Hier hab ich mal ein Ranking über die gegenwärtig (2014) 25 Frauen im Formel-Sport erstellt:
In Zeiten, in denen die Formel-1 mehrheitlich im Kreuzfeuer der Kritik steht würde ihr eine Sensation gut zu Gesicht stehen. Eine solche wäre zum Beispiel, wenn es plötzlich eine Weltmeisterin geben würde! Das würde der Rennserie auf einen Schlag einen deutlichen Zuschauerzufluss geben, alleine, weil sich plötzlich mehr Frauen für diese Sportart interessieren würden. Doch die Zeichen dafür stehen derzeit schlecht. In der Saison 2014 waren 25 Frauen in den verschiedensten Formel-Rennserien unterwegs. Hier ein kleines Ranking:
1. Simona de Silvestro
Um in die Formel-1 zu kommen gab Simona de Silvestro ihre Karriere in Amerika auf. Und sie war viel versprechend: In Houston 2013 fuhr sie erstmals in der IndyCar auf das Treppchen. Zudem zeigte sie auch den nötigen Biss, als sie zwei Mal durch schwere Feuerunfälle Handverbrennungen erlitt und trotzdem keine Furcht zeigte. In der abgelaufenen Saison war sie F1-Testfahrerin bei Sauber, aber letztlich reichte das Geld nicht für eine weitere Zusammenarbeit. Nun versucht die Schweizerin ein Comeback in der IndyCar-Serie, wobei sich die Cockpitsuche derzeit schwierig gestaltet.
2. Beitske Visser
Die Niederländerin hat aus den Nachwuchsserien wohl die besten Karten, mittelfristig in die Formel-1 aufzusteigen. Ihre Ergebnisse sind aber noch etwas zu schwankend. Sie zeigte großartige Rennen wie ein Sieg in der ADAC-Formel-Masters 2013 einen Tag nach einem schweren Unfall, bei dem sie sich auch verletzte. Oder auch wie Rang fünf beim vorletzten Rennen der Renault-World-Series in Jerez 2014. In der kommenden Saison wird die 19-Jährige, deren Vater Klaas ebenfalls Rennfahrer war, eine zweite Saison für AVF in der WSbR bestreiten, wo sie 2014 nur Gesamt-21. wurde.
3. Susie Wolff
Sie bleibt 2015 F1-Testfahrin bei Williams. Dabei wird die äußerst sympathische Schottin auch wieder zwei Trainingseinsätze bekommen. 2014 hat sie dabei gezeigt, dass sie schnell genug für die Formel-1 ist. Sie würde wohl auch einspringen, wenn einer der beiden Stammpiloten Valtteri Bottas oder Felipe Massa ausfallen würde. Die 31-Jährige ist mit Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff verheiratet, ebenfalls ein ehemalige Rennfahrer. Auf künftige GP-Rennen von Susie Wolff sollte man trotzdem lieber nicht wetten.
4. Tatiana Calderón
So wie es derzeit aussieht wird Tatiana Calderón nächstes Jahr für das Top-Team Carlin in der F3-Europameisterschaft an den Start gehen. Es wäre die dritte Saison für die Kolumbianerin, davor hatte sie mit Double-R und Jo Zeller aber nicht die besten Teams hinter sich. Die 21-Jährige bewies ihr Talent unter anderen mit einem Sieg in Sebring 2014 in der Florida-Winter-Series. 2011 in Birmingham fuhr sie als erste Frau in der Star-Mazda-Serie auf das Treppchen. Ihre Formkurve steigt nach oben, 2015 wird das Jahr der Entscheidung für sie. Jetzt müssen auch in der F3-EM richtig gute Resultate her.
5. Ayla Ågren
Auf die Norwegerin sollte man für die Zukunft achten. Für das Pelfey-Team gewann sie in diesem Jahr als erste Frau die amerikanische Formel-Ford-1600-Meisterschaft. Eine weitere Laufbahn in den IndyCar-Nachwuchsserien ist für die 21-Jährige damit schon vorprogrammiert. Die IndyCar ist auch ihr langfristiges und wohl nicht ganz unrealistisches Ziel.
6. Alice Powell
Jim Fraser, ihr Großvater, wollte sie schon beim Abu-Dhabi-GP bei Caterham einkaufen, zumindest für eine Trainingsfahrt. Doch die Britin hat ja noch nicht einmal eine F1-Superlizenz. Kurz vor Weihnachten krönte sich Alice Powell immerhin zur ersten Frau, die die asiatische Formel-Renault für sich entschied. Auch in der britischen Formel-3 und im britischen F3-Cup war sie 2014 fallweise am Start. In der GP3 machte sie 2012 aus dem Frauen-Trio (neben ihr fuhren auch Carmen Jordá und Vicky Piria) die beste Figur und sammelte sogar einen Punkt.
