Der Sohn einer lebenden Rallye-Legende gibt 2015 sein F1-Debüt: Carlos Sainz Junior. Sein F1-Abenteuer startet er optimistisch und selbstbewusst: Er wollte die gleiche Startnummer wie Sebastian Vettel – und das Junior soll hinter seinem Namen gestrichen werden. Von wegen „El Matadörchen“, Sainz will groß hinaus.
Sebastian Vettel wird 2015 mit der Startnummer fünf an den Start gehen. Dieselbe Nummer wollte auch Carlos Sainz jr. Er muss jetzt mit der #55 leben, die zuletzt 1978 beim Kanada-GP durch Jean-Pierre Jarier zum Einsatz kam. Der Franzose schied damals mit einem Ölleck am Lotus Ford aus. Kein gutes Omen für Sainz.
Dass Carlos Sainz die gleiche Nummer wie Vettel wählen wollte, ist vielleicht kein Zufall, sondern eine Ansage. Genau wie die Tatsache, dass der 20-Jährige jetzt, wo er in der Formel-1 angekommen ist, nicht mehr Junior genannt werden will. Carlos Sainz statt Carlos Sainz jr. ist die neue Devise. Sein Vater Carlos Sainz wird damit wohl zu Carlos Sainz Senior – aber mit 52 Jahren gehört der noch längst nicht zum alten Eisen.
Sainz Senior in Dakar ausgeschieden
Der Spanier ist eine lebende Rallye-Legende. Mit Toyota wurde er 1990 und ‘92 Rallye-Weltmeister. Seine 26 Siege bei WM-Läufen waren, bis 2006 Rekordfahrer Sébastien Loeb alle Statistikbücher neu schrieb, der Rekord. 2010 gewann Sainz im Volkswagen-Werksteam die wohl berühmteste aller Rallyes: Die Rallye Dakar, die inzwischen bereits nach Südafrika umgezogen war – aus Angst vor dem Terror wandte man sich von Afrika ab. Aber die Rallye hat an Härte nichts eingebüßt. Das musste er in diesem Jahr auch am eigenen Leib spüren, denn nach der fünften Etappe endete die Rallye für Sainz nach mehreren Überschlägen.
Sainz war wie Dakar-Rekordsieger Stéphane Peterhansel Teil des neuen Peugeot-Werksteams. Die Buggys waren in Red-Bull-Farben lackiert. Und Carlos Sainz Junior, pardon der neue Carlos Sainz natürlich, ist Red-Bull-Junior und wird als solcher Stammfahrer bei Toro Rosso. Seit 2010 ist er im Juniorenkader, als er für EuroInternational die erste Saison im Formel-Sport bestritt, damals in der europäischen Formel-BMW.
Schon damals war er Teamkollege von Daniil Kvyat, auf den er im Laufe seiner Karriere immer wieder stieß – und der jetzt für Sainz bei Toro Rosso Platz macht. Allerdings steigt der Russe ins Red-Bull-A-Team auf! In den ersten Jahren war Sainz immer der Schnellere der beiden. 2011 zum Beispiel wurde Sainz vor Kvyat Meister der nordeuropäischen Formel-Renault. Beide wurden damals vom Koiranen-Team aus Finnland betreut. Im Eurocup musste sich Sainz nur Überflieger Robin Frijns geschlagen geben.
Ewiges Duell mit Kvyat
Der große Einschnitt kam dann 2013. Beide fuhren zusammen im Arden-Team von Gary Horner, dem Vater von Red-Bull-F1-Teamchef Christian Horner. Kvyat wurde Meister und löste damit auf direktem Weg seine F1-Eintrittskarte bei Toro Rosso. Sainz musste sich mit Rang zehn im Gesamtklassement zufrieden geben. Eine solche Niederlage ist gefährlich: Schnell läuft man Gefahr aus dem Juniorenkader zu purzeln. Talentscout Dr. Helmut Marko ist da knallhart.
Aber Sainz bekam eine zweite Chance: In der Renault-World-Series musste er 2014 aber den Titel holen. Dafür bekam er sogar einen Platz im Top-Team DAMS. Das und die ersten neun Gastrennen 2013 für Zeta sollten Sainz das nötige Handwerk zum Titelgewinn geben. Mit sieben Siegen erfüllte er auch die Pflichtaufgabe, andererseits brillierten auch die anderen Red-Bull-Junioren, Pierre Gasly (er war unerfahrener) und Alex Lynn (GP3-Meister). Plötzlich stand das F1-Debüt von Sainz doch wieder auf wackligen Beinen – kommt aber letztlich doch zustande. Vielleicht half dabei auch ein bisschen der spanische Toro-Rosso-Sponsor Cepsa.
Carlos Sainz, also der ältere, fuhr übrigens schon Mal F1-Testfahrten, 2006 für Red Bull und für Renault. Damals war Fernando Alonso Weltmeister im Renault und Sainz wollte das Arbeitsgerät seines spanischen Landsmannes einmal ausprobieren. Jetzt hofft Sainz der Jüngere eines Tages in die Fußstapfen von Alonso treten zu können. Mit Wunderknabe Max Verstappen als Teamkollege wartet jetzt aber eine enorme Herausforderung, die Sainz 2015 bewältigen muss. Die nächste Pflichtaufgabe wartet also.