Mav05 hat geschrieben:
Meine Meinung zu Baku kennst Du, Bahrain war auch eher ein Rennunfall der passieren kann, China war er etwas übermotiviert - außerdem sehe ich im Prinzip auch nichts Schlimmes in den meisten Aktionen weil das für mich "Racing" ist. Man sieht ja auch dass sich die FIA selbst schwer damit tut, Baku bestraft man beide, Monza Max und gestern für Magnussen/LeClerc gar nicht...
Natürlich weiß ich wie du dazu stehst, das war aber nicht ungedingt meine Frage
Dass du in der Regel Verstappen aus der Schusslinie nimmst ist klar, aber das ist nicht unbedingt das gleiche wie andere die Sachen bewerten. Wenn man einfach mal die Fanbrillen weglässt, egal ob nun die von Vettel oder in deinem Fall Verstappen, sind viele Parallelen zu erkennen was ihre Schnitzer betrifft, die aber je nach "Fan"-Zugehörigkeit anders bewertet werden.
Mav05 hat geschrieben:
Für mich ist Max in gewisser Weise wie Senna - jeder weiß was passiert wenn man sich mit ihm anlegt, also sollte man sich drauf einstellen. Mansell/Senna hat auch meistens gekracht... Und wenn ich als Sebastian hinter Max herfahre, wohl wissend dass der nix zu verlieren hat und noch dazu gerade sauer ist weil er ne 5sec-Strafe bekommen hat dann muss ich mir halt ne 100%-Chance suchen... Das würde ich Renninteligenz nennen!
Das du nicht mit Superlativen sparst hinsichtlich Verstappen ist nichts neues, aber um auch nur Ansatzweise mit Senna (oder anderen Größen des Sports) in einem Atmenzug genannt zu werden, muss er erstmal abliefern, denn nur von Vorschusslorbeeren wird er bis zum Ende der Karriere nicht zehren können
Ansonsten stimme ich dir zu, dass Vettel hätte wissen müssen, was passieren wird - deswegen habe ich es auch als Rennunfall bezeichnet, den beide hätte verhindern können, als automatix einzig Verstappen die Schuld geben wollte.
Nichtsdestotrotz trifft deine Aussage auch auf gewisse Weise auf Vettel zu, denn das er ebenfalls ein Fahrer ist, der recht kompromisslos zur Sache geht, sollte auch ein Verstappen eigentlich wissen, weswegen es ihm hätte klar sein müssen, dass es für Vettel als innen reingestochen hat, kein zurück mehr gab. Also wusste Verstappen dass er entweder nachgeben muss, oder es krachen wird - er hat sich für letzteres entschieden und halt Glück gehabt, dass er weiterfahren konnte. Ob das nun sonderlich mehr Rennintelligenz beweist, lass ich mal dahingestellt. Dass Vettel keine x-Runden hintern Verstappen warten kann, bis der mal an die Box fährt und die Strafe absitzen muss, sondern er schnellstmöglich vorbei wollte, um Bottas unter Druck setzen zu können, war nachvollziehbar. Er hatte in dem Moment auch praktisch nichts mehr zu verlieren, weil ein Platz hinter beiden Mercedes genauso wenig hilfreich wäre, wie ein Nuller.
Mav05 hat geschrieben:
Druck für mich wäre eine Anforderung zu liefern, eventuell mit unterlegenem Material, die sich über einen Zeitraum aufbaut - z.B. die Führung in Österreich oder seine Position in Singapore, natürlich auch sein Sieg in Barcelona 2016... Druck ist nicht wenn sich jemand in der ersten (!) Runde leicht verbremst oder in der wiederum ersten (!) Runde nach nem SC-Car halbherzig überholt wird.
Und so etwas hat Vettel in seiner Karriere noch nicht abgeliefert? Also wenn ich beispielweise an seinen ersten Sieg denke, war der nicht minder beindruckend als der von Verstappen.
Drucksituationen gibt es viele unterschiedliche und Verstappen hat bisher von Außen und auch intern bei Red Bull nie den Druck gehabt, abliefern zu müssen, weil er das Material du hat. Da kann er sich solche Schnitzer wie gerade in der ersten Saisonhälfte nicht mehr erlauben und auch nicht konsequent seinen Still "alles oder nichts" durchziehen, wenn es zum Zweikampf kommt (wie eben zuletzt gesehen gegen Bottas, Kimi oder Seb).
Mav05 hat geschrieben:
Max wird (wahrscheinlich) immer mehr Crashes haben als z.B. ein Prost, evtl. auch Schumacher - weil er in seiner Art Rennen zu fahren einfach kompromissloser ist, wie eben einst Senna.
Im Prinzip sind sogar Parallelen zu seinen Kart-Jahren erkennbar - er war da auch immer sofort schnell, hatte aber auch öfter Zwischenfälle, verschuldet wie auch unverschuldet. Das ist normal wenn Du so fährst, passiert z.B. einem Marc Marquez auch öfter.