7. Louise Richardson
Obwohl sie gar nicht alle Rennen dabei war, wurde Louise Richardson starke Neunte in der britischen Formel-Ford. 2015 wird die Serie zur MSA-Formula, also der britischen Formel-4. Das Richardson-Team, das von ihrer Familie geführt wird, steigt mit zwei Fahrzeugen ein. Gut möglich, dass Louise Richardson eine der Fahrerinnen sein wird. Die Serie wird stark, wenn die 21-Jährige dort auch gute Ergebnisse einfährt, könnte sie durchaus eine längere Karriere vor sich haben.
8. Jessica Hawkins
Die 19-Jährige Britin wird 2015 in der MSA-Formula, also der britischen Formel-4 an den Start gehen, die wohl stark besetzt sein wird. Hier wird sich entscheiden, wie gut die hübsche Blondine wirklich ist. Bisher hat man nur wenig von ihr gesehen, 2014 fuhr sie gerade mal drei Rennen in der britischen Formel-Ford. Hat sie aber 2015 Erfolg, dann sollte man auf jeden Fall ein Auge auf sie werfen.
9. Katherine Legge
Sie hatte ihre Chance, sich in einem F1-Rennwagen zu beweisen: 2005 bei Testfahrten im Minardi Cosworth demolierte sie den Boliden aber leicht. Inzwischen ist für die 34-Jährige der F1-Zug wohl abgefahren – ohne sie. In der Formel-E kann sie sich derzeit aber gegen Ex-F1-Stars beweisen, auch Gaststarts in der IndyCar sind für die Zukunft denkbar.
10. Michela Cerruti
Die Passion für den Rennsport wurde der Römerin in die Wiege gelegt: Ihr Vater Aldo Cerruti war ebenfalls Rennfahrer (vor allem im GT-Sport). Michela Cerruti ist inzwischen 27 Jahre alt und damit schon recht alt für eine Nachwuchsfahrerin. Aber irgendwie ist sie das auch nicht mehr: Sie geht in verschiedenen Meisterschaften an den Start, die man nicht als typische Nachwuchsserien bezeichnen würde: Die neue Formel-E, die Auto-GP (wo sie 2014 in Imola als erste Frau ein Rennen gewinnen konnte) und GT-Serien. In der Formel-1 sollte man die Italienerin wohl nicht erwarten.
11.Chelsea Angelo
Mit 18 Jahren ist Chelsea Angelo noch jung. Die hübsche Brünette aus Melbourne, wo seit 1996 der Australien-GP stattfindet, wurde in diesem Jahr Vizemeisterin in der nationalen Klasse der australischen Formel-3. Dabei fuhr sie mit einem Dallara Mercedes aus der Saison 2007. Weil in ihrer Klasse nur vier Fahrer am Start waren, sind die Ergebnisse nur bedingt aussagekräftig. Gesamtrang 13 in der australischen Formel-Ford 2013 war solide, aber nicht außergewöhnlich. Auch einen Test in der in Australien so populären V8-Supercar-Serie hat sie bereits absolviert. Um ihre Leistungen wirklich einschätzen zu können, müsste sie nach Europa, Japan oder Amerika, um sich der internationalen Konkurrenz zu stellen. Dieser Schritt ist allerdings teuer. Möglicherweise kann Daniel Ricciardo mit weiteren starken Darbietungen in der Formel-1 die Begeisterung in Australien weiter entfachten, was auch Angelo helfen könnte.
12. Pippa Mann
Mit 31 Jahren hat es auch die Britin schwer, sich für eine zukünftige F1-Karriere noch zu empfehlen. 2007 und ’08 ging sie in der Renault-World-Series völlig unter, in Amerika konnte sie ein Indy-Lights-Rennen in Kentucky auf eindrucksvolle Art und Weise gewinnen. Fallweise fährt sie seither bei IndyCar-Rennen, zuletzt 2014 beim Indy-500. Aber ein Vollzeit-Cockpit konnte sie bislang nicht ergattern.
13. Julia Ballario
Um ihre Karriere auch international voranzubringen, zog Julia Ballario von Argentinien inzwischen nach Indianapolis um. Die 22-Jährige fuhr seit 2011 in verschiedenen Serien in Argentinien, wie der Formel-Renault oder auch in Tourenwagen. In der abgelaufenen Saison absolvierte sie nun ihre erste volle Saison in der Pro-Mazda-Serie in Amerika. Dabei wurde sie von Juncos eingesetzt, einem Rennstall, der die Wurzeln ebenfalls in Argentinien hat und derzeit in Amerika expandiert. Ballarios Ziel ist zunächst einmal die IndyCar-Serie, wo Frauen inzwischen nichts mehr Außergewöhnliches sind. 2014 wurde sie mit einem vierten Platz in Houston als bestes Resultat Gesamt-Elfte, was durchaus solide war. Innerhalb des Juncos-Kaders war sie aber die Pilotin mit den wenigsten Punkten, Spencer Pigot wurde sogar Meister. Für 2015 hat Juncos schon vier andere Fahrer verpflichtet.
