Button: Champion erst nach dem WM-Titel
Jenson Button ist der Profiteur der Fahrerrochade vor der Saison 2013, keine Frage: Nach dem Abgang von Lewis Hamilton zu Mercedes ist Button die klare Nummer eins bei McLaren. Natürlich gibt es keine Nummer-1-Fahrerpolitik bei McLaren, aber nur die wenigsten trauen Sergio Perez zu, Button in der ersten Saison richtig herausfordern zu können. Button hat damit zumindest einen Kontrahenten weniger – den im eigenen Team.
Den sich der 33-Jährige aber auch selbst ausgesucht hat: Es war die Sensation der F1-Saison 2010, der Wechsel von Jenson Button zu McLaren. Als Weltmeister verlässt er seinen eigenen Stall – und begibt sich in die Höhle des Löwen. McLaren, das war vor der Saison 2010 ein Team, das voll auf Lewis Hamilton fokussiert war. Hamilton kam, sah und siegte – besiegte Fernando Alonso 2007 und ließ gegen Heikki Kovalainen 2008 und 2009 von Anfang an durchblicken, wer hier der Platzhirsch ist. Hamilton, seit Kindesalter von McLaren gefördert, war der Wunderknabe. Button war zwar amtierender Weltmeister, aber die meisten schoben das nur auf den zu Beginn der Saison 2009 so überlegenen Brawn Mercedes – dem Doppel-Diffusor sei dank. Gegen Ende der Saison holte meist nur noch Rubens Barrichello für Brawn die Kastanien aus dem Feuer, Button verwaltete seinen Vorsprung wie eine üppige Rente. Es langte für den Gewinn der WM, dank seiner Seriensiege zu Saisonbeginn.
Doch drei Jahre fuhr Button an der Seite, mit den schlechtesten Befürchtungen – aber mit den besten Ergebnissen. Weltmeister wurde er seither nicht mehr, aber Lewis Hamilton eben auch nicht. Nach drei Jahren Bilanz ist festzuhalten: Button war sowohl im Quali, vor allem aber in den Rennen immer wieder nah an Hamilton dran, oder sogar stärker. Er holte in drei Jahren mehr Punkte als Hamilton. Die Saison 2011 gewann er sogar überlegen: Mit seiner sympathisch lockeren Art konnte Button die Mechaniker in seinen Bann ziehen. Der quengelnde Hamilton war vor allem darauf konzentriert, sein aus dem Ruder laufendes Privatleben wieder zu organisieren: Liebeskummer wegen Pop-Sängerin Nicole Scherzinger, Streitigkeit mit Vater und Ex-Manager Anthony Hamilton. Und auf der anderen Seite: Button, mit seiner besseren und vor allem hübscheren Hälfte Jessica Mitchibata – und seinem Vater John Button. Der ehemalige Rallyecross-Pilot (als junger Mann glich er Jenson wie aus dem Gesicht geschnitten) begleitet seinen Sprössling rund um die Erde – und sorgt überall für Heiterkeit und gute Stimmung. Eine locker, freudige Art, das Leben einfach nicht so ernst nehmen.
Das war nicht immer so: Button hatte zu Beginn seiner Karriere ganz im Gegenteil sogar ein ähnliches Bild hergegeben, wie Hamilton an der Seite Buttons. Wechselnde Freundinnen, Teenie-Idol und Playboy-Image. Flavio Briatore, 2002 bei Renault Buttons Teamchef, soll damals gesagt haben: „Button ist ein fauler Playboy.“ Und dann waren da ja auch noch die Vertragsstreitigkeiten: Button-Gate I und Button-Gate II. Button unterschrieb für die F1-Saison 2005 einen Vertrag bei BAR und Williams. Seit 2003 fuhr Button für BAR, entpuppte sich dort erst als Lehrmeister für Ex-Weltmeister Jacques Villeneuve und führte 2004 als WM-Dritter den Rest des Feldes an, in einer Saison, die von Ferrari dominiert wurde. Button aber wollte zurück zu Williams, wo er nach ersten F1-Tests 1999 für McLaren und Prost 2000 seine erste F1-Saison absolvierte. Schon damals war Button stark, doch Williams hatte für 2001 längst Juan-Pablo Montoya unter Vertrag, den schnellen Kolumbianer, der 2004 den letzten Williams-Sieg holte – bevor Pastor Maldonado 2012 den Spanien GP gewann.
