren, welches sich damit die Siege des - nach dem Rücktritt Schumachers - einzig verbliebenen noch freien Superstars sichern würde.
Offenbar dringt dies alles jedoch nicht in die Realität des Superchampions durch, anders ist dieses Warten auf ein Zeichen, auf den Erfolg, der es ihm ermöglichen würde abzutreten, dieses Hinausschieben, dieser abgebrochene Urlaub ohne Entscheidung, das Gerücht, er wolle aber doch nicht gegen Raikkönnen, nicht zu erklären. Es geht einzig und allein darum, mit einem Titel abzutreten, offenbar müsste das künftige Leben eines Superchampions sehr traurig sein, gelänge dies nicht. Daran wird alles ausgerichtet und alles zurechtgedreht, um irgendwie die Kurve zu kriegen, wie es einzig allein für ihn selbst am besten ist. Die Interessen Ferraris oder irgendjemand anderem interessieren nicht. Schumacher zeigt hier einmal mehr das Bild, welches er uns schon zu oft auf der Strecke gezeigt hat: ein Egoist sondergleichen.
Schumacher sollte in Monza schleunigst das Ende seiner Karriere verkünden. Alles andere wäre grob fahrlässig. Er wird zwar aller Wahrscheinlichkeit nach auch dieses Jahr nicht Weltmeister, aber noch könnte er abtreten - trotz der vielen Fehler dieses Jahr - ohne zu großen Schaden an seinem Bild angerichtet zu haben, welches in der F1-History verbleiben wird. Dieses Bild besteht zwar nur aus Statistiken und nicht aus einer charismatischen Persönlichkeit (die andere hatten, die weitaus weniger oft, oder gar nicht Weltmeister wurden, z.B. ein Hunt, ein Villeneuve (2x), ein Moss, ein Mansell u.v.a.), aber noch sind wenigstens diese Statistiken nicht angekratzt. Nach nächstem Jahr wären sie das allerdings, wo Ferrari der Reifensituation zufolge höchstwahrscheinlich einen überlegen Weltmeister stellen wird. Der würde aber nicht Michael Schumacher heissen. Denn der wurde mittlerweile von einem Felipe Massa entzaubert, den bisher alle als (mittlerweile, endlich!) soliden Arbeiter, aber niemals als künftigen Weltmeister ansahen. Und hat nicht Schumacher selber immer wieder gesagt, er würde spätestens dann aufhören, wenn ein jüngerer Fahrer besser ist als er? Nun, das ist gestern geschehen.