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Max Chilton 2013

Diskussionsforum über Fahrer in der Formel 1.
Beitrag Freitag, 01. März 2013

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Max Chilton - Mit Papas Brieftasche
Bezahlfahrer heißt natürlich nicht gleich: Schlechter Fahrer. Sonst wäre Michael Schumacher nicht sieben Mal Weltmeister geworden, Juan-Manuel Fangio fünf Mal, oder Niki Lauda drei Mal. Alle drei Fahrer – sie fuhren in gänzlich anderen Epochen – brachten schon Geld mit, nur so kamen sie zum F1-Debüt. Die ersten F1-Rennen kosten eben was.

Aber derzeit schnellen die Summen, die Fahrer für ein F1-Cockpit mitbringen müssen in galaktische Höhen. Es halten sich hartnäckig Gerüchte, dass Max Chilton fast 60 Millionen Euro mit zu Marussia bringt. Dafür hat der Brite aber auch einen mehrjährigen Vertrag bekommen, Laufzeit zwischen drei und fünf Jahren. Manchmal ist sogar von Teamanteilen die Rede, die sein Vater Grahame erstanden haben soll. Bestätigt ist das aber nicht.

Es wäre jedenfalls nicht das erste Mal: Karl Foitek tat sich 1989 mit dem schweizer Ex-F1-Pilot Peter Monteverdi zusammen, der 1961 als Fahrer mit der Eigenkonstruktion MBM Porsche in der Formel-1 starten wollte, dann aber einen schweren Trainingsunfall hatte. Foitek und Monteverdi kauften sich 1989 in der Formel-1 das Onyx-Team – damit hatte Sohnemann Gregor Foitek einen F1-Platz. Es gibt aber sogar noch berühmtere Namen: Der dreimalige Weltmeister Jack Brabham kaufte sich 1994 Anteile des Simtek-Teams und schwups kehrte sein Sohn David Brabham in die Formel-1 zurück.

Grahame Chilton zögerte bisher nie, Rennteams für seine beiden rennfahrenden Söhne aufzukaufen. Bekanntestes Beispiel ist das Carlin-Team – das vielleicht beste Nachwuchsteam überhaupt. Carlin wird zwar immer noch von Gründer und Namensgeber Trevor Carlin geleitet, gehört aber längst schon zu Chiltons Capsicum-Motorsportfirma. Chilton macht sein Geld im Versicherungswesen, bei der US-amerikanischen Firma Aon.

Zu Capsicum gehörte auch das Arena-Team von Mike Earle, der einst das Onyx-F1-Team aus der Taufe hob. Ende 2012 musste das Arena-Team die Pforten schließen. Im Vorjahr setzte man unter anderem für Tom Chilton, dem Bruder von Max Chilton, einen Ford in der Tourenwagenweltmeisterschaft ein. Beschränkt sich die finanzielle Zuwendung von Grahame Chilton jetzt nur noch auf die Formel-1? Auch bezüglich Carlin gab es Verkaufsgerüchte, aber inzwischen sickerte durch: Arena musste die Pforten schließen, weil der US-amerikanische Automobilgigant Ford kein Geld mehr zahlte. Carlin dürfte also erst einmal safe sein.

In den Nachwuchsserien war Max Chilton oft für Carlin und Arena unterwegs. 2007 stieg er mit Arena in die britische Formel-3 auf. Er musste damals noch bis zum zweiten Saisonrennen warten, denn das Reglement schrieb ein Mindestalter von 16 Jahren vor. Das erste Rennwochenende verstrich, erst dann erfüllte Chilton diese Bedingung. Nach einem Übergangsjahr bei Hitech wechselte er 2009 ins Carlin-Team und fuhr in der dritten Saison auf Rang vier in der Gesamtwertung. Wirklich berauschend war das nicht: Sein Teamkollege Daniel Ricciardo wurde im ersten Anlauf Meister.

In den ersten zwei GP2-Jahren blieb Chilton auch den Erwartungen zurück. 2010 mit dem Ocean-Team, das jetzt zum deutschen Hilmer-Team wurde, gab es gerade Mal den Gesamtrang 25, 2011 mit Carlin nur Platz 20. Doch die Wende kam Ende 2011: Ein erster F1-Test hat Chilton wohl einen ordentlichen Schub Extra-Motivation gegeben. Jedenfalls fährt her seither auf einem ganz anderen Niveau. Den F1-Test bekam er übrigens vom Force-India-Team. Erste Kontakte zu Marussia waren da bereits gesponnen, 2012 war Chilton sogar Marussia-Testfahrer.

Auch ein F1-Debüt bei Force India 2013 war offenbar im Gespräch. Offenbar hat aber Chilton selbst davon abgesehen, gleich die erste Saison in einem Mittelfeldteam wie Force India hätte zu viel Druck bedeutet. Denn das Mittelfeld ist umkämpfter als je zuvor. Bei Marussia kann er ganz ohne Druck erst einmal lernen. Fehler werden nicht so gnadenlos bestraft wie bei Force India.

Ein bisschen mehr Routine braucht Chilton auf jeden Fall noch: Er ist mit 21 Jahren noch sehr jung. Der Brite hat auf jeden Fall Talent, das stellte er als Gesamt-Vierter in der GP2-Saison 2012 eindrucksvoll unter Beweis. Der Jahrgang 2012 mag nicht der beste GP2-Jahrgang bisher gewesen sein, aber Chilton überzeugte vor allem mit seiner Konstanz, fuhr auf einer Linie, wie mit dem Bleistift gezogen und leistete sich kaum Fehler. Genau das ist inzwischen eine Qualität, die man bei Nachwuchsfahrer vermissen lässt. Fahrer wie Romain Grosjean und Pastor Maldonado brauchen heute viel länger um sich in der Formel-1 die Hörner abzustoßen. Chilton scheint da von einem anderen Kaliber zu sein.

Der Blondschopf hat auch schon einen Rekord für sich gebucht: 2007 fuhr er für Arena gemeinsam mit seinem Bruder Tom Chilton das 1000-Kilometerrennen in Silverstone – so jung wie er war in der Le-Mans-Serie noch keiner. Die Chiltons steuerten den Zytek-LMP1-Rennwagen auf einen starken fünften Platz. Zytek ist ja eigentlich bekannt dafür, Rennmotoren zu bauen. So geht unter anderem der aktuelle Motor, der in der Formel-World-Series-by-Renault eingesetzt wird, auf das Konto von Zytek. Aber die Briten konstruierten eben auch schon Mal einen LMP1-Sportwagen.

Apropos WSbR: Hier fuhr Chilton auch schon Mal ein Gastrennen für das Comtec-Team – natürlich gleich beim Klassiker in Monaco! Auch 2013 wird er wieder in das Fürstentum kommen, dann aber in einem F1-Rennwagen. Dem Marussia Cosworth

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