Hab hier mal meine Pro- und Contra-Liste:
Das Top-Thema dieser Woche: Kehrt Michael Schumacher in die Formel-1 zurück? Unterschreibt er wirklich einen Vertrag bei Mercedes? Die Medien treten das Thema aus: Nachrichtensender bringen bereits Sondersendungen zum möglichen Comeback und selbst seriöse Magazine springen bereits auf dem Zug auf und verkünden Exklusiv-News. Können wir wirklich mit einem Comeback von Schumacher rechnen? Eine Pro- und Contra- Liste:
Montezemolo und der Dritte Wagen: Seit die Option mit Mercedes durch die Übernahme des Brawn-Teams sich aufgetan hat, wird darüber nur noch wenig berichtet. Aber Tatsache ist: Ferrari-Präsident und noch FOTA-Chef Luca di Montezemolo versuchte in den vergangenen Wochen durchzudrücken, dass Ferrari 2010 mit einem Dritten Wagen an den Start gehen darf. Der Italiener machte daraus nie einen Hehl, genauso wenig verschwieg er, für wen der Wagen gedacht ist: Für Michael Schumacher. Di Montezemolo hat Blut geleckt: Als er Schumi zum Comeback für den verletzten Felipe Massa im Sommer überzeugen konnte, bemerkte er, welch ein Ruck durchs Team das zur Folge hatte. Medien, Fans und selbst die eigenen Ferrari-Leute brachen in heller Begeisterung aus, als Schumi sagte: „Ja, ich fahr die restliche Saison.“ Eine Nackenverletzung verhinderte das Sensations-Comeback, aber die Vorbereitungen brachten auch das Feuer in Schumacher wieder zum Lodern. Die Tatsache, dass Di Montezemolo seine Bemühungen bezüglich des Dritten Wagens nie wirklich aufgegeben hat, spricht für Comeback-Ambitionen des 7-maligen F1-Weltmeisters.
Mercedes zögert mit Heidfeld-Verpflichtung: Ein weiteres Indiz für Verhandlungen zwischen Mercedes und Michael Schumacher: Der deutsche Automobilhersteller zögert mit der Verpflichtung des zweiten Fahrers – und hat Nico Rosberg doch schon früher als geplant bestätigt. Fakt ist: Als Mercedes das Brawn-Team übernommen hat, war auch der Vertrag mit Rosberg schon unter Dach und Fach. Mercedes wollte aber mit der Bekanntgabe der Verpflichtung warten und das komplette Aufgebot präsentieren. Als Rosberg dann eine Woche später doch schon offiziell bekannt gegeben wurde, war klar: Die Verhandlungen mit den potenziellen zweiten Fahrern zieht sich in die Länge. Als Kandidaten kamen viele Fahrer ins Gespräch: Nick Heidfeld, Jenson Button, Kimi Räikkönen – aber eigentlich sind jetzt alle schon weg vom Fenster. Jenson Button ist zu McLaren gewechselt, Räikkönen in die Rallye-WM. Von den Kandidaten bleibt eigentlich nur noch Heidfeld über, der auch als Favorit auf den Platz gilt. Der Deutsche will auch gerne für Mercedes fahren, muss aber nach eigenen Angaben noch warten – wohl, weil es noch einen anderen Fahrer gibt, der bei Mercedes im Gespräch ist. Vor allem in Polen halten sich Gerüchte hartnäckig, dass Robert Kubica bei Renault nur einen Pseudo-Vertrag unterzeichnet hat. Der Kontrakt sei dann nicht mehr griffig, wenn Renault das Team verkaufen wird. Der Vorstand beschloss, dass das passieren wird, zumindest 75% sollen verkauft werden. Aber auch in Polen wird berichtet, dass Kubica bei Mercedes ebenfalls in der Warteschleife hängt – denn auch Kubica muss Schumis Entscheidung abwarten. In Großbritannien und in Deutschland wird dagegen allerdings berichtet, dass Kubica bei Mercedes kein Thema ist. Ross Brawn und Nick Fry wollten schon in den letzten Jahren immer wieder mal Heidfeld verpflichten und auch Mercedes-Sportchef Norbert Haug weiß: Heidfeld ist ein Deutscher und würde damit besser ins Team passen als Kubica, zumal Heidfeld 2009 bei BMW Sauber auch besser war als Kubica. Also wartet Mercedes tatsächlich auf Schumi? Es sieht ganz danach aus, denn Haug kündigte an, dass die Entscheidung bezüglich des zweiten Fahrers womöglich ins Jahr 2010 hinein gezogen wird. Womöglich, weil Schumi noch einen Medizincheck absolvieren muss.