Button wurde von Williams 2001 ausgeliehen: An Benetton, aus dem ja 2002 Renault wurde. 2003 dann der erwähnte Wechsel zu BAR – der Vertrag lief bis einschließlich 2005. Also entschied das Gericht: Nichts wird aus einer Rückkehr zu Williams, Button musste bei BAR bleiben. Das Team war dann 2005 auch noch in einen Tankskandal (Zusatztank) involviert und wurde für zwei Rennen gesperrt! Button stand ein Jahr später wieder vor demselben Dilemma: Nachdem die Rückkehr zu Williams 2005 noch nicht möglich war, wollte er 2006 in das Traditionsteam wechseln und unterschrieb auch einen Vertrag. Dann änderten sich die Hintergründe: BAR wurde vom japanischen Autokonzern Honda gekauft, während sich BMW von Williams trennte. Jetzt war Button klar: Williams hat keine Zukunft, Honda dagegen schon. Dieses Mal hätte er aber zu Williams wechseln müssen – doch Williams ließ Button bei Honda.
Zwar gewann Button den chaotischen Ungarn GP, aber 2007 und 2008 erfolgte er gnadenlose Absturz: Honda mühte sich ab, überhaupt Punkte zu erreichen. Sogar das Honda-Satellitenteam Super Aguri war besser geworden als der Werksrennstall trotz des Millionen-Budgets! Honda rückte mit grünen Autos aus um auf die Umweltproblematik aufmerksam zu machen, aber das positive Image konnte man am Ende der Startaufstellung einfach nicht auskosten. Und Button war auch noch langsamer als Barrichello!
Als dann auch noch die Wirtschaftskrise hereinbrach zog Honda die Reißleine. Button stand vor den Trümmern seiner Karriere. Käufer für Käufer entpuppten sich als Luftschlösser oder wurden von Honda abgelehnt. Längst schrieben wir bereits das Jahr 2009, als immer mehr daraufhin deutete, dass der Rennstall komplett dicht machen würde – und damit wäre auch die F1-Karriere von Button vermutlich beendet gewesen. Vor dem erfolgreichsten Kapitel seiner Karriere. Honda-Teamchef Ross Brawn und einige andere Teammitglieder machten aber ein Märchen möglich: Man kaufte das Team für einen guten Preis (und verkaufte es Ende 2009 für einen hohen Preis an Mercedes…), hatte ein absolutes Topauto dank des Doppeldiffusors und fuhr statt ins Museum zum F1-WM-Titel! Das Sport-Märchen der letzten Jahren schrieb eindeutig Ross Brawn – mit Jenson Button.
Button hätte im gemachten Netz sitzen bleiben können. Aber er der Brite machte den Weg frei für Michael Schumachers Comeback. Roch Button bereits den Braten? Wusste er mit der absteigenden Tendenz des Brawn-Teams im Saisonverlauf 2009, dass die nächsten Jahre schwer werden würden? Er wechselte jedenfalls zu McLaren und konnte wider Erwarten mit Hamilton mithalten – erst das machte ihn zum wahren Champion! Button, erst nach dem WM-Titel ein Champion.
Aber gegen Hamilton zeigt sich auch: Mehr Potenzial hat Hamilton. Schneller auf einer Runde, 2012 technisch öfter im Pech: Button gehört sicher zu den besten fünf Fahrern im Feld, aber nicht zu den besten drei. Dort stehen Fernando Alonso, Sebastian Vettel und Lewis Hamilton.
Button brauchte auch nicht lange, um in die Formel-1 zu kommen: 1998 stieg er mit dem Haywood-Team in die Formel-Ford ein und wurde sofort Meister. 1999 wechselte er in die britische Formel-3 zu Promatecme. Button wurde Dritter. Besser nur: Meister Marc Hynes, der es auch in die Formel-1 geschafft hat, allerdings nie als Fahrer: Heute kümmert er sich bei Marussia um die Entwicklung der Fahrer. Der F1-Einsatz von Marussia wird ja vom britischen Manor-Team abgewickelt, für das Hynes 1999 Meister wurde. Vizemeister wurde damals Luciano Burti, der 2000 und 2001 wenige GP-Rennen für Jaguar und Prost fuhr und eigentlich nur durch zwei heftige Unfälle in Erinnerung blieb: Der Startcrash mit Michael Schumacher in Hockenheim 2001, als er sich raketenartig in die Luft katapultierte, das Auto sich in der Luft drehte und Burti das Startgeschehen von der Luft aus beobachten konnte! Und natürlich der Crash in die Reifenstapel von Spa in der ultraschnellen und gefürchteten Blachimont, nachdem er einen Frontflügel durch eine Kollision mit Ex-Teamkollege Eddie Irvine verlor.
Seine F1-Bilanz
2000 Gesamt-8. im BMW Williams
2001 Gesamt-17. im Benetton Renault
2002 Gesamt-7. im Renault
2003 Gesamt-9. im BAR Honda
2004 Gesamt-3. im BAR Honda
2005 Gesamt-9. im BAR Honda
2006 Gesamt-6. im Honda
2007 Gesamt-15. im Honda
2008 Gesamt-18. im Honda
2009 Gesamt-1. im Brawn Mercedes
2010 Gesamt-5. im McLaren Mercedes
2011 Gesamt-2. im McLaren Mercedes
2012 Gesamt-5. im McLaren Mercedes