Aber als er dann alle Puzzleteile zusammenhatte (und dabei meine ich nicht "überlegenes Material", das hast Du im Kart im Prinzip nie) war er quasi unschlagbar...
Wie gesagt, die Parallelen sehe ich nicht wirklich, dann kannst du auch sagen, Seb ist wie Senna, weil er eigentlich genauso kompromisslos agiert, wie Verstappen. Beide sind Racer, die mehr für den Moment "leben", als an das Gesamtbild zu denken. Das sind ja Dinge die man Vettel gern vorwirft, dass er sich in manchen Situationen besser zurücknimmt und nicht den Racer geben sollte. Nur strafst du das bei ihm damit ab, dass er mangelnde Rennintelligenz zeigt (was irgendwo richtig ist), jedoch Verstappen adelst du dafür mit dem Vergleich zu Senna. Nun gut
Mav05 hat geschrieben:
Vettel hatte in ALLEN seinen WM-Jahren ein gnadenlos überlegenes Auto - und war halt selbst da nicht immer wirklich souverän - wenn ich da an den Webber/Türkei-Crash 2010 oder die WM-entscheidenden Rennen in AbuDhabi und Interlagos 2012 denke...
Ach komm, jetzt fang nicht wieder mit dem Märchen an, dass Vettel bei allen Titeln ein Überauto hatte. Gnadenlos überlegen ist das was Mercedes seit 5 Jahren abliefert, in die Nähe solch einer Dominanz kam Red Bull nicht einmal Ansatzweise. Es gab Phasen da war man dominant, aber genauso gab es Phasen wo die Fahrer für den Erfolg auch ernsthaft kämpfen mussten. Und wenn man dann eben fighten muss, passieren Fehler. Das war bei Hamilton/Rosberg nicht anders, als es zu internen Zweikämpfen kam, genauso wie bei Ricciardo/Verstappen. Das hat doch schlussendlich nichts mit der Überlegenheit des Materials zu tun. Wenn man nicht im Schongang vorne wegfahren kann sondern racen muss, passiert so etwas halt.
Abu Dhabi und Interlagos 2012 sind halt auch selten dämliche Beispiel von dir. Klar hat er dort Fehler gemacht, aber die entstanden eben aus den angesprochenen Racing-Situationen heraus. in Abu Dhabi kam er von ganz hinten und musste logischerweise schnell durchs Feld, dass dabei nicht immer alles reibungslos von Statten gehen kann, ist klar. Interlagos war er ebenfalls im hintertreffen gegenüber Alonso und konnte nicht viel herschenken - vor allem wenn der Teamkollege auch noch meint lieber pro Alonso fahren zu müssen, weswegen er auch hier nicht wirklich defensiv fahren konnte. In beiden Fällen hat er aber nach den Fehlern eine deutlich höhrere Drucksituation gehabt und dabei fantastisches Racing bei teils äußerst schwierigen Bedinungen gezeigt - egal ob in Abu Dhabi das fantastiche finale Manöver gegen Button an einer Stelle, wo sonst niemand überholt, oder schließlich in Interlags im Regen mit kaputten Auto von hinten durchs Feld fährt und dabei selbst gegen den Teamkollegen noch kämpfen muss. Also das jetzt unbedingt als Beispiele heranzuziehen um zu zeigen, wie Nervenschwach Vettel sein soll, ich weiß nicht
Immer nachdenken und abwägen ist doch der völlig falsche Ansatz eines Rennfahrers, ab und an ist Instinkfahren deutlich wertvoller. Die Fehler tun weh, aber lieber sehe ich so jemanden, der sich davon nicht von seiner fahrerweise abschrecken lässt und im nächsten Moment wieder ein tolles enges Manöver zeigt, als wenn plötzlich jegliches Angriffsfahren eingestellt wird.
Mav05 hat geschrieben:
Ja, in gewisser Weise kann man das, weshalb ich ihm den Crash gestern ja auch nicht vorwerfe, lediglich die Art und Weise damit umzugehen... Allerdings trifft das nur auf gestern zu - Hockenheim und Monza ist damit nicht zu entschuldigen!
Gut, wenn du Seb dafür kritisierst, wie er mit dem Crash umgeht, dann verstehe ich aber nicht, dass du ständig Verstappen in Schutz nimmst und seine Ausreden sowie nicht vorhandene Selbstreflektion sogar noch gutheißt!? Wenn du konsequent in deiner Sichtweise wärst, müsstest du das genauso bemängeln.
Hockenheim würde ich zudem gar nicht als Fehler durch eine Durcksituation einordnen, das war schließt bei schwierigen Bedinugnen ein kleiner Fahrfehler, der folgendschwere Konsequenzen mit sich zog. Aber in dem Moment war er keinen sonerlichen Druck ausgesetzt. Monza war dann schon eher eine unüberdachte Aktion, wo Druck eine Rolle gespielt haben könnte.