McBenetton hat geschrieben:
Laut Aussagen aller im Team Verantwortlichen und vieler anderer bildete das Duo Montoya/Ralf Schumacher die stärkste Fahrerkombination in der F1. Aussagen hierfür liegen von Dr. Mario Theissen, Gerhard Berger, Patrick Head und vielen anderen (auch Nicht-Williams-Teammitgliedern) vor. Der Abgang von Montoya zu McLaren und der von Ralf zu Toyota zwingt das Team zu einer völlig neuen Fahrerkonstellation, und meiner Meinung nach werden weder eine Kombination Fisichella/Coulthard, Villeneuve/Coulthard, Webber/Fisichella und so weiter die fahrerische Qualität aufweisen wie die jetzige Montoya/Ralf Schumacher. Darüberhinaus fehlt dem Team die Möglichkeit, ein gutes diesjähriges Auto für das nächste Jahr weiterzuentwickeln, da der FW26 einfach nichts taugt, sondern sie müssen für die nächste Saison wieder bei Null anfangen (da steht McLaren/Mercedes durch die innerhalb kürzester Frist erfolgte Weiter- und auch Neuentwicklung des MP 4/19 weitaus besser da).
Eigentlich behauptet ja fast jedes Team, über die schnellste Fahrerkombination zu verfügen, und sicherlich gibt es auch stets einige Personen außerhalb des Teams, die ähnlicher Meinung sind. Ich halte das Duo Montoya/Schumacher nicht für so 'unersetzlich', wie du es darstellst. Rein fahrerisch halte ich beispielsweise Giancarlo Fisichella für mindestens so stark wie Montoya, wobei ich in Fisichella sogar oftmals den Fahrer mit überlegteren Manövern sehe. Allerdings kann ich angesichts der überzogenen und in einem McLaren-Cockpit sicherlich eher hemmenden Ferrari-Sympathie Fisichellas die Entscheidung McLarens für Montoya verstehen, der angesichts seiner Schwäche für Mercedes-Straßenautos sicherlich auch mit mehr Herz und Einsatz bei McLaren-Mercedes sein wird als es Fisichella sein könnte. Und auch ich kann mir konstantere Fahrer als David Coulthard vorstellen; dennoch ist er meiner Ansicht nach bei der Konstanz, aber auch dem fahrerischen Können und den technisch-analytischen Fähigkeiten einem Ralf Schumacher nicht unterlegen. Somit wäre das Duo Fisichella/Coulthard in meinen Augen ein gleichwertiger Ersatz für die bisherige Fahrerkombination.
Die Aussichten für einen FW27 sind da in der Tat problematischer. Entweder man geht wie McLaren ein hohes Risiko ein und versucht, das Konzept des FW26 durch einige Einschnitte und Veränderungen in Richtung Siegfähigkeit zu optimieren, oder man entscheidet sich für einen Neuanfang in Form eines konservativen Konzepts, mit dem man dann ein Lehrjahr 2005 in Kauf nehmen müsste. Dass ein misslungenes Konzept - bei Williams der FW26, bei McLaren der MP 4-18 - stets zumindest auch im darauffolgenden Jahr einer WM-Fähigkeit im Wege steht (wie McLaren es derzeit erlebt), wird man bei Williams wohl nicht mehr verhindern können. Sollte sich BMW jedoch stärker einbinden dürfen und entsprechenden Druck ausüben, so traue ich Williams zumindest ab 2006 wieder einiges zu...
Was die Aussichten für Toyota anbelangt, bin ich der festen Überzeugung, dass Mike Gascoyne noch nicht die letzte Neuverpflichtung war. In Zusammenarbeit mit Ralf Schumacher und in Anbetracht dessen mittlerweile langjährigen Erfahrung, seines Wissens um Details und seines Könnens als Fahrer bin ich der festen Überzeugung, dass Toyota einen Riesensprung nach vorne machen wird, von um die WM mitfahren kann jedoch noch keine Rede sein. Das ist aber nur meine Meinung, da alle Anzeichen darauf hindeuten.
Dass es auch misslingen kann, viele der zweifellos fähigsten Techniker der Formel 1 unter dem eigenen Dach zu vereinen, hat McLaren-Mercedes leider exemplarisch für alle wohlhabenderen Teams gezeigt, denn auch eine gewisse Harmonie und die Bereitschaft zur Kooperation muss sichergestellt werden, was bei Top-Technikern, die ihren guten Namen behalten und im Mittelpunkt stehen möchten, stets schwierig ist. Überdies scheinen auch die Streitereien zwischen Köln und Tokio das Team bei Entscheidungen zu lähmen, die möglichst schnell zu treffen sind. Es fehlt ein Teamchef mit langer Formel-1-Erfahrung, der den Lernprozess des Teams beschleunigen könnte.
Und zunächst einmal muss Toyota auf das Niveau kommen, auf dem beispielsweise BAR im Jahr 03 oder Renault ein Jahr zuvor war und das es ermöglicht, hinter den Top-Teams zuverlässig und regelmäßig in die Punkteränge zu fahren. Ob dies mit Mike Gascoyne und einem Chassis, das hoffentlich nicht eine weitere Ferrari-Kopie darstellen wird, im vierten Anlauf reüssieren wird, ist zweifelsohne nun von höherer Wahrscheinlichkeit, aber nicht garantiert. Dann auf das heutige BAR-Niveau und das letztjährige Renault-Niveau zu gelangen, wird die nächste Aufgabe sein, auf die dann noch der endgültige Sprung in den Kampf um die WM folgen muss... Vom heutigen Stand des Teams ausgehend ist es also nicht ganz unrealistisch, dass Ralf Schumacher sich noch vier bis fünf Jahre gedulden muss, bis er sich mit Toyota im WM-Kampf beweisen kann.