Nach nur einem Jahr bei Toro Rosso wurde Daniil Kvyat zu Red Bull befördert. Eine schwere Last für den 20-Jährigen – außer er schaut sich die Lockerheit von Teamkollege Daniel Ricciardo ab. Für die Verpflichtung von Kvyat musste Red Bull viel Kritik einstecken, aber andererseits hat er einen Rekord von Vorgänger Sebastian Vettel schon gebrochen.
Keiner war bisher jünger als er beim ersten F1-Punktgewinn. Gleich beim GP-Debüt in Australien 2014 pilotierte er seinen Toro Rosso Renault auf Rang neun. Und schon hatte er die ersten zwei Zähler auf dem Konto. Im weiteren Verlauf der Saison kamen aber nur sechs weitere dazu. Teamkollege Jean-Eric Vergne brachte es auf 22 WM-Punkte – und trotzdem wurde Kvyat und nicht der erfahrenere Vergne als Vettel-Nachfolger befördert. Warum?
Steckt – man kennt das Red-Bull-Talent in diesem Bereich ja – reine Marketing dahinter? Russland ist ein wichtiger und zukunftsträchtiger Markt für den Energy-Drink-Hersteller. Und Kvyat ist Russe. Der erst zweite F1-Russe, was schon erstaunlich ist, bedenkt man die Rennsporttradition dort: 1908 nahm am Frankreich-GP mit Sergey Dimitriewich der erste Russe teil, in den 60er und 70er Jahre gab es sogar eine sowjetische F1-Meisterschaft nach dem gleichen Reglement wie die F1-WM.
Kvyat erster russischer GP-Sieger?
Russlands Präsident Vladimir Putin will sein Land nun im Sport groß machen. Deswegen ja auch Olympia und der erste Russland-GP 2014 in Sotschi. Aber man hat das Gefühl, Russland setzt in Kvyat keine so großen Hoffnungen wie in Vitaly Petrov, der 2010 bei Renault sein F1-Debüt gab und den Putin stark unterstützte. Es kam sogar zu einer Demofahrt von Putin selbst im F1-Renault von Petrov!
Kvyat gilt aber als weitaus größeres Talent. Und das bewies er vor allem in seinem Jahr des Durchbruchs 2013. Damals gewann er den GP3-Titel und trumpfte auch in der F3-Europameisterschaft auf. Es war auch das Jahr, in dem er das Duell mit Carlos Sainz jr. drehte, der 2015 mit Toro Rosso sein F1-Debüt geben wird. Bis dato hatte der Spanier meist die Oberhand über Kvyat, aber 2013 entzauberte ihn Kvyat teamintern bei Arden in der GP3.
Keine Alternative zu Kvyat
Es spielten also sicherlich auch Leistungskriterien eine Rolle, wieso Red Bull auf Daniil Kvyat setzt. Welche Alternativen hätte man auch gehabt? „Wenn man ein Talent wie Sebastian Vettel will, dann wäre da nur noch Fernando Alonso, aber der war schon sehr stark mit McLaren am Verhandeln“, erklärte Red-Bull-Talentscout und Ex-F1-Fahrer Dr. Helmut Marko seine Entscheidung pro Kvyat kurz danach bei „ServusTV“.
Natürlich wäre da Vergne gewesen, der bei Toro Rosso gegen Daniel Ricciardo und gegen Daniil Kvyat durchaus glänzen konnte. Aber seine Darbietungen zeugten halt nicht davon, dass der Franzose aus jenem Holz geschnitzt ist, aus dem die Champions gemacht werden. Vielleicht ein künftiger GP-Sieger, aber ein richtiger Weltmeister? Dafür war Kvyat zu schnell auf Vergnes Niveau. Seine Niederlage hat auch etwas mit Pech zu tun: Keiner musste so oft den Antriebsstrang wechseln wie Kvyat – und das wird bekanntlich mit Rückversetzungen in der Startaufstellung belangt. Keiner fiel auch so oft aus wie Kvyat. Am spektakulärsten sicherlich in Hockenheim, als sein Toro Rosso Renault lichterloh brannte.
Es gab dann eben auch noch die positiven Momente, wie Startplatz fünf ausgerechnet beim Heimspiel in Russland. Leider konnte er dann aus der guten Ausgangssituation kein starkes Resultat machen – dafür war sein Auto im Rennen einfach zu schlecht. Toro Rosso baute vor allem im Rennen ab, im Quali war man durchaus für Überraschungen gut. Red Bull hofft, dass das 2015 auch auf Kvyat zutrifft!
Die zehn jüngsten F1-Punktesammler
1. Daniil Kvyat (RUS) Australien 2014 (Toro Rosso Renault) 19 Jahre, 324 Tage
2. Sebastian Vettel (GER) USA 2007 (BMW Sauber) 19 Jahre, 349 Tage
3. Jaime Alguersuari (ESP) Malaysia 2010 (Toro Rosso Ferrari) 20 Jahre, 12 Tage
4. Jenson Button (GBR) Brasilien 2000 (BMW Williams) 20 Jahre, 67 Tage
5. Ricardo Rodriguez (MEX) Belgien 1962 (Ferrari) 20 Jahre, 123 Tage
6. Sébastien Buemi (SUI) Australien 2009 (Toro Rosso Ferrari) 20 Jahre, 149 Tage
7. Nico Rosberg (GER) Bahrain 2006 (Williams Cosworth) 20 Jahre, 258 Tage
8. Chris Amon (NZL) Niederlande 1964 (Lotus BRM) 20 Jahre, 309 Tage
9. Felipe Massa (BRA) Malaysia 2002 (Sauber Petronas) 20 Jahre, 326 Tage
10. Sergio Pérez (MEX) Spanien 2011 (Sauber Ferrari) 21 Jahre, 116 Tage