14. Corinna Kamper
Die Österreicherin durfte schon im McLaren-F1-Center ein Fitnessprogramm abspulen und war damit in der Vorentscheidung über einen Platz im Juniorenprogramm. Den hat die 20-Jährige auch nötig, denn im Rennsport dreht sich alles um Geld. Deswegen fuhr sie 2014 auch nur fallweise für das österreichische HS-Team in der ADAC-Formel-Masters.
15. Samin Gómez
Inzwischen ist es um die 22-Jährige schon ruhig geworden. Nach einer desaströsen GP3-Saison 2013 fuhr sie 2014 nur noch zwei Rennen für Zele in der Auto-GP-Serie. Die Erfolglosigkeit von Pastor Maldonado in der Formel-1 dürften das Rennsportinteresse der üppigen venezuelanischen Sponsoren langsam auch zunichtemachen, was ihr auch nicht helfen wird. Ihr bestes Jahr hatte sie 2010, als sie Gesamt-Dritte in der asiatischen Formel-Renault wurde.
16. Ai Miura
Die Japanerin ist auch schon 24 Jahre alt und fuhr 2014 in der japanischen Formel-3 mit einem Dallara Toyota unter ferner liefen mit.
17. Laura Tillett
Die Britin ist schon 23 Jahre und fährt wie schon letztes Jahr in der noch laufenden indischen MRF-Challenge. Dort liegt sie aber nur auf Rang 14, also im hinteren Mittelfeld.
18. Natasha Seatter
Sie kommt aus Malaysia, ist 21 Jahre alt und fuhr zuletzt 2014 in der Formel-Gulf. Inzwischen ist sie schon in Asien auf GT-Fahrzeuge umgestiegen, wo wohl auch ihre Zukunft liegen dürfte.
19. Vicky Piria
Die Italienerin fuhr 2012 in der GP3 für das Trident-Team, war dabei aber nur im Hinterfeld anzutreffen. Nachdem ihr auch in der F3-Open der Durchbruch nicht gelang, fuhr sie 2014 gerade mal noch zwei Rennen in der Pro-Mazda-Serie.
20. Carmen Jordá
In der GP3 gehört sie schon fast zum Inventar: Seit 2012 fuhr sie für Ocean, Bamboo und Koiranen in der GP3-Meisterschaft, aber wirklich nach oben zeigte die Formkurve der Spanierin, deren Vater Jose Miguel Jordá ebenfalls Rennfahrer war, nicht. Meist ist sie mit Abstand Letzte. Es ist daher unwahrscheinlich, dass wir sie in der Formel-1 sehen werden.
21. Anouck Abadie
Die Französin bestritt 2014 ihr erstes Jahr im Formel-Sport und suchte sich dafür die französische Formel-4 aus, in der es keine Einsatzteams gibt. Ihre Bilanz ist wenig verheißungsvoll: Sie wurde in der Gesamtwertung 25. und damit Letzte. Mit 22 Jahren ist sie außerdem schon recht fortgeschritten im Vergleich zu ihren Kontrahenten.
22. Michele Baumgarner
Geboren ist Michele Baumgarner auf den Philippinen, wo die Rennsportinfrastruktur aber mehr als bescheiden ist. Zum Glück ist ihr Vater Amerikaner: Lee Baumgarner fuhr selbst Rennen und besaß eine Rennstrecke. Baumgarner fährt daher seit Jahren in Amerika Rennen, auch wenn sie 2006 in der asiatischen Formel-3 mit dem Formel-Sport begann. 2014 fuhr sie in der Pro-Mazda-Serie und wurde Gesamt-15. Ihr Ziel ist, als erste Frau das Indy-500 und die IndyCar-Meisterschaft zu gewinnen. An die Formel-1 denkt sie gar nicht, was angesichts ihrer bereits 25 Jahren auch eine realistische Betrachtung der Tatsachen ist. Selbst mit der IndyCar wird es wohl schwer werden. Vor vier Jahren war sie ihrem Traum schon näher, als das Walker-Team sie als Entwicklungsfahrerin für die Indy-Lights unter Vertrag genommen hat. Bis heute bestritt sie aber kein Indy-Lights-Rennen.
23. Milla Mäkelä
Die 21-Jährige aus Finnland ist inzwischen ein Routinier in der nationalen Formel-Ford-Meisterschaft. Möglicherweise gelingt ihr 2015 der Sprung in die nordeuropäische Formel-4, was bei erfolgreichen Rennen einen Sprung in der Karriere bedeuten könnte, aber erwarten sollte man das nicht.
24. Netta Pekkala
Auch wenn finnische Rennfahrer in der Regel besonders talentiert sind, ist Rang sieben in der finnischen Formel-Ford-Meisterschaft 2014 kein Beleg, dass wir es bei Netta Pekkala mit einer künftigen F1-Pilotin zu tun haben.
25. Caitlin Wood
Die Australierin landete 2014 in ihrer zweiten Saison auf Rang 21 in der australischen Formel-Ford-Meisterschaft. Schwer vorstellbar, dass daraus noch eine internationale Profikarriere werden wird.