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Felipe Nasr

Diskussionsforum über Fahrer in der Formel 1.
Beitrag Mittwoch, 18. Februar 2015

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Bezahlfahrer hat es schon immer gegeben. Der finanzielle Balance-Akt mit Krediten und Schulden, mit denen sich der dreimalige F1-Weltmeister Niki Lauda Anfang der 70er Jahre seine ersten F1-Rennen mit March bezahlte sind genauso legendär, wie die teuren Moneten, die das Management von Michael Schumacher auf den Tisch legen musste, damit der spätere siebenmalige F1-Champion sein erstes Rennen für Jordan bestreiten durfte. Doch heute sind die Gelder, die Fahrer ganz offensichtlich für ein F1-Cockpit mitbringen muss, so schwindelerregend hoch, dass der Ruf der Fahrer darunter leidet. Bei Nasr kommt erschwerend hinzu, dass er einem Mann das Cockpit wegschnappte, der selbst wohl rund 17 Millionen Euro mitgebracht hätte: Giedo van der Garde!

Ein Argument ist nicht von der Hand zu weisen: Nasr wäre ohne der Sponsorenmitgift von Banco de Brasil (der ältesten und größten brasilianischen Bank) nie bei Sauber im Stammcockpit gelandet. Aber das sagt nichts über sein Talent aus: Auch die letzten zwei GP2-Meister konnten keinen Fuß fassen in der Königsklasse des Motorsports – und es sieht so aus, als würde der aktuelle Zweitliga-Meister Jolyon Palmer dieses Schicksal mit Davide Valsecchi und Fabio Leimer teilen.

Besser als Palmer?


Würde einzig alleine das Talent um die Vergabe der F1-Cockpits entscheiden, dann wäre Nasr einer der ersten Fahrer, die man aus den Nachwuchsserien unter die Lupe nehmen muss. Bisher war er in allen Meisterschaften, in denen er unterwegs war, vorne dabei. In der GP2 liegt er gegenwärtig auf dem zweiten Platz. Chance auf die Meisterschaft hat er nicht mehr, die hat sich Palmer inzwischen bereits sicher geholt. Aber Nasr hat Palmer bereits besiegt – 2013 teamintern bei Carlin! Da kann auch keiner mit Erfahrungsvorteilen argumentieren, die in der GP2 bedeutend sind: Palmer fährt seit 2011 in der GP2, Nasr erst seit 2012!

Nasr hat aber nicht nur Jolyon Palmer im eigenen Stall schon geschlagen, sondern auch den aktuellen McLaren-F1-Fahrer Kevin Magnussen. Der Däne heizt bei McLaren nun immerhin den Weltmeister von 2009 ordentlich ein, Jenson Button. Als beide 2011 für das Carlin-Team in der britischen Formel-3 an den Start gingen, da wurde Magnussen im Kampf um die Meisterschaft von Nasr besiegt!

Nach dem Titel in der britischen Formel-3 wurde Nasr von Red Bull sogar ein Angebot auf den Tisch gelegt, Teil des Nachwuchsprogrammes zu werden. Nasr lehnte damals ab. Er sieht sich bei seinen Managern in den besten Händen. Es ist immerhin die Firma um Steve Robertson, die unter anderem auch Ex-Weltmeister Kimi Räikkönen betreut. Auch Räikkönen gab 2001 das F1-Debüt übrigens bei Sauber, so wie jetzt 14 Jahre später auch Nasr.

Red-Bull-Angebot abgelehnt


Die Kontakte zu Sauber sind schon alt: Bereits 2009 sollte Nasr einen F1-Test für Sauber bekommen, nachdem er 2009 die europäische Formel-BMW für sich entschied. Nach dem Rückzug von BMW aus der Formel-1 fiel die Probefahrt aber aus. Inzwischen hat Nasr trotzdem schon F1-Erfahrungen gesammelt: Als Williams-Testfahrer kam er in dieser Saison auch mehrmals in den Freitagstrainings zum Einsatz.

Die beiden Meistertitel in der europäischen Formel-BMW 2009 und der britischen Formel-3 sind natürlich die Highlights in Nasrs bisheriger Formel-Laufbahn. Aber es gab noch mehr: Bereits im ersten Formel-Rennen 2008 konnte er überzeugen, damals in der amerikanischen Formel-BMW. Die Saison ging bereits zu Ende, im Rahmenprogramm des F1-Herzschlagfinales in Interlagos machte die amerikanische Formel-BMW nochmal Halt. Mit Nasr gab auch ein Lokalmatador sein Debüt (geboren wurde er allerdings in der Hauptstadt Brasília). Und er überzeugte mit einer Fahrt aufs Podest!

Dabei war nicht nur er neu in der Serie, sondern auch sein Rennstall Amir Nasr Racing. Das Team seines Onkels Amir und seines Vaters Samir (er arbeitet als Mechaniker) ist in Südamerika bereits legendär: 1980 wurde es gegründet, seither verhalf es in der südamerikanischen Formel-3 auch zukünftigen Topstars wie die späteren F1-Piloten Tarso Marques, Cristiano da Matta, Antônio Pizzonia, Luciano Burti, aber auch die späteren IndyCar-Stars wie Bruno Juncqueira und Hélio Castroneves zur großen Karriere.

Sauber-Test platzte


Die Darbietung von Felipe Nasr in Interlagos reichte, um das EuroInternational-Team auf ihn aufmerksam zu machen. Das Team ist in Amerika und Europa aktiv und brachte Nasr nach Europa. Die Meisterschaft in der europäischen Formel-BMW gewann er, danach ging es zwei Jahre lang in der britischen Formel-3 zur Sache, seit 2012 fährt er in der GP2. Das Jahr 2012 war mies: Teamkollege Davide Valsecchi – der allerdings schon sehr erfahren war – holte den Titel, er kam gerade Mal auf Rang zehn in der Gesamtwertung. Seither schlägt sich Nasr aber sehr gut. Im letzten Jahr stach er besonders durch seine Konstanz hervor, in diesem Jahr schaffte er es auch schon zu vier GP2-Siegen. Dabei hat er mit Carlin zwar eine der besten Nachwuchsmannschaften hinter sich, die ganz großen Erfolge in der GP2 blieben für Carlin bislang jedoch aus. Ganz im Gegensatz zum DAMS-Rennstall von Jolyon Palmer. Auch das hat wohl den Titel 2014 zu Gunsten von Palmer und gegen Nasr entschieden.

Nasr gab auch schon Gastspiele bei Sportwagenrennen, vor allem beim legendären 24-Stundenrennen von Daytona. 2012 wurde er in einem Riley Ford von Michael Shank Dritter. Ein Jahr später fuhr er eine Corvette unter anderem mit den brasilianischen Ex-F1-Piloten Christian Fittipaldi und Nelson Piquet jr. auf Rang acht.

Mit 22 Jahren kommt nun der größte Schritt für Nasr: Der Wechsel in die Formel-1. Die Aufgabe bei Sauber wird nicht einfach, weil das Team gerade die schlechteste F1-Saison seiner über 20-jährigen GP-Geschichte hinter sich hat – und auch um das Überleben kämpft. Mit Marcus Ericsson hat er einen Teamkollegen neben sich, den er zumindest in der zweiten Saisonhälfte schlagen sollte – wie er das schon mit Kevin Magnussen oder Jolyon Palmer zuvor machte.

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