Aussagen, Dementis und Widersprüche: Gegen ein Comeback von Michael Schumacher sprechen Aussagen einiger Beteiligter. So wollte Michael Schumacher im Sommer, als er sein Comeback absagen musste, partout ein Comeback in Zukunft nicht ausschließen. Im vergangenen Monat wurde Schumi dann aber doch konkreter: Ein Comeback sei momentan nicht angedacht. Zwar ist das kein 100%-Dementi, aber doch recht deutlich. Noch deutlicher wurde Ross Brawn kurz nach dem Verkauf seines Teams an Mercedes. Eine Verpflichtung von Michael Schumacher sei überhaupt kein Thema. Nun mögen die einen einwerfen, dass die Verhandlungen möglicherweise ohne Brawn stattfinden und nur zwischen Schumi und Mercedes laufen. Aber auch seitens Mercedes wurde man in der Person von Haug recht deutlich: „Solange das Cockpit noch nicht besetzt ist, wird es Spekulationen geben und manche davon sind halt auch Träume, die nicht in Erfüllung gehen.“ Eine 100%-Aussage ist auch das nicht, aber deutlicher geht es kaum. Auch Pressesprecher von Mercedes waren zuletzt skeptisch und bezeichneten die Berichte über eine Schumacher-Verpflichtung als reine Spekulation. Bleibt noch das Management von Michael Schumacher. Seine persönliche Pressesprecherin Sabine Kehm wollte die Gerüchte nicht kommentieren, Willi Weber erklärte zum einen, er sei genauso unwissend wie die Presse. Zum anderen erklärte er, Dementis seien überflüssig, die Medien würden eh schreiben, was sie wollen… Zumindest die erste Aussage ist falsch: Weber muss Bescheid wissen, egal in welche Richtung. Diese Woche gab es ein Treffen zwischen Schumi und Weber. Wenn Weber das Thema Mercedes dabei nicht angesprochen hätte, wäre er ein schlechter Manager. Aber spätestens seit der Karriere von Schumacher ist klar: Er ist ein sehr guter Manager. Die einzigen Aussagen, die auf Comeback-Versuche hinweisen könnten, wurden von Nick Fry und Vater Rolf Schumacher getätigt: Fry würde sich über eine Rückkehr eines Ex-F1-Weltmeisters sehr freuen und Schumacher erklärte, dass sein Sohn so arg trainieren würde, wie selten zuvor.
Die neutralen Indizien:
• Keine Frage, die Pro-Argumente sind fundiert. Die Indizien sind durchaus eindeutig, aber: Es sind halt nur Indizien. Die Contra-Seite sind Aussagen, mit denen man etwas anfangen kann. Man kann für alles und jeden Indizien finden, aber Aussagen sind dann doch recht viel sagend. Dabei gibt es durchaus 2 Meinungen: Die einen sagen, die Dementis sind logisch. Nach den Enttäuschungen wegen des geplatzten Comebacks im Sommer will Schumacher erst absolute Sicherheit. Denn Tatsache ist: Bisher gibt es keine bestätigten Berichte darüber, dass seine Nackenverletzungen ausgeheilt sind. Schumacher könnte also erst dann an die Öffentlichkeit gehen, wenn das Comeback auch wirklich besiegelt und unter Dach und Fach ist. Die anderen sind genau anderer Meinung: Sie glauben, es gibt nur deshalb keine glasklaren Dementis, weil Schumacher und besonders Mercedes von den aktuellen Gerüchten profitieren. Mercedes übertrifft sich täglich mit guter Presse, zum einen wegen der Brawn-Übernahme, zum anderen wegen den Bestrebungen, Schumacher zu verpflichten.
• Hat Schumi überhaupt noch Lust? Fakt ist: Schumacher war bei seinen Vorbereitungen zum Comeback im Sommer wie in alten Tagen in seinem Element. Aber Schumacher betonte damals auch: Er würde das tun, weil Ferrari ihn brauche. Es sei keine gesamte Saison mehr und wäre das Ganze sei ein Notfall. All das trifft für 2010 nicht mehr zu: Schumacher müsste sich für eine gesamte Saison wieder motivieren, den Druck hätte er auch, denn Mercedes dürfte auch 2010 wieder ein Topteam sein. Schumacher könnte schnell zur Enttäuschung werden, wenn die erwarteten Resultate ausbleiben. Und Schumacher müsste sich mit 41 Jahren noch in ein komplett neues Team einleben! Ob er das machen wird? Vor allem wäre das ein Comeback, dessen Ende vorherzusehen ist: Mehr als 2, maximal 3 Jahre dürfte Schumacher nicht mehr fahren.
• Auffallend ist: Schumacher fährt in letzter Zeit häufig bei Kartrennen mit, dagegen fährt er kein Motorrad mehr. Aber das muss nicht unbedingt ein Indiz dafür sein, dass er sich noch einmal in der Formel-1 versuchen will: Die meisten der Kartrennen, die er zuletzt bestritt, fuhr er auch in den letzten Jahren bereits. Die Leistungen im Kart haben jedenfalls gezeigt: Schumacher könnte durchaus noch mit der Weltspitze mithalten. Vor allem, weil es vor der Saison 2010 noch genügend Testmöglichkeiten geben würde.